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Bild des Benutzers anton
Verbunden: 15. Januar 2012 - 12:42
Unschärfe auf einem Auge bei erhöhter Kurzsichtigkeit

Mit 69 Jahren bin ich seit meiner Kinderheit kurzsichtig. Meine Werte liegen jetzt bei - 9,75 li. und -10,5 re Dioptrin.. Seit ca. 5 Jahren erreiche ich rechts nur noch eine Sehschärfe von 65 %. Der Augenarzt führt nach der Augenhintergrunduntersuchung diese nicht korrigierbare Unschärfe auf die durch die Kurzsichtigkeit verursachte Netzhautanspannung (Rastervergrößerung) zurück. Alles andere ist in Ordnung. Mir ist klar, dass es bei höherer Kurzsichtigkeit zu Veränderungen der Netzhautdichte kommt.

Da die Sehrschärfe auf dem rechten Auge sich ganz langsam weiter verschlechtert, bin ich verunsichert.

Bild des Benutzers Nitram
Verbunden: 27. Februar 2011 - 12:52

Hallo Anton,

bitte beschreibe doch mal, wie ein kleines helles punktförmiges Licht

- bei dunkler Umgebung

- in der Ferne mit Brille betrachtet

für dein rechtes Auge aussieht. (linkes Auge mit der Hand abdecken, nicht zukneifen.)

Als Testobjekt kann man dafür z.B. eine weit entfernte Glühbirne oder einen Stern benutzen. Erscheint die kleine Lichtquelle

- deutlich unrund, also oval oder eine komplizierte Form?

- verwaschen?

- ausgefranst?

- mit Lichtkranz?

- mit "Strahlen" in verschiedene Richtungen von der Lichtquelle ausgehend?

Wie ist es links zum Vergleich?

Hat Deine Brille auch zylindrische Werte (cyl, achse)?

Bild des Benutzers anton
Verbunden: 15. Januar 2012 - 12:42

Guten Tag Nitram,

danke für die Mühe. Meine Brille hat zylindrische Werte.

Beim Test mit dem rechten Auge sehe ich 3-4 breite Strahlen in verschiedene Richtungen, Abgesehen von einer gewissen Unschärfe. Mit dem linken kann ich die Lichtquelle normal scharf ohne Strahlen sehen.

Seit einigen Jahren sehe ich sporadisch nachts bzw. morgens bei leichtem drücken oder reiben auf die geschlossenen Augenlieder  jeweils rechts und links einen hellen Lichtkranz bzw. Ring.

Vielleicht kannst Du damit etwas anfangen?

Bild des Benutzers Nitram
Verbunden: 27. Februar 2011 - 12:52

Hallo Anton,

zumindest die "breiten Strahlen" sind mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht durch Probleme der Netzhaut sondern refraktiv bedingt, also durch die Lichtbrechung von Hornhaut, Linse oder Kammerwasser. Zum Punkt "gewisse Unschärfe" kommen wir im Anschluss dann auch noch.

Mache als nächstes doch bitte folgenden Test zur weiteren Eingrenzung:

Bei dem Test oben (Betrachtung eines hellen Lichtpunkts im Dunkeln mit der Brille),

halte Dir wieder das linke Auge mit der linken Handfläche zu und benutze den rechten Zeigefinger, dicht vor das rechte Brillenglas gehalten (berühren möglichst vermeiden), um Dir einen Teil deiner Pupille von der besagten Lichtquelle abzuschatten.

Fahre also langsam mit mit dem Zeigefinger von der Nase her in das Sichtfeld des rechten Auges und prüfe, welche der "breiten Strahlen" sich dadurch am meisten abschwächt und welche das nicht tun.

Mache das dann bitte auch genau so von der anderen Seite (also von der Schläfe her), von oben, von unten und von den vier diagonalen Richtungen (von rechts-unten, von rechts-oben, von links-unten, von links-oben).

Das Ergebnis könnte z.B so lauten:

"Wenn ich den Finger von der Nase her in das Blickfeld des rechten Auges schiebe, verschwindet zunächst der breite Strahl, der nach links oben (ca. bei "10 Uhr") zeigt.

Wenn ich den Finger von der Schläfe her in das Blickfeld des rechten Auges schiebe, verschwindet zunächst der breite Strahl, der nach unten (ca. bei "6 Uhr") zeigt.

Wenn ich den Finger von unten in das Blickfeld des rechten Auges schiebe, verschwindet zunächst der breite Strahl, der nach rechts unten (ca. bei "4 Uhr") zeigt.

Wenn ich den Finger von oben in das Blickfeld des rechten Auges schiebe, verschwindet zunächst die Mitte des gesamten unscharfen Leuchtflecks. Wenn ich den Finger noch weiter ins Blickfeld bewege, bleibt fast nur noch der Strahl bei "2 Uhr" übrig."

...  und so weiter ...

Mit dieser Aussage werden wir bei der Eingrenzung der Ursachen für den Visus-Verlust schon ein gutes Stück voran kommen. Mehr dazu dann später.

Viele Grüße,

Nitram

Bild des Benutzers anton
Verbunden: 15. Januar 2012 - 12:42

Hallo Nitram,

es ist ein interessanter Test, den Du mit mir machst. Zunächst muss ich sagen, es sind drei breitere Strahlen, die ich mit dem rechten Auge wahrnehme. "10 Uhr, 2 Uhr, 6 Uhr". Der "10 Uhr"-Strahl ist mit Abstand am kräftigsten und längsten. Es ist so, wie Du es beschrieben hast. Meinem Empfinden nach, ist es immer der Strahl auf der entgegengesetzten Seite, der verschwindet.

Ich hoffe, Du kannst etwas damit anfangen.

PS. Ist der Lichtkranz bei geschlossenen Augen, der durch leichten Druck auf die Augenlieder, manchmal für Sekunden entsteht, bedeutungslos oder kann das eine andere Ursache haben?

Ich bin gespannt.

Beste Grüße

Bild des Benutzers Nitram
Verbunden: 27. Februar 2011 - 12:52

Hallo Anton,

der beschriebene "Lichtkranz" ist kann sicher ein Hinweis darauf sein, dass deine Netzhaut gestresst ist.  

Aber solche Phänomene sind auch nicht ganz so selten und in der Regel bleibt das ohne direkte Folgen.

Bei Kurzsichtigkeiten von 10 und mehr Dioptrien ist allerdings prinzipiell das Risiko einer Netzhautablösung etwas größer ist als im Bevölkerungsdurchschnitt.

Wenn der Augenarzt das unter Beobachtung hält, wird das aber sicher in Ordnung sein. Das ist schließlich sein Fachgebiet. Zur Sicherheit würde ich aber auch noch den Blutzuckerspiegel regelmäßig mal überprüfen zu lassen!

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Betreffend des reduzierten Visus auf dem rechten Auge:

Die einzelnen Teilbereiche deines Hornhaut-Augenlinsensystems im Pupillenbereich bilden parallele Strahlen (von einer sehr fernen Lichtquelle) nicht auf einen gemeinsamen Punkt auf der Netzhaut ab, wie das wünschenswert wäre.

Die von Dir genannten 3 "breiten Strahlen" werden verursacht durch eine Hyperopie (= Übersichtigkeit, umgangssprachlich "Weitsichtigkeit") in denjenigen Teilbereichen deiner Pupille, die sich für die "Strahlen" verantwortlich zeigen.

An genau diesen Stellen müsste das Brillenglas also weniger "minus" eingearbeitet haben. Es ist also dort eine Überkorrektion vorhanden. Das ergibt sich daraus, dass der abdeckende Finger und der verschwindende Strahl sich gegenüber liegen. (Bei einer Unterkorrektion der Kurzsichtigkeit wären der abdeckende Finger und der verschwindende Strahl auf der gleichen Seite statt auf der gegenüberliegenden.)

Wenn man also für dein rechtes Auge ein Glas mit etwas weniger Minus-Dioptrien einsetzt, dann werden die betreffenden 3 "breiten Strahlen" sicher besser auf einen Punkt auf der Netzhaut fokussiert werden.

Das wäre vorteilhaft. Deshalb ist das auch einen Test wert.(!)

Aber leider garantiert das noch nicht, dass die Sehschärfe dadurch höher wird.

Der Grund dafür ist, dass genau dann andere Teilsegmente im Bereich deiner Pupille wieder unterkorrigiert sein könnten, die jetzt mit -10,5 sehr gut korrigiert waren.

Das ist dann der Fall, wenn deine Hornhaut zusätzlich zum reinen zylindrischen Astigmatismus auch noch einen "Astigmatismus höherer Ordnung" aufweist. Mit einem "Keratograph" könnte man diesen sichtbar machen.

Gemäß den von Dir beschriebenen Strahlrichtungen ist das leider nicht unwahrscheinlich. Die Hornhaut ist im Bereich der Pupille vermutlich nicht präzise kugelförmig, sondern besitzt unter anderem auch noch einen kleinen Anteil aufweist, der ein bisschen die Form einer dreiseitigen Pyramide hat (Trefoil im Zernike-Polynom).

Vielleicht kannst Du ja mal bei eine Hornhaut-Topographie durchführen lassen. Das kostet nicht viel, aber dann weiß man es genau.

Übrigens kannst Du auch noch selbst weiter versuchen, über Selbstversuche noch mehr über dein Abbildungssystem "rechtes Auge" zu erfahren: Wiederhole doch mal den nächtlichen Abdecktest mit der fernen Lichtquelle und nimm zum Abdecken nicht deinen Zeigefinger sondern einen 2mm breiten Papierstreifen. Damit kannst Du auch mal genau die Mitte der Pupille verdunkeln und nur zwei Ränder des Pupillenbereichs für die Abbildung nutzen. Das liefert Dir sicher noch wertvolle Erkenntnisse, was sich in deinem Auge so abspielt.

(Nur so zur Info: Mit Kontaktlinsen können auch Hornhautverkrümmungen ausgeglichen werden, die sich nicht mit sphäro-zylindrischen Brillengläsern korrigieren lassen. Eine Kontaktlinse "bügelt" die Hornhautoberfläche durch Spaltfüllung mit dem Tränenfilm sozusagen "glatt".)

Viele Grüße,

Nitram

Bild des Benutzers anton
Verbunden: 15. Januar 2012 - 12:42

Hallo Nitram,

vielen Dank für Deine Mühe und für die für mich wertvollen Informationen. Ich werde weiter daran arbeiten.

Herzliche Grüße

anton

Bild des Benutzers anton
Verbunden: 15. Januar 2012 - 12:42

Hallo Nitram,

mir ist noch eine letzte Frage eingefallen. Mit welcher Wahrscheinlichkeit kann meine Visus-Schwäche tatsächlich mit den genannten Problemen an der Hornhaut im Zusammenhang stehen?

 

viele Grüße

 

Bild des Benutzers Nitram
Verbunden: 27. Februar 2011 - 12:52

Hallo Anton,

die Wahrscheinlichkeit, dass die Visus-Schwäche rechts primär oder vollständig durch den irregulären Astigmatismus verursacht ist, ist ziemlich hoch. (Die Hornhaut ist typischerweise der Verursacher eines solchen Astigmatismus, aber auch die Augenlinse kann diesen Abbildungsfehler verursachen. Letzteres ist aber weniger häufig.)

Mit folgenden Überlegungen kannst Du selbst abschätzen, wie ausgeprägt dieser Anteil an der Visus-Differenz rechts / links ist:

1.) Wenn ein erheblicher Teil der "Lichtmenge" (von der fernen Lichtquelle) in einem der "breiten Strahlen" erscheint, dann ist

- zum einen dieser Anteil für die Beleuchtung der richtigen Netzhautstelle verloren und

- zum zweiten streut dieses Licht auf die benachbarten Sehzellen, wodurch sich der Kontrast verschlechtert.

2.) Den durch den Astigmatismus verursachten "Verschmier-Effekt" kannst Du testweise dadurch reduzieren, in dem Du mit mit dem rechten Auge zusätzlich zur Brille durch eine kleine Lochblende (z.B. ein dunkles Stück Papier mit einem 2mm großen Loch darin) schaust. Mache das gleiche dann auch mit dem linken Auge. 

Duch diese Blende wird bewirkt:

- Es wird nur noch ein kleiner Bereich der Pupille für die Abbildung auf der Netzhaut genutzt. Dadurch können sich die anderen Pupillenbereiche, in denen die Brechwerte von dem des aktiv benutzen 2mm-Bereichs abweichen, nicht als Unschärfe in der Abbildung bemerkbar machen. Der irreguläre Astigmatimus kann sich folglich weniger ungünstig auf die Sehschärfe auswirken.

- Die Lichtmenge, mit der die Netzhaut beleuchtet wird, nimmt ab. Dieser Effekt ist für unseren Test zunächts mal unerwünscht, aber unvermeidlich. Da es uns aber um den relativen Vergleich beider Augen geht, stört das den Test nicht allzu sehr. Es muss aber natürlich gedanklich berücksichtigt werden.

Zur Beurteilung des Ergebnisses folgende Hinweise:

Zumindest dem linken Auge wird die Lochblende etwas Sehschärfe rauben.

Wenn die Lochblende dem rechten Auge mehr Sehschärfe "raubt" als dem linken, wenn dieses duch die Lochblende schaut, dann ist der Astigmatismus nicht der Hauptgrund für den Visus-Unterschied. In diesem Fall ist die Netzhaut der wahrscheinlichere Verursacher des Visus-Unterschieds.

Wenn die Lochblende dem linken Auge mehr Sehschärfe raubt als dem rechten, sich also die Sehschärfen beider Augen ähnlicher werden, dann ist der Astigmatismus (oder ein sonstiger Brechwertfehler des Hornaut-Linsen-Systems) die Ursache für die Visus-Differenz zwischen beiden Augen.

Viele Grüße - Nitram

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Mit 69 Jahren bin ich seit meiner Kinderheit kurzsichtig. Meine Werte liegen jetzt bei - 9,75 li. und -10,5 re Dioptrin.. Seit ca. 5 Jahren erreiche ich rechts nur noch eine Sehschärfe von 65 %. Der Augenarzt führt nach der Augenhintergrunduntersuchung diese nicht korrigierbare Unschärfe auf die durch die Kurzsichtigkeit verursachte Netzhautanspannung (Rastervergrößerung) zurück. Alles andere ist in Ordnung. Mir ist klar, dass es bei höherer Kurzsichtigkeit zu Veränderungen der Netzhautdichte kommt.

Da die Sehrschärfe auf dem rechten Auge sich ganz langsam weiter verschlechtert, bin ich verunsichert.

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Drei Ursachen fallen mir da auf Anhieb ein: eine beginnende Catract, eine Makulardegeneration und eine Glaskörpertrübung.  Ist alles per Spalt- bzw. Fundusuntersuchung erkennbar. Ein OCT wäre auch nicht schlecht. 

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant