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Bild des Benutzers sams
Verbunden: 26. September 2010 - 17:46
Schiel-OP mit 40

Hallo zusammen,

ich soll in Kürze beidseitig operiert werden und bin auf der Suche nach Informationen zu Schiel-OPs auf dieses Forum gestoßen. Toll, dass es Experten gibt, die sich hier so stark engagieren.

Nach dem Lesen einiger Beiträge bin ich verunsichert, ob die OP tatsächlich ratsam ist. Ich hatte mich endlich zu einer OP durchgerungen, weil sich der Schielwinkel in den letzten Jahren sukzessive vergrößert hat und ich auf dem schwächeren Auge inzwischen auch wesentlich schlechter sehe (60-80%). Ich bin bereits über 40 J. alt und zuletzt als Kleinkind zweimal operiert worden.
Mein Schielwinkel variiert offenbar (zumindest scheint mein Auge im Laufe der Untersuchung leicht zu "wandern"). Doppelbilder habe ich eigentlich nie. Ich kann das Bild des rechten Auges gut unterdrücken.

Die Voruntersuchung fand in einer namhaften Klinik in Berlin statt. Aufgrund anderer Beiträge in diesem Forum, in dem auf die Notwendigkeit einer Vorbereitung mit Prismengläsern hingewiesen wurde, habe ich eine Anfrage an den Arzt gestartet, der mich untersucht hatte. Ich hatte dort nur eine halbe Stunde lang eine Prismenbrille getragen. 

Dankenswerterweise habe ich auch eine Antwort auf meine e-mail erhalten: "Im Moment planen wir R/L die Muskeln obliquus superior zu schwächen, zusätzlich am rechten Auge den m.rectus medialis zu verstärken(Revision). Man operiert die Augenmuskeln immer minimalinversiv, es wird nur einen kleinen Bindhautschnitt jeweils geben.
Wann Sie anschließend wieder Autofahren können, kann nicht genau vorhergesehen werden, evtl könnten in den ersten Tagen Doppelbilder auftreten. Eine langfristige Prismenbehandlung kann man tun, ändert aber nichts in der Dosierung. Am Vorbereitungstag werden Sie den ganzen Vormittag Prismen tragen."

Dass die Augenmuskeln ausschließlich minimalinvasiv operiert werden hatte ich im Forum so bislang nicht verstanden, wenn es in dieser Klinik so gemacht wird, sehe ich das aber positiv. Verunsichert bin ich nachwievor hinsichtlich der Erfolgsaussichten und würde mich freuen, hierzu noch mal einen Expertenrat der Moderatoren zu bekommen.

Folgenden Befund habe ich erhalten, den ich leider nicht verstehe bzw. qualitativ nicht beurteilen kann:

Visus: sc R/L 1,0 ZR
Stellung: Exotropie rechts
Prismencovertest: Ferne -27^+VD 10^ Nähe -30^+VD 4^
Stereofunktionen: Exklusion rechts, nach Prismenausgleich anfänglich Doppelbilder, jedoch schon nach 10 min nicht mehr störend
Motilität: RA Adduktionseinschränkung R/L m.obl.sup.Überfunktion mit A-Symptom, Blick rechts -25^+VD 16^  Blick links: -27^-VD 7^
Objektive Refraktion: R +0,5 -0,25/105° L -0,75 -0,25/15°
Fundus R/L regelrecht
Beurteilung/Therapie: Augenmuskel OP beidseits; Stärkung des voroperierten m.rect.med und bds. OP des Strabismus deorsoadduktorius

Meine Fragen sind nun folgende:
Ist die Untersuchung/OP-Vorbereitung aus Ihrer Sicht ausreichend gewesen?
Wie schätzen Sie die Erfolgsaussichten ein?
Ist die OP beider Augen wie vorgeschlagen überhaupt ratsam? Ich kann ja auf dem linken Auge sehr gut sehen und befürchte, dass ich künftig Probleme bekommen könnte.

Interessieren würde es mich natürlich auch sehr, welche Operateure in berlin für meinen Fall empfehelenswert wären. Ich hatte mich auch nach dem Operateur erkundigt (ist ein PD), denke aber, dass es hier dazu eh keine Stellungnahme geben kann.

Schon mal herzlichen Dank.

Viele Grüße

Sams

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Guten Abend,

 

zuerst zu der Aussage ihres Operateurs bezüglich Prismen vor OP: Es macht sehr wohl Sinn einen Prismenaufbau durchzuführen. Weil nur damit der endgültige Schielwinkel bestimmt werden kann und sich damit sehr wohl an der Dosierung der OP etwas ändern kann.

Nun zu ihrem Befund: Das Sehvermögen ist beidseits ohne Brille 1,0 Zahlenreihe,

Das rechte Auge steht nach außen.

Der Prismenabdecktest in der Ferne: 27 cm/m nach außen stehend, 10 cm/m Höherstand rechtes Auge

In der Nähe: 30 cm/ m nach außen stehend, 4 cm/m Höherstand rechtes Auge

Stereosehen: nicht vorhanden

Augenbeweglichkeit: Rechtes Auge beim Blick nach links Einschränkungen, Überfunktion der beiden oben schrägen Augenmuskeln  , daraus resultiert ein A-Phänomen

Beim Blick nach rechts und links entsprechende Abweichungen.

Fehlsichtigkeitswerte. Rechts geringe Weitsichtigkeit, leichte Hornhautverkrümmung, Links Kurzsichtigkeit und Hornhautverkrümmung

Augenhintergrund in Ordnung.

geplante Schiel-OP.

Ich empfinde das nicht als ausreichend. Das assoziierte Höhenschielen wird da gar nicht in Angriff genommen.

Über Erfolgsaussichten könnte man nur spekulieren. Ich kenne die Statistik der KLinik nicht.Bei dem Befund muss an beiden Augen operiert werden.

 

A.M. 

   

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers sams
Verbunden: 26. September 2010 - 17:46

Hallo  AgnesMaria,

vielen Dank für Ihre Erläuterungen. Jetzt verstehe ich zumindest den Befund.

Dass ein Ausgleich des Höhenschielens gem. Befund in der OP gar nicht geplant ist, entsetzt mich schon ein wenig. Das hatte man mir gerade auch als Grund genannt, dass man beide Augen operieren müsste.

Ich werde mich diesbzgl. noch mal mit der Charité in Verbindung setzen. Das ist mir wirklich wichtig. Eine weitere OP möchte ich auf jeden Fall vermeiden. Außerdem werde ich mich noch mal danach erkundigen, ob am OP-Tag nach dem Tragen der Prismen eine neue Messung der Schielwinkel erfolgt, die dann die echte Basis für die OP darstellt.

Ich habe den letzten Satz der Antwort so interpretiert, dass die OP auf jeden Fall Sinn macht und zumindest eine deutliche kosmetische Verbesserung zu erwarten ist, auch wenn ein Stereosehen fraglich ist, richtig? 

Viele Grüße

Sams

 

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Guten Tag,

 

nein, man operiert nicht das Höhenschielen des rechten Auges mit, sondern nur das A-Phänomen.

Was bei nicht gut vorbereiteten OP's durch die "beste Othoptistin Deutschlands" passiert kann man bei Akkommodationsspasmus oder HWS-Syndrom von Mirii hier durchlesen. Ich empfehle Ihnen das dringend durchzuarbeiten.

Ja, die OP bessert den kosmetischen Gesamteindruck.

 

MfG

A.M. 

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers sams
Verbunden: 26. September 2010 - 17:46

Hallo,

erstmal herzlichen Dank an AgnesMaria für die Beantwortung meiner Fragen.

Ich habe in den vergangenen Tagen noch mal intensiv über die OP nachgedacht und mich jetzt entschlossen, mich doch nicht operieren zu lassen. Einerseits weil ich den Eindruck gewonnen habe, dass die OP nicht wirklich gut vorbereitet wurde und ich im Krankenhaus (trotz netter Betreuung) nicht ausführlich aufgeklärt worden bin, andererseits weil mir die verschiedenen Risiken (potenzielle Überkorrektur, Doppelbilder, mögliche Folge-OPs) in Summe den ästhetischen Fortschritt nicht rechtfertigen. Vermutlich wären angesichts der Schielstellung sowieso mehrere OPs notwendig gewesen.

Insofern hat mir das Forum auf jeden Fall weitergeholfen. Vielen Dank.

Gruß

Sams