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Bild des Benutzers beberlin
Verbunden: 9. Mai 2012 - 9:24
Prismenbrille mit 2 Prismen sinnvoll/hilfreich?

Hallo an alle,

toll Euch gefunden zu haben, wie so vielen stellt sich seit gestern auch mir bzw. meinem 8j. Sohn die Frage nach einer Prismenbrille.

Im Rahmen eines IQ-Tests stellte die Testerin fest dass mein Sohn auffällig schlecht sei im räumlichen Vorstellungsverm., Symboltest, usw. und riet uns bei einem geschulten Optiker das Binokularsehen prüfen zu lassen, da er in anderen Bereichen sehr gut ist. Bisher kommt er super in der Schule klar, liest gerne, Lesen lernen war problemlos, Rechtschreubung gut aber Geometrie, Spiegeltachsen finden und Würfel in 3D erkennen fällt ihm sehr schwer, teilw. Konzentrationsprobleme, Schriftbild so lala, schlecht im malen, ausmalen, auschneiden, feinmotorisch-desinterressiert bzw. verweigert dieses(bspw. Panini.Aufkleber kleben), verweigert schon immer Lego bauen nach Aufbauanleitung.

Die Optikerin hat bei ihm eine WFS mit 3 Prismen ausgemessen, sonstige Sehkraft 100%, würde in eine Brille aber nur zwei Prismen einarbeiten.

Bei all den Kontroversen stehen wir nun ratlos dar, macht das Sinn bei so leichter WFS? ist eine so leichte WFS nicht sogar ganz 'nomal'? Habe schon überlegt selber den Test zu machen um es besser einschätzen zu können. 

Hatte jemand ähnliche Werte und kann mir berichten ob es Sinn macht diese Werte mit einer Primenbrille zu korrigieren?

Herzliche Grüße von Johanna

Bild des Benutzers bernerfreundin
Verbunden: 9. Mai 2012 - 11:36

Hallo beberlin,

ich bin selber Optikerin, ich weiß also wovon ich rede. Ich habe selber nur ganz geringe Dioptrienwerte (+0,25 und +0,5) und dachte ich könnte ohne Brille super sehen . Ich habe ohne Brille einen Visus von 120% und mit Brille ohne Prismen von 160%. Ich hatte aber auch schon immer Probleme mit dem Binokularsehen, schnelle Ermüdung beim Lesen, häufige Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche. Da hat mein Kollege mich mal auf Prismen getestet. Dabei kamen 1,5 Prismen pro Auge Basis außen raus. Ich habe schon mit der Probierbrille gesehen, daß ich mit den Prismen alles in 3D sehe. Als meine Prismenbrille dann fertig war, hatte ich zwar am Anfang ein paar Tage Eingewöhungszeit, aber die Welt ist seitdem sowas von scharf und dreidimensional, das ist echt irre. Meine Prismenstärke musste nach einem halben Jahr noch mal auf 2,0 Prismen pro Auge angehoben werden. Seit ich die Prismenbrille trage sind die Kopfschmerzen und die Ermüdung beim Lesen fast komplett wegegangen.

LG bernerfreundin

Bild des Benutzers Schack
Verbunden: 23. September 2009 - 16:01

Wenn er Prismen Bais oben oder unten hat, würde ich sie empfehlen. Basis innen oder außen würde ich bei deinem Sohn weglassen, wenn er sonst keine Brille hat und keine Brille braucht.

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Liebe Johanna,

 

die Empfehlung von Schack ist leider nicht korrekt.

Probiert es ruhig mal mit einer Prismenbrille aus. Ich würde aber die Vollkorrektion einarbeiten lassen wenn diese subjektiv verträglich ist. Schon kleinste Fehler im binokularen "Gleichgewicht" können große Probleme verursachen. Die Konzentrationsprobleme und die Einschränkung in der Feinmotorik  weisen geradezu darauf hin. Auch eine Hyperopie wird vorhanden sein.  Die Höhe der Abweichung ist kein Indikator für die Kompensationsfähigkeit jedes einzelnen. Die ist nämlich verschieden. 80% aller Menschen haben eine Phorie und nicht jedem macht das Beschwerden, sonst würden ja alle mit einer Prismenbrille versorgt werden müssen, was natürlich nicht der Fall ist.  Auf jeden Fall soll aber noch die Akkommodationsbreite und das Kontrastsehen mit geprüft werden. Es gehört zur Sicherheit  ein Check beim Augenarzt mit dazu, auch wenn dieser konträr zu Prismenversorgungen stehen sollte.

Ihr werdet schnell bemerken ob die Brille hilft. Schlimmstenfalls hab ihr eben die Kosten für die Sehhilfe in den Sand gesetzt falls das latente Schielen nicht Ursache der Beschwerden sein sollte. So aus der Ferne denke ich aber, und das ist meine persönliche Meinung,  ihr werdet überrascht sein was sich da alles tun wird.

 

LG

A.M.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers augenblick
Verbunden: 14. März 2012 - 20:28

Hallo Johanna,

schau doch mal ob du einen Optometristen "Optiker" findest der sich nicht nur mit Winkelfehlsichtigkeit auskennt, sonern auch Funktionaloptometrist ist. So wie du die Problemmatik Deines Sohns beschreibst denke ich wird eine Prismenbrille alleine nicht alles lösen. Wichtig ist das auch noch Messungen gemacht werden wie Agnes Maria geschrieben hat. Akkomodationsbreiten, Akkomodationserfolg Felxibilität usw. Für euch währe evtl. ein Visualtraining interesant.

 

Gruß Anne Petra

Anne Petra

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Erst einmal an die Brillenversorgung denken. Wenn nach längerem Tragen der Sehhilfe noch visuelle Defizite vorhanden sind, dann kann man zusätzlich ein Visualtraining machen. Immer Step by Step.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Super!

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Lieber Herr Mosch,

man tut was man kann.  Wichtig ist, das Johanna Informationen bekommt, die ihr weiterhelfen bei der Entscheidung für ihren Sohn. Bei der Problematik wird seine herausragende Intelligenz, die ihm bisher half die Hürden seiner visuellen Defizite zu umschiffen, ihn nicht weiterbringen. Soweit muss es nicht kommen.

LG

A.M.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers beberlin
Verbunden: 9. Mai 2012 - 9:24

Vielen Dank Euch allen für Eure Antworten! Ich denke wir werden ihn wirklich noch mal ausführlicher untersuchen lassen. Kennt jemand Funktionaloptometristen im PLZ-Raum 4... Münster , Osnabrück? Evtl kommt auch Großraum Düsseldorf in Frage. Ausgemessen wurde nur eine seitliche Verschiebung, keine Höhenverschiebung. Beim Arzt frage ich nach bestimmten Tests oder einfach nach einem allgemeinen Test?

Viele Grüße und Danke,   

Johanna

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Ja, je höher die Intelligenz ist, desto eher reagiert der visuelle Cortex mit Unverständnis auf Defizite im Sehen. Ob er sich mit dem Beüben einer schon im Vorfeld belastenden Situation abgibt, wage ich nicht zu beurteilen. Es mag hier auf die Fähigkeiten des Trainers ankommen.

Mein Weg wäre erstmal ein Bogen um jedes Übungsangebot und ein Zugehen auf einen erfahrenen MKH-ler. Denn die Brille muss exakt vermessen und genauso eingearbeitet werden. Dies hat aber die Kollegin nicht empfohlen, deshalb zweifle ich auch das Ergebnis der Messung an, und ihre Kompetenz. in Sachen MKH.

Es dürften übrigens auch Höhenwerte vorliegen, die evtl. jedoch schwierig aufzufinden sein werden. Manchmal klappt es erst in einer 2. oder 3. Korrektion. Schade, wenn erst garnicht losgelegt wird! Denn in jedem Fall wird eine korrekte Korrektion auch Vorteile mit sich bringen.

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers augenblick
Verbunden: 14. März 2012 - 20:28

Hallo Johanna,

schau doch mal auf die Seite www.wvao.org/pages/open_news/anerkannte.../funktionaloptometrie/  dort findest du auch in Deinem PLZ Gebiet qualifizierte Optometristen. Zu was für einem Arzt möchtest du noch gehen? Ich hoffe du hast deinen Sohn bevor du beim Optiker warst von einem Augenarzt untersuchen lassen.

Die Messungen sollte ein Optometrist machen, die wichtigsten währen meiner Meinung nach auser der MKH (die ja schon gemacht wurde) eine OEP und Funktionalteste evt. auch Entwicklungsteste und Van Orten Stern, Cheiroskopie, Winterhafen Copy Forms etc.

Hierzu würde ich aber auch gerne noch Agnes Maria und Herrn Mosch fragen welche Messungen sie für wichtig finden und wer sie durchführen kann.

 

LG

 

Anne Petra 

Anne Petra

Bild des Benutzers augenblick
Verbunden: 14. März 2012 - 20:28

Sorry Johanna,

der Link funktioniert nicht heir der richtige

 

http://www.wvao.org/index.jsp?path=/pages/open_news/anerkannte_fachberater/funktionaloptometrie/

Anne Petra

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

@ Johanna,

zuerst sollte eine _korrekte_ Brille getragen werden. Der Ausgleich der Ametropie und des binokularen Seitenfehlers ist die Voraussetzung das VT und Wahrnehmungsschulung erst richtig funktionieren kann. Alles andere wäre Unsinn.

@ augenblick

Man sollte an den Akkommodations-Vergenz-Regelkreis denken (Konvergenz, Akkommodationsbreite, ACA-Qoutient, Akkommodationsflexibilität). Schauen ob die Motilität intakt ist.  Farb- und Kontrastsehen anschauen. Binokularteste machen. Augen-Hand-Koordination prüfen. Und hier auf jeden Fall Teste zur visuellen Wahrnehmung und Verarbeitung nicht vergessen.

Fürs erstere können Augenärzte aufgesucht werden. Nur nicht alle prüfen auch alles. Ein gut geschulter Funktionaloptometrist der sich auch mit MKH auskennt könnte auch aufgesucht werden. Für letzteres wären Psychologen,  Ergotherapeuten und Heilpädagogen die Anlaufstelle. Die visuelle Wahrnehmung und Verarbeitung wird häufig mit dem HAWIK, FEW-2 und der DTVP-2 bestimmt. Es gibt auch auch noch speziellere Teste dazu. Hier bezahlt die Kasse die Untersuchung und Therapie. Unter bestimmten Voraussetzungen übernimmt auch das Jugendamt die Kosten. Beim Funktionaloptometristen muss man alles selber zahlen.

Für die Untersuchung zur  Augen-Hand-Koordination nicht den Van Orten Stern nehmen.  Der Test ist nicht sehr aussagekräftig, da es immer eine Führungshand gibt. Wer Rechtshänder ist, malt rechts besser, wer Linkshänder ist, ist links besser. Dann lieber das Cheiroskop nehmen.

Übrigens, und das nur ganz am Rande, Skeffington ist eigentlich nicht der Erfinder des Visualtrainings. Das kommt  aus Deutschland. Ich sage da nur Sachsenweger. Skeffington hat es nur modifiziert und komplettiert.  ;-)

 

A.M.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers GB
GB
Verbunden: 17. Mai 2011 - 15:20

@AgnesMaria

Die grossen Verdienste von Prof. Rudolf Sachsenweger um das Verständnis des stereoskopischen Sehens in allen Ehren [1], aber ihm und ausgerechnet Deutschland [2] die „Erfindung“ des Visualtrainings anzuhängen, scheint mir dann doch ein bisschen zu viel des Guten.

Da dieser Thread „beberlin“ gehört, möchte ich mich jetzt an dieser Stelle aber nicht weiter auf die Geschichte des VT einlassen und habe deshalb im Bereich „Sonstige Fachthemen“ einen neuen Forumsbeitrag eröffnet (http://optometrieonline.de/node/5779).

GB

 

[1] Sachsenweger R (1959), Die Anomalien des stereoskopischen Sehens bei Schielenden und ihre Behandlung, VEB Thieme

[2] Fast das gesamte Wissen der therapeutischen Orthoptik kommt ursprünglich aus dem französischen bzw. vor allem aus dem angelsächsischen Raum. Das zeigt sehr schön das Vorwort von Prof. W. Hallermann in der deutschen Übersetzung des englischen (!) Standardwerks von Lyle und Jackson: Lyle TK, Jackson S (1957), Praktische Orthoptik in der Behandlung des Schielens und anderer Anomalien des Binokularsehens, Verlag Urban & Schwarzenberg

Bild des Benutzers Schack
Verbunden: 23. September 2009 - 16:01

"Die Optikerin hat bei ihm eine WFS mit 3 Prismen ausgemessen, sonstige Sehkraft 100%, würde in eine Brille aber nur zwei Prismen einarbeiten."

 

Was mich interessieren würde? Hat er denn 3D sehen? Also was für welches?  und wird durch die 3pdt irgendwas besser`? Treten die Probleme vorwiegend in der Nähe auf oder wo? 

Achja und die Logik muss man erstmal verstehen, bei lächerlichen 3 pdpt nur 2 einbauen. Wenn man so kleine Werte ernst nimmt dann den falschen Wert???

 

Die Optiker messen da immer was, die Frage ist ob das die Ursache für die Probleme sind....

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

@ GB

Die Orthoptik hat ihren Ursprung in Großbritanien. Das war 1930 und kam von Maddox.

Ein Buch von 1957 zu zitieren ist nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Was ist mit Aust, Bangerter, Doden, Flick, Lang, Noorden usw.usf.?  Sachsenweger hat sich nicht nur auf das Stereosehen fixiert. Siehe hier das Sehübungsbuch für Kinder.

Die ganze Sache mit den Nachbildern, monokularer Diplopie für die Amblyopiebehandlung, Jageübungen usw. ist wegen der schlechten Ergebnisse nicht mehr benutzt worden. Dafür gibt es heute viele Sachen die sogar von Ergotherapeuten mitbenutzt werden.

z.B., Akkommodationstraining, Konvergenztraining, Lesepultübungen, Cheiroskop, Fusionsübungen, Entspannungsübungen, Remy-Seperator, Augen-Hand-Koordinationstraining, Augen-Hand-Gehör-Koordinationstraining, Stereosummer, Fusionsübungen im freien Raum mit pseudostereskopischen Karten, mit Prismen etc ....

Vielleicht sollte man sich mal an die UAK Leipzig wenden dessen Ordinarius Sachsenweger war und im Archiv stöbern oder einfach die Orthoptistinnen älteren Semesters befragen. Da werden etliche Übungen, nicht nur aus der motorischen Orthoptik, zu Tage kommen die heute beim Visualtraining mitbenutzt werden.  Ich habe Collier selber erlebt und musste ständig innerlich lächeln. Da war kaum etwas dabei was ich nicht schon kannte. 

LG

A.M.

 

 

  

 

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant