Moin,
zuerst, vielen Dank für solch ein Forum, wo auch für Laien fachlich verständlich kommuniziert wird. Auch das die Beiträge ohne Anmeldung gelesen werden können. Ich habe mich hier die letzten 6 Wochen mit sämtlichen Themen befasst und belesen, die mir helfen könnten mein Problem zu erfassen. Da es nach nun fast 10 Wochen keine Besserung bringt, habe ich mich hier angemeldet und hoffe auf Tipps von den Experten.
Kurze Einführung:
Ich brauche eine neue Brille, da meine "alte" aus 2021 durch von mir unsachgemäße Reinigung (habe solche Brillenputztücher genutzt, die einzeln verpackt sind und dabei vergleichsweise "trocken" sind. Dadurch sehen die Gläser jetzt aus wie mit Schmirgelpapier behandelt) total zerkratzt ist. Es handeln sich im folgenden immer um Einstärkengläser.
Diese Brille aus 2021 hatte folgende Werte:
R: +3,50 (Spähre) - 2,25 (Zylinder) 170 (Achse)
L: +3.50 -2,25 180
Material : CH
Ich bin zu einem hier im Ort ansässiger Optiker-Kette gegangen, zwecks Anfertigung einer neuen Brille. Die Brille enthielt quasi alles, was man "kaufen" konnte. Es waren Premium-Gläser von Zeiss und diese waren doppelt geschliffen (Innenseite und Außenseite). Auf dem Brillenpass steht hier Material DD. Kurzum, laut dem Optiker das Beste was man auf dem Markt bekommen kann. Da ich der Meinung bin, ich trage die Brille täglich und ich möchte ein gutes Sehergebnis haben, bin ich auch bereit das Beste zu bezahlen.
Werte der Brille aus September 2024:
R: +4,00 - 3,00 170 Visus: 1,00
L: + 3,75 - 3,00 001 Visus: 1,00
Material: DD
Diese Brille hat leider überhaupt nicht funktioniert, ich hatte starke Sehbeschwerden, Kopfschmerzen und Schwindelgefühle. Speziell beim schnellen Hin- und Herblicken fühlte ich mich wie der Fisch im runden Glasaquarium. Bei ruhiger Augenlage (Buch lesen) fühlte sich das alles sehr gut an. Beim Gespräch machte man hierfür den speziellen Schliff verantwortlich, der ist wohl nicht für alle verträglich. Trotzdem haben wir uns geeinigt, die Eingewöhnung zu verlängern, da die Werte sich zur letzten Brille stark verändert hatten. Nach 2 Wochen gab es absolut keine Besserung, wonach ich diese Brille reklamiert habe.
Als Lösung wurde eine neue Brille angefertigt. Da ich die Brille zwingend brauche, wurden empfohlen die mittlere Qualität zu nutzen (dann nur einseitig geschliffen, dafür dicker und "nicht so genau im Zentrum") und um sicher zu gehen, wurden die Werte der alten Brille aus 2021 gewählt. Dies sollte alle potentiellen, problemverursachten Faktoren lösen.
Werte der Brille aus Oktober 2024:
R: +3,50 - 2,50 170
L: +3.50 -2,25 180
Material: CD
Ich merkte den Zylinder auf dem rechten Glas an, mir wurde aber erklärt das dies keinen Unterschied mache, da die Brille etwas anders geformt ist und das Glas anders geschliffen sei, daher sei das ok. Nun gut.
Diese Brille trage ich aktuell. Die Beschwerden haben sich gelindert, aber gut sehen tue ich damit noch immer nicht. Speziell auf dem linken Auge, habe ich Probleme mit leichter verschwommener Sicht und leichten Doppelbildern. Zudem habe ich das Gefühl, das die Augen hin und wieder "verrückt" werden zu justieren. Dann seh ich mir zum Beispiel ein Buch an und die Sicht verändert sich von ok (lesbar), auf verschwommen (unlesbar), wieder zu lesbar. Dann muss ich kurz in die Ferne sehen, habe wieder dieses Gefühl und schaue zurück ins Buch, dann klappt es wieder für ein paar Minuten.
Tatsächlich habe ich jetzt wieder komplett auf die zerkratzte Brille aus 2021 gewechselt. Das macht es nochmals etwas besser.
Grundsätzlich möchte ich anmerken, dass ich mit den sehr starken Werten der Brille aus September 2024 ziemlich gut sehen konnte. Wie erwähnt speziell beim ruhigen Sehen, aber im Alltag nicht nutzbar.
Ich habe noch eine Augenarztuntersuchung aus Januar 2022 gefunden. Hier wurden sämtliche Augentest durchgeführt, welche ohne nennenswerten Befund war. Man attestierte mir ein leicht rollendes Auge links. Zudem gab es diese Augentropfen um die Augenwerte bestmöglich ermitteln zu können. Insgesamt hat sich der Augenarzt sehr viel Zeit genommen, um folgende Werte zu ermitteln:
R: + 4,00 - 2,50 168
L: + 3,75 - 2,50 0
Ich bin jetzt absolut ratlos und auch echt verzweifelt. Heute war ich wieder beim Optiker und wir haben jetzt eine "Testbrille" bestellt, welche das einfachste Material hat und die Werte der Brille aus September 2024 enthält. Die soll ich dann wieder rum probieren, ob die Werte für besseres sehen sorgen und ob ich die einfache Qualität und den Schliff besser vertrage.
Ich bin mir aber inzwischen überhaupt nicht mehr sicher, ob dieser ständige Wechsel zwischen Schliff und Stärke und Gestell auf mittlere Sicht förderlich ist ein gutes Sehgefühl zu erreichen.
Beim Zusammentragen dieser Informationen habe ich sonst noch auf den jeweiligen Brillenpässen festgestellt, die Werte für den Pupillenabstand und Höhe wurden immer direkt übernommen. Den Visus Wert kann man nur auf der Brille aus September 2024 lesen.
Ich habe auch versucht, die Gestelle immer mal anders zu tragen, um zu prüfen ob die Zentrierung ggfs. nicht korrekt ist.
Ansonsten gab mir der Optiker den Tipp, dringend auf Kontaktlinsen umzusteigen. Da meine Hornhautverkrümmung schon sehr stark ist, oder eine Augen-Op in betracht zu ziehen.
Ich hoffe, ich konnte meinen "leidensweg" für die hier mitlesenden Experten ausreichend im Detail erklären und ich hoffe, Sie können mir ein paar Tipps nennen, wie ich wieder eine passende Brille finden kann.
Vielen Dank und schönes Wochenende
Matthias
Hallo Matthias,
als 1. Rat würde ich Dir weiter geben, versuche in Deinem Umfeld einen Augenoptikbetrieb zu finden, der bei Brillen- und Kontaktlinsenträgern einen guten bis sehr guten Ruf hat und alle relevanten Werte selbstständig und meisterhaft ermittelt. Neben typischen Augenoptikgeschäften, wären auch sogenannte "Optometrie"-Center oder Praxen durchaus eine Anlaufstelle.
Hier kannst Du Deine Augen gewissenhaft prüfen und im Vergleich die gefertigten Brillen gegenprüfen lassen. Erkennbare Differenzen sollten dann miteinander besprochen werden können. Wichtig wäre mir, darauf hinzuweisen, dass alle durch automatische Geräte ermittelten Werte nur Näherungswerte darstellen. Und demgegenüber Deine eigenen Augen (idealer Weise über eine vorangepasste Messbrille mit Einzelmessgläsern) Dir den saubersten und prägensten Vergleich gestatten (schon bei der Beurteilung der visuellen Seheindrücke um Werteaufbau ...), als auch an den Messtafeln zum Schluss im Vergleich zu dem Seheindruck über Deine eigenen Korrektionsbrillen. Ideal ausgeführt sogar dann noch vor der Ladentür oder durch ein offenes Fenster ins Freie, in die Natur etc. Das sollte schon (natürlich rechts und links getrennt und dann auch gemeinsam) die Spreu vom qualitativ Besseren (Fern-& Nahsicht getrennt checken) scheiden. Wer Dir dies nicht bieten will oder kann, im Vergleich zur voll bestückten Messbrille ist kein besonders geeigneter Partner in Sachen SEHEN.
2. wäre die Beurteilung des Fachmanns bezüglich Deiner vorhandenen Brillen in punkto Korrektheit, ein zusätzlich wichtiges Kriterium, ob er Deine Schwierigkeiten zu der jeweiligen Korrektion sich selbst und dann auch Dir erklären und begreifbar machen kann. Die geschilderten Versuche neuer Korrektionen sprechen da von einem völlig unfachmännischen Vorgehen und Probieren, was zur zufällig zielführend sein kann und auch nie mehr als das ist. (Ein blindes Huhn findet auch mal einen Wurm.)
Diesen Befund würde ich zur Abklärung unbedingt jedem Augenglasbestimmer gegenüber mit ansprechen. Evtl. sprichst Du den damaligen AA nochmal wegen einer Diagnose und/oder Neubeurteilung an. (Besuch mit Überweisung vom Hausarzt und der Bitte um einen Befundbericht, evtl. liegt dieser beim Hausarzt sogar schon von damals her vor! - Nachfragen!)
Dieser Punkt könnte auch ein Anhaltspunkt sein, in Bezug auf eine zusätzlich mit ermittelte binokulare (beidäugig optimierte) Brillenkorrektion Dein Sehen zu checken. Ich weiß nicht ob Du im Themenbereich "Binokularsehen" auch mal mitgelesen hast? Hier gelten für die Auswahl des Anpassberaters unbedingt höhere Anforderungen, z.B. Praktische Nutzung der "MKH Messtechnik".
Soviel mal als Antwort direkt aufgrund Deiner oben gemachten Ausführungen.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Guten Abend Herr Mosch,
Vielen Dank für die erste, schnelle Rückmeldung.
Zu Punkt 2:
Da scheint mir aktuell die Schwierigkeit. Beim Reklamieren der "neuen" Brille war es vermutlich der Schliff, bei der dann korrigierten Brille konnte man es sich nicht erklären, warum ich Probleme mit dem Sehen habe. Die Werte sind gleich (was sich zeigt, das es zumindest für die rechte Seite nicht ist), daher liegt es vermutlich noch an der Eingewöhnung oder der leicht anderen Form der Brille. Versuch Nummer 3 ist dann jetzt die Testbrille, mit neuen Werten und einfachem Schliff.
Seit 3 Tagen trage ich nun die alte Brille, nach kurzer Umgewöhnung habe ich zumindest keine Sehbeeinträchtigungen mehr. Ebenso sind die Spannungsgefühle in den Augen selber weg. Was mir noch auffällt, das ich seitdem keinen übermäßigen Tränenfluss mehr habe. Mit den neuen Brillen hatte ich regelmäßig soviel Tränen im Auge, das es mir dem Weinen ähnlich ständig aus den Augen floss.
Zudem habe ich versucht einige Selbsttests, wie sie im Binokularsehen Forum mal genannt werden, zu versuchen. Im Hellen sehe ich ohne Brille wesentlich schärfer, bei schlechtem Licht habe ich starke Unschärfen und Kanten (z.B. die Tür) sind deutlich Doppelt zu sehen. Dabei scheint das rechte Auge schlechter zu sein, als das linke.
Hierfür muss ich mich bedanken, für den Hinweis. Ich trage eine Brille quasi seit Tag 1 und es passte eigentlich immer. Erst mit den letzten Brillen wurde es schwieriger, ein angenehmes Gefühl zu erreichen. Auch habe ich mich nie wirklich damit beschäftigt, was nicht stimmt mit den Augen. Da die Routineuntersuchungen nie negativ waren und auch bei allerlei technischen Geräten nie Probleme gab, kam mir das immer gesund vor. Jetzt konzentriere ich mich bewusst darauf, wie sehe ich eigentlich. Und mir fällt auf, das ich durchaus leichte Unschärfe und Doppelsichtigkeit habe. Zugegeben, das kam mir aber nie falsch vor da ich es nie anders kenne. Und wirklich aktiv nachgefragt hat meiner Erinnerung nach niemand.
Ihrem Rat folgend, werde ich es nochmal mit anderen Optikern versuchen. Da auch hier im Forum öfters mal von dem Zeiss i.scription Verfahren zu lesen ist und auch da scheinbar gute Ergebnisse rumkommen, werde ich demnächst einen Optiker besuchen, der dieses Verfahren anbietet. Zudem werde ich nochmal aktiv mit meinem Augenarzt in Verbindung treten und bewusst auf meine nun beobachteten Probleme ansprechen. Und dann gegebenenfalls auch mal grauen Star ansprechen, zumindest in einem Fall war das ja auch hier im Forum letztlich eine Ursache.
Aufjedenfall, liest man die Geschichten anderer Betroffenen, darf man hier nicht von einer schnellen Lösung ausgehen und scheinbar auch von einigen neuen Kontakten zu diversen Ärzten und Optikern.
Ich berichte und bedanke mich nochmals für die Hilfe.
In Deinem Fall kann der Astigmatissmus, bei dem es für jeden Brennpunkt eine Schärfeebene gibt, die aber gekreuzt zueinander liegt, beidseits unkorrigiert auch mögliche Doppelungen geben können. Hier helfen Selbstversuche wenig, hier ist der Fachmann gefordert. Alles Gute! - Carl Zeiss ist ein namhafter Lieferant, den ich sehr schätze, aber in diesem Fall hattest Du mit einem Lieferanten "x" keine Probleme. Deshalb sollte überprüft werden, sind die neuen Glaswerte richtiger(?) ist die Zentrierung im Sitz unterschiedlich vor Deinen Augen (es gibt ja unterschiedliche Brillenfassungen! Dies könnte (z.B.) in der Zentrierhöhe andere Maße brauchen). Hier kann auch die Fassungsdurchmuschelung* und die Inklination (Vorneigung der Brille seitlich vor den Augen) und der HSA (Hornhautscheitelabstand) unterschiedlich sein. All dies ist ein Zusammenspiel im Miteinander und da braucht es fachliche Unterstützung in der letztendlichen Bewertung. Am Anfang sollte neben der Kontrolle der vorgelegten Brillen, eine unabhängige Neuvermessung stehen. Erst dann ergeben evtl. ermittelte Unterschiede auch einen sinnvoll ableitbaren Lösungsansatz.
Zur Klarstellung noch ein "Nachtrag", wegen einer anderen neuen Fragestellung in diesem Forum!
*Fassungsdurchmuschelung: "hier" ist nicht gemeint die Glasdurchmuschelung, an die die Brillenfassung angepasst werden muss, sondern der "Fassungsscheibenwinkel". Dies ist der Winkel, bei der Draufsicht von oben auf die auf einer Tischplatte liegende Brillenfassung zwischen beiden Brillenlinsen an der Brückenmitte (praktisch über der Nasenwurzel) besteht. Dieser ist teils sehr deutlich unterschiedlich. In krasser Form bei Radsportbrillen gegenüber von üblichen Korrektionsbrillen, die hier keine oder kaum eine nennbare Durchmuschelung aufweisen. Auch dieser Wert verändert die Korrektionswirkung vor Augen!
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo Herr Mosch,
auch hier danke. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen und Stück für Stück wird das Wissen dank Ihrer und der Expertise hier im Forum bei mir auch größer. Schon erstaunlich, was man im Grunde alles wissen und beachten muss, für ein gutes Ergebnis.
Nach etwas Recherche bin ich darauf aufmerksam geworden, das alle neueren Brillen mit einem Brechungsindex mit von 1,67 hergestellt wurden. Die alte angenehme Brille hat einen Index von 1,6.
Die jetzt genutzte Testbrille nutzt einen Index mit 1,5.
Danke soweit. Ich weiß Ihre Hilfe wirklich zu schätzen.
Hallo Matthias, (man kann mich gerne "PG oder Paul-Gerhard" nennen)
Ich habe im letzten Beitrag aus aktuellen Anlass noch einen "Nachtrag" eingefügt.
"Prima!", wenn es so klappt, dies war meine erste Vermutung, das es an dem Brechungsindex vom Brillen-Linsenmaterial liegt. Dies dürfte heute der häufigste aller Gründe sein. Deshalb ist der Kollege sogar auf das 1,5-er Material zurückgeschwenkt, glaub es mir, dass ist ein Stabilisierungs- und Sicherheitsfaktor in Sachen SEHEN!
Deine anderen Beschreibungen kläre bitte weiter ab. Das wäre ganz gewiss zielführend.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)