Hallo allerseits,
ich möchte mal kurz von meiner neuen Brille berichten, die ich nun seit etwas mehr als drei Wochen habe
sph cyl A P B Pd
R +0,75 +0,50 80 6,00 180 32,5
L +1,00 6,00 0 32,5
Die Umstellung (leichte Erhöhung im +Bereich rechts sowie Verdoppelung der Prismen von 6 auf 12) zeitigt positive wie negative Effekte.
Positiv
- deutliche Verbesserung bzgl. Doppelbildern (zuvor häufig Doppelbilder, nicht nur bei unkonzentriertem Sehen)
- bessere "Scharfstellung" im nahen und mittleren Bereich (zuvor oft Unschärfe)
- weniger Übergangsprobleme bei der Scharfstellung nah/mittel/fern (zuvor oft Verharren in Unschärfe, Probleme zu akkomodieren)
- wesentlich entspannteres "Gesamtsehen" und deutlich geringe Anspannung (Kopfschmerzen, Augenanstrengung etc.).
Negativ
- Gesamt-Seheindruck wie beim Blick in ein Aquarium, irgendwie nicht "normal" (deutlich mehr als bei allen anderen Prismengläsern zuvor)
- sehr starke Kontrasteffekte bei Farbkombinationen normal ist ein "Flirren" z.B. bei Knallrot auf Knallgrün; ich sehe solche Effekte jetzt bei allen möglichen, auch nicht krassen Farbkombinationen und zwar sehr extrem / störend (beim Lesen, Arbeit am PC, im Verkehr usw.)
- Randunschärfen der Brillengläser (bisher nie erlebt)
- Hautreizung auf der Nase durch deutlich mehr Gewicht der neuen Brille (fast 45 g) entstand eine Reizung unter dem Sitz der Brille rechts (wie heißt das Plastikteil, daß auf der Nase augsetzt?). Hierzu zuletzt hatte ich lange eine Brille, bei der Steg direkt auf der Nase aufsetzte, ohne besagte Teile, deren Namen ich nicht kenne). Hier dürften also neues Modell und Schwere das Problem verursachen
- "Schielen" hinter den Gläsern. Meine Frau sagte spontan "Mein Gott, schielst Du!". Tatsächlich sehe ich auch, daß es diesen Effekt gibt aber ich finde nicht, daß er schon besonders extrem ist. Verschiedene Leute haben mich allerdings schon "angesehen" und ich merke, daß es irgendwie auffällt. Dieses Thema kannte ich auch schon. Die Dicke der Gläser hatte mich übrigens mehr besorgt, wobei ich finde, daß diese noch nicht extrem geworden ist (gute Vorbereitung des AO durch PC-Simulation!!) und durch die Wahl des Brillenmodells auch gut kaschiert wird - "dicke" Bügel!)
- offenbar habe ich die neuen Werte sehr schnell akzeptiert, was dazu geführt hat, daß ich nach Abnahme der Brille nun noch deutlicher schiele und insgesamt jetzt endültig da angekommen bin, wo ich ohne Brille nicht mehr kann!
Insgesamt muss ich sagen, daß ich
1.) froh bin, mich für das Messergebnis meiner Orthoptistin / meines AA entschieden zu haben, nachdem mir die O. ja selbst eine gewisse "Zögerlichkeit" bzgl. der Prismensteigerung von 6 auf 12 angeraten hatte. Ich habe selbst entschieden, die 12 Prismen zu nehmen und nehme ganz klar die Vorteile / den Fortschritt wahr.
2.) aber gleichzeitig einige Effekte der Prismensteigerung wahrnehme, die für mich "nicht ganz ohne" sind (v.a. Aquarium + Farbkontraste, auch Randschärfe, weniger Schwere und Ästehtik)
3.) und mehr denn je sagen muss, daß ich ohne Brille nicht mehr vernünftig sehen könnte.
Das Problem, ohne Brille nicht mehr zu können, stört mich zwar nicht in dem Sinne, daß ich ein Akzeptanzproblem mit einer Brille hätte, sondern es ist für mich nach wie vor einfach verwirrend, daß ich auf der einen Seite Vorteile bekomme und auf der anderen Seite ein immer krasseres Sehproblem erhalte. Die Aussage, die ich verschiedentlich hier gelesen habe, daß nach Abnahme der Brille alles wieder wie vorher sei, trifft auf mich einfach nicht zu.
Alles in allem Die neue Brille, sprich deutlich mehr Prismen, bringt mir deutliche Vorteile, deutlichen Fortschritt. Die "Nachteile" oder Nebeneffekte sind zwar nicht zu unterschätzen aber in der Gesamtgewichtung überwiegen eindeutig das entspanntere Gesamtgefühl und das bessere Sehen.
Meine Fragen an die Zukunft
- wann kommt wieder die nächste Steigerung an Prismen und wie extrem wir diese dann? In den letzten vier Jahren ca. jedes Jahr eine Steigerung, zuletzt Verdoppelung; was kommt jetzt? Und wie werden dann die "Nebeneffekte sein" im Vergleich zu den Vorteilen? Und wer soll das alles dauernd bezahlen??
- was sind jetzt Alternativen? Eine OP (die ich mir aus div. nicht vorstellen kann), eine irgendwann sehr extreme Brille? Gibt es eine konservative Lösung, die mich befriedigen kann? Kann mich eine OP evtl. schnell voranbringen und ich kann mir ein langes Prozedere mit viel Prismenexplosionen und Kosten sparen? Usw.
Bald habe ich einen Termin bei der orthoptischen Abteilung der Uni-Klinik Essen (mein Wohnort = Duisburg), wo ich mich auf Empfehlung meiner Orthoptistin generell informieren möchte bzgl. meiner Prismenwerte, Brillenversorgung, evtl. OP. Ich möchte diesen Termin erst mal dazu nutzen, mir eine zweite Meinung bzgl. meiner Probleme einzuholen und mich über eine mögliche OP zu informieren.
Meine Bitten an das Forum
- gebt mir bitte Erfahrungen / Infos / Rückmeldungen zu den genannten Anpassungsproblemen oder Nebeneffekten
- jede Info zu Schiel-OPs gerne zu mir! Speziell was wird genau gemacht, wie läuft das ab, Methoden, Details usw.
- bitte spiegelt mir Erfahrungen / Ideen bzgl. Prismensteigerungen und Verstärkung der Sehprobleme aus (NEIN - ich bin kein Prismenkritiker!!)
Viel Input für das Forum - jetzt bitte viele Feedbacks!!! -)
LG Hanco
18. Januar 2006 - 23:53
#1
Neue Brille mit 12 Prismendioptrien
Hallo Hanco,
alle Fragen werde ich Dir nicht beantworten können. Was Deine Anpassungsprobleme anbelangt Du hast Deine Werte immerhin verdoppelt! Das dauert eine Weile. Ich habe für lumpige 7 Prismen auch ein paar Wochen gebraucht. Habe anfangs Dellen im Boden gesehen - meinst Du das mit dem Aquariumblick? Das hat sich aber gegeben. Auch wenn ich die Brille absetzte, dauerte es anfangs ein paar Stunden, bis ich wieder kompensieren konnte. Mittlerweile (nach fast 4 Jahren mit aber immer den gleichen Werten!) geht der Wechsel sozusagen fließend.
Vielleicht stimmt mit der Qualität Deiner Gläser etwas nicht, wenn Du die Farbsäume schilderst und auch das gestörte Sehen im Randbereich. Oder sie wurden nicht gut zentriert. Zu dieser Frage müssen Dir die Optiker hier im Forum etwas sagen, da bin ich überfragt. Es gibt immerhin verschiedene Glasanfertiger und verschiedene Qualitäten. Deine Werte sind noch nicht so hoch, als dass es da Farbstörungen geben sollte.
Wie lange Deine Werte stabil bleiben, dazu kann man nichts sagen, ebensowenig zu einer Prognose, wo Dein Endwert sein könnte. Das ist bei jedem anders. Meinem Sohn hat ein Augenarzt in Berlin (und MKH-Anwender) Endwerte bei um die 60 Prismen prophezeit. Wie der das voraussagen konnte - frag mich nicht. Noch läuft der Knirps mit 14 Prismen herum, muss aber nächste Woche zum Nachmessen, denn die Werte sind bestimmt gestiegen und wir müssen ein paar Prismen dazupacken, weil ich es an seinem Lesen und Schreiben merke. Ich hemme sein Auskorrigieren bewusst, weil er noch ein Kind ist und ich ihn so spät wie möglich operieren lassen möchte, möglichst erst, wenn er ausgewachsen ist.
Je schneller und zügiger Du Deinen Prismenaufbau betreibst, umso mehr Geld und Zeit könntest Du wahrscheinlich sparen, wenn eh klar ist, dass Du auf eine OP hinläufst. Es ist ein Rechenbeispiel Entweder zweimal je 4 Prismen reinpacken oder gleich Vollkorrektur und einmal 8 Prismen anfertigen lassen - die Zahl der Prismen sei hier beispielhaft gewählt. Bei sehr hohen Prismenwerten kann man eine Einleitungs-OP machen und die ersten 30 Prismen "wegoperieren". Ansonsten wird erst operiert, wenn der maximale Schiel:wink:el aufgedeckt ist und die Werte mind. ein Jahr stabil geblieben sind.
Ich hoffe, Dir ein paar Deiner Fragen beantortet haben zu können.
Viele Grüße
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
Habe anfangs Dellen im Boden gesehen - meinst Du das mit dem Aquariumblick?
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Hab mir schon gedacht, daß meine Aquariumsbeschreibung nicht ganz präzise ist -)
Es ist auch schwer zu beschreiben, daher der Vergleich. Ich sehe so, wie man sieht, wenn man in ein Aquarium reinschaut. Irgendwie "unwirklich", "versetzt", die Farbeindrücke sind etwas anders, Ränder strahlen sowas wie ein Leuchten ab, wenn man sich vor der Aquariumsscheibe bewegt, verschieben sich die Dinge nicht realistisch sondern irgendwie verzerrt. Sowas in der Art, vielleicht setzen sich jetzt alle am besten erst mal vor ein Aquarium ...
Einen leicht ähnlichen "Gesamt-Seheindruck" hatte ich auch schon mit der letzten Brille, nur jetzt ist es doch sehr viel deutlicher. Und nun in Kombination mit den "Farbspielen" (mir fällt immer mehr auf, wie häufig ich solche Farb-Irritationen sehe) und Unschärfen rund um Lichtquellen (strahlen ab, krieg ich nicht scharf, besonders buntes Licht ist sehr verwirrend, insbes. blau).
Hallo, Hanco
erstmal ein Glückwunsch.
Ich kann alle Probleme die Du jetzt schilderst gut einsortieren.
Das Du ohne Brille beständig Doppelbilder hast, war voraus zu sehen. Da Dein verarbeitendes System so häufig ausgerastet ist. Evtl. gelingt es Dir später etwas besser, wenn Du gut eingewöhnt bist.
45 gr. bei nur 12.0 cm/m halte ich aber für sehr viel. Das ist schon ein belastendes Element auf Deinem Nasenerker. Aber Du nimmst es wohl doch noch erträglich.
Alles Gute weiterhin!
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)