Hallo,
ich möchte hier einmal meinen "Leidensweg" zum Besten geben und um eure Meinung bitten, da ich momentan vor lauter Genervtheit nicht mehr weiß, ob ich zu hohe Erwartungen habe oder doch womöglich an einen Kontaktlinsenanpasser geraten bin, der mit meinem Sehfehler nicht zurecht kommt.
Seit Mitte Dezember 2016 werden mir harte Multifokallinsen angepasst, bislang nicht mit zufriedenstellendem Erfolg. Die letzten 10 Jahre (bin jetzt 47) trug ich weiche KL, zuletzt mit höchstem Tragekomfort (biofinity toric) und recht zufriedenstellender Sehstärke, zuletzt nur noch im Fernbereich. zuvor trug ich seit meinem 10ten Lebensjahr harte Kontaktlinsen, die ich jedoch zum Schluss nicht mehr vertrug.
Meine Werte mit den weichen KL waren:
+4,75 / -1,75 / 180 und + 6,50 / -2 25 / 160. Ich habe leichtes Höhenschielen und schiele auch einseitig nach innen, ich habe alternierendes Sehen. Durch die KL wird dies weitestgehend ausgeglichen.
Da nun nach Aussage des KL-Spezialisten weiche Linsen für meinen Sehfehler nicht existieren, bekomme ich nun harte Multifokallinsen angepasst.
Von Beginn an habe ich das Gefühl, wie durch einen Nebel zu gucken. Wenn ich die Linsen herausnehme, kann ich einen leicht milchigen Film auf ihnen sehen. Wenn ich die Linsen reinige und wieder einsetze, ist das Sehen zunächst für vielleicht 5 Minuten klar, so wie ich es mir wünsche, dann jedoch wieder neblig. Der Anpasser meint, dies würde nicht am Film auf den Linsen liegen, sondern daran, dass mein Gehirn das Nahbild noch nicht vom Fernbild klar trennen könnte. Die erscheint mir jedoch nicht plausibel, denn wenn ich die Linsen frisch gereinigt einsetze, sehe ich ja keinen Nebel. Nun hat er noch einmal die bereits recht gut sitzenden (nun angeblich torischen) und auch von der Sehleistung (links kann ich mit einiger Anstrengung auf 30 cm Distanz lesen, rechts klappt lesen nur bei voll gestreckt Arm, lt. Anpasser ist der Nahbereiche schon der größte machbare dieser Linse) recht akzeptablen Linsen in einem anderen Material bestellt, doch diese sitzen nun doch wieder anders wie die vorherigen, obwohl sie bis auf das Material die gleichen Werten haben sollen. Ich bin mittlerweile total genervt, weil ich auf der Arbeit nicht konzentrieren kann, da immer irgendwas mit den Linsen ist, entweder Schmierfilm oder sie sitzen so, dass ich nicht scharf sehen kann. Auch der Reiniger Hecht Concare Lipoclean ultra, den ich mir auf eigene Faust besorgt habe, bringt keine nennenswerten Verbesserungen diesbezüglich.
Nach meinem Empfingen ist nicht wirklich ein erfolgsversprechendes Ende in Sicht, doch mir wurde beim letzten Termin schon der Servicevertrag vorgelegt, mit der Bitte, diesen doch schon mal durchzulesen. Bislang habe ich 180€ beim ersten Termin bezahlt für die Anpassung. der Servicevertrag sieht nun für 24 Monate 48,€ monatlich vor, was ja doch eine enorme Summe ist. Nach 24 Monaten bekomme ich dann zwar kostenfrei ein paar neue Linsen, doch dann verpflichte ich mich wieder für 24 Monate. Bislang wurde mir auch nicht verraten, welche Linsen ich denn überhaupt bekomme. Eine der Probelinsen (mittlerweile hat er soweit ich weiß 3 Linsen für mich beim Hersteller bestellt, die anderen waren Testlinsen aus seinem Bestand) soll Hecht Ascon gewesen sein, doch welche Variante, welches Material weiß ich nicht. Linsen von Hecht werden im Internet jedoch für rund 200€/pro Stück angeboten, so dass ich 1152€ (für 24 x 48€) zzgl. 180€ Anpassgebühr doch recht teuer finde. Soviel Serviceleistungen, wie Reinigung, Kontrolle etc. kann ich ja gar nicht in Anspruch nehmen.
Oder sind dies die derzeit üblichen Marktpreise?
Und muss ich mich mit dem"Nebel"-Sehen abfinden?
Gibt es tatsächlich keine Möglichkeit, auch im Nahbereich entspannter scharf zu sehen?
Vielen Dank vorab für ein Feedback
Grüße
H.
Moin,
über Preise werde ich sicher nichts sagen, außer dass Multifokallinsen deutlich teurer sind als 200€.
Eines stimmt nicht: es gibt Multifokale weiche KL mit Deinen Stärken, und zwar von der Fa. MPG&E, ein KL-Lieferant.
Viele Grüße
Eberhard
Hallo Ringelnatter,
Natürlich gibt es torische weiche Multifocallinsen. Entweder als Monatslinsen (z.B. Proclear Toric Multifocal) oder auch als individuelle weiche Linse (z.B. von Appenzeller Kontaktlinsen, Swisslens, MPG&E, Galifa, ...) Trotzdem hätte auch ich zunächst einen Anpassversuch mit formstabilen KL gestartet, da die Sauerstoffversorgung für Vielträger generell hiermit besser ist.
Welches Linsenmaterial wird aktuell verwendet? Versuch mal ein Peroxid-System. Ich habe z.B. gute Erfahrungen mit Everclean von Avizor.
Ist sehr günstig für den Aufwand der im Rahmen einer guten Multifocalinsenanpassung entsteht.
Das wiederum ist für meinen Geschmack eher viel. Wir nehmen 35.- für den Zweijahrestausch.
Ich würde erstmal die Ferne zu optimieren und die Linse fix und fertig anzupassen, also alle Parameter ausser der Nahzone. Dann entweder Versuch der Multifocalanpassung auf beiden Augen, modfizierte Monovision oder reine Monovision.
Also erstmal denke ich, dass der Kollege sicherlich ein bisschen mehr Vertrauen Ihrerseits verdient hat, denn in der Regel will er Sie ja als glückliche Kundin gewinnen und behalten - Geld nützt ihm nichts, wenn Sie später unglücklich sind und er durch negative Mundpropaganda potentielle Neukunden verliert. So eine Anpassung formstabiler Kontaktlinsen kann schon unter vermeintlich einfachereren Bedingungen eine komplizierte Sache sein. In Ihrem Fall müssen auf ca. 10 mm Linsenfläche Weitsichtigkeit, Altersweitsichtigkeit und ein Astigmatismus ausgeglichen werden. Das ist nicht nur für den Anpasser, sondern auch für den Hersteller eine äußerst aufwendige Geschichte, die viel Know-How auf beiden Seiten voraussetzt.
Das Problem mit dem Nebelsehen liegt meistens am Linsenmaterial und/oder der Pflege (sowohl am Mittel als auch an der Handhabung). Da die richtige Kombination zu finden, kann tatsächlich ein wenig dauern und ist oftmals eben nur über Trial and Error machbar. Gleiches gilt für die Parameter der Linse - ändert man den einen und löst damit ein Problem, kann es sein dass man sich hintenrum wieder ein neues Problem einhandelt. Zum Preis möchte ich sagen, dass 180€ für die Anpassung ein absoluter Witz sind. Allein bei dem entstehenden Zeitaufwand (überlegen Sie mal was sie für andere Dienstleister in der Stunde zahlen (Handwerker, Elektriker, Autowerkstatt etc.) zahlt der Kollege schon drauf - da ist noch gar nicht einkalkuliert, dass er auch Probelinsen, Equipment usw. bezahlen muss. Gerade formstabile Probelinsen bekommt man nämlich nicht hinter her geschmissen, da sie wie schon gesagt technisch äußerst aufwendige kleine Kunstwerke sind. Ob der Monatspreis für das Service-Paket zu hoch ist kann ich nicht sagen, da ich die Bedingungen des Vertrages nicht genau kenne.
Bei allem Verständnis dafür, dass schlechtes Sehen äußerst unbefriedigend und stressig sein kann - geben Sie dem Kollegen und dem System ein wenig Zeit. Geduld ist sicherlich ein ausschlaggebender Faktor für den Erfolg schwieriger Anpassungen.
Abschließend möchte ich sagen, dass es sicherlich immer cleverer ist, im Vorfeld den Fall zu besprechen, dass die Anpassung trotz aller Mühen erfolglos bleibt.
It's nice to be important, but it's more important to be nice! - Hans Peter Baxxter