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Verbunden: 18. Juni 2011 - 21:33
Gehärtetes Mineralglas und Schleiffunken

Hallo,

kann mir jemand etwas zur Schleiffunkenresistenz von gehärtetem Mineralglas erzählen?

Ich habe heute einen Kunden gehabt, der sehr viele "Brandmale" in seinen Mineralgläsern hatte. Er ist Handwerker und ist öfter am Fräsen und Schleifen. Kunststoffgläser sind doch wegen ihrer besseren Wärmeleitfähigkeit schleiffunkenresistenter und als Handwerker vor allem sicherer. Trotzdem bevorzugt er seit vielen Jahren Mineralglas, wegen der Kratzunempfindlichkeit.

Wie sieht das eigentlich bei gehärtetem Mineralglas aus? Wären die schleiffunkenresistenter als normales Mineralglas oder vielleicht sogar vergleichbar mit Kunstoffgläsern? Spielt das Glasmaterial eigentlich eine Rolle bei der Schleiffunkenresistenz?

Gibt es bei der Schleiffunkenresistenz eventuell einen Unterschied zwischen thermisch und chemisch gehärtetem Mineralglas?

 

Liebe Grüße

Graf Brechzahl

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cs1
Verbunden: 13. November 2003 - 0:00

Schleiffunken entstehen durch glühende Partikel, die durch die Luft geschleudert werden. In Kunststoffgläsern gbit es richtig große Einbrände, in minerailschen Gläsern in der Regel etwas kleinere. Eine Härtung - ob chemisch oder thermisch - wirkt sich nicht auf die Widerstandsfähigkeit gegen punktuelles Einschmelzen von glühend heißen Partikeln aus, d.h., die Härtung hilft hinsichtlich dieser Art der Beschädigung nicht.

Als Schutz gegen solche Beschädigungen hilft nur eine Schutzbrille, die auch zusätzlich zur Korrektionsbrille getragen werden kann. Zudem kann man bei Schutzbrillen die nach und nach durch den Partikeleinbrand immer stärker beschädigten Scheiben einfach auswechseln.

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Verbunden: 18. Juni 2011 - 21:33

Hallo cs1,

danke für die ausführliche Antwort.

Du sagtest, dass Schleiffunken in Kunststoffgläsern große Einbrände verursachen. In der Literatur wird ja oft von höherer Schleiffunkenresistenz bei organischen Gläsern gesprochen.

z.B.

Technologie für Augenoptiker (Heiner Böhm) auf Seite 142

"... In thermischer Hinsicht ist das Material ein guter Wärmeleiter und beschlägt dadurch deutlich weniger als anorganisches Glas. Schleif- und Schweißspritzer schmelzen durch den Polstereffekt nicht in die Oberfläche ein, ..."

 

Brille und Auge (Harald Presser) auf Seite 232

"... Organisches Glas ist ein schlechter Wärmeleiter, was aber von Vorteil ist: dadurch beschlägt es geringer als Mineralglas und Schleiffunken prallen durch den Polstereffekt ab und brennen nicht ein."

 

Die Erklärung von Presser bezüglich der Wärmeleitfähigkeit und der daraus resultierenden geringeren Beschlagneigung verstehe ich nicht wirklich. Kunststoff erwärmt sich doch schneller als Glas oder nicht?

Aber sowohl Böhm als auch Presser sprechen doch von höherer Schleiffunkenresistenz bei Kunststoffgläsern oder habe ich deine Erklärung jetzt falsch verstanden? Aber gut zu wissen, dass auch eine Härtung von Mineralglas keine Verbesserung bringt.

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cs1
Verbunden: 13. November 2003 - 0:00

Der Polstereffekt ist nur dann vorhanden, wenn die Scheibe groß und sehr dünn ist, wie beispielsweise bei den Schutzbrillengläsern. Ein Korrektionsbrillenglas hat jedoch eher kleine Scheibendurchmesser und die Dicke der Scheibe ist aufgrund der Korrektionswirkung unterschiedlich, i.d.R. vergleichsweise hoch. Diese Kunststofflinsen geben dann nur sehr wenig nach.

Die Fähigkeit, Wärme aufzunehmen und zu speichern, ist bei Mineralgläsern wegen der größeren Masse erheblich höher als bei Kunststoffen. Entsprechend bleiben die Mineralgläser auch vergleichsweise länger kalt, wenn man beispielsweise von einer kalten Umgebung in einen wärmeren Raum wechselt. Ist in diesen Situationen hohe Luftfeuchtigkeit gegeben, dann neigt das noch kalte Mineralglas durch kondensierende Luftfeuchtigkeit zum Beschlagen, hingegen gleicht die Kunststoffscheibe relativ schnell ihre Temperatur an und beschlägt dann eben nicht bzw. weniger.
 

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Verbunden: 18. Juni 2011 - 21:33

Danke für die gute Erklärung,cs1.