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Bild des Benutzers Pusteblume
Verbunden: 10. Februar 2010 - 14:45
Fragen zum Innenschielen/Amblyopie

Hallo, ich bin neu hier und möchte mich erstmal kurz vorstellen: Pusteblume, auch mit Antonia ansprechbar, 30 Jahre alt. Ich habe schon viel hier im Forum gelesen und dachte, ich melde mich mal an...

Ich habe ein Problem und ein paar Fragen dazu, und ich hoffe, ich bin hier richtig;)

Die ganze Geschichte begann, als ich 3,5 Jahre alt war. Diagnose: Innenschielen und Amblyopie links. Auf alten Fotos sieht man allerdings deutlich, daß das Schielen bereits im Alter von 1-2 Jahren aufgetreten ist. Ich bekam eine unsäglich dicke und schwere Brille auf die Nase gesetzt, kurze Zeit später ein Pflaster aufs rechte Auge, das ich den ganzen Tag tragen mußte. Ich habe es gehaßt, auch wenn meine Eltern mir immer wieder versicherten, es würde "schick" aussehen. Aber so richtig motivieren konnte mich niemand, im Kindergarten und auf dem Spielplatz wurde ich dazu noch gehänselt - und da ich kaum etwas sehen konnte, war ich auch nicht in der Lage, mich zu wehren. Worte hätten in diesem Alter nicht geholfen. Fast jeder Tag endete in Tränen, und ich begann, Verhaltensstörungen zu entwickeln. Was ich aber am schlimmsten fand, war, daß mir keiner erklärt hatte, warum ich eigentlich eine dicke Brille und ein häßliches Pflaster tragen mußte. Gespräche fanden nur zwischen dem Augenarzt und meiner Mutter statt - übrigens auch dann, wenn ICH eine Frage stellte. (!!)

Je älter ich wurde, desto mehr wurde die Abkleberei gelockert - zu Beginn der Schulzeit bekam ich dann "nur" noch Mattfolien in unterschiedlichen Stärken aufs Brillenglas. Toll! Die Dinger konnte man morgens nach Verlassen des Hauses schnell abziehen und in die Federtasche stecken! Hm - dummerweise hatte mir ja keiner erklärt, was das alles sollte und wie meine Augen funktionierten bzw. nicht funktionierten... meine 4 Grundschuljahre wurden von diesem morgendlichen Ritual des Folien-Versteckens begleitet... mit dem entsprechenden Ergebnis, daß ich das linke Auge nur benutzte, wenn ich zur Kontrolle beim Augenarzt das rechte Auge abgedeckt bekam.

Als ich 10 Jahre alt war, beschloß mein Augenarzt, daß weiteres Abkleben nichts mehr bringen würde. Mein Visus betrug 80%, beide Augen hatten etwa die gleiche Dioptrienzahl (muß un +3 gewesen sein...) und dabei beließen wir es. Hurra, keine Pflaster und Folien mehr! Was ich natürlich nicht merkte, war ein rapider Rückgang meines Visus - rechts hatte ich stabile 150%, links waren es ganz schnell nur noch 10%^^ - was mich aber nicht störte. Daß mein linkes Auge schielte, teilweise sogar massiv, scheint weder mir noch irgendjemand anderem aufgefallen zu sein (man sieht es auf Fotos)... oder mochte niemand etwas sagen? Ich weiß es nicht. Daß das Auge am Sehprozeß nicht beteiligt war, war mir nie aufgefallen, also war es mir egal.

Ein paar Jahre später wechselte ich den Augenarzt, ich ging zu einer sehr netten Ärztin, als ich einen Fremdkörper ins rechte Auge bekam - sie entfernte das Teil und machte den obligatorischen Sehtest. Als sie mein linkes Auge testete, erzählte ich ihr kurz vom Schielen im Kindesalter, und sie sagte nur, bei einigen geht die Sehschwäche halt nicht weg und damit müßte ich nun leben. Sie verschrieb mir eine neue Brille und damit wars gut.

Inzwischen trage ich meine Brille sogar gerne, ich merke, daß sie meine Augen irgendwie auf ein gleiches Level bringt, auch wenn das linke Auge weiterhin nichts tut. Meine aktuellen Werte sind: rechts -0,5, links +1,5 -1,25 13°. Inzwischen geht mir das Schielen, das immer noch sichtbar vorhanden ist, ganz ordentlich auf den Senkel - ich vermeide Blickkontakt und bin auch sonst eher scheu.

Aber in letzter Zeit habe ich das Gefühl, daß mein linkes Auge sehen "will". Mein Visus beträgt links ohne Brille 30%, mit Brille 50% - vor einem Jahr waren es jeweils 10% weniger. Auf Anraten eines weiteren Arztes trage ich eine Stunde täglich ein Pflaster auf dem rechten Auge und eine weitere Stunde eine Mattfolie der Stärke 0,4. Tendenz scheint steigend:)))
Trotzdem bereitet mir das Schielen merkliche Probleme, nach 8 Stunden PC-Arbeit bin ich fix und fertig, und ich habe das Gefühl, daß mein linkes Auge total verkrampft ist. Auch wenn ich das rechte Auge zuhalte, "will" es nicht sehen und bleibt in seiner Schielstellung. Das gibt sich nach 1-2 Stunden, danach funktioniert es wieder "gut".

Nach dieser langen Geschichte nun meine Fragen an die Fachleute hier: Zu welchem weiteren Vorgehen würdet Ihr mir raten? Ich habe Angst, daß sich eventuell Doppelbilder entwickeln können, wenn das linke Auge stärker am Sehprozeß beteiligt ist. Ob eine Fusion entstehen kann, weiß ich nicht, wie kann ich das heausfinden? Gibt es da spezielle Tests für? Besteht eine Chance, daß das sichtbare Schielen irgendwann verschwindet oder sich "gerade zieht"? Und was ist das für ein Phänomen, das ich fast täglich nach der PC-Arbeit erlebe?

Schon mal vielen Dank fürs Lesen- und für Eure Antworten!
Lieben Gruß, Antonia

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Antonia,

es scheint ja so zu sein, dass sich ein binokulares Sehen einstellen möchte, denn Du hast entsprechende Anstrengungsprobleme.
Versuche mal jemanden zu finden (Augenoptiker oder Augenarzt) der in der Lage ist und auch bereit dafür ist, das Schielen optisch zu korrigieren. Wenn das klappt und das linke Auge auch am Sehen beteiligt wird, keine Doppelbilder auftreten, kann das Schielen operativ beseitigt werden.

Gruß
Eberhard

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Pusteblume
Verbunden: 10. Februar 2010 - 14:45

Hallo Eberhard,

vielen Dank für die schnelle Antwort!

Was meinst Du mit "optisch korrigieren"? Welche Methoden/Maßnahmen werden dafür angewendet?
Wenn sich dadurch das Schielen beseitigen läßt, dann wäre ich durchaus zufrieden. An den Gedanken einer OP müßte ich mich ernsthaft noch gewöhnen. Smile

Das "Verkrampfen" läßt sich also mit der Anstrengung erklären? Kann ich da etwas gegen tun, z.B. Entspannungsübungen? Ich möchte mich nicht an "Hokuspokus" im Selbstversuch ausprobieren, aber der Zustand ist wirklich nicht schön. Zumal es auch anstrengend ist, mit einem dauerhaft schielenden Auge rumzulaufen.
Würde es eventuell helfen, am PC und für Naharbeit auch rechts ein Plusglas zu verwenden? Oder ist das bei meinem derzeitigen Stand eher kontraproduktiv?

Grüße von Antonia

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Antonia,

optisch korrigieren heisst: mit prismatischen Gläsern den Augen ermöglichen, beide gleichzeitig zu sehen.

Übungen helfen nur bedingt.
Eine Nahbrille am PC tragen kann helfen, verkappt aber nur den Fehler.

Gruß
Eberhard

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers edelweiss
Verbunden: 20. April 2009 - 19:55

Hallo Antonia,
ich denke mit Übungen im Sinn von Therapie kann man schon viel ereichen, aber nur unter Anleitung von einem Profi. Schau doch mal unter www.wvao.org dort bei Anerkannter Fachberater für Funktionaloptometrie oder www.soe-optometry.eu. Ich habe z.B eine spezielle Prismenbrille zum arbeiten am PC (aus Amerika) die hilft mir wenn ich sie brauche gut ich muss aber keine Brille mehr ständig tragen.

Gruß Edelweiss

Bild des Benutzers Synnie-do
Verbunden: 6. April 2009 - 22:48

Vielleicht magst Du mal folgenden Thread lesen:
Buchdiskussion Fixing my Gaze.

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Visualtraining hilft hier nur dauerhaft Doppelbilder zu entwickeln. Auch wenn es Forumsteilnehmern um gute Ratschläge ging. Die sind hier absolut fehl am Platze.

 

Leider hat der erste Augenarzt m. E. nicht gut gehandelt. Aus Klebebehandlungen  (Volloclusion) und Folien auf das gute Auge muss eine weitere therapeutische Option entstehen: das ständige Anhalten der Sehschärfe beidseits. Da hätte eine leichte Penalisation in den noch verbleibenden Kinderjahren sehr nützlich sein können.

An Eberhard Luckas: Die Anstrengunsbeschwerden erwachsen aus der einäugigen Sehweise mit dem amblyopen Auge. Das sind keine Binokularprobleme. Hier muss man wirklich mit feinem Fingerspitzengefühl herangehen sonst sind dauerhafte Doppelbilder obligat, und das möchte keiner von uns.    

 

Wenn das Schielen psychische Problem nach sich zieht wird eine Schiel-OP von den Kassen getragen.    

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant