Hallo Miteinander!
Nachdem hier in dem Forum so ganz und gar nichts los ist, will ich doch mal unter den Kollegen eine kleine Diskussion entfachen Wer sich mit dem Thema beschäftigt hat ja wohl das Engagement des WVAO hinsichtlich einer besonderen Herausstellung von Fachleuten dieser Sparte mitbekommen. Jetzt soll es hier aber nicht darum gehen, daß sich der ZVA dadurch übergangen fühlt, oder sonstigen berufspolitischen Kram.
Mich wurmt das Bewertungskriterium ein wenig Zur Veranschaulichung möchte ich hier mal 2 immaginäre KollegInnen erfinden
Nr.1, wir nennen Sepp, hat vor 2 Jahren die Meisterschule mit Erfolg verlassen und sein großzügiger Arbeitgeber hat ihn in der vergangenen Zeit einige Fortbildungen zum Thema spendiert, die ihm auf den stolzen Punktestand von über 20 Zählern bringt. Vor 6 Monaten wurde dazu die nötige Geräteausstattung angeschafft. Hochmotiviert kommt es zu ersten Versorgungen mit Lupen, Lupenbrillen usw.. Hier merkt Sepp, daß Theorie die eine Sache ist, daß diese aber auch mal relativ grau ausfallen kann. Bestimmte Probleme findet er nicht in seinen Seminarunterlagen, aber er lernt bei jeden seiner bisher 15 anspruchsvolleren Anpassungen dazu. Mit ein bißchen Papierkram und der Entrichtung einer Gebühr wird Sepp auch bald als "Fachberater für Sehbehinderte" gelistet.
Nr. 2, sie heißt Karla, seit 15 Jahre Meisterin, ihr eigener Laden liegt in der Nähe eines Altenheims. Nicht nur durch den relativ hohen Anteil von potenziellen Sehhilfekunden, sondern auch wegen ihrer geduldigen und einfühlsamen Art entscheidet sie sich ab 1989 mehrer aufbauende Seminare über Sehhilfen zu besuchen, nimmt Kontakt mit Sehbehinderten-Gruppen auf, und hat seit 1992 eine sehr gut sortierte, sinnvolle Ausstattung zur Versorgung von Sehbehinderten. Seitdem hat sie über 500 Sehhilfen der anspruchsvollen Kategorie mit wachsenden Erfolg versorgt, ihre Kunden nehmen weite Anfahrtswege in Kauf, denn die gute Qualität der Versorgungen hat sich herumgesprochen. Seniorengruppen und Sehbehindertenverbände bitten Karla um Vorträge und Beratungsgespräche, die für beide Seiten fruchtbar ausfallen. Ihr letztes Wochendseminar hat Karla im Frühjahr 1998 besucht, somit weißt ihr Punktekonto den Stand 0 auf.
Dumm gelaufen, denn Sepp ist mittlerweile anerkannter Fachberater, und Karla ist die gute Fee, aber ohne Aufkleber an der Ladentür.
Gut, vielleicht etwas überzogen dargestellt, aber ich hoffe die Problematik ist erfaßt. Wie denkt den so der Rest der Optikerschaft darüber?
Bis bald!
Carsten
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Carsten Einsiedel
...viel zum Sehen
19. Juli 2002 - 17:35
#1
Fachberater für Sehbehinderte
Hallo Carsten,
seit ich in Kiel bin befasse ich mich mit LowVision.
Es werden demnächst 6 Jahre.
Auch ich werde mich bald anerkannter Fachberater .... "schimpfen" dürfen.
Meines erachtens sollten die Kriterien für diesen Titel höher angesetzt werden.
Zu Deinem Beispiel Dumm gelaufen, denn Sepp ist mittlerweile anerkannter Fachberater, und Karla ist die gute Fee, aber ohne Aufkleber an der Ladentür.
Gut, vielleicht etwas überzogen dargestellt, aber ich hoffe die Problematik ist erfaßt.
Wenn's die "gute Fee" drauf hat - wozu braucht sie den Aufkleber - aber kann sie es wirklich? Weiterbildung hat sicher noch keinem geschadet. Zumal die Entwicklung nicht auf dem Stand (...Ihr letztes Wochendseminar hat Karla im Frühjahr 1998 besucht...)von 1998 stehen bleibt.
PS Kannst Du Dich noch an mich erinnern?
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Immer den Durchblick behalten!
Das mit der Erinnerung ...
Steffen Friedrichs
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Immer den Durchblick behalten!
Hallo,
die dargestellte Problematik ist gut nachvollziehbar.
Meiner Meinung nach ist es von Seite der WVAO ein gutes Mittel der "Qualitätssicherung", denn es ist gewährleistet, dass man sich mit der Thematik "Low Vision" regelmäßig befasst und fortbildet.
Wenn zu der Grundausstattung noch regelmäßige Fortbildung kommt, ist der Betroffene tendenziell erstmal gut aufgehoben.
Duch den ominösen "Aufkleber an der Tür" wird dem Betroffenen signalisiert, dass dieser Optiker sich zumindest mit dem Thema intensiver beschäftigt.
Daher wird er dort sicher besser beraten als bei einem Optiker, dem es erstmal unangenehm ist wenn ein "Behinderter" seinen Laden betritt (auch wenn es "nur" ein Sehbehinderter" ist, dem einfällt, dass irgendwo im Schrank ja auch noch 3 Lupen rumliegen, die er dem Betroffenen jetzt mal "anpaßt".
Auch ein bischen übertrieben dargestellt, ich weiß.
Auf den Punkt gebracht
Als eine Art der Qualitätssicherung finde ich den "Fachberater für Sehbehinderte" sehr gut und darf mich auch zu diesen zählen.
Es wäre schön wenn ZVA diesbezüglich am Ball geblieben, sich mit der WVAO einig gewesen wäre und diese eine gemeinsame Zertifizierung erarbeitet hätten.
In diesem Sinne, viel Spaß bei den künftigen Low-Vision-Anpassungen...
Gruß...
Hallo Steffen und doddfv und weitere Interssierte!
Zunächst einmal vielen Dank für die Antworten und ich bitte um Gnade für die späte Rückantwort. Das Personalrätsel habe ich noch nicht lösen können, vielleicht kann ich von Steffen noch eine kleine Hilfe haben!
Jetzt zum Thema Die Geschichte mit dem gesicherten Qualitätsstandard ist ja voll und ganz einzusehen, trotz allem bleibt eine Frage offen Haben Sepp und Karla es wirklich beide drauf? D. h. ist die alleinige Teilnahme an den vorgeschriebenen Veranstaltungen schon eine Qualifikation? Garantiert eine lange Anpasserfahrung eine Anpassung auf dem aktuellsten Stand des Wissens? Schwierig, denn Sepp war vielleicht nicht ganz so aufmerksam als es um die kernigen Sachen im Low Vision Bereich ging, aber dafür abends am Buffet sehr "aufnahmefähig". Wieder einer meiner Übertreibungen.
Besserung ist ja wohl zumindest schon angedacht, denn so wie ich gehört habe, denkt man über eine Prüfung nach. Meiner Meinung nach das Optimum, denn hier müssen Sepp und Karla den gleichen (...hoffentlich hohen) Ansprüchen gerecht werden, und das Zertifikat legt dann wirklich ein definiertes Niveau fest(nicht nur die körperliche Anwesenheit...)
Mit Sicherheit zwar wieder ein zusätzlicher Verwaltungsakt, aber wer es "drauf" hat, interessiert und engagiert ist, wird diese Mühe nicht scheuen wollen.
Wie sieht es eigentlich mit unseren Hoch- und Meisterschulabsolventen derzeit aus? In wie weit ist dieses Fachgebiet hier schon in die Ausbildung integriert und hat der diplomierte Nachwuchs gleich das "Zeug" zum anerkannten Fachberater?
Ich habe mittlerweile übrigens auch meine Unterlagen weggeschickt und mich für die nächste WVAO Veranstaltung angemeldet.
So, Schluß für heute, muß auch noch was für die Aktionstage mit der Christophel Blindenmission vorbereiten.....
Ciao weiterhin viel Spaß!
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Carsten Einsiedel
...viel zum Sehen