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Bild des Benutzers sentapaula
Verbunden: 9. Juli 2006 - 11:50
Erste Woche mit Brille

Guten Morgen im Forum,

wie soll ich mein Glück beschreiben?

Vor etwa einer Woche habe ich meine Prismenbrille bekommen.

Mir fehlen fast die Worte um zu beschreiben, welch eine innere Last von mir abfällt. Das erste mal in meinem gesamten Leben, also das erste Mal seit nunmehr 41 Jahren habe ich Momente der Entspannung.

Meine Erwartungen haben sich somit voll bestätigt. All meine körperlichen und psychischen Auffälligkeiten gehen auf die unkorrigierte Winkelfehlsichtigkeit zurück.

Mein Rücken hat sich innerhalb weniger Tage entspannt. Meine Konzentration beim Lesen hat sich erhöht. Meine Schweissausbrüche unter Menschen haben sich reduziert.

Ich erkenne bereits, wenn ich ein Maß an Kraft überschreite und nehme mir eine Auszeit.

Seit einer Woche habe ich Momente des Glücks in mir.

Mir ist auch bewußt, dass die beschriebenen Entwicklungen höchst labile Verbesserungen sind, denn ich drifte immer wieder in meine alten Überforderungsreaktionen ab, wenn ich die Notwendigkeit der Auszeit ignoriere.

Eigentlich bräuchte ich jetzt eine ganz lange Zeit, um mich zu regenerieren, die Wut über die Fachärtzlichen Fehlleistungen zu verarbeiten. Es ist nicht ganz einfach anzunehmen, dass so viele Augenärtzte, die ich in meinem Leben aufgesucht habe, mir ihre Hilfe verweigert haben.

Irgendwie fühle ich aber, dass die Ohnmacht und die Wut von Tag zu Tag schwinden und ich mich mehr mit der Frage auseinandersetzten kann, wie mein weiteres Leben verlaufen kann.

Die Menschen um mich herum haben Schwierigkeiten das alles nachzuvollziehen. Auch das ist nicht ganz einfach zu ertragen. Ich kann zwar entspannt sehen, aber ich bin in einem inneren Sanatorium, brauche Ruhe, Schonung. Und die Welt läuft doch weiter und stellt ihre Ansprüche unvermindert weiter.

Und bei all dem Positiven brauche ich doch Unterstützung und Hilfe.

Deshalb habe ich eine ganz konkrete Frage hier ans Forum.

Wer ist, oder wer kennt Menschen, die mir helfen, meine Situation vor der Krankenkasse, oder dem Versorgungsamt zu Vertreten. Oder, gibt es Menschen, die ähnliche Probleme hatten, von Ärzten falsch behandelt worden zu sein und die deshalb in wirtschaftliche Not geraten sind.

Leider bin ich nicht im Rechtschutz, sodass ich hier auf Tips und Anregungen angewiesen bin.

Allen einen angnehmen Tag,

liebe Grüße Jörg

Bild des Benutzers CaptainMu
Verbunden: 10. Juli 2005 - 0:00

Hallo jörg,

das klingt ja super!!! Es ist schön, dass du mit deiner prismenbrille glücklich bist. Ich wünsch dir auch weiterhin viel erfolg und vor allem ganz viel entspannung damit! Wink

Zu deinem konkreten problem kann ich leider nichts beisteuern. Ich wollt dir nur kurz meine glückwünsche übermitteln...

LG
chris

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Jörg,

auch ich möchte Dich beglückwünschen zu dem Ergebnis. Leider kann ich Dir auch nicht mit dem rechtlichen Problem helfen.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Jörg,

es ist schön, dies von Dir zu hören.

Vielleicht werden Dir noch weitere 41 Jahre geschenkt. Auf dem alten Erfahrungsspiegel, dürfte sich jetzt vieles positiver gestalten. Schau nach vorn!
Ich freue mich mit Dir.

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers sentapaula
Verbunden: 9. Juli 2006 - 11:50

Guten Abend ,

an alle mitfühlenden Antworter, ein herzliches Dankeschön,

ja nochmal 41 Jahre kann ich mir gut vorstellen, bislang habe ich dafür gebetet, dass mein Leben nicht lange währen wird, es ist schon verwunderlich, was so ein "bischen Sehen" alles auslösen kann.

In der Hoffnung, dass immer mehr Menschen, die dieses Handicap haben, zu den richtigen Helfern gelangen, wünsche ich Euch einen schönen Abend,

in Dankbarkeit,

Jörg

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Jörg,

ich habe es vor 3 Jahren geschafft, dass meine Krankenkasse eine Einzelfallentscheidung getroffen hat. Mir wurden die Fahrtkosten nach Berlin erstattet. Da der dortige AA die Prismen auf Rezept verordnete, wurden auch diese Kosten übernommen. Bei Erwachsenen wird aber gar nichts mehr an Rezeptkosten übernommen, bei Kindern mittlerweile nur noch ein geringer Standardbetrag.

Du kannst die Kosten für Gläser und Gestell allerdings bei der Steuererklärung geltend machen, wichtig ist, dass Du einmal eine augenärztliche Verordnung als Kopie befügst - die wird dann auch für alle Folgerechnungen vom Optiker anerkannt, auch für zukünftige Jahre.

Ansonsten denke ich, wirst Du für Deine Prismenkorrektur selber aufkommen müssen.

Viele Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Doccy
Verbunden: 8. Januar 2003 - 0:00

Hallo sentapaula,

„Schuld“ daran, daß Dir 41 Jahre lang nicht geholfen wurde, ist der - na, sagen wir mal höflich - medizinische Standesdünkel, wenn es den denn gibt.

Es ist davon auszugehen, daß jeder Arzt für Augenheilkunde in dieser Republik über unser Wirken Kenntnis hat. Daß die Augenheilkunde in Fällen wie bei Dir Dich nicht zu einem MKH-Anwender schickt, erfüllt nach meiner Meinung den Straftatbestand der unterlassenen Hilfeleistung.

Die Augenheilkunde hat es geschafft, daß die GKV nur prismatische Wirkungen leistet, die 1. von einem Augenheiler „verordnet“ worden sind, und 2. eine bestimmte „Mindestgröße“ haben muß.

Man stelle sich analog das in der Zahnmedizin vor Das Löchlein im Zahn wird erst dann repariert, wenn es ein Loch geworden ist.

Du müßtest Deine Krankenkasse verklagen, weil sie einen „Kurierzwang“ auf Dich ausübt. Den aber kennt das Deutsche Recht nicht. Mit „Kurierzwang“ ist der Zwang zum Kurieren, also ein Behandlungszwang bei einem Vertragspartner der Krankenversicherung gemeint. Das Behandlungsmonopol wird hier über alle Maßen mißbraucht. Einen solchen „Versorgungszwang“ hätten wir Augenoptiker auch gern.

Vielleicht kann Dir der „Bundesverband Deutscher Augenoptiker“ www.bdao.de[/url] noch ein paar nützliche Hinweise geben. Wende Dich an seinen Geschäftsführer.

doccy

Bild des Benutzers KerstinEP
Verbunden: 24. August 2004 - 0:00

Fein, das klingt doch super! Danke auch für die PN. Ich war im Urlaub, daher antworte ich erst so spät.

Ich hoffe, das Zufriedenheitsgefühl hält noch ne Weile an.

Liebe Grüße
Kerstin

Gott schenkt Dir das Gesicht. Lächeln musst Du selber!

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Doccy schrieb

Es ist davon auszugehen, daß jeder Arzt für Augenheilkunde in dieser Republik über unser Wirken Kenntnis hat. Daß die Augenheilkunde in Fällen wie bei Dir Dich nicht zu einem MKH-Anwender schickt, erfüllt nach meiner Meinung den Straftatbestand der unterlassenen Hilfeleistung.

Das ist nicht so. Der Augenarzt überweist an einen Kollegen und der Patient sucht sich seinen Behandler dann aus. An einen Nichtkollegen kann nicht überwiesen werden. Eine Empfehlung darf auch nicht ausgesprochen werden, denn das ist wettbewerbswidrig und damit strafbar.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers Monoxid
Verbunden: 16. Februar 2005 - 0:00

AgnesMaria schrieb
Eine Empfehlung darf auch nicht ausgesprochen werden, denn das ist wettbewerbswidrig und damit strafbar.[/quote]

Das dürfte einem Augenarzt, der mit seinem Latein am Ende ist, aber kaum das Recht nehmen, Betroffenen den Ratschlag zu geben, sich mal über Winkelfehlsichtigkeit kundig zu machen. Den Rest schafft man dann auch alleine.

Monoxid

P.S. Toll, ich kenne einen Münsteraner Augenarzt, den ich jetzt in die Pfanne hauen kann... evil

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Monoxid schrieb

AgnesMaria schrieb
Eine Empfehlung darf auch nicht ausgesprochen werden, denn das ist wettbewerbswidrig und damit strafbar.

Das dürfte einem Augenarzt, der mit seinem Latein am Ende ist, aber kaum das Recht nehmen, Betroffenen den Ratschlag zu geben, sich mal über Winkelfehlsichtigkeit kundig zu machen. Den Rest schafft man dann auch alleine.

Monoxid

P.S. Toll, ich kenne einen Münsteraner Augenarzt, den ich jetzt in die Pfanne hauen kann... evil[/quote]

Natürlich könnte er diesen Ratschlag geben, wenn er es denn wüßte. Aber MKH gehört nun mal nicht zum Standartprozedere der Ausbildung eines Facharztes unbedingt dazu. Wenn er sich für Strabologie interessiert allerdings schon.

Der Arzt ist auch nur ein Mensch und kann nicht alles wissen.

Ich kenne eine Orthoptistin die in Münster ausgebildet wurde. Die Dame war so integer. -(

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers daja
Verbunden: 12. September 2005 - 0:00

Nicht alles muß der Arzt wissen, aber in seinem Fachgebiet sollte er sich doch besser auskennen als betroffene Laien.
Zumal der Bundesverband der Augenärzt auf seiner Website Prismenbrollen für Kinder geradezu verteufelt.
Welches Interesse sollte ein Arzt auch an gesunden Menschen haben?
Und auch die Krankenkassen sehen es gern wenn wir uns auf unsere eigenen Kosten helfen. Vielen wäre schon damit geholfen wenn dieses Dünke WF verschwinden würde . Würde es Latentes Schielen heißen würde es in das Aufgabenfelld des AA fallen . Bei AA hat das aber viel zu oft gar keinen Namen.So ist gute Zusammenarbei doch wohl eher Zufall.

Und leiber Jörg.
Ärzte zu verklagem kostet nicht nur Geld , es hat auch wenig mit der Ruhe und Schonung zu tun , die du scheinbar brauchst .

Mir wurde in diesem Zusammenhang mal geraten , dass alles nicht zu Ende zu denken. Man würde verrückt!

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

daja schrieb

Nicht alles muß der Arzt wissen, aber in seinem Fachgebiet sollte er sich doch besser auskennen als betroffene Laien.
Zumal der Bundesverband der Augenärzt auf seiner Website Prismenbrollen für Kinder geradezu verteufelt.
Welches Interesse sollte ein Arzt auch an gesunden Menschen haben?
Und auch die Krankenkassen sehen es gern wenn wir uns auf unsere eigenen Kosten helfen. Vielen wäre schon damit geholfen wenn dieses Dünke WF verschwinden würde . Würde es Latentes Schielen heißen würde es in das Aufgabenfelld des AA fallen . Bei AA hat das aber viel zu oft gar keinen Namen.So ist gute Zusammenarbei doch wohl eher Zufall.

MKH, liebe Daja, gehört, das habe ich in diesem Forum schon häufiger geäußert, nicht zum vorgeschriebenen Inhalt in der Facharztausbildung. Wer sich mit Sehproblemen und Schielen bei Kindern befasst bekommt irgendwann mal Berührung mit der MKH. Ob er sich damit dann intensiver auseinandersetzt ist ganz allein seine Sache.

Deswegen reden viele Augenärzte, aber nicht alle, nicht oder wenig über MKH. Sie kennen sich im Allgemeinen schlichtweg damit nicht aus.

Der BVA hat wirklich auf seiner Web-Site einen Beitrag dazu, den ich so nicht unterstützen kann. Aber er ist widerum nicht ganz falsch. Es ist schon vorgekommen das Prismenverordnungen durch Augenoptiker auch bei Kindern vorgenommen wurden, weil Sehprobleme auftraten, die aber eine ganz andere und sehr ernste Ursache hatten. Und eine echte Legasthenie kann man mit einer Prismenversorgung wirklich nicht heilen. Eine Lese- Rechtschreibschwäche dagegen, die durch visuelle Probleme besteht, kann mit einer guten Brillenversorgung minimiert oder ganz beseitigt werden. Nicht immer sind da aber Prismen notwendig.

Es gibt aber auch eine Web-Site beim BVA die Prismenversorgung bei Kindern für nützlich hält bei asthenopischen Beschwerden (hier bei Kopfschmerzen) .

http://www.augeninfo.de/presse/0204ks.htm

Zitat

Auch ein offensichtliches oder latentes Schielen kann zu Kopfschmerzen führen. "Um die Augen auf 'Kurs' zu halten, muss eine motorische Feinsteuerung erfolgen. Kopfschmerzen können Ausdruck einer solchen ständigen Anstrengung sein", weiß Prof. Küchle aus Münster. "Sie verschwinden meist nach Ausgleich des Sehfehlers oder in bestimmten seltenen Fällen durch Anpassung einer speziellen Prismenbrille."

Ärzte sind über jeden geheilten Patienten froh. Wer das anders sieht versteht nichts vom Arztberuf. Es gibt natürlich, wie überall, Ausnahmen.

Ärzte verdienen an den Patienten nicht. Sie bekommen eine Vergütung für ihre Arbeit, die äußerst bescheiden bei den GKV- Patienten ausfällt. Wer sich über die Honorierung informieren möchte kann sich den EBM ansehen.

http://www.kbv.de/ebm2000plus/EBMGesamt.htm

Augenoptiker nennen Fixationsdisparationen wenn sie mit MKH gemessen werden Winkelfehlsichtigkeit. Winkelfehlsichtigkeiten gehören zu den assoziierten Phorien und damit zu den Heterophorien. Und Heterophorien sind laut medizinischer Nomenklatur latente Fehlstellungen der Augen.

Augenärzte messen Heterophorien in der Regel unter dissoziierenden Bedingungen und nicht mit MKH. Das sind dann keine Winkelfehlsichtigkeiten.
Das ist wirklich nicht so einfach zu verstehen.

Da bei MKH ein Meßvorgang erfolgt sind Augenoptiker berechtigt diese Messung auch auszuführen. Die so erhobenen Werte dürfen sie als Brille ordinieren, jedoch nicht zu Lasten der GKV.

Über die Krankenkassen brauchen wir nicht zu diskutieren. Im Jahr 2004 hatten die Kassen nach dem statistischen Jahrbuch rund 6,9% der Ausgaben für sich aufgewendet (Verwaltung) und 14,78% für die gesamte ambulante ärztliche Versorgung. Die Rücklagen, Mieten und Immobilien etc. sind da noch nicht mal eingerechnet.

Wenn noch nicht mal wirksame Medikamente zu Lasten der GKV verordnungsfähig sind, siehe auch Methylphenidat bei Erwachsenen, dann werden Methoden die nichtanerkannt sind erst recht nicht erstattet.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant