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Bild des Benutzers Katrin
Verbunden: 17. Mai 2004 - 0:00
Eilige Bitte um Rat

Einleitend möchte ich erwähnen, daß ich selbst ein "gebranntes Kind" bin.

Bei mir wurde in der dritten Klasse festgestellt, daß ich auf einem Auge nur eine Sehschärfe von 10 % habe. Vorher hat es kein Mensch bemerkt. Aufgefallen ist nur, daß ich sehr "ungeschickt" war. Zur Einschulungsuntersuchung habe ich noch alles gesehen (auf beiden Augen), wobei ich mir aber das jeweils andere Auge SELBST zuhalten mußte. Es kann jetzt also keiner mehr nachvollziehen, ob ich durch die Finger geschaut habe oder ob das linke Auge damals tatsächlich noch sehen konnte.

Meine Frage geht jetzt auch um meinen Sohn.

Er wird im Juli vier, hat das KISS-Syndrom und wird Ende Juni das erste Mal behandelt.
Da auch mein Mann Brillenträger ist, sind wir mit den Jungs eh zur engmaschigen Kontrolle beim Augenarzt. Im letzten Jahr hatte er auf beiden Augen die volle Sehschärfe, der "Lang Stereotest" war nicht vollständig o.k., aber er hat das schwierigste Bild prompt benannt und gezeigt.

Jetzt sprach mich seine Erzieherin an, er habe Schwierigkeiten mit dem räumlichen Sehen, wobei ich noch nicht so recht weiß, wie sie das festgestellt hat.

Soll ich jetzt auf die Schnelle aktiv werden oder erst mal die Behandlung der HWS abwarten??

Vielen Dank für kompetenten Rat von

Katrin

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Katrin,

es tut mir leid, daß bei Dir nicht früher etwas festgestellt wurde, aber das war leider häufig so.
Bei Deinem Sohn rate ich Dir, die Behandlung wegen KISS abzuwarten, da es immer wieder zu vermuten ist, daß durch dieses Syndrom auch Augenfehlstellungen gebildet oder gefördert werden. Ca. 4 Wochen nach der letzten Behandlung beim Orthopäden (manchmal soll ja eine schon reichen) würde ich eine Untersuchung auf Winkelfehlsichtigkeit machen.

Viele Grüße
Eberhard

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Katrin,

ich habe Dir eine Mail nachhause geschickt - da ich selber ein KISS und ein WF-Fall bin. Der Optiker, den ich Dir genannt habe, ist der Einzige hier in der Nähe, in Itzehoe hätte ich da noch eine Adresse. In Kiel gibt es meines Wissens keinen MKH-ler (man möge mich sonst berichtigen!)

Liebe Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers jotha
Verbunden: 22. Mai 2004 - 0:00

Manchmal ist es auch ganz anders - jemand, dessen WF (auch) eine vertikale Komponente hat (also ein Auge "möchte" höher gucken als das andere), wird dies mit einiger Wahrscheinlichkeit dadurch auszugleichen versuchen, dass er/sie den Kopf schief hält. Beginnt dies schon im frühen Kindesalter, können sich daraus durchaus Veränderungen an der HWS ergeben. Also, ganz platt Denkbar ist auch, dass eine vertikale WF bei der KISS-Entwicklung nicht ganz unschuldig war.
Ich würde beides machen Alle orthopädischen Behandlungen, klar, und auf jeden Fall eine Messung nach MKH - sie kann nichts kaputt machen, aber wenn dabei ein Höhenfehler festgestellt wird, der von der Richtung her zur Kopfschiefhaltung "passt", dann sollte unbedingt einer der ganz wenigen deutschen Augenärzte beteiligt werden, der zusätzlich geprüfter Augenoptiker ist und in der MKH mit Kindern wirklich kompetent. MKH mit Kindern ist eine andere Welt als MKH mit Erwachsenen.

Kinder mit Höhenfehlern (vertikale WF oder vertikale Anteile) haben im allgemeinen die heftigeren asthenopischen Beschwerden und haben auffälligere Probleme beim Lesen und Schreiben als nur horizontal betroffene Kinder Sie können i.d.R. beim Schreiben die Linie nicht halten, und beim Lesen oder Abschreiben verrutschen sie öfter mal in der Zeile - und sie gucken ihre Lehrerin immer so "lieb" an - mit seitlich geneigtem Kopf...




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J. H.

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Jotha,

Du hast vollkommen recht. Nur muß eine bestimmte Reihenfolge eingehalten werden. Es hat keinen Sinn, während einer KISS-Behandlung auch eine MKH durchzuführen.
Schön wieder von einem Pädagogen zu hören.

Gruß
Eberhard

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Gast
Gast (nicht überprüft)

Hallo zusammen

Das wichtigste ist eine gute Absprache !!

Gerne will ich hier meine eigenen Erfahrungen einbringen.
Vor gut einem Jahr durfte ich einem Kiss-Patienten (10 Jahre) die Vertikal-Abweichung mit Prismen korrigieren. Da es noch etwas dauerte bis nach jahrelangem Suchen und Vertrösten endlich der richtige Arzt gefunden wurde, der das KISS-Syndrom akitver angehen wollte, war der Patient, die Familie und das ganze Umfeld sehr froh um die grosse Hilfe, die eine Prismenbrille ausmachte.

Nach der chirurgischen Korrektur (verklebte und verkürzte Halsmuskeln, unterschiedlich gewachsene Gesichthälften, entsprechend verformte Halswirbelsäule usw.) bestand noch eine leichte (jahrelang angewöhnte) Kopfschiefhaltung. Der Vertikal-Winkel hat sich logischerweise stark verringert. Die sehr professionelle und intensiv angesetzte Motorik-Therapie schien in diesem Punkt keine weitere Besserung mehr zu erreichen.

Nach intensiver Diskussion mit dem behandelnden Arzt habe ich die ‚alten’ inzwischen zu starken Prismengläser wieder montiert. Bedingt durch diese ‚Ueberkorrektur’ war der Patient gezwungen, den Kopf in eine senkrechte Haltung zu bringen, da er sonst Doppelbilder hatte. Mit dieser ‚optischen Krüke’ oder ‚sehr überlegten und multidisziplinär abgesicherten Therapie’ konnte innert 4 Monaten eine senkrechte, ausbalancierte Kopfhaltung erreicht werden.
Der Patent trägt heute keine Höhenprismen mehr.

Der Patient hatte durch seine jahrelange Behinderung, auch Defizite in der neuronalen Entwicklung. Also haben wir anschliessend an die Motorik-Therapie noch eine ganzheitliche Aufarbeitung der neuronalen Entwicklungsschritte durchgeführt. Durch entsprechende Stimulation hat sich die Gesichts-Asymetrie beinahe ausgeglichen. Am Vestibular-System, der Kinästhetik, am Muskeltonus und der Propriozeption sind wir noch am arbeiten.

Soweit ein Fallbeispiel, dass aufzeigt, wie wichtig eine gut abgesprochene Zusammenarbeit ist.

Hilfreich ist es, nicht nur die MKH zu beherrschen, sondern auch gute Kenntnisse im Bereich der Funktions-Therapien (Visual-Training und mehr) zu haben. Dazu gehören ausreichende Kenntnisse in der Neurologie, der Neuro-Ophthalmologie, der Physiologie und der Psychologie.

Gerne hoffe ich mit diesen Ausführungen etwas Hoffnung verbreitet zu haben.

Herzliche Grüsse aus der Schweiz

Urs

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Urs,

das ist ein wunderbares Beispiel, wie es funktionieren kann. Ist das in der Schweiz leichter als bei uns? Hier ist es doch schon so, daß die Augenärzte, die mit Optikern zusammenarbeiten, egal in welcher Richtung, (MKH oder LOW-Vision) Ärger mit dem BVA provozieren.

Viele Grüße
Eberhard

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers KerstinEP
Verbunden: 24. August 2004 - 0:00

Urs, so stelle ich mir vernünftige Arbeit am Menschen vor.

So und nicht anders. Aber wie macht man das wem klar? Es ist schier zum verzweifeln.

Es ist gut, dass das Monopol der Ärzte fällt. So wird es vielleicht doch irgendwann wieder Idealisten geben, die nicht nur Medizin-Theorie studieren, sondern wieder angewandet Menschlichkeit, die auch eine ganzheitliche Sichtweise beiinhaltet, auch ausserhalb der einzigen, in deutschland ganzheitlich und mit großem Erfolg lehrenden Uni in Witten-Herdecke.

Ich werde mehr und mehr zum Anthro...

Dein Beispiel ist ein Traum. Es macht mir Hoffnung. Ich hoffe, Du schreibst das in noch mehr deutschen Foren und es wird richtig publik. SO und nicht anders stell ich mir das vor ...*seufz*.

Danke dafür.

Gott schenkt Dir das Gesicht. Lächeln musst Du selber!

Bild des Benutzers Anna
Verbunden: 21. März 2003 - 0:00

Hi Kerstin,

jetzt muss selbst ich die Medizinmenschen mal in Schutz nehmen es liegt meiner Meinung nicht allein am fehlenden Idealismus, dass sie zu FachidiotInnen werden.

Eine Ursache ist sicher das explodierende Wissen. Es ist kaum noch möglich, da auch noch tiefe Einblicke in benachbarte Gebiete zu bekommen, das dürften wir alle in unseren eigenen Arbeitsbereichen selbst erfahren.

Dass die notwendige Zusammenarbeit der Fachid**tInnen so selten funktioniert, hat dann auch was mit den Strukturen des deutschen Gesundheitssystems zu tun. Aber da scheint z.B. die Rückkehr zu den DDR-Polykliniken in neuem Schlauch ein Hoffnungsschimmer zu sein [1].

Ein bisschen weniger Standesdünkel und Unfehlbarkeitsphantasien wären natürlich auch angebracht. Dem könnte man meiner Meinung nach auf die Sprünge helfen, in dem man den Dr.titel streicht, der in der Medizin sowieso ein Witz ist. Bei einer Frau Dipl.-med würden die Leute sicher weniger falschen Respekt und mehr gesunde Skepsis entwickeln. Statt sie ein halbes Jahr halbherzig herumzudoktorieren zu lassen, könnte man den Medizinstudis lieber fachübergreifende Kenntnisse vermitteln. Oder überhaupt Denken statt Auswendiglernen und multiple-choice-Teste ankreuzen.

Zum Glück scheint sich jetzt beim Thema PatientInnenrechte und -schutz was zu tun.
Es ist doch auch zum krank werden, dass ÄrztInnen sich ständig falsche Diagnosen erlauben können, ohne dass man sie wirklich belangen könnte. In meinem Bekanntenkreis sind mindestens zehn Fälle, die im letzten Jahr nach Hause geschickt wurden mit der Diagnose "alles nur Stress" und am Ende doch handfeste organische Krankheiten hatten, die längst der Behandlung bedurft hätten.

Am Ende führt also doch kein Weg daran vorbei, dass die PatientInnen selbst sich informieren und mitdenken. Ich habe auch nichts dagegen. Die Frage ist nur, was aus denen wird, die nicht wissen, wie man sich z.B. bei o-o einloggt, oder denen der Dickkopf und die Überzeugungskraft fehlt, von den ÄrztInnen die richtige Behandlung einzufordern?

Tja, wie wär's, wenn ihr mich nicht zur Moderatorin, sondern gleich zur Gesundheitsministerin ernennen tätet?

Grüße,
Anna

PS Für weitere medizinsozioloische Studien fehlt mir leider die Zeit - ich muss mich darum kümmern, wie meine Waschmaschine, mein Fahrrad, die Hifi-Anlage und der PC repariert werden können und dann noch einige versicherungstechnische Probleme lösen. Auch das können die zuständigen Fachleute nämlich nicht. Man sollte das ganze Spezialistenpack tatsächlich in die Dienstleistungswüste schicken.

[1]www.fr-aktuell.de/uebersicht/alle_dossiers/politik_inland/wie_viel_staat...

Bild des Benutzers Katrin
Verbunden: 17. Mai 2004 - 0:00

Hallo, Ihr alle,

zuallererst möchte ich mich für die Antworten auf meine Frage bedanken.

Da ich beim AA vor dem Termin beim Orthopäden eh keinen termin mehr bekommen habe, muß ich ja jetzt zwangsläufig warten, ob sich was tut. Ich hoffe soooo sehr darauf.

Liebe Grüße aus dem hohen Norden

Katrin

PS Läßt sich eigentlich ein vierzigjähriges schwachsichtiges Auge noch irgendwie "zum Leben erwecken"?

Bild des Benutzers Katrin
Verbunden: 17. Mai 2004 - 0:00

Hallo nochmal!

Nachdem wir am Freitag beim Kinderarzt waren (zwecks U Dirol und am Dienstag zur KISS-Behandlung, möchte ich nochmal kurz berichten.

Der Junior hat beim Kinderarzt den Lang-Streeotest ohne Probleme bewältigt (gezeigt und BENANNT) und beim normalen Sehtest hat er es mit einem Auge bis in die unterste Zeile geschafft, beim anderen ging die letzte Zeile nicht mehr.

Wir werden also nach den ferien mal beim AA vorbeischauen.

Und ansonsten beobachten, ob er noch irgendwelche "Sehschwierigkeiten" zeigt.

Vielen Dank für die Hilfe

Katrin

Bild des Benutzers Anna
Verbunden: 21. März 2003 - 0:00

Hallo Katrin,

ZitatDer Junior hat beim Kinderarzt den Lang-Streeotest ohne Probleme bewältigt (gezeigt und BENANNT) und beim normalen Sehtest hat er es mit einem Auge bis in die unterste Zeile geschafft, beim anderen ging die letzte Zeile nicht mehr.


Das ist erstmal ein gutes Zeichen, was das beidäugige Sehen angeht. Allerdings schließt es keine Winkelfehlsichtigkeit aus!
Viele Ge:wink:elte werden von den AA gerade deshalb nicht entdeckt oder ernst genommen, weil sie alle Stereoteste bestehen.
Kein Wunder, ist es doch nicht weiter schwierig, beim Test für wenige Sekunden unter großer Konzentration einen abweichenden Winkel auszugleichen. Das heißt aber noch lange nicht, dass dieser Ausgleich den ganzen Tag und unter größeren Belastungen oder auch bei geringerer Konzentration gelingt.

Sollte dein Filius weiterhin durch Ungeschicklichkeiten oder andere Beschwerden auffallen, würde ich doch mal einen Test nach MKH bei den OptikerInnen machen lassen.

Grüße,
Anna