Hallo! Da bin ich schon wieder!!
Da ich mit meinem Thema vermutlich doch einiges an Interesse und Staunen verursache, möchte ich nun den Verlauf meiner Occlusion darstellen.
Juli 2008: Kontrolle beim Augenarzt, der außer mit meinem Nystagmus recht zufrieden ist. Ich bemerkte damals schon seit einiger Zeit ein Brennen und manchmal tränen der Augen. Sie fühlten sich auch recht müde an. Den Wunsch nach Kontaktlinsen befürwortet er.
Ende Juli 2008: Optiker bestellt mir eine Occlusionsfolie. Bin sehr vorsichtig und Trage sie in den ersten Tagen nur wenige Minuten. Immer wieder lege ich eine Pause ein. Der Optiker verlangt wöchentliche Kontrollen um Sehverschlechterung und Doppelbilder zu vermeiden.
In den folgenden Wochen fallen die Kontrollen mal besser, mal weniger gut aus. Das linke, bessere Auge erholt sich langsam, es gibt keine extremen Ermüdungserscheinungen, Brennen und tränen mehr, was ich als sehr angenehm empfinde.
In den folgenden Monaten beobachte ich immer wieder, dass das rechte, trainierende Auge schneller fixieren und akkomodieren lernt. Vom Optiker werde ich immer wieder zum weiter machen ermutigt.
Im Frühling 2008 stellten wir einen Rückgang des Astigmatismus am linken Auge fest und ich trug drei Monate lang eine spherische Linse.
Im April besuchte ich erneut den Augenarzt. Dieser sehr überrascht über die posiive Veränderung meines visuellen Probleme. (Wegen des Nystagmus sah er das Abdecken eines Auges als nicht geeignet an.)
Im Juni 2009 begann ich mit Abkleben. Inzwischen trug ich die Folie auch mal einen ganzen Tag lang. (zu Hause).
Ab Herbst 2009 waren die Sehtests dann regelmäßig recht gut.
Im Frühling 2010 hatte ich arbeitsbedingt wenig Zeit zum Üben. Längere Pausen (drei bis vier Wochen) machen sich aber bemerkbar: Beim Akkomodieren macht sich das rechte Auge wieder viel schneller selbstständig. Beim Lesen der Visustafel brauche ich wieder viel länger beim Akkomodieren, der Nystagmus setzt schon ziemlich bald ein, so dass das Fixieren der einzelnen Zahlen schwierig ist und immer wieder eine Pause erfordert.
In diesen zwei Jahren machte mir das auffällige Pflaster / Folie immer wieder Kopfzerbrechen. Ich wollte eine Möglichkeit finden, auch im Freien Occlusion zu tragen, ohne direkt aufzufallen. Das Auge kann sich, glaube ich, noch mehr „erarbeiten“. Mir ist klar, dass ich einiges von meinem Sehzentrum im Gehirn verlange.
Im Juni 2010 fasste ich dann Mut, und sprach meinen geduldigen Optiker auf die Occlusionslinse an, die er mir nach einigen Überlegungen und genauem Ausmessen des Auges bestellt hat.
Da ich sie dann erst vor zwei Wochen -August 2010 - abgeholt habe, beim ersten Mal war sie zu lichtdurchlälssg, habe ich noch nicht viele Erfahrungen damit gesammelt.
Angenehm ist die ganze Prozedur nicht. Aber ich bin immer wieder selbst überrascht und glücklich über die auftretenden Erfolge. Zeitgleich mache ich auch immer wieder verschiedene Augenübungen zur Entspannung, Akkomodation und Beweglichkeit der Augen.
Rückblickend möchte ich noch sagen: Vor Beginn dieser Therapie stellte ich mir manchmal eine Frage: Was passiert, wenn mein linkes Führungsauge einmal auch nur für wenige Tage nicht einsatzfähig wäre? Jetzt habe ich zwei funktionierende Augen.
Ich frage mich auch: Was wäre durch eine solche Therapie in der Kindheit passiert? Warum kam die damals nicht in Frage? Hätte ich dadurch jetzt vielleicht Doppelbilder? Vermutlich werden wir diese Fragen nie beantworten können. Oder?
Liebe Grüße, Eisbär
Therapie in der Kindheit hätte ganz sicher eine dauerhafte Besserung gebracht. Warum man das damals nicht machte, kann ich nicht sagen. Nystagmus ist keine Kontraindikation. Wenn jetzt keine Doppelbilder auftreten, wäre das früher sicher auch nicht passiert.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
Hallo Agnes Maria,
ich weiss nicht, ob Sie meinen aller ersten Bericht gelesen haben. Meine Augen waren für mich schon immer interessant. Und so kam es, dass ich mit ca. zehn Jahren den Versuch gemacht habe nur mit dem schwachen Auge zu sehen. Ich erinnere mich noch gut,an dieses Experiment. Mein Kinderzimmer sah ziemlich verändert aussah. Orientierung hatte ich keine,... Irgend etwas muß mir an diesem Versuch aber gefallen? haben. Denn ich versuchte es immer wieder. Zum Nachmachen ist das Ganze nicht geeignet. Aber habe ich mir so vielleicht den Grundstock für meine jetzigen Erfolge geholt?
Liebe Grüße, Eisbär
"Musik ist Arbeit, aber keine Mühsal." Sabine Mayer, Klarinettistin
Hallo Eisbaer,
es freut mich sehr zu lesen, dass Dein konsequentes Okklusionstraining so gute Erfolge bringt! Bei mir ist es auch der Fall, dass sich der Nystagmus des Schielauges selbst durch relativ kurzzeitiges Abdecken des guten Auges stark verringern laesst. Auch eine leichte Unterkorrektur des guten Auges bei gleichzeitiger Vollkorrektur der Weitsichtigkeit des Schielauges scheint zu helfen, dass das schwaechere Auge mehr am Sehgeschehen teilnimmt. Was mich ein bisschen ueberrascht ist, dass Du gar keine Doppelbilder hast - hoffentlich bleibt das auch so!
Ich habe auf Anraten meines Optikers nun doch mal um einen Termin bei einer Orthoptistin gebeten (was, glaube ich, etwas anderes ist als eine Visualtrainerin, welche offenbar sehr schwer zu finden sind). Bin gespannt, ob sie irgendwelche konstruktiven Vorschlaege hat oder ob ich doch bloss wieder mit einem Schulterzucken weggeschickt werde...
Liebe Gruesse, und Dir weiterhin viele Erfolge wuenschend,
Doris
Hallo Doris,
schön, dass Du auch wiedermal im Forum bist. Ganz konsequente ist mein Training ja nicht, man tut, was man kann. Um mein Führungsauge zum „nichts tun“ zu bringen, muss es schon ganz ausgeschaltet werden, mit lichtundurchlässiger Folie, Pflaster, oder ganz dunkle Linse. Es hat ja über 30 Jahre lang (bis auf sehr wenige Ausnahmen) die ganze Seharbeit alleine gemacht. Das mit den Doppelbildern finde ich auch ungewöhnlich, wie Agnes Maria schrieb werden die aber auch nie kommen. (Ein bisschen Glück brauchen meine Augen ja auch).
Den Unterschied Orthoptistin und Visualtrainerin könnten wir uns vielleicht von den tollen Moderatoren im Forum erklären lassen? (Ein großes Lob!!!)
Wünsche Dir viel Erfolg bei der Orthoptistin und dass Du diesen Termin mit neuem Wissen und endlich ohne Schulterzucken von Seiten der Spezialisten beenden kannst!
Ganz liebe Grüße, Eisbär
"Musik ist Arbeit, aber keine Mühsal." Sabine Mayer, Klarinettistin
Man sollte niemals nie sagen.
Eine Orthoptistin hat ihr Aufgabengebiet vor allem in der Schielheilkunde.
http://www.orthoptik.de/
dann auf Berufsbild gehen.
Ein Visualtrainer ist ein Optometrist/Augenoptiker. Er befasst sich mit Funktionaloptometrie.
http://de.wikipedia.org/wiki/Funktionaloptometrie
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
bleibt noch kurz anzumerken - das Visualtrainer kein geschützter Begriff oder gar Beruf ist. Jeder kann sich so nennen, dementsprechend gibt es starke unterschiede in der Qualität.
Selbst Optometrist ist in Deutschland kein geschützter Beruf/Bezeichnung.
viele Grüße
Georg Scheuerer
"...werden die Doppelbilder auch nie Kommen"...
Guen Morgen Agnes Maria! Keine Sorge, Das Thema Doppelbilder werde ich immer in meinem Kopf behalten und vorsichtig damit umgehen: HABE SEHR GROßEN RESPEKT DAVOR!!!
Danke für die Links und die wieder mal so schnellen, sehr verständlichen Erklärungen auch an Georg!
L.G. Eisbär
"Musik ist Arbeit, aber keine Mühsal." Sabine Mayer, Klarinettistin
Vielen Dank fuer die Aufklaerung und die informativen Links, AgnesMaria und Georg!
LG Doris
Hm, ich kenne einen Augenoptiker der zu DDR-Zeiten eine Ausbildung zum Optometristen absolviert hat und vor 2 Jahren nachträglich seine Anerkennung als Dipl.-Optometrist vom Thüringer Kultusministerium bekommen hat.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
Hallo,
ja es gibt jetzt Optometristen der HWK (Dresden?) In Knechtsteden läuft die Ausbildung, im Osten erfolgt die Prüfung.
Gruß
Eberhard
Viele Grüße
Eberhard
Hallo Eisbär, habe Dir eine PN geschrieben.
Lieb grüßt
Midwife17
Man muss noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können. F. Nietzsche
Hallo Eisbär, hallo alle
ich hatte ja auch schon in meinem Thread gepostet, aber was ich berichten möchte, paßt hier ganz gut dazu. Ich bin in der Kindheit ziemlich gut und erfolgreich behandelt worden (Innenschielen re Auge, Visus re 20%) . Mit 2 Jahren Okklsuonsbehandlung bis zur EInschulung, mit 6 Penalisation, mit 9 OP, Schielwinkel kaum mehr sichtbar, binokulares Sehen nur sehr bedingt, keine Brille, da mit 11 Jahren Visus beidseits 100%. Jetzt wo das rechte Auge immer mal wieder mehr und mehr nach Außen wegrutschte, hab ich das alles kontrollieren lassen, in Mydriasis li + 0,75 und re +2,0. Führungsauge immer links, bewußt Alternieren möglich aber anstrengend, Schielwinkel 12° nach außen. Wenn ich mit rechts fixiere, Augen parallel. Folglich habe ich mir überlegt, dass das rechte Auge mal wieder gefordert werden müßte. Amblyopiebehandlung nur bei Kindern, ist klar. Aber die hat ja stattgefunden und ich bin der Ansicht. dass das eine Voraussetzung dafür ist, das später quasi "erinnern" zu können. Also habe ich beschlossen, links stundenweise zu okkludieren und zu sehen was passiert. Nach 5 Minuten hatte ich schon genug, an Stunden nicht zu denken, das rechte Auge sah nur mehr verschwommen und ich fing sogar an zu schwitzen. Da ich aber hartnäckig bin, hab ich das immer mal wieder probiert, und schon nach 2-3 Tagen spüre ich, wie es sich deutlich bessert. Mit der Brille kann ich mit dem rechten Auge wunderbar lesen, im Moment schreibe ich dieses Posting und es fühlt sich gut an. Seit heute (also nach 5 Tagen immer nur kurzfristiger Okklusion, max 1 Stunde) habe ich das Gefühl, die Fixation schon viel besser auf dem rechten Auge halten zu können. Es ist deutlich unanstrengender geworden und ich bekomme "ein Gefühl" für das rechte Auge. Ich weiß nicht, ob man das nachvollziehen kann. Es ist nicht mehr nur Mitläufer. Ich kann es bewußt schauen lassen, ich bekomme einen Zugang dazu. Klingt sicher wirr.
Die Schielbehandlung in der Kindheit hinterließ bei mir unterschwellig: Dieses rechte Auge ist faul, es sieht nicht ordentlich, es schielt, es macht mir das Leben schwer, es schränkt mich ein, - und jetzt erst beginne ich,mich positiv mit diesem Auge zu beschäftigen. Es fühlt sich gut an, es zu benutzen. Und ich bin mir sicher, dass es sich bessert. Nicht vom Visus, der ist ja bestens, aber von der Dauer der Benutzung und der Fähigkeit, es bewußt anzusteuern.
Und damit auch, den Schielwinkel selbst beeinflussen zu können.
LG Nicole
Man muss noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können. F. Nietzsche