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Bild des Benutzers Pfeiffchen
Verbunden: 21. Oktober 2007 - 23:15
Begriffsklärung und WF mitte 40?

Guten Abend an alle,

nach längerem Beschäftigen mit der Materie habe ich einige begriffliche und andere Fragen an die Fachleute, die ich mir trotz Google & Co. nicht selbst erklären kann
Was ist eine „Esophorie mit hypoakkommodativ bedingtem Konvergenzexzess“?
Was passiert dabei und warum?
Und im Gegensatz dazu bei einer „Esophorie vom Divergenzinsuffizienztyp?

Desweiteren erzählte mir ein älteres Ehepaar, dass ihr Optiker bei jeder ersten Gleitsichtbrillenanpassung den binokularen Status mit ausmißt und nach Möglichkeit in die Korrektion einfließen läßt. Darausfolgend hätte er sogut wie keine Unverträglichkeiten/ Rückgaben bei diesen Brillen. So waren zumindest seine Erklärungen zu den von ihnen zu absolvierenden bisher unbekannten Seh-Tests.
Im Schnitt beginnt ja das „Gleitsichtzeitalter“ so Mitte der Vierziger. Gibt es Erfahrungswerte, ab welchem Alter eine reine WF nicht mehr das Bestreben hat, den vollen Winkel preiszugeben und damit einmal ankorrigiert die (Prismen-)Werte relativ konstant bleiben? Könnte es sein, dass ungefähr ab diesem Zeitpunkt die Möglichkeit/ Wahrscheinlichkeit (auch bei ursprünglich vorhandenen relativ großen Winkeln) in Op-verdächtige Regionen zu rutschen immer weiter abnimmt? Durch z.B. altersbedingte Muskel-/ Gewebe-/Stoffwechselveränderungen, was auch immer?
Meinungen und Erfahrungswerte dazu würden mich brennend interessieren.

Liebe Grüße und schönen Sonntag noch
Eli

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Eli,

meinst Du hyperakkommodativ?

Das bedeutet Durch zu starke Akkomodation ausgelöster Konvergenzzwang beim Nahsehen. Esophorie hauptsächlich in der Nähe.

Das Zweite
Das Unvermögen, ausreichend zu Divergieren führt zur Esophorie mehr in der Ferne als in der Nähe.

Zu den Prismen bei beginnender Alterssichtigkeit

Gleitsichtgläser haben ja bekanntlich ein recht schmales Band der optimalen Sehschärfe, ab Mittelbereich bis zur Nähe. Bei nicht optimaler binokularer Versorgung einer WF vom Typ FD1 kommt es zu Gesichtsfeldeinschränkungen bei Gleitsichtgläsern. Ein Auge schaut exakt mittig durch die Nahzonen, daß andere nicht.
Wenn ich bei Alterssichtigen die FD1, also nur am Kreuz gemessenen Werte mit in die Korrektion übernehme, habe ich beidseitige optimale Fixation bei Gleitern.
Die Höhe der Prismen steigt tatsächlich nicht oft an. Es liegt meines Erachtens daran, daß ich nur die FD1 korrigiere. Sicher ist auch ein Grund, daß diese Menschen bisher auch keine Korrektion nötig hatten und einen großen Teil ihrer vorhandenen WF selber mühelos ausgleichen.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Pfeiffchen
Verbunden: 21. Oktober 2007 - 23:15

Hallo Eberhard (und alle anderen),

danke erstmal! Jedoch meine ich wirklich „hypoakkommodativ“- deshalb bin ich ja darüber gestolpert. Bei überschießender Akkommodation ist mir der Zusammenhang inzwischen klar (da Akkommodation und Konvergenz gekoppelt sind, kommt es durch die verstärkte Akkommodation auch zu entsprechend überreagierender Konvergenz -> Konvergenzexzess, richtig?), aber bei zu geringer Akkommodation ...? Die Begriffe sind bei Wikipedia unter Esophorie erwähnt. Nun ist Wikipedia nicht unbedingt die vertrauenswürdigste und wissenschaftlichste Seite. Ich dachte auch erst an einen Schreibfehler- es ist aber mehrfach so im Zusammenhang erwähnt. Hat sich da jemand völlig vertan oder gibt es das wirklich und wie erklärt es sich?

Zum Zweiten
Wenn man also die Augen nicht ausreichend nach außen stellen kann, kommt es in der Ferne zur Esophorie, sprich ev. Beschwerden. Da sie in der Nähe aber nicht nach außen gezogen werden müssen, sondern nach innen gestellt bleiben dürfen (wo sie eigentlich hinwollen), ist es in der Nähe nicht so bemerkbar. Hab ich es in etwa richtig verstanden?

Deine Erklärung zu den Prismen bei Gleitsichtbrillen leuchtet mir ein.

Kannst du oder jemand anders zu meinen weitergehenden Überlegungen/ Fragen von oben noch etwas schreiben? Ich schreibe sie hier einfach nochmal rein
Gibt es Erfahrungswerte, ab welchem Alter eine reine WF nicht mehr das Bestreben hat, den vollen Winkel preiszugeben und damit einmal ankorrigiert die (Prismen-)Werte relativ konstant bleiben?
Könnte es sein, dass ungefähr ab diesem Zeitpunkt die Möglichkeit/ Wahrscheinlichkeit (auch bei ursprünglich vorhandenen relativ großen Winkeln) in Op-verdächtige Regionen zu rutschen immer weiter abnimmt? Durch z.B. altersbedingte Muskel-/ Gewebe-/ Stoffwechsel-/ Hormonveränderungen, was auch immer?

Wer entsprechend große Probleme hat, oder wo Kinder in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind durch visuelle Defizite kann ich gut verstehen, dass man sich für diesen Weg, auch mit möglicherweise einer (teil-)abschließenden OP entscheidet.
Eine Op. kommt für mich aber schon gedankllich nicht in Frage, am Rande der Dekompensation scheine ich trotzdem zu sein. Deshalb der Hintergrund zu meinen Fragen, ob die Möglichkeit besteht, sich noch irgendwie über die nächsten 5-10Jahre zu retten und dann nur „das Aktuelle“ zu korrigieren und damit vielleicht ohne OP glücklich zu werden.
Bei Menschen mit entsprechenden Beschwerdebildern beginnt man eine Korrektion mit Prismen und kann eventuell nach den ersten Messungen und Korrektionen-je nach dem Erfahrungsschatz/ der Qualifikation des Messenden auch erste Einschätzungen geben, ob und wieweit die Werte noch nach
oben gehen. Leider erst nach diesen Schritten.
Nach meiner Erfahrung (ich habe noch keine Prismenbrille getragen, aber mehrere Messungen in entsprechendem zeitlichen Abstand hinter mir) stimmt die Aussage „Man kann eine Prismenkorrektion jederzeit abbrechen, gezielt „zurückbauen“ und hat dann sein altes Sehen wieder“ nicht ganz.
Nach jeder Messung hatte ich zunächst ein deutlich anderes Sehen und entsprechende „Probleme“, die mich annähernd ahnen lassen, wo ich lande, wenn ich mich für diesen Weg entscheide und wir mit der Korrektion beginnen. Und ein 100%iger Urzustand von vor der Messung stellte sich bei mir nie wieder ein.

Sorry, dass es wieder so lang ist, scheint mir nicht anders zu glücken!

Liebe Grüße
Eli

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Elli,

eine Wf bereitet ja erst Probleme, wenn die Kompensationsmechanismen nicht mehr greifen! Bei vielen beginnt das um das 35 - 40. Lebensjahr. Man kann dann nicht mehr durch muskuläre Anstrengungen ausgleichen. Also wird es doch dann eher wahrscheinlich, große Winkel schneller aufdecken zu können. Eine reine Wf kann man also kaum ankorrigieren und die Winkel bleiben dann eher konstant, wenn man älter ist - ich denke, das Gegenteil ist der Fall Ankorrigieren geht vielleicht eine Zeitlang gut, bis dann auch diese Kompensationsmechanismen verloren gehen. Oftmals ist eine Krankheit oder Stress Auslöser, und dann schnellt wieder was nach oben, was man bis dato gut selbst ausgleichen konnte.

Ein Bruch heilt in jungen Jahren problemlos aus, im Alter meist nicht....ok, der Vergleich hinkt, aber vielleicht dient er der Verdeutlichung.

Solltest Du nach jeder Messung dauerhafte Änderungen bei Dir verspürt haben, solltest Du vor Beginn einer prismatischen Korrektion unbedingt prüfen lassen, ob hinter Deiner Wf nicht auch ein echter Strabismus lauert, z. B. in Form eines Mikrostrabismus.

LG
Kerstin

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Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo,

es muß hier unterschieden werden zwischen vollständiger Messung nach MKH und der reinen motorischen Messung für die bessere Verträglichkeit von Gleitsichtgläsern.

Diese Korrektion führt sehr selten zur Aufdeckung der kompletten WF, da ja außer der Gleitsichtverordnung keine Beschwerden vorlagen. Diese Menschen hätten mit einfachen bifokalen Brillen oder Einstärkenbrillen keine Notwendigekeit zur prismatischen Korrektion.

Das mit der Hypoakkomodation würde ich einfach mal vergessen. Da hat sicher jemand Hyper mit Hypo verwechselt, anders kann ich es mir nicht vorstellen.

Wenn bei Menschen ab dem 35.-40. Lebensjahr binokulare Störungen mit Beschwerdebildern nach WF auftreten, steigt die notwendige Korrektion recht schnell an auf den vollen Wert. Das ist auch meine Erfahrung.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Georg Scheuerer
Verbunden: 16. Januar 2003 - 0:00

Hallo Eli,

erstmal zu dem Konvergenzexcess
hierbei ist es völlig normal das die Akk. "hinterherhinkt". Weil ja bei 1 dpt Akk. eh zuviel Konvergiert wird. Deshalb wird auf keinen Fall ZUVIEL akkommodiert sondern eher zu wenig?! Bei einer wirklich Konvergenzinsuffzienz ist es anders rum da wird zu wenig Konvergiert - die Akk. schießt meist über um das auszugleichen.....
Also völlig richtig die Akk. ist bei einem Konvergenzexzess meist zu wenig. Messbar mit der MEM-Skiaskopie (großer "Lag of accommodation")
Monokular liegt wieder eine "normale altersgemäße Akk." vor !
Bei einem Konvergenzexzess ist eine Gleitsichtbrille kein Problem - sondern gut!

Es gibt aber noch andere Dinge wie z.B. Divergenzexcess -> da hat man auch einen hohen AC/A. Die Differenzierung läuft über die Fusionsreserven und Phorie Ferne zu Nähe.

Gibt es Erfahrungswerte, ab welchem Alter eine reine WF nicht mehr das Bestreben hat, den vollen Winkel preiszugeben und damit einmal ankorrigiert die (Prismen-)Werte relativ konstant bleiben?

Nein - Teilkorrektionen können in jedem Alter Sinn machen oder auch weniger.....

Könnte es sein, dass ungefähr ab diesem Zeitpunkt die Möglichkeit/ Wahrscheinlichkeit (auch bei ursprünglich vorhandenen relativ großen Winkeln) in Op-verdächtige Regionen zu rutschen immer weiter abnimmt? Durch z.B. altersbedingte Muskel-/ Gewebe-/Stoffwechselveränderungen, was auch immer?

Viele Allgemeinerkrankungen nehmen Einfluss auf die Augen. Von Diabetis, Schilddrüse über vestibulär App., Infektionen etc. -> die Auswirkungen sind hier natürlich unterschiedlich und würde den Umfang sprengen.
Aber "einfach durch normale" altersbedingte Muskel und Gewebeveränderung sinkt meiner Ansicht nach die Wahrscheinlichkeit nicht (Ausnahmen mag es geben - monolateraler Katarakt der nicht operiert wird oder so....)

Wir bräuchten einfach mal alle Messwerte und Funktionsteste sowie Infos zu Deinem konkreten Problem, Alter usw. -> dann könnnen wir Dir mehr sagen.........

viele Grüße
Georg

Bild des Benutzers Pfeiffchen
Verbunden: 21. Oktober 2007 - 23:15

Hallo an alle,

ich bedanke mich bei euch für die Erklärungen. Leider habe ich bis jetzt noch keine Messwerte o.ä. in der Hand (außer aktuellen Brillendaten R +6,0 cyl. -0,75 Achse 5° Add. 1,0 L +6,5 cyl.-1,5 Achse 5° Add.1,0 ; Alter 41Jahre, ein paar allgemeine Infos zu meiner Brillengeschichte sind schon im anderen Thread ausführlicher geschrieben) .
Auch der von AgnesMaria angeratene Augenarztbesuch mit vollständiger Abklärung steht erst demnächst an (bin ja schon froh, dass sie mich diesmal nicht bis Juli warten lassen). Alle Fragen und Gedanken entstanden bisher aus meinen Beobachtungen, Überlegungen, Recherchen hier im Forum bzw. über Google etc...

Dann kann ich hoffentlich genaueres schreiben.

Viele Grüße
Eli

Bild des Benutzers Georg Scheuerer
Verbunden: 16. Januar 2003 - 0:00

Hi Eli,

ja Entschuldigung! Klar Du hattest ja schon mal was gepostet. Werd es mir heute Abend mal "reinziehen". Ich kann mich leider nicht mehr genau an Details erinnern.

Viele Grüße und bis bald
Georg