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mf
Verbunden: 28. März 2006 - 0:00
Eigenschaften von Mineralglas bei unterschiedlichen Indices

Seit 30 Jahren trage ich Brillen. Nach einiger Zeit mit Kunststoffgläsern (ca. alle 2 Jahre eine neue Brille) trage ich mittlerweile wieder seit 7 Jahren Mineralglas. Meine jetzige Brille hat bei ca. 45 mm Durchmesser eine Randstärke von 3 mm (Sphären ca. -3,5 li und -4,5 re; Infos zu Zylinder etc. habe ich nach Umzug leider nicht mehr; ebenso ist mir der Brechungsindex nicht mehr bekannt).

Für meine neue Brille habe ich mich angesichts folgender Kriterien (in dieser Reihenfolge) zunächst wieder für Mineralglas entschieden
• Kratzfestigkeit
• Glasstärke
• Abbildungsqualität
• Preis

Nachdem ich einige Zeit in Ihrem meines Erachtens sehr lesenswerten Forum verbracht habe (Danke!), habe ich dennoch noch einige Fragen – insbesondere im Kontext Brechungsindex (1,5 – 1,9). Momentan sind mir die folgenden Punkte unklar
• Hat Glas z.B. bei Index 1,5 die gleiche Stärke wie Kunststoff bei 1,5?
• Treten bei Index z.B. 1,7 bei Glas ähnliche Farbfehler auf, wie diese bei Kunststoff 1,7 beschrieben werden?
• Haben die unterschiedlichen Mineralglasvarianten (1,5 – 1,9) darüber hinaus unterschiedliche Eigenschaften (z.B. Kratzfestigkeit)? Wird unterschiedlich beschichtet? Sind die Entspiegelungen ähnlich effektiv?

Und schließlich, angesichts meiner Glasstärke und falls ich bei den oben genannten Kriterien bleibe Zu welchem Brechungsindex würden Sie mir raten? Und vielleicht auch haben sich die Kunststoffgläser inzwischen so verbessert, dass ich angesichts meiner Kriterien doch wieder wechseln sollte?

Vielen Dank für Ihre Hilfe und schöne Grüße

Michael

Bild des Benutzers Colibri
Verbunden: 12. März 2006 - 0:00

Hallo Michael,

gehen wir erstmal die Fragen durch
1. Mineralgläser im 1.5er Material sind ca. 30-40% dünner als Kunststoffgläser, dafür aber ca. doppelt so schwer.
2. Bei Mineralgläsern höherer Brechzahl treten ähnliche, wenn nicht gar stärkere Farb- und Abbildungsfehler auf wie bei höherbrechenden Kunststoffgläsern.
3. Die Mineralgläser werden durch Zugabe verschiedener Metalloxide zu höherbrechenden Gläsern. Je höher die Brechzahl desto spröder (bruchempfindlicher) sind die Gläser. Bei höherbrechenden Gläsern wird meist ausschließlich eine Superentspiegelung angeboten, die unter den Herstellern und Glasindizes vergleichbar gut sind.

Welcher Brechungsindex für Sie ideal ist, hängt stark von der gewählten Fassung ab. Für ein Kunststoffgestell reichen 1.6er Gläser, da der dickere Rand die Gläserstärke kaschiert. Bei einer zarten Metallfassung rate ich zu 1.7er Gläsern. Es sollte sich in jedem Fall um eine Vollrandfassung handeln.
Ich bevorzuge allerdings Kunststoffgläser wegen des geringen Gewichtes und der Bruchsicherheit. Sie eignen sich für jede Art von Fassung (Randlos, Nylor...) und bieten mit den hochwertigen Quarzhartschichten gute Kratzfestigkeit. Natürlich sollte man die Gläser möglichst feucht mit einem Mikrofasertuch reinigen. Besonders empfehlen kann ich Kunststoffgläser der Firma Hoya. Wiederum hängt die Wahl des Brechungsindexes von Ihrer Fassungswahl ab. Für eine Bohrbrille empfiehlt sich 1.6er Material, da es die höchste Bruchfestigkeit bietet.

Vielleicht haben meine Ausführungen ja geholfen.

Viele Grüße vom Colibri

Bild des Benutzers henni
Verbunden: 18. Oktober 2005 - 0:00

kleine anmerkung noch zu der entspiegelung, der effektive wirkungsgrad der entspiegelung steigt mit höherem brechungsindex. so kann man zb die wirkung einer mittleren entspielgelung auf einem 1.8 material mit der einer vollentspiegelung auf einem 1.5 material vergeleichen.
zur kratzfestigkeit kann man sagen, dass es heute nicht nur quarzhartschichten gibt, sondern auch effektivere beschichtungen, die sogar mikrokratzer wieder schließen können (nanokompositlackbeschichtungen)

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Henni,

ich fürchte, da bist Du gewaltig im Irrtum.
Refraktion und Reflexion hängen so zusammen je höher die Brechkraft (Refraktion) des Glases umso höher die Spiegelung(Reflexion).
Hast Du schon mal ein Lantal ohne ET gesehen?
Das hat weniger als 90% Lichtdurchlässigkeit, es wirkt häßlich grau.

Je höher die Brechkraft ist, umso besser muß die Entspiegelung sein. Die mittlere ET bei 1,8 er Gläsern ist kaum besser als die einfache ET bei 1,5er Gläser. So ist der Zusammenhang.

Gruß
Eberhard

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers henni
Verbunden: 18. Oktober 2005 - 0:00

da stimm ich dir teilweise zu eberhard, also ich wollt da jetzt zwar keine fachliche diskussion ausbrechen lassen, aber ist es nicht so, dass der brechungsindex der gläser auch einen einfluss auf die wirkung! der entspiegelung hat? je höher dieser ist, desto besser kann die phasen und amplitudenbedingung, die einer entspiegelung zugrunde liegt, erfüllt werden. diese bedingungen können nur mit einer entsprechenden schicht mit einer bestimmten brechzahl und einer bestimmten dicke erfüllt werden.
für ein brillenglas niedriger brechzahl ist auch ein niedrig brechendes schichtmaterial notwendig. das problem dabei ist aber, dass kein geeignetes material unter n=1.38 mit entsprechenden haft-, durchlässigkeits-, usw eigenschaften existiert. das bedeutet, dass die reflexminderung auf kronglas geringer ist als auf höherbrechenden brillengläsern, welch e ein höhere brechzahl der schichtdicke benötigen und somit die für die entspiegelung wichtigen bedingungen (amplituden und phasenbedingung) besser erfüllen.

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cs1
Verbunden: 13. November 2003 - 0:00

Henni war mit der Antwort schneller, ich hatte den Sachverhalt auch bereits in der Literatur nachgeschlagen. Die Ausführungen von Henni sind korrekt, es ist die Amplitudenbedingung, die bei niedriger Brechzahl nur schlecht erfüllt ist, wenn als Schichtmaterial der Einfachschicht Magnesiumfluorid verwendet wird. Dazu noch ein paar Zahlenwerte für Glas mit den genannten Brechzahlen und MgF2

n=1,52, Reflexion einer Fläche bei 400nm 2,5%, bei 550nm 1,5%, bei 800nm 2%

n=1,78, Reflexion einer Fläche bei 400nm 3,5%, bei 520nm 0,1%, bei 800nm 2,5%

Das Reflexlicht eines niedrigbrechenden Glases hat einen höheren Weißgehalt im Vergleich zum Reflexlicht hochbrechender Gläser.
Die Farben (ideal violett-purpurfarben) der mit einer Einfachschicht aus MgF2 beschichteten niedrigbrechenden Gläser zeigen deshalb eine geringe, die der hochbrechenden Gläser eine hohe Sättigung.
Grüße sendet
cs

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mf
Verbunden: 28. März 2006 - 0:00

Hallo Colibri, Henni, Eberhard und CS,

vielen Dank für Ihre Hilfe – damit sehe ich schon jetzt deutlich klarer.

Das Gestell, an das ich momentan denke, ist ein Rodentstock Ti-Rim mit Nasenvollsitz (Nebenbei kennen Sie zufällig noch alternative hochwertige Gestelle mit Nasenvollsitz, möglichst aus Titan?). Es soll also ein Metallgestell mit Rändern sein.

Colibri, insbesondere wegen Ihrer Info zur Abbildungsqualität werde ich dennoch versuchen, bei Mineralglas Index 1,6 zu bleiben. Ich werde allerdings meinen Optiker bitten, mir den Dickeunterschied zu 1,7 zu nennen – vielleicht also doch noch 1,7. Als Nichtfachmann zur Diskussion der Entspiegelungseigenschaften liege ich richtig wenn ich grob zusammenfasse, dass höherbrechende Gläser von Natur aus mehr Reflexion zeigen, sich aber auch besser entspiegeln lassen?

Colibri, vielen Dank auch für die Infos zum Thema Kunststoff. Selbst wenn sich einiges getan hat, der Rat „natürlich sollte man die Gläser möglichst feucht mit einen Mikrofasertuch reinigen“ liegt zu weit neben meiner Realität. Ich bin einfach nicht konsequent genug, bei beschlagenden Gläsern, einem Regenschauer oder einem Fingerabdruck immer ein Mikrofasertuch zur Hand zu nehmen. Ich denke deshalb, ich werde das höhere Gewicht (und das Bruchrisiko) von Mineralgläsern in Kauf nehmen.

Vielen Dank noch mal und schöne Grüße

Michael