Welchen Einfluss hat mehr oder weniger Vorneigung einer Einstärkenbrille (-0,75 / -1,0 dpt.) auf das Sehen?
22. November 2024 - 9:24
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Vorneigung Einstärkenbrille
Welchen Einfluss hat mehr oder weniger Vorneigung einer Einstärkenbrille (-0,75 / -1,0 dpt.) auf das Sehen?
Grundsätzlich ist der Einfluß der Vorneigung abhängig von der Korrektionsstärke und der Sensibilität des Kunden.
Wichtig ist physikalisch optisch die Hauptachse des optischen Systems im Sehen von Auge - Brillenglas - Blickausrichtung. Tatsache ist nun, das das Auge frei schweifend hinter der Brille blickt und fixiert. Dabei bekommt es durch die optische Wirkung der Brillenlinsen vor Augen prismatisch wirksame Ablenkungen, die das Augenpaar ausgleichen (kompensieren) muss.
Bei normaler Blickausrichtung fixiert der Mensch in ca 5-7 m frontal voraus den Boden. Eine minimale Kopfneigung und die Brillenfassungsvorneigung bewirken dabei, dass die Sehachse dabei die Brillengläser relativ senkrecht durchstößt und so die geringstmöglichen Abweichungen im Zentrum der so auch zentrierten Brillenlinsen erfährt. Alle anderen willkürlichen Blickauslenkungen sind dagegen unter einer gewissen Belastung, abhängig von der Blickauslenkung und den Brillenwerten. Wird die Vorneigung zu gering oder zu stark ausgeführt, ergibt sich schon bei der Hauptblickrichtung eine Differenz zur optischen Achse der Brillenlinsen. Dadurch gibt es gar keine unbelastete Blickrichtung im Durchsehen. Wie dies jemanden stört, ist von Gewohnheit, Adaptation auf suboptimate Sehbedingenen etc. abhängig.
Letztlich kommt immer hinzu, ob bei der Augenglasbestimmung überhaupt auf eine bi-zentrale Fixation geprüft und korrigiert wurde. Ohne dieselbe lassen sich generell gar keine Auswirkungen beschreiben. Denn man weiß ja nicht, wie belastet die Fixation schon in ihrer Grundausrichtung arbeitet. Das sollte als Antwort hier erstmal reichen.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo Herr Mosch, vielen Dank für die ausführliche Antwort und herzliche Grüße!