Hallo liebes Forum,
ich weiß ehrlich gesagt gar nicht so recht wo ich anfangen soll. Ich kämpfe tagtäglich seit 10 bis 15 Jahren mit Ermüdung um die Augen (und folglich sehr schlimmen Kopfschmerzen) und Doppelbildern.
Die Doppelbilder treten hauptsächlich abends auf, oder wenn ich zu wenig geschlafen habe. Untertags kann ich ihnen entgehen, indem ich mich stark konzentriere. Wenn ich die Augen entspanne, sind sie allerdings wieder da. Ich kann zur Zeit abends, manchmal ab 7-8 Uhr nicht mal mehr ein Buch lesen (ist teils untertags auch richtig anstrengend); am weiter entfernten Bildschirm geht es etwas besser.
Wenn ich mich auf einen Punkt in mittlerer Entfernung konzentriere (10 - 100m), dann laufen mir die Bilder auch auseinender, selbst wenn ich nicht müde bin. Vor allem wenn zusätzlich noch Bewegung im Spiel ist. Daher kann ich auch seit 3 Jahren nicht mehr mit dem Auto fahren.
Beruflich sitze ich leider den ganzen Tag vor dem Monitor. Ab ca. Mittag bekomme ich inzwischen immer extreme Kopfschmerzen und dann fängt der Kampf mit der Konzentration und den Doppelbildern wieder an. Zu betonen, dass dies Auswirkungen auf meine Leistungsfähigkeit hat, kann ich mir wohl sparen. Zum Glück habe ich einen sehr verständnisvollen Vorgesetzten. Aber dauerhaft ist das natürlich auch dann so eine Sache.
Ich muss auch zugeben, dass mich mittlerweile Depressionen aus diesen Gründen plagen. Die Symptome nehmen in den letzen Jahren leider deutlich zu.
Jetzt war ich natürlich schon vor über 10 Jahren beim Arzt. Getragen hab ich damals meist harte Kontaktlinsen. Der Arzt hat - ohne Messung - immer behauptet, dass ich wohl ein Prisma hätte, aber nur mit einem Wert von 0,5 und man daher nichts unternehmen müsse und ich mich nach einer anderen Uhrsache umsehen soll. Als Beweis wurde dann die Korrektur vors Auge gehalten (0,5), dass es nichts bringt.
Da es in den letzten Jahren allerdings immer schlimmer wurde, habe ich noch einen Augenarzt aufgesucht, mit dem selben Resultat. Als die Situation vor ca. einem Jahr ein nicht mehr tragbaren Zusand erreicht hat, bin ich in ein anderes Bundesland zu einer Augenärztin mit einer Sehschule. Diese attestierte mir plötzlich ein Prisma mit einem Wert von 8! Hat mir noch schnell vor ein Auge eine Prismenkorrektur gehalten und sagte ich soll mich im Raum umschauen, ob es einen Unterschied macht. Tat es nicht besonders, also war dieses Thema wieder vom Tisch. Anschließend sprach mit ihr übers Augenlasern (Kurzsichtigkeit) - ungeahnt, was dieses Prisma 8 überhaupt bedeutet. Sie sagte, kann ich gerne machen.
Darauf hin habe ich mir einen Augenarzt gesucht und die Augen lasern lassen (alles super verlaufen!). Die Probleme, die ich vorher hatte (Ermüdung, Arbeit, nicht mehr Autofahren können, Doppelbilder, teils nicht mehr lesen können, Kopfschmerzen vom konzentrieren) wurden leider nicht besser, sondern etwas schlimmer (würde ich aber nicht in Zusammenhang bringen).
Bei der einmonatigen Nachkontrolle der Laser OP, hatte ich zum Glück einen sehr kompetenten Optikermeister, der sich über die eigentlich Kontrolle hinaus mit der Doppelsichtigkeit bei mir beschäftigte. Nach einer „schnellen“ Messung kam er auf ein Prisma von ca 9. Als er mir am Untersuchungsstuhl Korrekturgläser vorgeschalten hat, hab ich, komplett aus meinem tiefsten Inneren ein „WOW“ ausgestoßen. Ich habe noch nie in meinem gesamten Leben so klar, entspannt, so einfach gut gesehen. Der nette Optiker hat mich dann darüber aufgeklärt, dass man dies grundsätzlich mit Brillen korrigieren kann. Dass es aber unter Umständen auch die Möglichkeit gäbe, das „Schielen“ so weit zu treiben, bis eine Ruhestellung erreich ist und man dann operieren könnte. Ich weiß, dass ich ein wenig vor greife, aber dies wäre mir persönlich auch die deutlich liebere Möglichkeit (vor allem, nachdem ich mir vor ein paar Monaten die Augen lasern hab lassen…).
Damit endlich zu meiner Frage: Ich suche einen guten Arzt, der unter Umständen auch bereit ist, den Weg einer OP zu gehen. Da ich aus Österreich bin, wäre mir ein Arzt in Österreich lieber. Ich fahre aber auch gerne nach Deutschland (bin aus Tirol und z.B. Bayern wäre nicht sonderlich weit für mich) - auch bis in den hohen Norden um eine gute Behandlung zu bekommen! Privat ist auch kein Problem
Viele liebe Grüße und herzlichsten Dank für das Durchlesen!
Patrick
Hallo Patrick!
Was Du hier beschrieben hast, ist sehr gut nachvollziehbar. Auch Dein Wunsch, einer Korrektur über Kontaktlinsen, Lasern etc.
Allerdings ist eine diesbezügliche Versorgung bei Störungen im beidäugigen Fixieren (Doppelbildern) nur über brillentechnischen Ausgleich möglich. Eine Schiel-OP zum jetzigen Zeitpunkt ist (noch!) ausgeschlossen. Für einen Schiel-Eingriff muss der Fehler der Abweichung mind. ca. 15 Prismen groß sein. Einen Fehlwert darunter wird niemand operieren. Dies wäre auch medizinisch eine falsche Vorgehensweise. Nur ein echter Restfehler(!) kann (ein sehr geübter Operateur sei vorausgesetzt) unter 10 Prismen operative angegangen werden. Das liegt als OP-Strecke bei max. 2,5 mm an der Sehne des Augenmuskels, was durch Verwachsungen etc. ganz leicht zu völlig anderen Restfehlerstörungen führen kann (man bedenke nur die kardanische Aufhängung des Augapfels im gesamten Augenmuskelsystem).
Theoretisch könnte man eine Schielkomponete durch unsinnige Massnahmen in eine falsche Größenordnung treiben. Das wäre aber kontraindiziert, da es die Ausgleichsbelastungen im Sehen in eine falsche ungewohnte(!) Ausgangslage versetzt. Mit unbekannten Belastungsbeschwerden. Das gleiche Endergebnis hat eine zu früh angesetzte Schiel-OP ohne vorhergehenden Prismenausgleich.
Der korrekte und richtige Weg ist der Ausgleich über "Brille". Die Werteermittlung geschieht idealer Weise über die MKH (Mess- und Korrektionsmethodik nach Hans-Joachim Haase). In diesem Forum kannst Du darüber etliches erfahren und nachlesen. Über diese Messtechnik wird ein gut verträglicher Korrektionswert ermittelt, der anfangs die zugrunde liegende Störung in dem Anteil erfasst, der vom System Fixationsausgleich im Sehen als Belastung offen zutage tritt. In der Folge kann dieser gemessene Wert sich "gesamtheitlich" als vorläufig ermittelter "Teilwert" herausstellen. Dies eröffnet dem erfahrenen Fachmann, dies ist i.a.R. nicht ein Augenarzt (denn dieser lehnt auch heute noch, gerade dieses Messverfahren größtenteils ab), sondern ein darauf spezialisierter Augenoptiker / Optometrist, mit der Möglichkeit des "Nachfassens".
Im Verlauf der Zeit und aufeinander aufbauender Korrektionen offenbart sich der Gesamtfehlwert. Derselbe blieb wegen anfänglicher intern ablaufender Kompensationsmechanissmen in der Sehverarbeitung und in den Augenfixation verborgen. Wurden diese Faktoren durch Ausgleich abgearbeitet, ist der Gesamtfehlwinkel natürlich auch medizinisch korrekt erfasst und kann operiert werden. Dies sollte aber nur bei nachgewiesenen und beschwerdefrei getragenen Korrektionen frühestens nach sechs Monaten Tragezeit "ohne neu aufgetretene und erfassbare Differenzwerte" nach erneut durchgeführter MKH erfolgen. In aller Regel stellt sich der hintergründig versteckte Gesamtfehlwert in der Fixation, je nach individuell erfolgten Kontrollmessungen in wenigen Jahren heraus. Nur bei seltenen sehr hohen Fehlstellungen muss eine frühzeitige Einleitungs-OP den Gesamt(schiel-)fehler zunächst operativ reduzieren, um ihn dann in angesprochener Art und Weise sauber aufzuarbeiten. Alle anderen (medizinischen und therapeutischen Wege und Massnahmen) haben sich nach inzwischen siebzig Jahren erfolgreicher MKH-Korrektion als in der Sache hinderlich oder wenig zielführend herausgestellt. Nur teilweise und sehr begrenzt konnte über Training und Übungen zumindest ein alternativ zufrieden stellendes Ergebnis erreicht werden, dass bis ins hohe Alter auch langzeitstabil blieb.
Zuletzt, wer meint "Schielstörungen", in eine große Höhe treiben zu können, ist entweder gar kein Anwender oder kein versierter Nutzer der MKH. Hier sollte man bitte unbedingte Vorsicht walten lassen. Über bewährte einfach anwendbare Vorteste, kann jeder falsche Korrektionswert z.B. über "das Covern" abgeglichen und aufgedeckt werden. Wichtig ist zudem, dass die MKH beim Blick in die Ferne (ab 5m Abstand) und in der Nähe (i.d.R. 40 cm) durchgeführt wird. Ergänzend können Arbeitsabstände, z.B. PC mit erfasst werden. Gerade im Anfang können Korrektionen dabei Differenzen aufweisen, die der erfahrene Fachmann beherrscht.
Alles Gute!
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Lieber Paul-Gerhard,
vielen herzlichen Dank für die überaus umfangreiche und detaillierte Beschreibung sowie die Anhaltspunkte! Ich werde definitiv das Forum dazu durchstöbern.
Ich wäre unendlich dankbar, wenn mir jemand eine aktuelle Empfehlungen für einen Optometristen, welcher nach MKH arbeitet im Raum Süddeutschland, Westösterreich oder Wien geben könnte. Parallel / begleitend dazu vielleicht auch für einen Augenarzt um vorzufühlen (weil es eh immer so ewig dauert, bis man Termine bekommt...).
Liebe Grüße und nochmals vielen, vielen lieben Dank
Patrick
Hallo Patrick,
ich habe Dir mal eine Liste von österreichischen Mitgliedern als Link der IVBS (Internationale Vereinigung für Binokulares Sehen) kopiert.
Eine Mitgliederliste, stellt direkt noch kein Kriterium über eine funktionale Kenntnis und Anwendung in Sachen MKH dar. Aber sie bietet eine Auswahl über einen fachbezogenen Personenkreis, der sich fortbildungstechnisch auf dem Gebiet des binokularen (beidäugigen) Sehens beschäftigt. Ein spezielles Teilgebiet ist die Messmethodik der MKH.
Wer zusätzlich bereit ist, sich mit den Richtlinien der MKH zu beschäftigen, kann in der Praxis durchaus erkennen lernen, ob er diesbezüglich auch gut betreut wird. Hier sind die derzeitigen MKH-Richtlinien 5.01 vom April 2024.
Über das Inhaltsverzeichnis lassen sich sehr einfach Teilaspekte aufrufen und durchlesen.
Wichtig erscheint mir aber der Hinweis, dass diese Richtlinien das Vorgehen bei "Heterophorien" unter dem Aspekt der Prüfung auf "Winkelfehlsichtigkeit" darstellen, ermittelt an MKH-Messfeldern und der MKH-Messmethodik.
Bei Doppelbildseheindrücken, Muskelparesen (-Lähmungen), sonstigen Strabismen (Schielstörungen) auch durch neurologische Funktionsstörungen liegen komplexere Verarbeitungsdefizite vor. Hier muss eine bewusst geänderte, auf die Ursache abgestellte Herangehensweise, die gewünschte Optimierung im Binokularsehen umsetzen. Dies wird in den Richtlinien (noch) nicht erfasst.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo Paul-Gerhard,
vielen herzlichen Dank für den Link und die tollen Infos! Viele Optometristen scheint es auf diesem Gebiet nicht zu geben. Werde mich die nächsten Tage einlesen!
Vielen, vielen lieben Dank, Du hast mir wirklich sehr geholfen!
Patrick
Auch hier erreichte mich heute eine medizinisch fachliche Stellungnahme, die ich gerne weitergebe,
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)