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Bild des Benutzers Nicola
Verbunden: 18. Februar 2022 - 20:57
Strabismus deorsoadductorius seit Geburt (Kind 7 Jahre)

Tag zusammen, 

Meine Frage: Hat jemand ähnliche Erfahrungen, eine gute Idee oder eine Meinung zu folgendem Dilemma:

Nach etlichen Stationen wurde bei unserer Tochter (jetzt 7 Jahre) ein Strabismus deorsoadductorius diagnostiziert, der ihre Kopfzwangshaltung erklärt. Diese wird jetzt, zumal im Schulalter, immer störender, sie hat oft schmerzhafte Nackenverspannungen, wenig Ausdauer beim Lesen und in der Feinmotorik, etc.

Wir werden, seit unsere Tochter 2Jahre alt ist, von einer Funktionaloptometristin betreut, leider ohne große Verbesserungen. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich meine Tochter oft nicht zu den (für sie langweiligen) Übungen anhalte, die eigentlich täglich durchzuführen sind. 

In der Strabologie der Augenklinik Gießen riet man uns ärztlicherseits nun zu einer OP. Zwar gebe es erfahrungsgemäß nur eine Verbesserungschance von 50%, eine OP könne aber nicht verschlimmernd wirken. Alternativ schlug die anwesende Orthoptistin eine Prismenbrille vor.

Auch unsere Funktionaloptometristin hat unserer Tochter bereits vor einem Jahr eine Prismenbrille angepasst, die allerdings nach Meinung des Augenklinikteams nicht korrigierend wirkt (ich beobachte im Alltag eine leichte Verbesserung der Kopfzwangshaltung beim Tragen der Brille).

Die Funktionaloptometristin hat mir jedoch erklärt, dass die prismatische Vollkorrektur, wie sie offenbar in Gießen angedacht wird, eine Verbesserung der Symptomatik ja verhindern müsse (analog zu einer dickeren Schuhsohle, die einen Hüftschiefstand nicht heilt, sondern nur die Symptome behebt). Ihre Idee lautet, die Augen auch per Brille zu beüben und eine Entwicklung zu fördern.

Mir ist deutlich, dass wir hier als Laien zwischen die Fronten eines (u.a. berufspolitischen) Richtungsstreits geraten.

Unser Dilemma:

- wir würden gerne auf eine OP verzichten (aus generellem Respekt vor dem Eingriff), sind aber unsicher, ob wir unserer Tochter damit nicht eine Chance nehmen 

- wir würden gerne den Weg der Prismenkorrektur gehen, wissen aber nicht, welcher Idee (Orthoptik vs. Funktionaloptometrie) wir folgen sollten 

Wir sind dankbar für jeden Beitrag! 

Herzliche Grüße und gute (Augen-)Gesundheit an alle hier im Forum. 

Nicola

Bild des Benutzers Nicola
Verbunden: 18. Februar 2022 - 20:57

Sorry, könnte jemand diesen Beitrag löschen? Habe ihn versehentlich 2x hochgeladen...

Bild des Benutzers Burkhard Schlinkmann
Verbunden: 7. November 2000 - 0:00

 

 

Ein Strabismus deorsoadductorius kann man nur operativ beheben. Es ist eine Fehlfunktion des oberen und/oder des schrägen unteren Augenmuskels. Es ist eine angeborene , kongenitale Schielform. Eine Kopfzwangshaltung ist hier seltener der Fall. Eher spricht das hier eher für eine kongenitale Trochlearisparese. Diese angeborenen Sachen haben einen etwas “verwaschenen” Befund und sind schwerer zu diagnostizieren. Kopfzwangshaltung ( auch monokular wegen sekundärer Veränderungen der Sehnen und Bänder in der Halsmuskulatur) sind dafür typischer. 

Die Funktionaloptometristin hat mehrfach unrecht. 

1. Funktionaloptometrie hilft hier nicht. 

2. Wenn man Prismen gibt, dann allerdings vollkorrigierend für eine notwendige Schiel-OP. Der Vergleich mit den Schulsohlen ist in meinen Augen völlig daneben. Das zeugt von absoluter Unkenntnis der Scalage.

3. Das hier ist eine pathologische Sache. Da haben Optometristen wirklich die Finger von zu lassen. Intelligente Optometristen wissen das und schicken zu einem Augenarzt, der sich mit Strabologie auskennt. 

 

Man kann natürlich Augentaining bis zum Abwinken veranstalten. Sie bringen hier nichts. Man kann dabei aber auch nichts verkehrt machen, weil…..

Man verschenkt nur Zeit. 

Neben einer Schiel-OP muss man aber auch an eine gute Physiotherapie denken. Die Kopfzwangshaltung wird sich aus oben erwähnten Gründen nach einer OP nicht von selber geben.

 

Man kann den konservativen Weg weiter gehen mit dem Resultat, dass sich da nicht viel tun wird oder man geht den operativen Weg, der für das Kind bessere Ergebnisse bringt. 

Entscheiden müssen Sie als Eltern allein. Das kann ihnen keiner abnehmen.

Bild des Benutzers Nicola
Verbunden: 18. Februar 2022 - 20:57

Hallo,  danke für Ihre Bewertung. Da ich mir jetzt nicht mehr sicher bin, ob die ganze komplexe Diagnose mit "Strabismus deorsoadductorius " schon zusammengefasst ist, oder ob dies nur ein Teil der Diagnose ist, würde ich mich gerne noch einmal melden, wenn der aktuelle Bericht der Augenklinik vorliegt (nächste Woche voraussichtlich).  Vielleicht hab ich, sorry, die Situation verkürzt wiedergegeben. Vielen Dank und herzliche Grüße an Sie und alle im Forum, Nicola