Hallo,
ich hätte sehr gerne weitere Meinungen zu meinem Fall, auch wenn ich meinen behandelnden Arzt für sehr kompetent halte.
Ich bin 21 Jahre alt und seit meiner Geburt sehbindert. Ich kenne die Werte gerade nicht genau aber mein korrigierter beidäugiger Visus liegt im Bereich von 0.65 - 7 mit Brille zur Korrektion von Weitsichtigkeit und Astigmatismus beidäugig. Außerdem Nystagmus. Mein linkes Auge ist stark dominant und mein rechtes weist als Folge dessen einen Innenschielwinkel von etwa 30° auf. Ich bin von Geburt an in Behandlung und es wurde auch Okklusiontherapie verschrieben, allerdings leider nicht konsequent durchgesetzt... Ich weiß allerdings sicher, dass mein Gehirn zumindest eingeschränkt stereoskopisches Sehen gelernt hat, was mit dem aktuellen Schielwinkel aber natürlich nicht möglich ist. Ich weiß dies, weil ich 3D-Kino Erfahrungen habe, bei denen ich regelrecht von aus dem Schirm heraustretenden Bildern erschreckt wurde. Dies war zweifelsfrei keine Einbildung.
Vor 11 Jahren wurde bereits eine Augenmuskeloperation durchgeführt. Es wurde am rechten Auge operiert. Dabei wurde der temporale gerade Augenmuskel gekürzt und gefaltet und der innere gerade Muskel zurückgelagert. Der Restwinkel nach der ersten OP betrug < 10° aber war vorhanden. Einige Monate nach der ersten OP hatte ich erneut eine positive 3D Kinoerfahrung, seitdem hatte ich nie wieder einen 3D Film gesehen. In den Jahren nach der OP haben sich meine Sehstärken stetig verändert (insgesamt gebessert) und das Schielen kam langsam stetig zurück bis ich vor drei Jahren das erste mal wegen einer zweiten Operation Voruntersuchgen hatte, die ich aber dann ersteinmal doch nicht habe durchführen lassen. Bis heute hat sich der Schielwinkel dann weiter auf 30° verschlechtert und ich möchte ihn wieder operativ korrigieren lassen. Weder Schielwinkel noch sonstige Messwerte sind also bis heute dauerhaft konstant. Die Voruntersuchung wurde auch bereits durchgeführt und ich habe einen OP Termin Ende März. Es wird am linken Auge operiert werden. Soviel zur Vorgeschichte.
Von Prismenbehandlungen, die ja online immer wieder angepriesen werden, wurde mir mehrfach abgeraten, da sie bei meinem Schielwinkel keinen Sinn machen würden. Ich sehe bewusst keine Doppelbilder (auch nicht mit aufgesetzten Prismen in der Sehschule), allerdings wird das Bild des rechten Auges auch nicht vollständig von meinem Gehirn ignoriert. Es ist schwer zu beschreiben. Ich kann auch temporär wenn ich mich konzentriere das rechte Auge zum dominanten Auge machen, woraufhin natürlich das linke Auge den selben Innenschielwinkel aufweist.
Meine größte Sorge ist nun, dass sich das Schielen im Laufe der Jahre erneut rückentwickeln wird. Generell würde ich mich über weitere Meinungen zu meinen Therapiemöglichkeiten freuen. Aber ich weiß, dass ich die Korrektur des Schielwinkels auch möchte, wenn sie nur für wenige Jahre hält bzw. weniger wahrnehmbar für andere ist. Es ist mir eigentlich relativ egal, wie sehr ich mal mit 40 oder 50 schiele. Ist eine weitere OP also unter Anbetracht dieser Vorgeschichte ratsam?
Gibt es sonstige (vor allem auch postoperative) Maßnahmen, die ich ergreifen kann? Ich habe bspw. in einer Studie (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17090878) davon gelesen, dass Okklusionstherapie auch zumindest bei älteren Kindern noch helfen kann. Es gibt ja sogar Einzelfälle, in denen Erwachsene im fortgeschrittenem Alter steroskopisches Sehen erlernt haben (bspw. die Neurobiologin Susan Barry, wie sie in ihrem Buch "Fixing My Gaze" beschreibt).
Man liest international sehr viel über "Vision Therapy" für Erwachsene, wovon sich vieles für mich aber eher pseudowissenschaftlich anhört und auch nicht wirklich wissenschaftlich bestätigt werden konnte.
Ich bin für jegliche Ratschläge sehr dankbar.
Und vielleicht nochmal eine Verständnisfrage: Mir ist bewusst, dass Schielen in erster Linie ein Softwarefehler ist und sich die Muskeln selbst seit der ersten OP eigentlich nicht verändert haben sollten. Aber bedeutet dies, dass das Gehrin konstant Neuronen feuern muss, um die Muskeln des rechten Auges so zu steuern, dass der Schielwinkel erreicht wird (weil mein Unterbewusstsein diesen nunmal, warum auch immer, für vorteilhaft hält)? Ist das nicht ziemlich anstrengend? Ich habe auch Konzentrationsprobleme, kann das damit zusammenhängen?
Moin,
schreibe mir bitte, wo Du wohnst.
Viele Grüße
Eberhard
Moin,
schreibe mir bitte, wo Du wohnst.
Viele Grüße
Eberhard
Hallo Eberhard,
vielen Dank für die Antwort. Ich wohne im Kreis Recklinghausen.
Beste Grüße
Hallo Square!
Wie ist dein weiteres Vorgehen?
Ich habe hier http://optometrieonline.de/comment/reply/7106/85208 auch meine Zweifel an einer Schiel-OP zum Ausdruck gebracht, weil ich die Argumentation mit dem sich lösenden Akkomodationskrampf als Erklärung dafür, dass die Werte immer weiter hochgehen, nicht so ganz annehmen kann. Du bist mit deinem Verlauf ja genaus so ein Fall, der meine Zweifel bestätigt. Und ich habe wie du auch schon in die Richtung "Softwarefehler" gedacht.
Es gibt Fallbeschreibungen, wo eine Schielproblematik von heute auf morgen auftritt während einer schwierigen Lebenssituation, z.B. Krankheit, Todesfall oder Trennung aber auch nach Stürzen und als Traumafolge.
Wie erklärt sich das?
Ich lasse mir trotzdem gerade eine Prismenbrille fertigen, einfach weil ich mich an jeden Strohhalm klammere...
Viel Glück uns allen!