Hallo zusammen,
nach einigen Tagen, in denen ich hier kreuz und quer gelesen habe, erbitte ich freundlich Eure erfahrene Meinung.
Ich halte eine Uni-Klinik-Überweisung in der Hand und soll dort voruntersucht werden. Bei Diagnose steht Strab. div. >15 mit wechselndem Winkel, Amblyp. bds. Vis cc 0.5
Könnte mir jemand freundlicherweise den "wechselnden Winkel" erklären? Dann habe ich gelesen, dass die Uni-Klinik Bonn nicht empfehlenswert sei - hier hieß es irgendwo: "auf keinen Fall Bonn". Das verunsichert mich. Was ist steckt dahinter?
Ich habe häufig Kopf- und Nackenschmerzen, sehr müde Augen, Lichtempfindlichkeit, Schwierigkeiten z.B. gleiche Ziffern in einer Reihenfolge voneinander zu unterscheiden. Gelegentlich Doppelbilder. Allerdings nur in der Nähe! Leichte Weitsichtigkeit, Astigmatismus - ansonsten alles okay. Spricht das für eine OP oder eher nicht? Bin Mitte 30. Einen Termin habe ich übrigens erst für Mai bekommen. Ist das normal?
Vielen Dank vorab für alles Weiter-Helfen von den hier so zahlreich vertretendenen erfahrenen Fories!
Faultier
Moin,
wechselnde Winkel bedeuten, dass Du das Schielen teilweise oder zeitweise etwas ausgleichen kannst. Deine Symptome zeigen auf, dass Du auf jeden Fall eine prismatische Korrektur brauchst. Eine OP darf erst erfolgen, wenn mit prismatischer Brille die bestmögliche Vorkorrektion erfolgt ist.
Wertungen über Kliniken gebe ich nicht ab, das geht einfach nicht.
Viele Grüße
Eberhard
Danke, lieber Eberhard. Darf ich noch etwas fragen? Gibt es das: Dass man nur in der Nähe schielt - also dass man Prismen nur für die Nähe braucht? Oder woran könnte das liegen, dass Doppelbilder nur in der Nähe auftreten mit der oben beschriebenen Gradzahl? Oder liegt das dann daran, dass die Augen in der Ferne das "noch" kompensieren können?
Besten Dank vorab für Deine Hilfe.
Faultier
Moin,
es ist möglich, dass nur in der Nähe ein Schielen auftritt, aber meist ist es so, dass in der Ferne noch gutes Kompensieren vorliegt. Wenn man die Ferne dann trotzdem korrigiert, ist auch in der Regel in der Nähe damit kein Doppelbild mehr.
Viele Grüße
Eberhard
Lieber Eberhard,
seit Jahresanfang war ich viel hier auf Deiner Seite unterwegs und habe - gerade auch in Vorbereitung der ausstehenden Untersuchungen - etliches gelesen und so wohl auch besser verstanden. Mein Untersuchungs-Termin ist nun vorbei, zumindest der erste. 6 Prismendpt habe ich grundsätzlich in der Brille. Nun sind 14 weitere für die Nähe hinzugekommen als Folie. Die Doppelbilder in der Nähe sind damit weg, das Sehen entspannter. Mein Problem jedoch ist, dass der Übergang von Nähe zu Ferne schwierig ist und nicht flüssig läuft. Und meine Frage ist: Geht das überhaupt, Prismen nur im Nahbereich? Die Folie kann keine Dauerlösung sein, die Spiegelung bei diesem Wetter ist sehr störend, der schlechtere Seheindruck durch die Folie ebenfalls. Kann man grundsätzlich auch so operieren, dass ein Schielwinkel nur die Nähe behoben wird?
Über eine Antwort von Dir würde ich mich sehr freuen. Bisher konnte ich zu diesem speziellen Problem nichts finden - außer der Prognose, dass eine Gewöhnung an die Prismen auch in der Ferne möglich ist. Sollte ich einen ähnlichen Fall hier übersehen habe, freue ich mich über den Hinweis und lese gerne weiter.
DANKE. Das hier ist alles sehr hilfreich für mich. Ich hatte bisher wirklich wenig Ahnung.
Faultier
Moin,
leider gibt es nur Bifokalgläser mit unterschiedlichen Prismen Ferne und Nähe. Diese Gläser sind meist extrem dick.
Hast Du bei der Folie die 3M-Qualität?
LG
Eberhard
Viele Grüße
Eberhard
Lieber Eberhard, danke für Deine Antwort. Woran erkenne ich 3M?
Noch einmal zu meinen Fragen: Geht das auch ohne Folie (irgendwann) - 6 Prismen für Fern und Nah und dann noch 14 nur für den Nahbereich? Ließe sich das operieren bei so verschiedenen Werten in Nähe und Ferne? Wird (und wenn ja: wie) getestet, ob man sich an die im Moment nicht benötigten Prismen in der Ferne gewöhnen kann, um dann vielleicht zu operieren?
Danke vorab & viele Grüße,
Faultier
Moin,
es wird auch in Zukunft nur mit Folie gehen. 3M-Folien sind relativ klar am Anfang und halten viel länger als die billigen Folien. Am Preis ist es sicher zu erkennen, etwa 56€ abzügl. Kassenanteil.
Operieren könnte man nur den Wert für die Ferne, unterschiedliche Werte kann man nicht operieren.
Viele Grüße
Eberhard
Ich muss Eberhard leider widersprechen.
Vorausgesetzt die Messwerte stimmen, .... könnten die Werte für Nah und Fern sehr wohl unterschiedlich operiert werden .
Das kann natürlich nur ein Meister oder eine Meisterin des Fachs !
Liebe Grüße vom Seestern
Moin,
stimmt, jetzt weiß ich wer das kann.
Wichtig ist jetzt, dass die Werte Ferne und Nähe optimal auskorrigiert sind, denn oft ist es anfänglich unterschiedlich in Ferne und Nähe, und nach einigen Nachkorrekturen dann nicht mehr.
Viele Grüße
Eberhard
Wow, Ihr Lieben! Danke für Eure Mühe. Das klingt ja gut und macht mir Hoffnung - gerade heute, wo die Folie so spiegelt und ich mich mutlos fühle bei dem Gedanken, dass das jetzt immer so weitergehen muss / wird. Lieber Seestern: "vorausgesetzt die Messwerte stimmen" - was bedeutet das? Wie findet man das heraus, es klingt so als wäre das keine Selbstverständlichkeit. Und .. ich weiß, das ist eine heikle Frage: Wie findet man einen "Meister des Fachs" - Eberhard scheint jemanden zu kennen?
Zu den Nachkorrekturen: Heißt das, es wird das Prisma stückweise auch für die Ferne angehoben so weit verträglich und es kann dann sein dass z.B. jetzt nur 6 Prismen in der Ferne vertragen werden, in einigen Wochen / Monaten bei "Gewöhnung" und Steigerung dann mehr? Und irgendwann ist es dann gleich?
Danke für die guten Nachrichten und die Perspektiven. Es wäre so schön, irgendwann keine Folie mehr zu brauchen und keine Glasbausteine und nicht von Anderen für "doof" gehalten zu werden wegen der Brille.
Faultier
Moin,
eigentlich heißt es nur abwarten was in den nächsten Monaten passiert. ich würde bei einer Messung die Nähe voll korrigieren und danach testen, wie verträglich diese Wirkung für die Ferne ist. Wie ich es immer wieder erlebt habe bei meinen Messungen, nähern sich die Werte oft nach relativ kurzer Zeit ( etwa 0,5-1Jahr) an, sodaß es nicht nötig wird, Ferne und Nähe unterschiedlich zu operieren.
Solange allerdings ist "nur" die Korrektion mit Folie möglich oder mit relativ dicken und teuren Gläsern.
Viele Grüße
Eberhard
Hallo Faultier, ...
Ich kann dir nur aus eigener Erfahrung berichten.
Alles lief bei mir auch darauf hinaus : massiv unterschiedliche Prismen Nah und Fern . Vierteljährliche Messungen und Abwarten haben die Sache nicht besser gemacht, das ist wie Fischen im Trüben.
Ich hatte mich seelisch und moralisch schon auf ein Franklin Brille eingestellt. Es kam aber zum Glück ganz anders.
........, Trotzdem gibt es solche Fälle natürlich.
Der Untersuchende sollte umfassende Kenntnisse in der Orthoptik / Pleoptik haben und nicht nur eine Messung nach MKH machen .
Sehen ist ein komplexer Vorgang und erfordert deshalb auch komplexes Denken bei deiner Untersuchung.
Leider und auch unglaublich , leisten Unikliniken nicht das , was man von Ihnen auf diesem Gebiet erwartet .( Auch eigene Erfahrung )
Manch kleine spezialisierte Land-Augenarzt Praxis ist da wesentlich besser aufgestellt !
Liebe Grüße vom Seestern