Hallo Miteinander!
Das schöne an unserem Beruf ist ja, dass man nie auslernt und einem immer mal wieder ein neuer Fall auf den Refraktionsstuhl begegnet, der neue Gedankengänge, oder den Tip eines erfahreneren Kollegen erfordert.
Zum Fall
Kunde, männlich, 42 Jahre, seit Kindheit funktionell einäugig.
Eine Schiel-Op im Alter von 6 Jahren war nicht erfolgreich, das linke Auge blieb seitdem mit einem Ausgleichsglas um etwa 5 Dioptrien unter der Vollkorrektur.
Refraktion durch mich
R +4,50 –1,0 155° Vcc 1,0+
L +9,50 –3,50 21° Vcc 0,1
Topometrie Astigmatismus obliquus, entspricht dem Gesamtastigmatismus, keine großen Unregelmäßigkeiten.
Derzeitige Brille
R +4,50 –0,75 160° Vcc 1,0
L +4,00 als Ausgleich
Bei einer Refraktion in Mydriasis (Cyclopentolat) wurde rechts ein Wert von +5,25 – 0,75 160° festgestellt. Bei der Normalrefraktion war aber trotz Nebelmethode nicht mehr Plus rauszuholen.
Bisher wurde keine Nahkorrektur vorgenommen, nun das Problem
Der Kunde klagt zeitweise über monokulare Doppel- und Mehrfachbilder (bis zu 3. Ordnung!) und war wegen dieser Geschichte schon bei einigen Ärzten + einem Professor – leider ohne griffige Diagnose. Die Mehrfachbilder treten im Fern- und Nahbereich auf, eine Beteiligung des linken Auges ist definitiv ausgeschlossen.
Begünstigt wird die Erscheinung durch Naharbeit, PC-Sitzungen, viel Licht und starke Kontraste.
Wir haben bei der Untersuchung festgestellt, dass es auf jeden Fall mit dem Akkommodationsapperat zusammenhängen muss, denn, wenn ich ihn bei Vollkorrektion Ferne mit einem Minusglas (-0,5 langt schon)zur Akkommodation zwinge erhöht sich der Abstand der Mehrfachbilder zueinander. Im Nahbereich wiederum führt eine Addition in genauer Größenordnung des Arbeitsabstandes zur Minimierung des Problems, aber auch hier bleibt ein kleiner Rest übrig.
Da von medizinischer Seite der Zustand der brechenden Medien ohne Befund beurteilt wurde, liegt meine Vermutung im Bereich Linsenluxation durch Akkommodation, asymmetrische Funktion und „Verkrampfung“ des Akk-Apperates.
Als erste Maßnahme bekommt der Kunde von mir eine Nahkorrektur (Add 1,25), die er konsequent am PC usw. tragen soll. Ich erhoffe mir dadurch eine zeitliche Reduzierung und geringere Intensität der Mehrfachbilder.
Wer hat schon mal einen ähnlichen Fall gehabt und kann meine Vermutungen teilen, ergänzen, über den Haufen werfen, oder sonst wie Trost und Zuspruch leisten. Mit welchem Verfahren könnte man die Dynamik und Position der Linse bei Akkommodation feststellen?
Gibt es andere Betroffene, und was wurde (erfolgreich) unternommen?
Vielen Dank fürs Lesen und Grüße
von Carsten
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Carsten Einsiedel
...viel zum Sehen
14. Januar 2005 - 9:13
#1
Monokulare Mehrfachbilder
Hallo Carsten,
die 0,75 Unterkorrektur führen ja offensichtlich zu ständiger Akkomodation. Hast Du versucht, die Korrektion langsam von 4,5 auf 5,25 zu erhöhen über einen Zeitraum von einigen Stunden, bzw. (wenn die Kosten es zuliessen) über mehrere Tage? Dein Versuch mit -0,5, wobei die Doppelkonturen sich verstärkten, lässt den Schluss darauf zu.
Gruß
Eberhard
Viele Grüße
Eberhard
Bei mir brachte eine Erhöhung der cylindrischen Werte die monocularen Doppelbilder zum Verschwinden.
Hallo Zusammen!
Leider kann ich dem Kunden derzeit die auftretende Nebelung mit der Cyclopentrefraktion nicht im Fernbereich zumuten, dazu ist der Kunde zu fleißig und engagiert. Ich erhoffe mir aber durch die Nahkorrektur einen Effekt in der Richtung, da er oft längere Sitzungen am PC hat. Wenn wir also durch Akkommodationsentlastung einen positiven Effekt erzielen, werde ich ihm auf jeden Fall mal zu der Voll-(?)Korrektion über längere Zeit nötigen.
Die Mehrfachbilder sind mit Sicherheit nicht auf eine Zylinder-Fehlkorrektur zurück zu führen, schade eigentlich, das wäre zu einfach gewesen.
Na, ich werde die Interessierten auf dem Laufenden halten.
Schönen Abend
Hallo Carsten,
eine Nahkorrektion ist bei Deinem Kunden doch sicher schon etwas länger erforderlich, wenn man Alter und hohe Hyperopie betrachtet. Denke an den geringen Akkomodationserfolg bei stark Hyperopen.
Gruß
Eberhard
Viele Grüße
Eberhard
Ist er denn neurologisch komplett abgeklärt???
Ich werde hellhörig, wenn ich an Petra denke...
Gott schenkt Dir das Gesicht. Lächeln musst Du selber!
....ja, ja, da wurde leider etwas geschlampert. Ich habe den Kunden erst im Dezember auf einer Reise kennengelernt und da blieb das Thema Optik natürlich nicht aus. Habe mich auch gewundert, daß nicht vorher jemand auf die Nahkorrektur gekommen ist. Aber das erledigen wir ja jetzt. Trotzallem bleiben mir die Mehrfachbilder noch unerklärt.
Im Eigenversuch, ich bin 40 Jahre alt(R +2,25 -1,00 125°, L 2,75 -1,00 40°) lassen sich bei mir monokular keine Doppelbilder durch Akkommodation provozieren(ca. 5dpt. schaff ich noch!) - dieses Geheimnis muß also noch gelüftet werden.
Beim Neurologen war der Kunde noch nicht, kann ja noch werden. Aber wo finde ich den Fall "Petra"? (Kerstin)
Bis demnächst.
Petra schilderte hier auch massiv sakkadenartige Doppelbilder, die sich als MS entpuppten...
Gib Petra_44 in die Suchfunktion ein...
Gott schenkt Dir das Gesicht. Lächeln musst Du selber!