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Bild des Benutzers Fitzliputzli
Verbunden: 12. November 2012 - 8:41
Trochlearis Parese - was nun?

 

Hallo!

Ich bin mitte 40 und leide seit meinem 6. Lebensjahr an gelegentlichen anfallartigen, sehr starken Kopfschmerzen, die auf die rechte Augenhöhle beschränkt sind. Während der Anfälle, die 6 bis 12 Stunden dauern, sehe ich doppelt. Mit 13 hatte ich das erste Mal den Effekt, dass nach einem Anfall die Doppebilder nicht vollständig verschwanden. Erst nach etwa 6 Monaten war das Auge so weit regeneriert, dass die Doppebilder nur noch in der äußersten Peripherie des Gesichtsfeldes auftraten. In der Augenklinik des UKH Lübeck schloss man damals (nach eingehenden Untersuchungen) Aneurysma und Tumor aus und entließ mich mit der Diagnose „Trochlearis Parese mit ungeklärter Ursache“. Weiterhin bekam ich alle paar Monate einen Schmerzanfall mit Doppelbildern, die anschließend nur langsam regenerierten. Seit meinem letzten schweren Anfall vor 5 Jahren hat sich der Schielwinkel überhaupt nicht mehr verbessert.

 

Ich sehe jetzt auch im Geradeausblick leicht doppelt, was meinen Alltag erheblich beeinträchtigt. Die Abweichung verstärkt sich, wenn das Auge „nasenwärts“ gestellt wird, etwa, wenn ich etwas fixieren will, was 30 cm entfernt ist. Beim Lesen schließe ich daher das betroffene Auge. Durch Schräghalten des Kopfes kann ich die Doppelbilder beeinflussen. Abends oder nach körperlicher Betätigung ist die Abweichung tendenziell stärker. Bei sehr starken Abweichungen (Blick nach scharf links) gelingt es mir, das Bild des betroffenen Auges gewissermaßen mental auszuschalten. Im Geradeausblick funktioniert das jedoch leider nicht.

 

Meine Fragen:

Gehört der Nervus Trochlearis zu den unwillkürlichen oder willkürlichen Nerven? Wenn letzteres der Fall ist, müsste es doch eine Möglichkeit geben, ihn mit speziellem Training zu stimulieren.

 

Wäre eine Operation sinnvoll? Falls ja, was wird da gemacht? Mir sagte ein angehender Augenarzt (noch im Studium), man könne heute sogar Muskelfasern eines mit einem gelämten Nerv verbundenen Muskels mit einem anderen, intakten Nerv verbinden. Nach anfänglichen Koordinationsschwierigkeiten würde sich das Gehirn dann daran „gewöhnen“ und könnte das Auge wieder gezielt bewegen. Gibt es sowas tatsächlich? Klingt ein bischen nach Dr. Frankenstein, finde ich.

 

Kann es sein, dass die Ursache gar nicht im Nerv liegt, sondern dass vielleicht ein Problem mit dem Obliquus superior vorliegt? Immerhin wird dieser Muskel ja ziemlich kompliziert durch die Augenhöhle geführt und muss „um die Ecke“. Vielleicht gibt es an diesem Rollknorpel ein Problem, eine chronische Entzündung oder so (daher vielleicht die Kopfschmerzen).

 

Kennt sich jemand mit dieser Materie aus oder kann mir einen Tipp geben, wo ich kompetenten Rat erhalte?

 

Vielen Dank!

Fitzliputzli

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo,

über eine Parese des Nervus Trochlearis hast Du sicher schon im Internet gegoogelt, auch bei unbekannter Ursache sind die Auswirkungen eindeutig.

Unter anderem Kopfschiefhaltung (Ausgleichshaltung) und häufig blickabhängige Doppelbilder. Weniger bekannt ist es, dass auch hier ein Ausgleich durch prismatische Korrektionen für den zentralen Blickbereich unter Berücksichtigung richtiger Kopfhaltung (Durchblutung, Nerven und Lymphe im Schulter-Nackenbereich) zu besserer Sicht und Körperfunktion verhelfen können. Im stabilisierten Prismenwertbereich kann auch der Eingriff am Augenmuskelsystem prismenreduzierend wirken. Das wäre hier angesagt.

Zyklophorien (Verrollungen, auch eine häufige Folge) können nur operative angegangen werden. Aber auch hier wäre ein vorhergehender stabilisierter Status s.o. empfehlenswert.

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Fitzliputzli
Verbunden: 12. November 2012 - 8:41

 

Danke für die Antwort!

Mit anderen Worten: Ich sollte erstmal eine Höhenkorrektur mit Prismen vornehmen lassen und die Prismen (-Folien?) so lange anpassen, bis man einen stabilen Wert hat, bevor man operiert? Und die Schonhaltung des Kopfes muss natürlich herausgerechnet werden. Aber Nerven und Lymphe im Schulterbereich? Dieser Zusammenhang ist mir neu.

Und das gleiche macht man dann, um die Verrollung zu korrigieren? Kann man denn da auch mit Prismen arbeiten? Ich dachte immer, das geht nicht. 

Ich weiß, es ist immer heikel, konkrete Tipps abzugeben, nach dem Motto: Diese Klinik ist nicht empfehlenswert oder dieser Arzt ist ein Zauberer. Aber vielleicht kannst du mir sagen, wo du deine Kunden guten Gewissen hinschickst?

Gruß, Fitzliputzli

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo,

nun konkrete Empfehlungen gibt es von mir erst nach mehr Details und nur über persönlichen PN.

Am liebsten jedoch per Telefon nach einem persönlichen Austausch über der Gesamtsituation.

Die Schonhaltung wird eher nicht herausgerechnet, sondern vorher sauber per Korrektion ausgeglichen, damit es im Schulter- Nackenbereich auch wieder besser funktioniert. Auch hierzu braucht es eine Adaptation, die erst über einer Zeitschiene umsetzbar ist. Schnelle Eingriffe sind hier oft kontraproduktiv.

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)