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Bild des Benutzers Eydeet
Verbunden: 8. Januar 2012 - 18:07
Manifestes Schielen - Operation im Erwachsenenalter

Hallo,

ich schiele seit frühester Kindheit. Im Alter von drei oder vier Jahren wurde ich zweimal operiert und nach Aussage meiner Eltern haben die OPs auch geholfen und das Schielen reduziert. Leider schiele ich aber immer noch und obwohl ich nicht gehänselt werde, stört es mich vor allem im Berufsleben, da ich in vielen Gesprächssituationen einfach verunsichert bin. Außerdem vermeide ich es z.B., mich fotografieren zu lassen. So habe ich mich mehr oder weniger dazu entschlossen, jetzt mit fast 34 Jahren doch noch eine Schiel-Operation durchführen zu lassen. Ich bin auf beiden Augen kurzsichtig (rechts: -2.50, links -1,50) und mein Führungsauge wechselt - in der Nähe bevorzuge ich das rechte Auge, in der Ferne das linke. Ich habe zusätzlich auf beiden Augen eine Hornhautverkrümmung und wenn ich mich korrekt an die Aussage meiner letzten Augenärztin erinnere, beträgt der Schielwinkel 19 Grad und hat damit einen Wert, den man operieren könnte.

Ich habe nun folgende Fragen:

  • Besteht die Gefahr, Doppelbilder nach einer Schiel-OP zu bekommen auch bei manifestem Schielen (ich gucke ja ohnehin eigentlich immer nur mit einem Führungsauge und nehme mit dem anderen nur periphäre Seheindrücke wahr) oder betrifft dieses Problem eher Menschen mit Winkelfehlsichtigkeit?
  • Damit einher geht die Frage nach der Notwendigkeit des Tragens einer Prismenbrille/-folie vor der OP: Wäre das bei mir auch notwendig? Von Prismen habe ich zum ersten mal hier in den Foren gelesen, ein Augenarzt hat mir nie etwas davon erzählt (wobei ich aber auch das Gefühl habe, dass meine Augenärzte nie besonders viel Lust hatten, Dinge zu erklären oder Fragen zu beantworten...).
  • Welche Klinik in Berlin oder Potsdam wäre empfehlenswert? Zur Auswahl stünden u.a.das Benjamin Franklin-Krankenhaus, das Virchow-Klinikum im Wedding, die Schlosspark-Klinik in Charlottenburg oder das Ernst-Bergmann-Klinikum in Potsdam. Mit etwas mehr organisatorischem Aufwand  könnte ich aber auch einen Aufenthalt in Heidelberg organisieren, falls die Uniklinik dort einen besseren Ruf im Bereich der Strabismus-Korrektur hat.

Ich weiß, das sind viele Fragen, aber manche Diskussionen in den Foren sind für mich verwirrend und der Gedanke an die OP selbst (obwohl sie ja angeblich mit nur geringen Risiken verbunden ist) ist für mich doch einigermaßen angstbelastet. Deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn sich jemand die Zeit nehmen und meine Fragen beantworten würde.

Ich werde diese Woche erst mal versuchen, einen Termin bei einem Augenarzt zu bekommen, der eine Orthopistin in seinem Team hat und hoffen, dass dieser sich auch für Kassenpatienten ein bisschen Zeit für eine Beratung nimmt.

 

LG,

Eydeet

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo,

bei WF gibt es im Standartverlauf nie Doppelbilder nach OP, da bei WF die Fixierung immer gut war und nur unter starker Belastung ausgeübt wurde.

Doppelbilder gibt es aber beim Schieler, gerade wenn ein Auge schlecht gesehen hat und dann nach OP evtl. mehr Anreize zum Mitsehen bekommt , da der Schielwinkel wurde durch die OP verringert wurde und so ähnlich erkannte Bilder vermehrt zu einem Wettstreit in der Sehverarbeitung führen, nun doch beide Augen, bzw. beide Seheindrücke zu nutzen.

Ist dann aber der Restfehler noch zu groß, bzw. hat das System eine Verschmelzung der Seheindrücke nie gelernt, werden Doppelbilder hierbei die logische Folge sein! Oder die Sehverarbeitung schaltet glücklicher Weise wieder auf alternierendes Sehen um (rechts oder links, evtl. auch im Wechsel).

Deshalb muss aus unserer Sicht hier zwingend vorher durch den Prismenausgleich sich die Arbeitsweise der Sehverarbeitung in der praktischen Nutzung längerfristig bewähren, ehe man sich an eine OP wagt. Alles andere gleicht dem gewagten goldenen Schuß, bei dem man sich (siehe unser Forum) dann nicht selten mit komplexen Folgen des eben mal bemühten Eingriffes abmühen muss. Der Arzt hat sich jedenfalls gegenüber den OP-Folgen ja abgesichert.

Teils wagt VT auch den Anspruch, durch ein spezielles Training visueller Potenziale sogar eine OP umschiffen zu können, hier sind die Meinungen im Forum und auch sonst gespalten.

Jedenfalls gibt es hier selbst in Bezug auf einen Prismenausgleich auch die Möglichkeit zu Doppelbildern. Diese sind bei richtiger Anwendung und Einweisung besser und einfacher beherrschbar und gäben so ein klares Signal hier keinesfalls einen OP-Eingriff zu wagen. 

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Schack
Verbunden: 23. September 2009 - 16:01

gerade beim Aussenschielen würde ich es mit VT versuchen. Geht schneller und funktioniert mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit.

Bild des Benutzers Eydeet
Verbunden: 8. Januar 2012 - 18:07

Lieber Herr Mosch,

vielen Dank für Ihre Ausführungen! Auch wenn diese für mich natürlich etwas deprimierend ausgefallen sind, da ich ja eigentlich davon ausgegangen war, dass mich die Gefahr des Doppelbilder-Sehens nach einer OP gar nicht betreffen würde :-(. Aber es klingt logisch, dass das passieren kann, falls beide Augen tatsächlich wieder gleichzeitig sehen wollen, weil sie optisch "auf Linie" gebracht wurden.

Mal gucken, ob ich den Sinn der Prismenbrille jetzt verstanden habe: Bei Winkelfehlsichtigkeit dient sie dazu, dass der Lichtweg so für die Augen gebrochen wird, dass sie in entspannte Stellung gehen können und die optischen Eindrücke trotzdem auf korrespondierende Bereiche der Netzhaut fallen? D.h. dann eigentlich, wenn der Winkel groß genug ist, würde einem Außenstehenden dann mit Prismenbrille ggf. ein Schielen auffallen, das ohne Brille wieder verschwindet, weil die Augenmuskeln die Augen dann wieder parallel ausrichten?

Wie ist das dann beim manifesten Schielen? Wenn ich die Prismenbrille aufsetze, werden die Augen dann durch die optische Brechung des Lichts durch das Prisma so ausgerichtet, dass sie für einen Außenstehenden gradestehen und somit auch das OP-Ergebnis simuliert? Und damit auch die Gefahr des Doppelbilder-Sehens abgeschätzt? Müsste ich so eine Prismenbrille dann mehrere Monate vor der OP durchgängig tragen?

Ich habe leider ein Innen- und kein Außenschielen. Aber gibt es tatsächlich die Meinung (wenn auch vielleicht nicht offizielle Lehrmeinung), dass ein visuelles Training den Schielwinkel bei Schielerkrankungen, die seit der Geburt bestehen, reduzieren kann??? Wenn das wirklich der Fall wäre, würde ich das sofort machen! Ich kann mir nur irgendwie nicht vorstellen, wie das gehen soll und ich habe auch noch nie von einem Augenarzt oder Optiker Infos in dieser Richtung erhalten :-(  Gibt es dazu Publikationen? Mir geht es bei der Schiel-Operation allerdings auch um den rein kosmetischen Effekt, das muss ich zugeben, da mich das Schielen einfach psychisch belastet und verunsichert. Fusionssehen und 3-D-Effekt muss ich nicht haben. Obwohl das Buch "Fixing my gaze" schon auf dem Nachttisch liegt - vielleicht ändert sich meine Einstellung ja, wenn ich es gelesen habe Wink

Viele Grüße,

E.

Bild des Benutzers Schack
Verbunden: 23. September 2009 - 16:01

ich kann da nur meine Meinung zu schreiben. 1. Ja es geht.

2. Bis du vollständig kosmetisch geheilt bist werden 1-2 Jahre vergehen, und beim falschen Vorgehen deines Visualtrainers oder zu wenig Einsatz wirst du es nicht schaffen. Allerdings muss man auch sagen, wie oft willst du dich noch operieren lassen? Es ist genauso unwahrscheinlich, dass eine Op zur vollheilung führt. Somit erreichst du dein Ziel so auch nicht schneller. Mit VT schaffen es auch eher weniger als die meisten

Kosmetische Heilung ist in meinen Augen nicht von Vollheilung zu unterscheiden. Man wird immer sehen, wenn jemand nicht perfekt parallele Augen hat.

Bild des Benutzers Eydeet
Verbunden: 8. Januar 2012 - 18:07

Hallo Schack,

könntest Du mir ein paar Fachartikel zum Thema VT nennen? Mich interessiert u.a. die Erfolgsstatistik der Technik und ich würde mir gerne mehr Hintergrundwissen anlesen.

Viele Grüße,

E.

Bild des Benutzers Schack
Verbunden: 23. September 2009 - 16:01

...wvao.org oder stereosue.com mit den texten von brook sind gute quellen. auf wvao.org findest du ein langes pdf. generell ist es schwierig, da sich die schielformen unterscheiden. Die entscheidende frage ist ob du peripheral stereo erreichst, lies mal, bevor man drüber redet!

 

der fakt ist, das kannst du ja ausporbieren, du wirst wenn du schielst mit 40 prismen oder 100 die Augen nicht gerade halten können, solange du einen split (lücke) in deinem Sehfeld hast, dagegen helfen prismen normalerweise nicht. Es sei denn du hattest schonmal fusion, dann helfen prismen sehr schnell. Falls du mit irgendeiner Prismenanzahl deine Einstellbewegungen komplett wegbekommst, wuerde ich mich operieren lassen!! Der Nachteil ist, dass mit jeder weiteren Op die nicht zur vollheilung fuehrt, die Moeglichkeit auf Vollheilung geringer wird. Guck doch mal wie weit sich dein Sehen durch Prismen verbessert und mach eine MKH, allerdings glaube ich nicht dass du dadurch beidaeugig sehen kannst...

 

zum VT. ich schiele noch sehr leicht, in der Ferne 0, in der Naehe, leicht konvergent und links hoeher. Minimal 100 Winkelsekunden, ich hatte das komplette fruehkindliche innenschielen mit korrespondenzlosigkeit...

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Wetten, das Sie auch in der Ferne schielen? Und eine disharmonisch anomale Korrespondenz trotz Visualtraining noch immmer nicht in eine NRK umgewandelt? Was machen Sie da nur falsch?

 

Lächelnd

 

A.M.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers Schack
Verbunden: 23. September 2009 - 16:01

Wie kann ich denn dann diese MKH Bilder auf 100" erkennen?

Können gerne Wetten. Im Generellen habe ich ziemlich viel Ahnung von Neurophysiologie, allerdings bei den Augen nciht so viel wie Sie. Ist mir eigentlich ziemlich egal ob meine Korrespondenz normal oder mikronormal ist. Es war nicht VT alleine sondern auch das Entgenwirken der deutliche Unterkorrektur mit Plus, was viel gebracht hat. Ich schiele manchmal sogar minimal nach außen.

Schade ist, dass sie als Ärztin scheinbar absolut keine Ahnung von VT und was man damit erreichen kann, haben.

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Och Schack,

 

erstens erwähnten Sie in Ihrem vorigen Posting die 100 WS. Zweitens haben Sie keine Ahnung von Physiologie sonst wüßten Sie etwas von Aria striata 17 und 18 und die Verarbeitung der visuellen Wahrnehmung bei Strabismus. Ebenfalls keine Ahnung von Histologie. Und, nein...ich kenne mich mit VT sehr gut aus, sehe aber die Grenzen, die sie nicht erkennen oder erkennen wollen, weil sie nicht können? Ich habe 6 Jahre lang Meistertätigkeiten in der Augenoptik ausgeführt. Ähem, hüstel....,   

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant