Hallo liebe Forumteilnehmer,
ich bin Vater von einer 6- und einer 8 jährigen Tochter.
Ich leider an Mikrostabismus, also leichtes Schielen welches man kaum sieht. Dadurch ist es aber dazu gekommen, dass sich bei mir nie rämliches Sehen entwickelt hat.
Meine Frau hat sehr gute Augen und keinerlei Probleme.
Leider ist es dazu gekommen, dass beide meiner Töchter das Schielen offenbar von mir geerbt haben. Sie haben schon als Baby geschielt.
Sie sind beide sehr stark weitsichtig. Die jüngere 6 jährige Tochter stärker. Die genauen Werte kenne ich nicht.
Beide haben von Anfang an eine Brille bekommen und waren immer in der Sehschule. Es wurde abgeklebt usw.
Jetzt war es immer so, dass beide nicht geschielt haben, wenn sie ihre Brille getragen haben.
Vor 6 Monaten hat die jüngere 6 jährige Töchter plötzlich angefangen stark mit einem Auge zu schielen. Dachten dass es vielleicht daran liegt, dass die Werte sich
geändert haben und sie nur neue Gläser benötigt. Die neuen Gläser haben aber leider nicht geholfen.
Jetzt waren wir in einer Augenklinik. Dort haben sie uns sofort zu einer OP geraten. Wurden leider kaum aufgeklärt und sind uns unsicher.
Es wurde nur eine Folie von 35 Prismen auf das Glas geklebt, welches meine Tochter gut zu vertragen scheint.
Wir würden am liebsten noch etwas warten in der Hoffnung, dass es sich vielleicht doch noch von selbst wieder gibt.
Die Orthopistin (oder wie es heisst) argumentiert damit, dass sie das räumliche Sehen, welches sie momentan seit dem Schielen nicht mehr hat wiedererlangen könnte.
Meine Frau ist der Meinung, dass sie früher in der Sehschule das räumliche Sehen noch hatte. Ist sich aber nicht ganz sicher. Werde morgen da noch einmal nachfragen.
Ist es wirklich möglich, dass meine Tochter nach der OP das räumliche sehen wieder erlangen könnte, oder ist es eigentlich schon zu spät?
Woran kann es liegen, dass meine Tochter plötzlich angefangen hat zu schielen, praktisch von einem Tag auf den anderen?
Die Augenärztin möchte beide Augen die inneren Muskeln operieren, obwohl nur ein Auge schielt. Habe gelesen, dass diese Methode längst überholt ist?
Wozu rät ihr uns? Bitte um Hilfe ! Wir sollen uns schon bis Montag eintscheiden und sind total ratlos!
Hallo,
wenn plötzlich mit dem Schielen begonnen wird, wird meistens zur sofortigen OP geraten (innerhalb von 6 Monaten). Ebenso bei dekompensiertem Mikrostrabismus. Lass Dir die genauen Befunde aushändigen.
Was die OP-Methoden angeht, bin ich überfragt.
Alles Gute weiterhin
LG Kugelblitz
Hallo,
soweit ich weiss, wird diese Op-Methode an beiden Augen bei Konvergenzexszess angewandt, d.h. wenn in der Nähe der Schielwinkel größer ist als in der Ferne. Oft kombiniert mit Fadenoperation nach Cüppers.
Bei meiner Tochter war das Schielen auch in der Nähe stärker, sie wurde trotzdem nur an einem Auge operiert (sogenannte kombinierte Operation, ein Muskel gekürzt und ein anderes versetzt). Mit großem Erfolg. Sie hat Parallelstand in der Nähe und Ferne.
Meine Tochter zeigt nach der OP Ansätze der Stereopsis, des räumlichen Sehens.
Frag in der Klinik nach einem genauen Grund für diese Operationsmethode sowie ob sie die kombinierte Operation in Betracht ziehen würde.
Mit Zuwarten löst ihr das Problem nicht. Es sieht alles nach einer Notwendigkeit einer schnellen Operation aus.
Viel Glück
Helene
Hallo Besorgter Vater.
Ja, die OP möglichst bald zu machen ist sicher richtig. Da renkt sich nichts von alleine ein, es wird unbehandelt nur evtl alles nur noch schlechter.
Ich vermute mal, dass es sich um das Schielen eines Auges zur Nase hin handelt. Richtig? Möglicherweise lag zuvor ein verdecktes Schielen (Esophorie) vor, die die Tochter durch Kraftanstrengung beherrschen konnte, ihr jetzt aber zuviel wurde und sie vor der zu groß gewordenen Anstrengung "kapituliert" hat. Sie sieht jetzt nur noch bewusst mit ihrem etwas besseren Auge. Im Laufe der Zeit wird das Schielauge immer weniger zu ihrem Gesamt-Seheindruck beitragen, wenn das Muskelungewicht nicht über eine OP weitgehend hergestellt wird.
Daher mein Rat: Bald operieren lassen.
Viele Grüße und viel Glück,
Nitram
vielen Dank für die ausführlichen Antworten.
Ich habe heute mit der Sehschule gesprochen. Bei meiner Tochter war räumliches Sehen immer vorhanden. Sogar dieses Jahr im März noch.
Momentan ist es so, dass meine Tochter mit Brille Doppelbilder sieht, wenn sie das Nahe fixiert. Mit dem zusätzlichen Prisma aber immer noch. Jedoch ist der Abstand zwischen den Doppelbildern geringer.
Wir haben uns mittlerweile zu der OP entschlossen.
Wie wahrscheinlich ist es, dass sie das räumliche Sehen nach der OP wiedererlangt?
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit von Doppelbildern nach der OP?
Hallo,
wenn vor der OP möglichst alle Schielanteile optisch beseitigt wurden, dass keine Doppelbilder mehr vorhanden sind, (wahrscheinlich ist das nur mit Prismenfolien machbar), dann wird sie nach der OP keine Doppelbilder mehr haben. Es kann natürlich sein, dass nach einiger Zeit ein starker Schielwinkel erneut messbar ist, dann wäre eine 2. OP erforderlich.
Ist von vorneherein klar, dass mit einer OP nicht alles "erwischt" wird, (mehr als 35cm/m) muss man natürlich die 2. OP abwarten, bevor Beschwerdefreiheit eintreten kann.
Viele Grüße
Eberhard
Hallo,
Ziel der OP ist ja ein Parallestand der Augen, welcher Voraussetzung für ein normales binokulares (beidäugig) Sehen ist. Wenn räumliches Sehen vor der OP bzw. dem plötzlichen Schielen vorhanden war, so will man diesen Zustand schnellst möglich wiederherstellen. Das räumliche Sehen wird in früher Kindheit erlernt, und wie Nitram schrieb,geht es bei Nichtbehandlung der Schielstellung sehr schnell verloren.
Alles Gute
LG Kugelblitz
ich würd das nicht bei jedem Operateur machen lassen...
Kann jemand eine Klinik in Bremen oder im Norden empfehlen?
Momentan sind wir in einer Klinik (Augenklinik Bremen Universitätsallee. Die OP soll von Frau Prof. Dr. Med. Bopp durchgeführt werden.), die nur ambulant operieren. Also OP dann gleich nach Hause.
Kann man die Risiken einer ambulanten OP vertreten, oder sollte man lieber eine stationäe Möglickeit suchen?
Ich habe von zuverlässiger Stelle im Norden Hamburg - Eppendorf benannt bekommen. Dort soll z.Zt. eine gute orthoptische Arbeit geleistet werden. Zu Bremen kann ich keine Aussage machen.
Aber wichtig bleibt ein rasches Handeln. Insofern wäre die genannte Adresse in jedem Fall gut!
Zur OP-Technik soviel:
Die kombinierte einäugige OP-Technik verändert die kardanische Aufhängung des Augapfels relativ ideal, ist aber in der Durchführung am schwierigsten. Die zweitbeste Variante bleibt die OP an beiden Augen jeweils nur die inneren oder die äußeren Muskel. Dabei wird die kardanische Aufhängung im Grunde verspannt, und es kann zu unerwünschten Folgen kommen. Aber es kann auch (wie oben beschrieben) ein zweiter Faktor berücksichtigt werden, nämlich Unterschiede im Schielen, Fern und Nah.
In jedem Fall sollte man sich bei einer Einleitungs-OP auf max. zwei Muskel beschränken, um nach dieser OP den Restfehlwert durch Korrektion und Zeit prismatisch und refraktiv sauber zu neutralisieren. Wenn es noch Defizite gibt, lassen sich dieselben, nach guter Vorarbeit viel sauberer, als in einem einzigen Eingriff einer guten Lösung zuführen.
Alles Gute!
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo Paul-Gerhard,
im UKE wird also wieder vernünftig operiert? Das ist schön zu hören, vielleicht magst Du mir deine Quelle per PN nennen. Hier im Ort laufen nämlich einige Eppendorf-Operierte herum und das Ergebnis... na ja....aber die wurden schon vor Jahren operiert.
LG
Kerstin
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