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Bild des Benutzers middi69
Verbunden: 29. Januar 2010 - 21:40
Brille für Baby wirklich notwendig?

Hallo,
mein einjähriges Pflegekind hat eine Brille verschrieben bekommen. Die Refraktionswerte sind:

RA +4,0 -1,0 /20°
LA +3,0 -0,75 / 0°

Amblyopie unsicher
Stabismus RA
Stereosehen unsicher
Motilität frei
Medien normal
Fundus normal

Muss die Brille wirklich schon sein oder könnte man noch 1/2 bis ein Jahr abwarten?
Er würde sich die Brille doch sowieso dauernd herunterreißen!

Gruß, middi69

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo,

es macht Sinn, die Brille zu nehmen. Der Grund ist der Verdacht auf Strabismus RA und der noch nicht erkennbaren Sehschärfe.
Viele Säuglinge in dem Alter akzeptieren die Brille nach einigen Wochen täglich. Allerdings braucht man viel Geduld.

Gruß
Eberhard

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Burkhard Schlinkmann
Verbunden: 7. November 2000 - 0:00

Hallo Middi,

wenn dein Kind irgendwann mal beidaeugig sehen soll, ohne schielfehler, dann folge der Empfehlung des Arztes.
Du kannst jetzt mit der Brille darauf Einfluss nehmen, ob dein Kind spaeter mal Entfernungen und Geschwindigkeiten einschaetzen kann. Raeumliches Sehen, was fuer viele Menschen ganz normal ist, hat man nur, wenn beide Augen gut zusammenarbeiten.
Do it!

Gruss Burkhard

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Middi,

das Kind muss die Brille unbedingt haben! Die Sehkraft geht schnell und unbemerkt auf dem schielenden Auge verloren und dann ist es bei der Einschulung zu spät....

Meine Tochter hat mit 8 Monaten ihre erste Brille bekommen und es war eine Gewöhnungssache von 2-3 Tagen: gleich morgens spielerisch aufsetzen und das Kind dann für die nächsten 15 Minuten ablenken, z. B. durch Vorlesen oder mit ihm spielen. Brille muss natürlich gut sitzen und darf nicht drücken.

Viele Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Brille bei Weitsichtigkeit, Stabsichtigkeit, Anisometropie (unterschiedliche Brechkraft der Augen) und Verdacht auf ein Schielen des rechten Auges unbedingt tragen. In dem Alter kann man vieles wieder auffangen, was an Sehschärfe vielleicht verlustig ging.  

 

Bin selber jetzt an einer Sache dran: Kleinkind, Frühchen, Augenzittern (Nystagmus) beidseits, keine Retinopathie praematorum, Brille verordent, nicht getragen, jetzt Schielstellung rechtes Auge mit gobschlägigen Fixationsnystagmus. Muss nun., da Abkleben nicht funktioniert, mit Atropin- Augentropfen weiterarbeiten. Jetzt wird Fixation des rechten Auges aufgenommen und gehalten und Mama fragt an, ob man das Tropfen sein lassen kann weil das Mädchen  doch zu blendungsempfinlich auf dem linken Auge ist. Nein, man kann nicht. Das gab wieder eine heiße Diskussion mit den Eltern.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers midwife
Verbunden: 30. April 2010 - 11:58

Das Problem bei der elterlichen Mitarbeit ist meines Erachtens nach eine entweder mangelhafte Aufklärung durch Zeitmangel etc oder einfach eine nicht vorhandene Intelligenz, die Maßnahmen zu verstehen.

Denken wir doch mal ganz platt. Eltern aus niedrigem Bildungsniveau, evtl. schwieriges soziales Umfeld, werden vom Kinderarzt zum Augenarzt geschickt, weil das Kind schlecht sieht. Die Erwartung ist: der Doktor soll machen, dass mein Kind besser sieht, und zwar sofort. Wenn der nun auch noch das gute Auge abklebt, oder die bösen Tropfen reinmacht, oder eine Brille verordnet, wo das Kind ja auch korrekterweise behauptet, es sähe ohne die Brille besser, wenn evtl eine Penalisation eingebaut ist, dann verstehen diese Eltern das nicht. 

Wir setzen zu viel voraus. 

Meine Freundin (Orthoptistin) und ich sind gerade dran, einen Vortrag/Diashow auszuarbeiten und in meiner Hebammenpraxis den Eltern von Babys und Kleinkindern anzubieten, einfach um Interesse an dem Thema zu wecken und ein grundlegendes Verständnis für die Problematik zu schaffen. Sie zu sensiblisieren, auch bei anderen Kindern und deren Eltern (die ein Schielkind haben und behandeln) vorsichtig und empathisch mit ihren Bemerkungen zu sein.

 

Ich war letzt bei einer Patientin, deren großes Mädchen ein Pflaster trug und ich hab mich dann eine ganze Zeit mit ihr drüber unterhalten, was die Mutter total gut fand, da sie das Gefühl hatte, dass ich ihr Kind nicht als "behindert" ansehe und auch mit ihr (aus ihrer Sicht) kompetent darüber sprechen konnte.

Für viele Eltern, meist besonders die Mütter, ist die Schielbehandlung des Kindes eine ganz harte Sache, und meist weniger gegenüber dem Kind, sondern gegenüber dem unwissenden Umfeld.

 

LG Nicole

Man muss noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können. F. Nietzsche

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Sie können davon ausgehen, das die Aufklärung über das Krankheitsbild allumfassend war. Ich habe eine erweiterte Fürsorgepflicht. Wenn ich der nicht nachkomme steht mir der Staatsanwalt im Rücken und zeigt mir was ich nicht getan habe. Seien Sie sich versichtert, dass ich immer, auch wenn das BGB hier greifen würde, alles tue für das Wohl meiner kleinen Patienten.  Auch dürfen Sie hier  die mangelnde Intelligenz als ad acta betrachten. Die Eltern besitzen Universitätsabschlüße. Es ist ein falsch verstandenes Mitleid mit Ihrem Kind.

 

Ich empfehle Ihnen die archivierten Artikel zu dieser Thematik in diesem Forum durchzulesen, bevor Sie meinen, mir indirekt einen Verfahrensfehler unterstellen zu müssen. Das kommt bei mir absolut nicht gut an.

 

Hingegen ist es löblich einen Vortrag bei einem bestimmten Klientel zu halten.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers midwife
Verbunden: 30. April 2010 - 11:58

@ AgnesMaria

 

ich habe auch nach mehrmaligem Lesen keinerlei Kritik an Ihnen in meinem Posting gefunden. 

Und ich weiß aus  meinem Beruf, dass Universitätsabschlüsse bei Weitem nicht bedeuten, dass die Eltern in solchen Dingen vernünftig handeln.

LG Nicole

Man muss noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können. F. Nietzsche