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Bild des Benutzers Michael Kokula
Verbunden: 12. November 2002 - 0:00
Prismakorrektur durch versetzte Zentrierung?

Hallo,
ich habe gerade meine neue Brille bekommen, und sehe miserabel damit. Ich habe den Verdacht, dass das die Folge einer Prismakorrektur durch versetzte Zentrierung ist; wenn ich weiter innen durch das Glas schaue, ist es nämlich ok...

hier meine Frage

Man kann wohl einen Prisma-Anteil - mehr
oder weniger gut - durch Verschiebung des
Sehachse ausgleichen; zumindest bei
sphärischen Gläsern.

a) Funktioniert dies auch bei
sphärisch-zylindrischen Gläsern?

b) Funktioniert dies auch bei
asphärischen Gläsern wie z.B.
Rodenstock Cosmolux?

oder zusammenfassend
c) gehe ich recht in der Annahme, dass
bei folgenden Werten eine
alleinige Korrektur des Prismas
durch Achsenverschiebung die
optischen Eigenschaften stark
verfälscht?
Rechts
Rodenstock Cosmolux Colorsin
sph +2.25
cyl -2.25 Achse 172
Pr. 1.5 Basis innen
Links
Rodenstock Cosmolux Colorsin
sph +4.5
cyl -1.75 Achse 176
Pr. 1.0 Basis innen
Pr. 1.5 Basis oben

Im voraus vielen Dank,
Michael Kokula
mailtoMichael.Kokula@t-online.de

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo, Michael

gut das Du Dich meldest. Aber was bedeutet "miserabel" Unschärfe (rechts/links/mit beiden Augen zusammen); oder ich sehe alles schief/räumlich verzogen; oder andere Eindrücke?

Bei Deiner Fragestellung kann es sich um ein normales Umstellungsproblem handeln, um eine falsche Vermessung und/oder um eine falsche Fertigung der Brille. So ist noch alles denkbar.

Ideal wäre es, bei dem Kollegen oder Augenarzt vorzusprechen, der die Vermessung ausgeführt hat. Dieser hat seine Verordnung mit dem Ergebnis der Brille abzugleichen. Am Besten mit der aufgesetzten Brille im Prüfraum an den entsprechenden Testen. Hier zeigt sich i.d.R. schnell, ob ein Fehler eingeflossen ist. Bei Deinen Werten insgesamt, rechne ich eigentlich damit, das eine Brille eher ein spontanes AHAH-Erlebnis sein sollte, wenn alles stimmt. Dem ist wohl nicht so!

Wenn wir Dir im Internet weiterhelfen sollen, wäre neben der exacten Beschreibung der Störungen, unbedingt wichtig, welche Werte vorher, und mit welchem Erfolg (Beschwerden), getragen wurden.

Prismatische Wirkungen bei asphärischen Gläsern durch Verschiebungen erzeugen zu wollen, ist jedenfalls falsch! Dies sollte selbst bei sphärischen Gläsern der Vergangenheit angehören, da die namhaften Glaslieferanten prismatische Gläser für die Gebrauchslage vor den Augen optimiert fertigen.

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Michael Kokula
Verbunden: 12. November 2002 - 0:00

Hallo Herr Mosch,
vielen Dank für die schnelle Antwort.

Rechts unscharf, ich glaube, eher ein zylindrischer als ein sphärischer Fehler.

Nach 1h sorgfältiger Arbeit mit meinem Optiker ist zumindest ziemlich sicher, dass auf dem Rezept eine fehlerhafte Vermessung stand.

Dennoch traue ich dem "Trick" meines Optikers nicht (Prisma durch Verschiebung), und werde versuchen, ihm die Spielchen auszureden.

Nochmal danke für die klare Aussage dazu.

Gruß,
Michael Kokula
Michael.Kokula@t-online.de

Bild des Benutzers Michael Kokula
Verbunden: 12. November 2002 - 0:00

An alle interessierten;

ich habe gerade zum Thema eine Antwort von Rodenstock bekommen (Abteilung F+E Brillengläser/Anwendungstechnik), die ich dem Forum nicht vorenthalten möchte. (Bin übrigens sehr zufrieden mit der schnellen und kompetenten Reaktion!)

[...]
Ein Prisma kann bei Brillengläsern u.a. durch die Verschiebung der "Sehachse" weg vom optischen Mittelpunkt erzeugt werden. Je weiter man sich vom optischen Mittelpunkt entfernt bzw. je stärker der Scheitelbrechwert des Glases ist, desto größer ist das aus der Dezentration resultierende Prisma. Dies ist grundsätzlich bei jedem Einstärkenglas so, also auch bei torischen Brillengläsern (Sphäre und Zylinder).

Haben diese ein asphärisches Design, kommt es durch eine Dezentration des Glases vor dem Auge des Brillenträgers jedoch zu Einschränkungen in der Abbildungsgüte.

Um die Abbildungseigenschaften asphärischer Gläser voll ausnutzen zu können, müssen diese nach der sogenannten Augendrehpunktforderung zum Auge des Brillenträgers zentriert sein. Ist dies nicht der Fall, so wirken sich Abbildungsfehler ungleich stärker aus als bei sphärischen Gläsern. Diese Zentrierforderung kann bei selbst dezentrierten asphärischen Brillengläsern jedoch nicht erfüllt werden. Deshalb ist es nicht zu empfehlen, ein asphärisches Brillenglas zu selbst dezentrieren um ein Prisma zu erzeugen, sondern dieses Glas bei Rodenstock mit dem entsprechenden Prismenbetrag zu bestellen, damit es bei uns gebrauchsrichtig gefertigt werden kann.
[...]

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo, Michael

diese Einschränkungen finden auch bei nicht asphärischen Gläsern statt, stören aber definitiv weniger. Deshalb fertigt "Zeiss" alle! Gläser gebrauchsoptimiert. Rodenstock beachtet dies evtl. nur die asphärischen Typen, da diese Gläser wegen der "Zentrierpunktforderung" (sie gilt für alle Brillenglastypen) besonders negative Folgen aufzeigen. Andere Hersteller haben das Thema teilweise noch garnicht aufgegriffen. (Glas ist z.Zt. keinesfalls gleich Glas, besonders bei prismatischen Korrektionen!)
Jedenfalls besten Dank für Deinen wichtigen Beitrag. Leider wird dies Wissen auch von AO schonmal ignoriert.

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)