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Bild des Benutzers Christian
Verbunden: 13. Februar 2007 - 15:30
Quadrat wird zu Trapez

Hallo, habe vor Kurzem eine neue Brille bekommen und nun ein kleines Sehproblem Wenn ich bspw. vor meinem Monitor sitze, dann wird dieser nach oben breiter (sehe ich so), obwohl dieser tatsächlich ein absolutes Rechteck ist (d.h. ohne Brille wird dieser nicht breiter). Insgesamt habe ich ein Sehgefühl als wenn ich in ein rundes Aquarium schaue ... so muss sich wohl ein Fisch fühlen. P Dadurch werde ich fast sehkrank.

Grundsätzliche Veränderungen von meiner alten zu meiner neune Brille sind etwas höhere Dioptrin und höhere Zylinder. Auch wurde die Achse etwas angepaßt und ich habe dünnere Glässer bekommen. Dass ich mich daran erst eimal gewöhnen muss, ist mir klar. Allerdings hat dieses Auseinadertriften von eigentlich parallelen Linien den Anschein, ein optisches Problem zu sein, dass evtl. auf ein falsches Vermessen von irgendwelchen Abständen zurückzuführen ist. Mein Optiker sagt, dies sei auf die veränderten Zylinder zurückzuführen und das Gehirn kann dies erst einmal nicht richtig verarbeiten.

Meine Bedenken sind nun, dass der Optiker nicht zugeben möchte, einen Fehler begangen zu haben. Dann möchte ich mein Gehirn auch nicht damit überlasten sich an einen Fehler \"zu gewöhnen\". Oder kann dies tatsächlich auf den Zylinder zurückzuführen sein? Vielen Dank für die Hilfe.

Gruß
Christian

Bild des Benutzers Lucccy
Verbunden: 31. Dezember 2002 - 0:00

Hallo,

wie ich Deine Beschreibung las, juckte es mich schon in den Fingern zu fragen, ob sich Deine Stärken, speziell der Zylinder, geändert haben. Aber Du hast alle Antworten selbst gegeben.

Wenn es Dich sicherer macht, schreib doch nochmal genau die neuen und alten Stärken und Glastypen auf, für mich klingt die Erklärung Deines Optikers aber sehr plausibel.
Trag die Brille konsequent, dann sollte der Effekt in einer Woche "andersherum" sein, sprich mit Brille gerade und ohne Brille schief.

Gruß Lucccy

Bild des Benutzers Christian
Verbunden: 13. Februar 2007 - 15:30

Hi,

danke für die schnelle Antwort! Wenn ich in einer Woche meine Brille absetze, um Zeitung zu lesen (das kann ich auch ohne Brille), dann werde ich also alles schief sehe. Hmm, hört sich aufs erste nicht ganz logisch bzw. prickelnd an. Kann nicht der Augenabstand falsch vermessen worden sein oder so? Falsche Mittelpunkte, falsche Radien oder so? Die Vorstellung wie sich das durch die Zylinder auswirken soll, habe ich nicht (Physik liegt soch lange zurück).

Werte sind bei -2,25 Dioptrin, die Cylinder haben sich auf ca. -1,xx geändert. Bei einem Auge soll es sich um -0,5 oder mehr geändert haben. Habe die alten Werte leider nicht mehr.

Wenn ich jetzt zwei "gerade" Türme nebeneinander baue und nachmesse, dann werde ich feststellen müssen, dass diese in Wirklichkeit schief sind.

Vielleicht ist das Problem ja allgemein bekannt?

Gruß
Christian

Bild des Benutzers Lucccy
Verbunden: 31. Dezember 2002 - 0:00

Hallo,

hmm, wie erklär ich das jetzt...

Ich will nicht bestreiten, dass die Ursache auch eine andere sein kann, aber Dein Problem klingt typisch für "hohe" Cylinder und Stärken- und Achsänderungen.

Ich versuch da mal über Umkehrbrillen zu erklären. Es gibt Experimente zum menschlichen Sehen, da bekommen die Probanden Brillen auf, die das Bild umdrehen, d.h. man sieht oben als unten, aber weiter rechts und links richtig.
Dazu muss man wissen, dass wenn man ein i sieht, das Bild auf der Netzhaut ! aussieht. Wir haben halt gelernt, dass für unser Auge die Welt auf dem Kopf steht.
Die ersten Tagemit den Umkehrbrillen ist es für die Menschen schwierig, dann "rechnet" das Gehirn die Welt wieder richtig rum. Nach dem Absetzen dieser Brille müssen sich die Probanden wieder ein paar Tage zurückgewöhnen.

Dein Auge (wie alle Augen mit Fehlsichtigkeiten) verzerrt nun das Bild der Umwelt. Da Du Deine Augen täglich benutzt, rechnet das Gehirn das Bild so gut es geht richtig - denn Du kannst ja fühlen, dass die Wände gerade sind und merkst es auch beim dagegenlaufen. Wink
Leider hat dieses "gerade gerechnete" Bild aber noch nicht die bestmögliche Auflösung. Daher kann man beim Sehtest Deine Glasstärken ermitteln, da das Sehen damit besser wird.
Wenn Du eine Brille bekommst, rechnet das Gehirn natürlich die Bilder erstmal noch "richtig", da das Gehirn nicht so schnell merkt, dass Dein Auge jetzt gute Bilder bekommt.

War ich verständlich und logisch? Kann ich sonst irgendein Beispiel zur Erläuterung bringen? Computer? Fotoapperate?

Gruß Lucccy

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo,

ergänzend kann man sagen, daß bei Gewöhnung an dieses Phänomen im umgekehrten Fall also ohne Brille keine schiefen Ebenen auftreten müssen.
Das Gehirn schaltet sehr schnell auf den alten Status um, quasi alte Dateien, die vielleicht mal gebraucht werden, sind sofort abrufbereit. Nur neue Dinge muß das Sehzentrum erst mal erfahren und speichern.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Christian
Verbunden: 13. Februar 2007 - 15:30

Danke! Das klingt erst mal einigermaßen logisch und nachvollziehbar. Werde es weiterhin ausprobieren. Was mich allerdings noch wundert ist, dass ich auch neue Kontaktlinsen kurz zuvor bekommen habe - auch mit den neuen Werten - und bei diesen klappt alles wunderbar. Grüße, Christian

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Christian,

bei Linsenkorrektionen hat man diese Verzeichnungen nicht.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Horst
Verbunden: 30. August 2006 - 14:34

Lucccy schrieb


Wenn Du eine Brille bekommst, rechnet das Gehirn natürlich die Bilder erstmal noch "richtig", da das Gehirn nicht so schnell merkt, dass Dein Auge jetzt gute Bilder bekommt.

War ich verständlich und logisch? Kann ich sonst irgendein Beispiel zur Erläuterung bringen? Computer? Fotoapperate?

Gruß Lucccy

Vielmehr sind es die anamorphotischen Verzerrungen die aus unterschiedlichen Vergrösserungen der beiden Hauptschnitte rühren, die diese Verzerrungen versursachen.
Ebenso verursachen falsche Höhenzentrierung und horizontale wie vertikale Verkippungen zusätzliche astigmatische Abbildungsfehler und Vergrösserungsunterschiede.

Kein Brillenglas und besonders keines mit starkem Torus erzeugt ideale Bilder, so muss das Gehirn in diesem Falle die tatsächlich stärkeren Verzerrungen zu kompensieren lernen.

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Horst schrieb

[
Kein Brillenglas und besonders keines mit starkem Torus erzeugt ideale Bilder, so muss das Gehirn in diesem Falle die tatsächlich stärkeren Verzerrungen zu kompensieren lernen.

Ein wahres Wort, Horst, und deswegen sind wir höher Fehlsichtigen ja so froh, daß es Kontaktlinsen gibt. Es ist mir immer klar, daß ich mit meiner Brille nur eine Annäherung an die wirkliche Sicht der Dinge erhalte.
Dumme Frage des Laien Warum gelingt es der Forschung nicht, Brillengläser höherer Wirkung zu entwickeln, die besser abbilden?
Gruß

Bild des Benutzers Horst
Verbunden: 30. August 2006 - 14:34

Jan22 schrieb
Dumme Frage des Laien Warum gelingt es der Forschung nicht, Brillengläser höherer Wirkung zu entwickeln, die besser abbilden?
Gruß[/quote]

Auch Brillenglasentwickler können sich nicht über die Gesetze der physikalischen Optik stellen.

Übrigens sind starke Minusgläser bei etwa -13 am abbildungsfehlerfreisten. (siehe Tscherning-Ellipse). Heisst nicht, dass diese am angenhemsten zu tragen sind Wink

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Horst schrieb

Auch Brillenglasentwickler können sich nicht über die Gesetze der physikalischen Optik stellen.

Kannst Du das etwas näher erklären? Ich bin absoluter physikalischer Laie und der Optikunterricht in der Schule ist lange her.

i]Horst schrieb[/i]

Übrigens sind starke Minusgläser bei etwa -13 am abbildungsfehlerfreisten. (siehe Tscherning-Ellipse). Heisst nicht, dass diese am angenhemsten zu tragen sind

Natürlich sind die nicht angenehm zu tragen. Aber vielleicht kannst Du mir auch das noch erklären. Heißt das, daß Gläser mit genau -13 weniger Verzerrungen am Rand haben oder so? Oder ist das eine rein theoretische Berechnung, die mit den realen Gläsern im Endeffekt doch nichts zu tun hat.
Tut mir leid, wenn die Fragen jetzt arg dämlich sind, aber wie gesagt, obwohl ich seit vielen Jahren Brillenträger bin, habe ich vom technischen Aspekt der Materie leider kaum Ahnung.
Gruß
Jan

Bild des Benutzers Horst
Verbunden: 30. August 2006 - 14:34

Jan22 schrieb

Horst schrieb

Auch Brillenglasentwickler können sich nicht über die Gesetze der physikalischen Optik stellen.

Kannst Du das etwas näher erklären? Ich bin absoluter physikalischer Laie und der Optikunterricht in der Schule ist lange her.

Hehe .. über die Thematik könnte man komplette Bücher schreiben. Grundsätzlich ist es einfach so, dass der Abstand des Brillenglases vom Auge für unüberwindbare Nebenwirkungen sorgt. Durch modere Brillengläser können diese zwar reduzier, aber eben nie komplett aufgehoben werden.
Beispielsweise gibt es an jeder gekrümmten Fläche Vergrösserungs- bzw. Verkleinerungseffekte.

Horst schrieb

Übrigens sind starke Minusgläser bei etwa -13 am abbildungsfehlerfreisten. (siehe Tscherning-Ellipse). Heisst nicht, dass diese am angenhemsten zu tragen sind

Jan22 schrieb


Natürlich sind die nicht angenehm zu tragen. Aber vielleicht kannst Du mir auch das noch erklären. Heißt das, daß Gläser mit genau -13 weniger Verzerrungen am Rand haben oder so? Oder ist das eine rein theoretische Berechnung, die mit den realen Gläsern im Endeffekt doch nichts zu tun hat.
Tut mir leid, wenn die Fragen jetzt arg dämlich sind, aber wie gesagt, obwohl ich seit vielen Jahren Brillenträger bin, habe ich vom technischen Aspekt der Materie leider kaum Ahnung.
Gruß
Jan

Diese Berechnung ist zunächst rein theoretisch, lässt sich aber in diesem Wirkungsbereich auch aus technischen und ästhetischen Gesichtspunkten fertigen. (Die resultierende Verkleinerung ist kein Abbildungsfehler)

Prinzipiell gibt es für jede dioptrische Wirkung ein abbildungsfehlerfreies Glas. Jedoch sind diese aufgrund deren Geometrien sehr unästhetisch (zb. plane oder gar konkave Vorderflächen - konvexe Rückflächen..)
Die Glasindustrie sucht also den Mittelweg zwischen Ästhetik und Abbildungsqualität.
Alle Markengläser im Einstärkenbereich haben laut Norm für Blickbewegungen von 20° keine visusverschlechternde Abbildungsfehler.
Der Myope hat wegen seiner "Weit:wink:elgläser" ohnehin weniger starke Blickauslenkungen und bleibt meist in der "sauberen" Zone, also in der Mitte der Gläser.

Hoffe das gibt dir ne grobe Ahnung von der Materie .. ansonsten kann ich dir noch ne Literaturliste schicken Wink

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Danke, Horst, Deine Antwort erklärt es jetzt ganz gut. Das mit dem Abstand zum Auge ist gut nachvollziehbar, zumal das ja dann auch der definitive Unterschied zur Kontaktlinse ist.
Daß die Verkleinerung in diesem Sinne kein Abbildungsfehler ist, ist mir inzwischen auch klar. Und das mit der Mitte stimmt natürlich auch, ich habe mir schon seit langem angewöhnt, nur durch die Mitte zu sehen, obwohl es bei jeder neuen Brille dann doch wieder ein gewisser Umgewöhnungsprozeß ist.
Literaturliste muß jetzt nicht sein, ich denke, ich bleibe auf diesem Gebiet Laie, auch wenn ich mich immer wieder freue, etwas Neues verstanden zu haben.
Gruß
Jan Smile