Hallo allerseits,
kürzlich war ich mal wieder bei der Orthoptistin wg. schlechteren Sehens und sie hat eine drastische Steigerung des Prismenwertes festgestellt. In diesem Zusammenhang kam auch das Thema einer anhaltend ähnlichen Entwicklung möglicherweise irgendwann sinnvollen OP auf.
Wer mag mir denn mal konkret erklären, was bei einer solchen OP an den Muskeln genau passiert? Was wird gemacht? Wo geht man "rein", wie kommt man an die Muskeln ran, wie verändert man etwas, was ist der Trick etc.? Ich kann mir so gar nicht vorstellen, wie das geht.
Außerdem Wie findet man vorher heraus, was genau gemacht werden muss?
Und nicht zuletzt Wie sicher ist sowas, was kann da alles schief gehen? Und was kann man darüber sagen, welchen Erfolg solche OPs bringen? Sprich Wird man das Problem los??
Fragen über Fragen... aber ich bin halt auch ein Schisshase...
Hanco
5. Dezember 2005 - 1:02
#1
OP
Hallo Hanco,
hattest Du schon Gelegenheit, hier einmal durchs Forum zu stöbern? Z.B. hat Stefano ähnliche Fragen gehabt.
Dennoch möchte ich dir auch ein paar zusammenfassende Antworten geben.
Wichtig ist ein guter Operateur, der vorher den zu operierenden Winkel mittels MKH-Messung genau feststellt. Das kann bedeuten, dass Du mehrere Stunden mit der Messbrille herumläufst, die ggf. mehrmals nachkorrigiert wird. Wichtig ist im Grunde auch, dass die Prismen vorher ein halbes Jahr stabil sein sollten, also man so weit wie möglich auskorrigiert hat. Anders ist es, wenn es sich um eine Einleitungs-OP handelt. Diese wird durchgeführt, wenn schon die Eingangsprismen derart hoch sind, dass sie in Gläsern kaum noch zu tragen sind.
Wie hoch sind denn Deine Prismen mittlerweile und seit wann bist Du korrigiert?
Was und wie genau man nun an den Muskeln kürzt, dazu könn Dir Paul-Gerhard Mosch oder auch Eberhard hier im Forum mehr erzählen.
Die OP's bringen gute Erfolge, Voraussetzung ist aber eine vorherige gute Auskorrektur der Augen mit Prismen, bzw. ein gut erfolgter Prismenaufbau mit letztendlich stabilen Werten. Es können leichte Rest-Werte bleiben, auch diese können wieder steigen, dies aber nur bei extrem starker WF von über 35 - 40 Prismen. In die Brille bekommt man max. 25 - 30 Prismen rein, dann ist Schluss. Und es gibt Menschen, die haben bis zu 60 Prismen...
Die OP selbst birgt wie jede OP ein Narkoserisiko. Man kann sie ambulant durchführen lassen, muss aber Fahrer mitbringen und kann auch hinterher einige Tage im Sehen eingeschränkt sein, besonders an der PC-Arbeit. Eine gewisse Lichtempfindlichkeit ist auch für längere Zeit gegeben, aber jetzt im Winter sollte das nicht so das Problem sein, es sei denn, Du möchtest in den Schnee ins Gebirge. Sonnenbrille ist dann ein MUSS. Nachkontrollen müssen auch sichergestellt sein, und wenn der Operateur weit weg ist, würde ich die stationiäre Variante wählen, die dauert 3 - 4 Tage. Hier im Forum gibt es einige operierte Kanditaten, die können dir sicherlich erzählen, wie sie die OP empfunden haben.
Gruß
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
Halloo Kerstin,
danke erstmal für die Infos, ich werde darüber nachdenken.Würde mich sehr freuen wenn mir jemand eine solche OP noch konkret beschreiben könnte.
Vielen Dank!
"Hanco"
Hallo Hanco,
bei mir fand die Operation im März 2005 in Berlin durch Dr. Wulff statt.
Als Patient erlebt man die Operation ja nicht richtig bewusst mit, weil man im entscheidenden Moment in Vollnarkose ist.
Im Operationsbericht steht, dass die Bindehaut an zwei Stellen "türflügelartig" geöffnet wurde und insgesamt an drei Augenmuskeln Änderungen vorgenommen wurden.
Ich habe mich vor der Operation ausführlich informiert und hatte vorher ca. 17 pdpt in der Brille. Ca. 2 Stunden nach der Operation nimmt man dann die Umwelt wieder wahr, ist aber noch durch die Narkose für Stunden stillgelegt. Der erste Blick ohne Prismenbrille machte mir aber klar, dass die Operation einen guten Erfolg hatte, denn die Doppelbilder, die vorher zum Alltag gehörten, waren verschwunden.
Die Wartezeit bis zur ersten Untersuchung bei Dr. Wulff war ein halbes Jahr, danach dauerte es dann noch einmal fünf Monate bis zur Operation.
Nach der Operation wird man nach knapp zwei Tagen aus dem Krankenhaus entlassen (bei stationärer Behandlung) und fährt noch mal zu einer Abschlussuntersuchung in die Praxis des Arztes. Danach ist man für mehrere Tage nicht wirklich einsatzfähig, aber immerhin bin ich 24 Stunden nach der Operation schon mal für eine Stunde auf dem Kurfürstendamm herumgelaufen und nach zwei Tagen mit der Bahn etwa 300 km nach Hause gefahren. Wirklich anstrengend sind aber nur die ersten Tage nach der Operation.
Sehr hilfreich ist eine dunkle Brille, da man dann nicht zusätzlich durch helles Licht gereizt wird. Dass die Operation aus meiner Sicht sehr erfolgreich war, hatte ich auch schon mal an anderer Stelle geschrieben.
Wenn du noch weiteres wissen willst, frage einfach noch mal nach.
Grüße sendet
cs