Pressemitteilung der Selbsthilfegruppe-Winkelfehlsichtigkeit
Südwestumschau 04.03.2005
Verkauf eingeschränkt – Prismenbrillen Gericht schreibt Hinweis vor
Winkelfehlsichtigkeit – das unendliche Verwirrspiel!?
Wenn man eine Brille braucht, geht man zum Augenoptiker
und wenn man kranke Augen hat, geht man zum Augenarzt.
Muss diese Selbstverständlichkeit vor Gericht geklärt werden?
Üben und Lernen trägt plötzlich andere Früchte, behandlungsresistente Kopfschmerzen lassen nach, wenn winkelfehlsichtige Menschen endlich die passende Brille bekommen. Menschen fassen neuen Mut, das ist genial, aber es erzeugt auch schlimmen Neid.
In der Selbsthilfegruppe-Winkelfehlsichtigkeit treffen sich seit nahezu vier Jahren Betroffene, um Licht ins Durcheinander um Winkelfehlsichtigkeit zu bringen. Bundesweit, wie auch im Ausland haben sich mehrere Gruppen gegründet, um sich für absolut gutes Sehen durch die vollständige optometrische Versorgung zu engagieren. Alle Betroffenen haben mühsame Suchen und unendlich viele, meist ergebnislose Arztbesuche hinter sich.
Weil Winkelfehlsichtigkeit kein Schielen ist, blieben die Methoden der Schielheilkunde ohne Erfolg. Die dreidimensionalen Bildverschiebungen in den Augen, die Folgen der Winkelfehlsichtigkeit, fallen ungestraft durch die Netze aller klassisch medizinisch-diagnostischen Messungen. Alle Messverfahren, die prüfen, ob die Bilder zu weit vor, oder hinter der Netzhaut entstehen, greifen nicht.
Unzählige vollständige augenoptische Korrektionen, d.h. dreidimensional an die Augen angepasste Bilder, haben vielen Menschen neue Lebensqualität zurückgegeben, die weit über das Sehen selbst hinausgeht.
Nun musste sich der Baden-Württembergische Verwaltungsgerichtshof mit einem uralten Streit beschäftigen, den die Augenärzte den Augenoptikern erklärt haben, übrigens seit es Brillen gibt. Die Augenärzte wollten einen Augenoptiker verpflichten, alle seine Kunden darauf hinzuweisen, dass er keine heilkundliche Tätigkeit ausübe, als ob die Bürger dies nicht selbst wüssten.
Und nun wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, wenn so ganz nebenbei von einer Gesundheitsgefährdung gesprochen wird. Weil das Problem zunächst so einfach erscheint, bleiben wir ahnungslosen Laien nicht selten auf der Strecke. Der eine will angeblich nur verkaufen, der andere will nur mein Bestes und tut dies angeblich völlig uneigennützig – schade, dass es so einfach nicht ist!
Viele Augenärzte erwecken gerne den Eindruck, für Augenoptik zuständig zu sein, dabei streifen sie in ihrer Ausbildung dieses eigenständige Fachgebiet nur ein klein wenig und kaum über die Allgemeinbildung hinaus. Trotzdem hat es Tradition, dass sie sich gern und überall zu Brillen äußern, obwohl sie ohne die Ausbildung in Brillentechnologie noch nicht einmal Brillen herstellen und ausmessen können.
Dieser buchstäblichen optischen Täuschung sind auch wir jahrelang erlegen. Wenn die Abbildung in den Augen nicht ideal ist, bringen Brillenlinsen alles wieder ins Lot, eine Krankheit liegt nicht vor. Das berühmte Rezept von den Fachleuten für kranke Augen brauchte man in früheren Zeiten keineswegs aus Krankheitsgründen, sondern ausschließlich um Verwaltungsregeln der Krankenversicherungen zu genügen. Brillen können keine Augenkrankheiten hervorrufen und auch keine Augenkrankheiten heilen. Die so genannten Prismenbrillen, wie sie mittels der MKH (Mess- u. Korrektionsmethode nach H.J. Haase, ein augenoptisches Messverfahren) ermittelt werden, geben den Augen ideale Sehschärfe bei idealem Stereosehen. Sie sind wie warme Kleidung, die in kalten Tagen die Wärme im Körper hält, ohne seine Bewegung einzuschränken.
Vollständige Augenoptik ist die passende Kleidung, sie lässt gute Sicht auch ohne Augenkneifen und Stirnrunzeln zu – mit vielen schönen Folgen für die Lebensqualität. H.-J. Haase hat Ende der vierziger Jahre das nach ihm benannte Messverfahren entwickelt, mit dem sich die Bilder in den Augen dreidimensional präzise anpassen lassen. Dazu benutzte er die so genannten Prismenwirkungen vollständig, sie kommen in jeder Linse vor.
In 98 Prozent aller deutschen Brillengläser liegen diese Wirkungen weitgehend ungenutzt brach. Viele Menschen ahnen, dass mit ihrem Sehen etwas nicht ganz so ist, wie es sein könnte. Jeder hat den Unterschied gefühlt, dass man mit Schuhen der richtigen Größe besser zu Fuß ist, als mit zu kleinen Tretern. Warum machen sich immer noch Leute für zu kleine Schuhe für die Augen stark, obwohl unsere Kinder in den Schulen mangels idealem Sehens darum kämpfen, ihre Intelligenz aufs Papier zu bringen? Wenn etwas zur umfassenden Gesundheitsgefährdung werden könnte, dann sind dies die massenhaft anzutreffenden unvollständig korrigierenden Brillen, mit denen Buchstaben und Fußgänger übersehen werden, niemals präzise Brillen, die von wf-spezialisierten Augenoptikern gefertigt werden!
WF-Brillen sind das Ergebnis sehr komplexer, optischer Mess- u. Fertigungstechnologie. Sie sind keine Alternative zur Heilkunst.
Selbsthilfegruppe-Winkelfehlsichtigkeit
Franziska Kubsch und Fachberater
www.selbsthilfegruppe-winkelfehlsichtigkeit.de und www.winkelfehlsichtigkeit.de
8. März 2005 - 19:15
#1
Stellungnahme zum Urteil Verwaltungsgerichtshof Baden-Württe
Hallo Franziska,
für mich als Laien sehr aufschlussreich!
In diesem Artikel ist die Rede von Augenkneifen u. Stirnrunzeln beim Lesen - darin finde ich mich sofort wieder!
Nur - bei mir wurde Mikrostrabismus u. nicht Winkelfehlsichtigkeit diagnostiziert.
Ja wo liegt denn nun der Unterschied???
Viele Grüße
Lissy
Hallo,
nix für ungut, aber bei diesem Artikel musste auch ich die Augen zukneifen und mit der Stirn runzeln, obwohl ich bestens mit Prismen versorgt bin.
Kann man das Thema auch etwas weniger pathetisch, in einem verständlichen Deutsch und mit wertfreien, korrekten Redewendungen (bspw. "Streit erklären" - man bricht einen Streit vom Zaun oder erklärt jemandem den Krieg, aber ein Kuddelmuddel aus beidem bringt bei mir - und sicher nicht nur mir - nur Verdruss) behandeln?
Meine Wenigkeit kann euch nur moralisch unterstützen, wenn das Ganze wie bereits geschrieben wertfrei - also objektiv -, ohne latente Aggression und last but not least sprachlich korrekt und allgemeinverständlich erfolgt.
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Grüße
Ralf
Hallo Ralf
Ich hoffe, dass die Setzung einiger Absätze dem Inhalt und Sinn des Schreibens der Selbsthilfegruppe zugute kommen.
Ich war so frei, die Absätze als Moderator einzubringen, da Sinn und Inhalt des Artikels einleuchten, wie auch Lissy als "Laie" schrieb.
Ich hoffe Deinem Stirnrunzels und Augenzukneifen so positiv begegnet zu sein.
Hallo, Lissy
Deine Frage laß mich kurz so beantworten.
Microstrabismus und Winkelfehlsichtigkeit können kongruent sein (deckungsgleich).
Allerdings beschreibt die Wissenschaft eine Form des Microstrabismus, die sich jeder Korrektion widersetzt, und gleich einem "schwimmenden Entchen", was man unter Wasser drückt immer wieder hochflutscht. Mit anderen Worten, der Fehlwert des Microstrabismus dockt sich immer an eine gutgemeinte Korrektionsmaßnahme in gleicher Weise an. Er selbst bleibt als Faktor für eine Korrektion nicht zugänglich. Sollte dies so sein, würde die Prismenkorrektion auch über mehrere Schritte erfolglos bleiben müssen.
Aber erst der Versuch könnte eine solch negative Prognose wirklich untermauern und bestätigen!
Zu einer Überprüfung sollte ein profunder Kenner der MKH ausgesucht werden, Dr. Wulff wäre zudem als Facharzt hier immer eine sehr gute Bezug:sad:resse.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo Paul-Gerhard,
ich hoffe doch nicht, dass meine Augen sich wie die "schwimmenden Entchen" verhalten!!!
So ganz glaube ich das auch nicht, denn als vor rund 15 Jahren bei mir die Diagnose Mikrostrabismus getroffen wurde u. ich dementsprechend eine Brille bekam, hatte ich die Probleme ja jahrelang nicht mehr.
Die Leseprobleme traten erst wieder vor ca. 8 Jahren auf, nachdem ich aufgrund meiner erhöhten Weitsichtigkeit neue Gläser brauchte. Das heißt, ich war ca. 7 Jahre völlig beschwerdefrei!
Ich kann mir das nur so erklären, dass meine letzten beiden Lesebrillen einfach nicht optimal angepasst worden sind.
Momentan überlege ich immer noch, was genau ich unternehmen soll, ob Augenarzt oder Optiker u. wenn, dann welcher. Ich kann u. will weder unnötige Kosten noch unnötig Zeit investieren. Herrgottnochmal, es kann doch nicht sein, dass es im gesamten Raum Düsseldorf/Köln/Neuss/Leverkusen keine gescheiten Augenärzte oder Optiker gibt, die mir eine vernünftige Brille verpassen können!
Sorry, aber die Sucherei macht einen echt mürbe.
Trotzdem liebe Grüße
Lissy
Hallo Lissy,
In deinem Wunschgebiet gibt es sehr wohl kompetente Fachleute. Du wirst aber schon in Kauf nehmen müssen, mal 20 -30 km zu fahren.
Gruß
Eberhard
Viele Grüße
Eberhard
Sagen wir mal so Wenn ich absolut sicher sein könnte, mit meinem Problem endlich in den richtigen Händen zu sein, würde ich die Fahrt schon in Kauf nehmen (es wäre ja auch keine einmalige Fahrt, sondern man muss sicherlich mehrmals fahren).
Aber, wie ich aus den verschiedenen Informationen ersehe, scheiden sich ja offenbar die Geister, WELCHE Messmethode die richtige ist.
Viele Grüße
Lissy
Hallo Lissy
wie ich Dir schon geschrieben habe
ich halte die MKH für die sinnvollste Methode, um überhaupt herauszubekommen, welche Problematik vorliegt. Auch, wenn ein Microstrabismus vorliegt, ist er doch durch die Messung zu erkennen, bzw. ist er uninteressant, solange eine Korrektion durchgeführt wird, die Dein Sehen entspannt und optimiert.
Viel Erfolg
Eberhard
p.s. Maile mir mal, wen Du in Düsseldorf nehmen würdest.
Viele Grüße
Eberhard
Hallo zusammen,
die Absätze haben meinem Stirnrunzeln Abhilfe geschaffen - die etwas "verdrückt rum ausgekehrten" Sätze seien nun auch verziehen - Danke Paul-Gerhard. Vielleicht leistet sich die SHG ja trotzdem Lektoren, die ein bisschen mehr deutsches Sprachgut vermittteln (nicht böse gemeint, aber irgendwann muss es mal gesagt werden, Franziska!)
Tja, unsereins fährt nicht 20-30 km sondern 230 km einfach und ist´s zufrieden. Hier über die richtige Methode zu schwadronieren, kommt einer Gotteslästerung gleich. Es gibt nur eine! Aber das lesen wir auch oben, im ersten Beitrag, um beim Thema zu bleiben.
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Grüße
Ralf
Nach Einsicht in oben genanntes Urteil, ging durch die Selbsthilfegruppe Winkelfehlsichtigkeit folgende Pressemitteilung raus
Endlich klaren Druchblick bei Prismenbrillen
Abgabe von Prismenbrillen setzt keine ärztlichen Fachkenntnisse voraus
Augenoptiker dürfen Prismenbrillen abgeben. Das ist das Ergebnis eines Urteils des Verwaltungsgerichtshofes Baden-Württemberg vom 17.02.2005. Das Gericht hat die der Abgabe einer solchen Brille vorausgehenden Prüfungen der Fehlsichtigkeit als einen rein physikalischen, optisch-technischen Messvorgang eingestuft und ihn somit auf eine Stufe mit der "normalen" Prüfung der Fehlsichtigkeit durch Augenoptiker gestellt. Die Entscheidung ist deshalb für Fehlsichtige von großer Bedeutung, weil damit der langjährige Streit zwischen Augenoptikern und Augenärzten zugunsten ersterer entschieden wurde. Augenärzte hatten über Jahre behauptet, dass Augenoptiker Brillen mit prismatischer Korrektur als "Nicht-Ärzte" nicht abgeben durften.
Das Gericht hat als Berufungsinstanz den vom Verwaltungsgericht geforderter Hinweis bestätigt, wonach Augenoptiker mit der Abgabe prismatischer Brillengläser keine heilkundliche Behandlung durchführen und dem Kunden deshalb vorsorglich die Hinzuziehung eines Arztes anheim stellen sollen.
Mit einer Prismenbrille, so Augenoptiker Rolf-Jürgen Dahl, wird eine sog. Winkelfehlsichtigkeit korrigiert. Bei dieser Fehlsichtigkeitsart wird ein Bildlagefehler durch Brillengläser ausgeglichen.
Das Urteil ist im Interesse der Fehlsichtigen zu begrüßen, da endlich ,,klarer Durchblick" bei dieser undurchsichtigen Rechtsfrage bestanden hat.