guten tag allseits
gratuliere zum sehr gelungenen forum!
bei unserem 11-jähriger sohn (spastiker; CP), wurde im alter von 6 jahren, eine kurzsichtigkeit festgestellt, weshalb eine brille angepasst wurde.
gleichzeitig weicht sein linkes auge, sehr deutlich nach aussen, und einwenig nach oben ab. im alter von 7 jahren, fand die behandlung mit augenpflastern statt, welche aber abgebrochen werden musste, da der starke klebstoff der pflaster, zu massiven hautproblemen führte. die therapie wurde mit abdecken des brillenglases (undurchsichtige folie) fortgesetzt, worauf kein erfolg eintrat, da unser sohn, stets über seine brille hinaus blickte. defacto verlief diese aktion im sande. seit damals wurde nichts mehr unternommen, wobei ich es trotzdem als sinnvoll erachte, dieses schielen zu behandeln.
fragen deshalb
-- ist dieses schielen
möglicherweise „harmlos“?
-- besteht eine doppelbild-wahrnehmung?
-- was sind die folgen bei nichtbehandlung?
-- welche anderen behandlungsformen sind möglich?
-- wie lautet die genaue bezeichnung seines schielens?
baldigen antworten bin ich sehr dankbar.
ich wünsche euch weiterhin alles gute für euer forum und grüsse euch herzlich,
debora
n.b.
meine mail-anschrift
debora.werder@gmx.net
alle antwortenden, erhalten prompte post von mir. -)
21. Januar 2003 - 9:47
#1
aussenschielen bei unserem sohn / behandlungsmöglichkeiten
Hallo, Debora
ich würde gerne noch wissen wollen, ob die Brille zur Korrektion der Kurzsichtigkeit von Ihrem Sohn gerne getragen wird. Darüber hinaus wäre es interessant, ab welchem Alter der Junge erkennbar geschielt hat.
Wie gut sind die Verständigungsmöglichkeiten mit Ihm in seinem Alter?
Ob er (was eher unwahrscheinlich wäre!) Doppelbilder sieht, könnte er sich darüber verständlich machen? Kann man Ihm den Ausdruck "Doppelbild" z.B. anhand von zwei kopierten gleichen Schriftfolien erklären, die man gegeneinander verschiebt?
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
grüss' dich paul-gerhard
vielen dank für deine schnelle antwort! -)
zu deinen fragen
- solange nicht ein glas abgedeckt ist, trägt sie unser sohn problemlos.
- mit sechs entdeckte der arzt ja die kurzsichtigkeit, wobei unser sohn, damals schon minimal schielte. binnen einem jahr, verstärkte sich dies rapide, weshalb mit sieben dann, das abkleben / abdecken begonnen wurde.
- die artikulation unseres sohnes, ist leider nicht sehr gut, was auf seine behinderung (CP) zurückzuführen ist.
wir spüren zwar, dass er mit uns kommunizieren will, doch mehr als unverständliche laute, bringt er nicht hervor. so müssen wir seine antworten, auf grund seiner "reaktionen / aktivitäten" interpretieren.
- ich denke, die die idee mit den schriftfolien ist sicher ein versuch wert.
ich habe da noch eine weitere frage
die 9-jährige tochter der nachbarsleut', schielt ebenfalls. allerdings nach innen. jene mutter berichtete mir, kinder können scheints das "falschblickende" auge, sowas wie "abschalten / ausschalten", worauf sie keine doppelbilder mehr sähen. stimmt das (?), und wenn ja, fall's dies bei unserem junior auch der fall ist, wäre die antwort dann möglicherweise "falsch"?
liebe grüsse von debora
Hallo, Debora,
der lateinische Begriff des Außen- und Vertikalschielen des linken Auges ist Strabismus divergens et verticalis sinister .
Mit dem Abkleben therapiert man nicht das Schielen, sondern eine Sehschwäche = Amblyopie. diese Sehschwäche kann unter anderem durch ein Schielen verursacht werden, wenn Kinder ständig mit dem selben Auge manifest (sichtbar) schielen. Das schielende Auge wird durch Mechnismen im Gehirn abgeschaltet, um Diplopie zu vermeiden. Dadurch wird das Auge vernachlässigt und die Seschwäche entwickelt sich.
Da schon ein Versuch des Abklebens gelaufen ist, denke ich, daß Dein Sohn in der Lage ist, Doppelbilder abzuschalten. Wenn Kinder doppelt sehen, sind Sie meistens z.B. beim Laufen sehr unsicher, stoßen öfter an usw.
Ich persönlich tendiere dazu, eine OP des Schielens zu empfehlen. Da Du das Schielen erst ab dem 6. Lebensjahr bei Deinem Sohn beobachtet hast, kann evtl. nach einer OP Stereosehen bestehen, was vor allem beim Nahblick ein großer Vorteil wäre. Voraussetzung für Stereosehen nach einer Schiel - OP ist allerdings, daß sich in den ersten Lebensjahr Stereosehen ausgebildet hat, d.h kein manifestes oder nur ein sehr geringes manifestes Schielen bestanden hat.
Vor der Operation sollte vom Augenarzt bzw. der Orthoptistin versucht werden, den Schiel:wink:el mit Prismenfolien auszugleichen, um zu testen, ob sich dann evtl. beidäugiges Sehen oder Stereosehen zeigt und der Schiel:wink:el unter den Prismen sich stabil verhält oder nicht. Ein dauerhafter Prismenausgleich mit einer Prismenbrille scheint bei Deinem Sohn vor allem dann nicht geeignet zu sein, wenn der Schiel:wink:el sehr groß ist oder er auch unter den Prismen ein Auge abschaltet. Ein großer Schiel:wink:el erfordert starke Prismen, was dann dicke Gläser zur Folge hat. Schaltet er auch unter Prismen ein Auge ab, bringen ihm die Prismen funktionell nichts.
Stell Deinen Sohn am besten in einer Augenklinik mit Orthoptik oder in einer operativen Praxis mit Orthoptik vor. Dort kann man Dich wahrscheinlich anhand der Untersuchungsergebnisse noch besser aufklären.
viele Grüße
Kerstin
hallo kerstin!
herzlichen dank für deine prompte antwort!
sehr informativ!
da steht uns also noch ein rechtes stück "arbeit" bevor!
ich seh' aber, dass es sehr wichtig ist, und werde nun entsprechend schnell handeln.
ich denke, deine info's sind so präzise, dass ich mich beim arzt auch besser verständlich machen kann. so als laie, ist's manchmal schon ziehmlich schwierig, auf die selbe etage des arztes zu gelangen, resp. jenen, auf die eigene teage herunter zu holen!
ich bedank' mich nochmals ganz herzlich, und war echt super!!
freundlich grüsst, debora
Hallo, Kerstinb
gibt es eigentlich besonders zu empfehlende Adressen bei solcherart behinderten Kindern mit Sehstörungen (Schielen)? Oder darfst Du als Orthoptistin keine differenziertere Empfehlung aussprechen. Auch mich würde dies interessieren.
Wir MKH-ler benennen bei Binokularstörungen u.a. ja Dr. Wulff/Berlin als eine der ersten Adressen.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo Paul - Gerhard,
behinderte Kinder sind meiner Meinung anch am besten in einer Klinik oder Praxis mit
großer Orthoptik aufgehoben.
Manche Kliniken sind auch spezialisiert,d.h. forschen auch in einigen Gebieten, z.B. die Uni Homburg Nystagmus, die Uni Freiburg Neuroophthalomogie, die Uni Gießen Achromatopsie usw. Das soll aber nicht heißen, das andere Kliniken oder Praxen nicht genauso gut diese Krankheitsbilder diagnostizieren oder behandeln. Bei behinderten oder entwicklungsverzögerten Kindern empfehlen wir immer eine Entwicklungsdiagnostik und regelmäßige Kontrollen in einer Neuropädiatrie. Eine spezielle Adresse gibt es meines Erachtens nach nicht.
Viele Grüße
Kerstin
Besten Dank, Kerstin!
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)