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Bild des Benutzers olidie
Verbunden: 29. Mai 2014 - 12:23
Sind wir mit der Behandlung unserer Tochter auf dem richtigen Weg?

Hallo,

ich habe eine zweieinhalb Jahre alte Tochter, die sehr weitsichtig ist und stark schielt. In diesem Forum habe ich mich angemeldet, um eine unabhängige Meinung zu der Behandlung unserer Augenärztin zu erfahren.

Unsere Tochter kam per Notkaiserschnitt unter Vollnarkose zur Welt, da meine Frau wegen des HELLP Syndroms sehr schlechte Leberwerte hatte. Sie hatte über einen Zeitraum die HELLP Symptome, doch unsere Hebamme hat nichts erkannt. Als es ihr sehr schlecht ging und die Blutwerte kontrolliert wurden, wurde noch am selben Tag das Kind geholt. Dies geschah zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. Laut Kinderarzt in der Klinik war aber mit dem Kind alles in Ordnung. Das einzige, was rückblickend bemerkenswert erscheint, war dass sie das linke Auge, das heutige Schielauge, die ersten beiden Lebenstage fast nie aufmachte. Da sie unser einziges Kind ist, kann ich bis heute nicht einschätzen, ob das irgendeinen Informationsgehalt hat.

Wir hatten relativ früh, so ab dem fünften Lebensmonat, den Verdacht, dass unsere Tochter mit den linken Augen nach innen schielt. Zwei Augenärzte taten dies schnell als Illusion ab, erst die dritte Ärztin bzw. deren Orthoptistin bestätigte unsere Vermutung. Zudem wurde eine Weitsichtigkeit von +6 Dioptrien auf beiden Augen gemessen. In keinem Familienzweig ist uns eine Vorbelastung dieser Art, weder starke Weitsichtigkeit, noch Schielen, bekannt.

Unsere Tochter bekam also mit 13 Monate ihre erste Brille in der Stärke +3. Zudem klebten wir täglich für eine Stunde das rechte Auge ab. Die Brille hat das Schielen sehr stark reduziert. Dazu gleich mehr. Wir sind alle drei Monate zur Kontrolle, nach sechs Monaten wurde wieder getropft. Im Laufe dieser Zeit wurde die Gläserstärke immer wieder erhöht. Von +3 auf +3,75 und dann auf +4,5. Wir hatten das Glück, dass sie die Brille von Anfang an sehr gut akzeptierte und nur auszog, wenn sie uns zeigen wollte, dass sie müde war. Sie hat sie also immer getragen.

Im Februar diesen Jahres wurde zum dritten Mal unter Augentropfen (Atropin?) kontrolliert und auf dem rechten Auge +6,5 und links +6 gemessen. Die Brille wurde auf rechts +5,5 Zyl -1 und links +5 angepasst. Zu diesem Zeitpunkt war es so, dass ohne Brille das Schielen mal rechts, mal links war, also schnell wechselte, je nachdem wo sie hinschaute. Wir haben somit auf Anweiung der Orthoptistin hin angefangen, abwechselnd jeweils eine Stunde abzukleben. Mittlerweile glaube ich aber, dass wieder nur noch das linke Auge schielt. Wenn sie die Brille zum Beispiel beim Baden oder beim Umziehen aus hat, erscheint manchmal alles normal. Schaut sie aber aber woander hin, wandert das linke Schielauge sehr weit nach innen.

Bei der letzten Kontrolle Anfang Mai erschien erst einmal alles Bestens. Die Sehschärfe habe auf beiden Augen gut zugenommen (Aussage: um 20%; getestet mit immer kleiner werdenden Apfel, Kreis, Haus und Quadrat Symoblen) und den Test für räumliches Sehen (raue, gemusterte Karte mit sich abhebenden Symbolen) bestand sie auch.

Allerdings war uns etwa eine Woche zuvor ein neues Verhalten aufgefallen, dass zum Glück auch die Orthoptistin gesehen hat: wenn unsere Tochter etwas sehr nah anschaute, kniff sie zuerst kurz das Schielauge zu, dann wanderte trotz Brille das Auge relativ weit nach innen. Die Orthoptistin meinte, dass wir das beobachten sollen und deswegen schon in zwei Monaten wieder kommen sollten. Dann werde getestet und eventuell eine Bifokalbrille verordnet. Dieses Kneifen und dann Schielen ist allerdings nicht immer akut. Nach dem Augenarzttermin trat es eine Woche nicht wieder auf, danach kurzzeitig verstärkt und nun scheint wieder besser zu sein. Gestern Abend knief sie beim Abendessen kurz das Auge zu, obwohl sie nicht nah schaute. Wir haben auch den Verdacht, dass es manchmal mit hellem Licht zu tun hat. Zudem macht sie in letzter Zeit auch einen sehr heftigen Schub durch. Sie bekommt die letzten, hinteren Backzähne und war in den letzten Tagen auch noch krank und recht matt.

Vielleicht hat es jemand bis hierhin durchgehalten Wink Im Grunde interessiert mich einfach, ob wir Eurer Meinung mit der Behandlung auf dem richtigen Weg sind? Unsere Tochter ist sehr lebhaft, liest liebend gerne Bücher, entdeckt die kleinsten roten Milben auf der Mauer oder sieht die Vogel in der Ferne am Horizont. Sprich, wir erkennen glücklicherweise keine Einschränkung. Natürlich hoffen wir, richtig betreut zu werden, denn wir wünschen uns, dass sie auch ihr räumliches Sehen behält.

Vielen Dank für den Meinung oder Tipp

Herzlichst
Oliver

br /

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Moin Oliver,

 

ich kann Dir bestätigen, dass alles richtig gemacht wurde. Die Kleine hat ein akkomodatives Schielen, was ohne Brille stark auffällt und mit Brille im absoluten Nahbereich auftritt.. Eine Bifokalbrille macht Sinn, denn Kinder schauen nunmal häufig sehr nah.

Müdigkeit und Krankheiten können das Schielen verstärken,  auch das ist normal. In ca. 1 Jahr könnte man noch prüfen, ob zusätzlich zum akkomodativen Schielen eine Hereophorie (Nicht sichtbares Schielen) vorliegt

 

Alles Gute

Eberhard

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Hesch
Verbunden: 9. Dezember 2010 - 21:49

Hallo Oliver, ich würde nachfragen, ob die Refraktionsbestimmung unter Cyclopentolat oder Atropin stattfand. Nicht dass ihre Weitsichtigkeit doch noch einStück höher ist. Oder wenn sie gewachsen ist und das Brillenglas vor dem Schielauge nicht mehr stimmt. /zu wenig plus, links gar kein Astivmatismus drin...ev. muss nur das linke Auge nochmal genauer korrigiert werden.

 

was mir noch auffällt: Von den getropften Werten wurde 1 dpt abgezogen. Bei der Weitsichtigkeit dieser Ordnung zieht man aber 0,5 dpt. Ev. müsste man also die Brille nur um 0,5 dpt verstärken. Das würde dem Schielen in der Nähe entgegenwirken. Das Zukneifen bedeutet oft Doppelbilder und hier ein Schielen in der Nähe. Deswegen redet man auch von einer Bifokalbrille als möglicher Abhilfe.

bevor man eine Bifokalbrille verordnet, sollte man die Brille vollkorrigieren und schauen, ob damit das Schielen in der Nähe weniger wird.

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Moin Helene,

in der Regel wird von Augenärzten in meiner Umgebung 1/3 abgezogen nach Tropfen. Hier ist schon ein recht guter Wert genommen worden, was aber nicht heisst, dass etwas mehr Plus nicht mehr Erfolg bringen könnte. Du weisst ja, dass ich ohne Tropfen oft mehr heraus bekomme als die Ärzte nach Tropfen verordnen. 

Da die Kleine erst 2,5 Jahre ist, ist noch nichts verloren. Mich freut, dass das Abkleben auch nur für 1 Stunde täglich verordnet wurde, oft haben wir ja leider deutlich längere Zeiten erlebt, was dann das Binokularsystem ausschaltet.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers olidie
Verbunden: 29. Mai 2014 - 12:23

Vielen Dank für die Antworten! Ich bin jetzt auf jeden Fall schon mal beruhigter, denn unserer gutes Gefühl mit der Augenärztin wird ja bestätigt. 

Ich werde beim nächsten Mal fragen, mit was sie getropft hat. Insgesamt wurde das bisher ja drei Mal gemacht (alle 6 Monate). Bei mindestens einem Mal bin ich mir absolut sicher, dass es Atropin war. Die Augenärztin sagte schon beim ersten Mal, dass sie bei so kleinen Kindern nicht voll auskorrigiert. Deshalb wurde die Brillenstärke kontinuierlich, aber behutsam, angehoben. Möglich, dass sie nicht bei den +5,5/+5 bleibt. Natürlich wäre es mir lieber, sie würde nur etwas draufpacken, als zur Bifokalbrille zu greifen. Kann aber auch an meinem laienhaften Verständnis einer Bifokalbrille liegen. Ich stelle mir einfach vor, dass meine Kleine damit im unteren Bereich der Brille nur nah gut sieht. Treppensteigen würde damit ja nicht einfacher werden. Ist schon jetzt nicht ihre Lieblingsdisziplin.

Im Moment hat sie ein Virus schwer im Griff und sie ist sehr matt. Trotzdem ist das Kneifen schon länger nicht mehr aufgetreten. Toitoitoi...

Nochmals Danke für Eure Einschätzung der Lage!

herzliche Grüße
Oliver

Bild des Benutzers olidie
Verbunden: 29. Mai 2014 - 12:23

Ein Frage habe ich noch. Uns wurde desöfteren gesagt, dass es zu einem "Vernebeln", einem unscharf Sehen in der Ferne, kommen könnte, wenn die Brille allzu hohes Plus hätte. Ich hatte das so verstanden, dass man deswegen nicht ganz auf +6,5/+6 ausgleichen würde. 

Was hat es mit diesem Vernebeln auf sich und wann kann es eintreten?

herzliche Grüße
Oliver

Bild des Benutzers Hesch
Verbunden: 9. Dezember 2010 - 21:49

Hallo Oliver,

bei "Zuviel" Plus in der Brille funktioniert das Scharfeinstellen der Linse für die Ferne nicht mehr so gut, deshalb sieht man verschwommen. Der Visus würde dann absinken. 

Das kannst du zuhause mit Sehtests selbst austesten. Mit 2,5 Jahren kann man das Kind schon gut zu hause prüfen. 

Lea Symbole wären das Richtige in diesem Alter. Dann kannst du den Visus für die Ferne selbst mit der aktuellen Brille bestimmen und wenn die Brille höher korrigiert werden würde, nach ein paar Wochen Eingewöhnung (das musst man immer abwarten), würdest du als Erster sehen, ob die Kleine mit der Brille schlechter (verschwommener) sieht. Nur auf diese Weise kann man diesem Problem begegnen. Aber nur mit Vollkorrektion (Genug plus) in der Brille kann man Augenstellung vor allem in der Nähe verbessern. 

So sehen Lea Teste aus

http://www.topomed.de/mediac/400_0/media/DIR_14872/LEA~Ferne~2501.jpg~50...

LG Hesch

Bild des Benutzers olidie
Verbunden: 29. Mai 2014 - 12:23

Vielen Dank, Hesch! Diese Lea Symbole nutzt auch die Orthoptistin unserer Augenärztin. Wir müssten sogar noch Kopien haben, die sie uns mitgegeben hatten, damit sich unsere Tochter mit den Sympbolen vertraut macht. 

Beim letzten Arztbesuch testete die Orthoptistin mit den Symbolen ihr Sehvermögen in einer gewissen Entfernung. Laut Augenärztin sei die Sehkraft um 20% gestiegen. Sie hat also kleinere Symbole erkannt als beim letzten Test drei Monaten zuvor. Allerdings war auch bei einer gewissen Größe Schluss. Wenn ich aber richtig vestanden habe, ist das wohl bei Kindern in dem Alter normal. 

Bisher ist es aber so, dass wir kein Anzeichen dafür haben, dass sie in der Ferne schlecht sehen würde. Sie macht uns oft auf entfernte Sachen aufmerksam, die wir dann erst wahrnehmen. 

Bild des Benutzers olidie
Verbunden: 29. Mai 2014 - 12:23

Kurzes Update: vor zwei Wochen waren wir zu einer Routineuntersuchung bei unserer Augenärztin und es war soweit alles in Ordnung. Aufgrund des hellen Sommerwetters wurde nicht getropft, sondern wurde auf Oktober verschoben. 

Ein paar Tage drauf fing unsere Tochter an, sehr schlecht zu schlafen und war deshalb tagsüber müder als gewöhnlich. Plötzlich schielte sie trotz Brille, stellenweise sehr stark. Meistens link nach Innen, wenn sie etwas nah anschaute. Selten rechts nach innen bei normalem Augenkontakt im Gespräch. Es dauerte wieder etliche Tage, bis der Schlaf sich eingerenkt hatte, doch das Schielen im Nahbereich blieb, wenn auch moderater. 

Wir sind nun heute nochmal zur Ärztin. Die Orthoptistin klebte ihr zusätzliche Gläser vor die Brille und wartete etwas ab. Beim Kontrollieren meinte sie, dass sich dadurch das Schielen im Nahbereich auf ein bis zwei Grad reduziert hätte. Danach wurde getropft. Dreimal in kurzen Abständen, danach mussten wir 30 Minuten warten. Mittel weiß ich leider nicht. Die Augenärztin maß eine gering gestiegene Weitsichtigkeit (+0,25). 

In Absprache mit der Orthoptistin verordnete sie uns nun eine Bifokal-Brille mit den Werten:
R F Sphäre +5,75, Zylinder -1,00
R N Sphäre +8,75, Zylinder -1,00 
L F Sphäre +5,25, Zylinder -0,00 
L N Sphäre +8,25, Zylinder -0,00 

Da sowohl ich als auch meine Frau keine Brille mit zwei Stärken haben, können wir uns überhaupt nicht vorstellen, ob und wie so eine Brille ein kleines Kind von 2,5 Jahren beinflusst. 

Morgen geht es zum Optiker.

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Moin,

Eure Tochter ist stark übersichtig und hat ein sog. akkomodatives Schielen. Die Korrektion Ferne hilft, beim Weitsehen nicht zu Schielen und die Korrektion Nähe unterstützt die Akkomodation (Naheinstellung) und Eure Tochter schielt nicht mehr.

Es kann sein, dass solch eine Brille mehrere Jahre getragen werden muss. Engmaschige Nachkontrollen, mindestens halbjährlich, sind jetzt sehr wichtig.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers olidie
Verbunden: 29. Mai 2014 - 12:23

Danke, Eberhard.

Heute waren wir bei unserer Optikerin, der wir sehr vertrauen. Sie ist spezialisiert auf Kinder und betreut auch Spezialfälle, die z.b. von der Universitätsklinik an sie verwiesen werden. 

Nach einem Blick auf das Rezept war sie eher skeptisch und stellte daraufhin den Kontakt zu einer von ihr sehr geschätzten Orthoptistin her, die uns nächste Woche wohl kurzfristig einschieben wird. Die Optikerin meinte, dass es ihrer Meinung nach gut möglich sei, dass unsere Tochter noch so unterkorrigiert sei, dass da noch Möglichkeiten bestünden. Deshalb der Rat, diese andere Orthoptistin zu konsultieren. 

Unsere Augenärztin musste aufgrund von Schwangerschaft ihre Orthoptistin wechseln. Mit der ersten waren wir sehr zufrieden, mit der neuen nicht so, da sie zertreut und hektisch wird. So bekam sie auch nie recht den Zugang zu unserer Tochter, den die erste Dame hatte. Deshalb sind wir nun sehr auf die zweite Meinung gespannt. 

Viele Grüße
Oliver