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Bild des Benutzers Iris_2
Verbunden: 28. Juni 2012 - 15:34
Schielen nach drei Schiel-OPs

Hallo an alle,

meine Tochter  (28) ist ganz verzweifelt. Vielleicht weiß einer von euch, ob bzw. welche Möglichkeiten sie noch hat:

Im  Alter von 6 Jahren wurde meine Tochter am rechten Auge operiert, weil das Auge nach innen schielte. Zunächst nur eine sog. „Faden-Operation“. Leider war der zunächst sichtbare Erfolg nur von kurzer Dauer, das Auge schielte bald wieder nach innen. Die Augenärzte rieten dazu, das Auge nochmals zu operieren, diesmal kürzten sie die Sehne. Sie bekamen einen scheinbaren Parallelstand hin, aber das Bild des operierten Auges wurde trotzdem nicht vom Gehirn angenommen bzw. verarbeitet.

Mit dem Erwachsenwerden trat dann ein Schielen nach außen am rechten Auge auf. Wieder riet man ihr zur OP, räumte aber ein, dass es nur eine kosmetische Korrektur sei und machte sie darauf aufmerksam, dass danach keine weiteren OPs an diesem Auge mehr möglich seien.

Das kosmetische Ergebnis war einigermaßen zufriedenstellend, schielen trat nur bei Müdigkeit auf. Einige Jahre nach der OP hatten sich beide Augen um ca. 2 Dioptrien verschlechtert, die Brille wurde angepasst und das Schielen –jetzt wieder nach innen- kam zurück.

Meine Tochter ist so deprimiert darüber, dass sie die alten Gläser wieder in die Brille einsetzen ließ, denn wenn das Führungsauge nur schlecht sehen kann, bleibt das „Schielauge“ einigermaßen auf Position (obwohl dessen Bild nicht angenommen wird???) Die zu schwachen Brillengläser können natürlich nicht die Lösung sein, aber weder AA noch Orthoptisten geben ihr irgendeine Hoffnung oder einen Rat, wie man das Auge auf Position halten kann.

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Iris,

Du beschreibst wieder einen Fall, wo (einfach) operiert wurde, quasi als Allheilmittel.

Jetzt war es zwar kein Zauberlehrling, der die Geister rief, sondern es waren gestandene Doctores und Orthoptistinnen, aber die Leier ist die gleiche, man kann es fast nicht mehr begreifen. Auch nicht die Gutgläubigkeit der Patienten.und Patientinnen.

Ende vom Lied, man kann nicht mehr operieren(?) - man gibt keine Hoffnung mehr!

Das ist wahrlich mehr als nur bescheiden.

.....

Immer wieder schreiben wir hier seit Jahren, Prismenaufbau ..., Prismenaufbau ..., Prismenaufbau ..., !!!

Aber es ist, wie in den Wind geredet.

Erst wenn die Werte dabei Stabilität und binokular richtige Verschaltungen bieten, sollte und kann gefahrlos operiert werden.

Ob dies aber nach dieser immensen operablen Vorgeschichte noch Sinn macht, zumal ein Korrektionsbeginn bei 6 Monate alten Kleinkindern beginnen sollte, wird keiner voraussagen können. Und in jedem Fall wird ein mehrjähriger Prozess und teilweise sogar Doppelbilder ins Haus stehen können, denn es sind im Laufe der Zeit und der Eingriffe völlig unterschiedliche und sogar völlig falsche Prägungsmuster über diesen OPs´in den Synapsen der Leituingsbahnen von den Netzhäuten und den Stellen schärfsten Sehens (Foveola zentralis) zum Gehirn (visuellem Kortex) entstanden und verfestigt worden.

Sagen Sie uns, in welcher Gegend wohnt ihre Tochter und wer hat dies medizinisch zu verantworten gehabt? - Evtl. auch als PIN mit einer Tel.-Nr. Ich würde mich melden. Allerdings kann wohl niemand Ihrer Tochter, ohne eine sehr genaue Kenntnis der Gesamtsituation noch Hilfe zusichern. Hier bleibt erstmal der bessere oder richtige Weg, das Ziel, Mehr geht z. Zt. garnicht. Und dieser Weg muss gemeinsam und miteinander ausgelotet, festgelegt und gegangen werden. Das klappt generell anfangs nur uber kurze Wegstrecken, dann muss man weitersehen, im wahrsten Sinn des Wortes. Und Garantien auf Erfolg gibt es für Ihre Tochter dabei leider keine.

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Schack
Verbunden: 23. September 2009 - 16:01

ich sehe das ähnlich, würde aber auch Visualtraining in Erwägung ziehen, zumindest solange bis binokularsehen vorliegt.  Wenn man weiß, dass das Gehirn beide Bilder akzeptiert ist die Op ungefährlicher. Was mich sehr interessieren würde ist, wie das Schielen mit welcher Korrektur ist! Also bei welcher Refraktion wird kaum geschielt und bei welcher stärker, und wie ist jeweils der Visus?

Bild des Benutzers Schack
Verbunden: 23. September 2009 - 16:01

ich sehe das ähnlich, würde aber auch Visualtraining in Erwägung ziehen, zumindest solange bis binokularsehen vorliegt.  Wenn man weiß, dass das Gehirn beide Bilder akzeptiert ist die Op ungefährlicher. Was mich sehr interessieren würde ist, wie das Schielen mit welcher Korrektur ist! Also bei welcher Refraktion wird kaum geschielt und bei welcher stärker, und wie ist jeweils der Visus?

 

"Sie bekamen einen scheinbaren Parallelstand hin, aber das Bild des operierten Auges wurde trotzdem nicht vom Gehirn angenommen bzw. verarbeitet."

Ob das Bild angenommen wurde oder nicht, ist vielleicht die falsche Sichtweise. Wenn so schnell nach außen und wieder Innen geschielt wird, liegt vielleicht gar kein Binokularsehen vor. Was kommt denn beim Bagolini Test raus??

Bild des Benutzers Iris_2
Verbunden: 28. Juni 2012 - 15:34

Hallo Paul-Gerhard,

erst einmal ganz lieben Dank für die ausführliche Stellungnahme. Ich mache mir die größten Vorwürfe, dass ich seinerzeit den Ärzten so vertraute - heute bin ich anders eingestellt. Aber nun ist es im Falle meiner Tochter zu spät, wir können die OPs nicht mehr rückgängig machen....

Die beiden OPs im Kindesalter wurden an der Uniklinik in Köln durchgeführt, die letzte OP im Erwachsenenalter in Hamburg. Meine Tochter lebt seit 9 Jahren nicht mehr bei mir, weshalb ich auch keine Details zum weiteren Verlauf ihrer Krankengeschichte vorliegen habe. Weil uns aber sehr daran gelegen ist, Hilfe zu bekommen, habe ich meine Tochter über dieses Forum informiert. Sie wird sich in den nächsten Tagen auf diesem Weg mit meinen Zugangsdaten mit Ihnen in Verbindung  setzen. Und natürlich werde ich das Forum weiter bobachten und hoffe sehr darauf, dass Sie oder andere Teilnehmer ihr mit gutem Rat weiterhelfen können.

Ich bin davon überzeugt, dass noch nicht alles verloren ist und wir wenigstens ein kosmetisch akzeptables Ergebnis erzielen.

Nochmals besten Dank!

Bild des Benutzers Iris_2
Verbunden: 28. Juni 2012 - 15:34

Hallo Schack,

auch Ihnen lieben Dank, dass Sie auf meinen Hilferuf antworten.

Da ich weitere Fragen nicht beantworten kann, wird meine Tochter selbst hier einsteigen und die Fragen beantworten, soweit ihr das möglich ist. Ich hoffe sehr, dass wir mit der Hilfe von Experten einen Weg finden, ihr zu helfen.

Beste Grüße

Bild des Benutzers Schack
Verbunden: 23. September 2009 - 16:01

lassen sie Prismen ausmessen, (was sicher nicht viel helfen wird), und gehen Sie zu einem Funktionaloptometristen, wenn Sie alles tun wollen.

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Iris,

machen Sie sich bitte keine Vorwürfe, Dinge, über die wir hier oft schreiben, werden in der Fachwelt allermeist belächelt und mißachtet. Der Laie hat allermeist keine Chance, leider. - Nur deshalb habe ich meine Worte so drastisch dargestellt.

Dies ging keinesfalls gegen die von Ihnen unternommenen Schritte. Sie haben Ihrer Tochter mit Ihren Möglichkeiten und Wegen geholfen.

Und die Kölner Uni hat in der Augenheilkunde einen guten Namen, auch heute noch und eigentlich garnicht zu Unrecht. Allerdings hat sich Prof. Rüßmann als Strabologe damals, er ist heute emeritiert, nie mit den Techniken der MKH und den Möglichkeiten der Umsetzung auch beim Schielen angefreundet, obwohl er und das halte ich ihm sehr zugute, die Diskussion und den Austausch darüber nie abgebrochen hat (im Gegensatz zu etlichen anderen Prof´s).

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Iris_2
Verbunden: 28. Juni 2012 - 15:34

Hallo zusammen,

hier schreibt jetzt die Tochter: Vielen Dank erstmal für die ausführlichen Reaktionen und die Tipps!!!

Vielleicht kann ich das Ganze noch etwas präzisieren: Die letzt Schiel-OP fand 2007 in Hamburg statt. Der Aufnahmebefund lautete F-Visus R: 1,0, L: 1,6p; N-Visus R:0,7 Reihe 2'6, L: 1,25. Der rechte Musculus rectus lateralis wurde um 5mm rückverlagert und der Musculus rectus medialis um 5-6 mm wiedervorgelagert, außerdem "Desinsertion M. obl. superior". Der Enlassungsbefund sagte Visus: 1,0/1,0, Stellung: FW: 0-+pdpt; -VD3pdpt; NW: +8pdpt; - VD 4pdpt. 

Ich trug zu diesem Zeitpunkt und bis zu diesem Frühjahr eine Brille mit den Stärken links: -1, rechts: +0,25. Weil ich damit immer schlechter sah, ging ich in in diesem Frühjahr zu einem Augenarzt in meinem neuen Wohnort in Süddeutschland. Er verschrieb mir neue Gläser und alternativ Kontaktlinsen mit folgenden Stärken: links -2,25, rechts sp. -1,25, cp. - 0,75, ax. 180. Erst mit den neuen Stärken trat wieder ein sichtbares Schielen auf. Jetzt ist es so, dass ich, wenn ich gar keine Sehhilfe trage, gar nicht schiele (zumindest nicht sichtbar), mit meiner alten Brille auch nicht. Trage ich die rechte Kontaktlinse, also auf dem Schielauge, links aber keine, schiele ich ebenfalls nicht. Je stärker die Kontaktlinse ist, die ich links einsetze, desto stärker schiele ich mit dem rechten Auge nach innen Das gilt auch für die neue Brille. 

Als ich festgestellt habe, dass ich mit der neuen Sehhilfe wieder schiele, hat mich das sehr getroffen. Mein neuer Arzt sagte daraufhin, dass ich mich mit dem Schielen abfinden müsse, weil man das Auge nicht mehr operieren kann. Es ist in der Tat sichtlich mitgenommen von den vorherigen OPs, vernarbt und immer etwas gereizt - bis die Schwellung nach der letzten OP abgeklungen war, dauerte es sehr lange. Eine erneute OP halte ich deshalb selbst für keine gute Idee. Nach dieser, für mich sehr frustrierenden Aussage war ich letzte Woche bei einer Orthoptistin in einer Nachbarstadt. Sie war sehr nett, meinte aber, sie sei mit einer Therapiemöglichkeit überfragt, und wolle mich deshalb an die Uniklinik Freiburg überweisen. Dort habe ich jetzt einen Termin im November bekommen. 

Binokularsehen hat, soweit ich weiß, bei mir noch nie funktioniert. 

Vielleicht geben diese Infos noch einen konkreteren Einblick in meine Schiel-Geschichte. Ansonsten nehme ich erstmal mit, dass ich mich über Prismen informieren, zu einem Funktionaloptometristen gehen und Visualtraining in Erwägung ziehen sollte. Können Sie mir dazu noch einen Tipp geben? 

Ich bin froh über alle Reaktionen, die mir etwas Hoffnung geben, dass das Schielen mich nicht zwangsläufig für den Rest meines Lebens begleiten wird. 

Herzlichen Dank nochmal für Ihre Mühe!!! 

Franziska

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Franziska,

dein rechtes Auge hatte vorher Plus in der Brille, jetzt enorm viel Minus (im Verlgeich zu vorher)...das kann das erneute Innenschielen ausgelöst haben. Man sollte mit Prismen arbeiten...also zunächst einmal wirklich bestimmen, ob Plus oder Minus in die Brille gehört und dann ggf. prismatisch korrigieren. Hierfür solltest Du Dir einen versierten Augenoptikermeister suchen, der die MKH-Methode beherrscht.

Ich drücke Dir die Daumen

Viele Grüße

Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Schack
Verbunden: 23. September 2009 - 16:01

was will man denn mit prismen bei ke?binokularsehen antrainieren und vergenzbreite erhoöhen oder nahzusatz!

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo,

 

ich bin auch von der Sache überzeugt, dass die wahrscheinlich zu hohen Minuswerte das erneute Schielen ausgelöst haben. oder die früher eventuell zu niedrigen Stärken eine Unterkorrektur bei der OP bewirkt haben.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Aber wird die Uni Freiburg hier helfen (können)? - Ich möchte es Franziska ja wünschen.

Hallo Schack, wer qualifiziert nach MKH arbeitet, überprüft vorher die Refraktion und versucht darüber hinaus binokuare Funktionen zu wecken. Auch das Nahsehen muss hier jedenfalls mit überprüft werden. Evtl. gibt es bei dem bekannten Restfehler in der Höhe von 3-4 cm/m (vielleicht mehr?) sogar rudimentäres Binokularsehen, wer weiß?

Wenn es gelingt Augen durch (falsche) Optik in grössere Schielstellungen zu ordern, sollte es auch Brillen bzw. CL-Werte geben, die gerade dies verhindern. Hier würde ich ansetzen, ehe es sich zu sehr manifestiert. Ansätze bietet der Bericht der Tochter ja schon. Ob dies über VT auch oder noch besser gelingt?

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Franziska, ich habe eine PN geschickt mit einder Adresse in Freiburg

Ich wünsche viel Erfolg!

Viele Grüße

Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Iris_2
Verbunden: 28. Juni 2012 - 15:34

Hallo an alle,

meine Tochter ist zur Zeit im Ausland und hat mich gebeten, Ihnen für Ihre Kommentare und Hinweise zu danken. Sie wird sich nach ihrer Rückkehr und hoffentlich mit neuen Erkenntnissen wieder melden. Bis dahin wünschen wir Ihnen allen eine gute Zeit.

Wir sind sehr froh, dass wir dieses Forum entdeckt haben und mit Ihnen in Kontakt sind. Es gibt uns Hoffnung!

Beste Grüße

Iris

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

was will man denn mit prismen bei ke?binokularsehen antrainieren und vergenzbreite erhoöhen oder nahzusatz!

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Ein jetzt hier akkommodativ bedingter Strabismus mit -VD ist ein KE?

Oh, mein Gott! Bitte hilf dem Schack und schenkt dem mal Wissen! Denn selber will er ja daran eher nicht arbeiten. 

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant