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Bild des Benutzers Lenja03
Verbunden: 19. Juni 2012 - 10:45
Bifokale Prismenbrille hilfreich?

Hallo liebe Forenmitglieder,

 

ich bin vor einiger Zeit durch Zufall auf dieses Forum gestoßen und habe hier sehr viel interessantes gelesen. Nun hoffe ich, dass ihr mir einen Rat geben könnt.

 

Es geht um meinen mittlerweile 9-Jährigen Sohn. Er trägt eine Brille seid er 8 Monate alt ist. Uns kam es damals so vor, als würde er nach innen schielen, deshalb hat uns unser Kinderarzt an einen Augenarzt verwiesen. Dort wurde dann zuerst geschaut von einer Orthoptistin ob er schilet, was sie verneinte. Dann wurden die Augen getropft und festgestellt das er Weitsichtig ist und eine Hornhautverkrümmung hat. Da diese auf einem Auge stärker ausgeprägt ist als auf dem anderen sollte er eine Brille tragen. Die genauen Werte der ersten Brillen weiß ich nicht mehr, müsste ich nachschauen. Allerdings bekam er immer ca. 1 Dioptrie weniger verordnet als gemessen. Uns wurde gesagt das sei so üblich. Unser Sohn trug die Brille vom ersten Tag an sehr gut und konsequent, heute gehört sie zu ihm wie Schuhe oder Hose. Das Innenschielen konnten wir mit der Brille nicht mehr beobachten. Auch feinmotorisch hat er sich seitdem super entwickelt.

Auch in der Schule gab es in den ersten 2 Jahren überhaupt keine Auffälligkeiten, abgesehen davon das ihm die Konzentration manchmal etwas schwerfällt.

Jetzt im 3. Schuljahr tauchen plötzlich Probleme auf. Er macht auf einmal Fehler im Diktat, die vorher nicht da waren, er läßt beim abschreiben Buchstaben, oder ganze Wörter aus, er vertauscht beim abschreiben die Zeilen. Und seine Konzentrationsfähigkeit nimmt auf einmal ab. Sein Schriftbild hat sich dramatisch verschlechtert. In der 2. Klasse hatte er eine der schönsten Schriftbilder der Klasse. Heute ist seine Schrift kaum zu lesen an manchen Tagen. Außerdem liest er nichtmehr so gut.

Das alles hat uns, und die Lehrer sehr verwundert. Wir wurden sogar gefragt ob es innerfamiliäre Probleme gibt. Seid gut einem halben Jahr bekommt er jetzt Förderunterricht und wir üben auch zu Hause vermehrt. Erfolge stellen sich aber kaum ein.

Nun hat mein Sohn vor einigen Wochen beim Üben zu Hause zu mir gesagt:"Jetzt geht schon wieder die doofe Linie weg". Ich habe ihn gefragt was er meint und er hat mir dann erklärt das immer wieder beim schreiben die eine Linie nach unten wegwandert. Sofort haben wir einen Termin beim Augenarzt gemacht.

Nach einer normalen Untersuchung beim Doc und anschließend der Orthoptistin kam zunächst nichts heraus. Die Brille stimmt und mein Sohn kann damit super sehen. Das stimmt auch. Er erreicht sowohl in der Nähe als auch in der Ferne einen Visus von 1,2 auf beiden Augen einzeln und zusammen. Als ich dann auch nochmal der Orthoptistin das "Weggehen" der Linien schilderte untersuchte sie nochmals in der Nähe. Unser Sohn hätte wohl ein leichtes Außenschielen in der Nähe von4°. Allerdings könnte man dieses nicht prismatisch korrigieren weil er dann in der Ferne Doppelbilder hätte. Außerdem könne er das super ausgleichen. Und schließlich hätten die Schulprobleme ja in der 1. und 2. Klasse nicht bestanden, könnten also nicht an den Augen liegen.

Seine aktuell gemessenen Werte sind folgende:

R: +3,25    +1,75   4°

L: +3,25     +1,0    176°

Seine Brille hat aktuell folgende Werte:

R: +2,25     +1,75    4°

L: +2,25     +1,0       176°

Damit bin ich dann erstmal wieder mit Sohnemann nach Hause und dort habe ich den PC angeschmissen und gelesen was das Zeug hält. Nun habe ich erstmal noch einen Termin bei einer Augenklinik hier in der Nähe gemacht um eine zweite Meinung einzuholen. Und je mehr ich hier im Forum gelesen habe umso klarer wird mir einiges. In der 1. und 2. Klasse waren die Linien zum schreiben größer, die Texte zum lesen waren kürzer und größer gedruckt. Vielleicht konnte er das noch ausgleichen, aber jetzt eben nicht mehr. Und vielleicht strengt es ihn so an, das deshalb die Konzentration leidet.

Nächste Woche habe ich den Termin in der Augenklinik. Nun würde ich gerne wissen:

Kann man die Weitsichtigkeit voll ausgleichen ohne das der Visus für die Ferne sinkt?

Wenn nein, würde es Sinn machen eine Bifokalbrille zu testen?

Kann man eine Bifokal-Brille fertigen bei der die prismatische Korrektur nur im Nahteil sitzt?

Wie "gering" sind 4°? ist das wirklich so wenig?

 

Über euren Rat wäre ich sehr dankbar. Ich hoffe ich habe einigermaßen verständlich geschrieben.

Viele Grüße Katja

 

Bild des Benutzers Nitram
Verbunden: 27. Februar 2011 - 12:52

Hallo Katja,

gestörtes Binokularsehen ist eine mögliche Ursache für die beschriebenen Probleme, aber eben nur eine von diversen möglichen Ursachen.
Da beim Lesen und Schreiben nur geringe Anforderungen an das räumliche Sehen gestellt werden, gelingt diese Tätigkeit normalerweise auch dann recht gut, wenn nur mit einem Auge geschaut wird.
Das zweite Auge kann zwar hilfreich sein (vorsusgesetzt natürlich, dass es nicht durch Doppelbilder mehr stört als nutzt), aber es erfüllt dabei keine fundamental wichtige Aufgabe, wie es sie bei räumlichen Sehanforderungen gibt.
Teste das doch mal bei Dir selbst aus, wie das Lesen und Schreiben mit einem abgedeckten Auge gelingt.
Das Ergebnis dürfte sein: Mit zwei Augen geht es besser, aber nach einer kurzen Eingewöhnung klappt es auch mit nur einem Auge recht ordentlich.

Mit dieser Erkenntnis könntest Du doch mal deinen Sohn bitten, auszuprobieren, wie gut das Lesen/Schreiben klappt, wenn das linke Auge abgedeckt ist. Wie gut klappt es dagegen bei abgedecktem rechten Auge?  Wie groß ist der Unterschied zu beidäugig?

Aus den Ergebnissen dieses Tests kann man dann schon eine erste Eingrenzung der möglichen Ursachen vornehmen.
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Die Brillengläser bei hyperopen (übersichtigen, "weitsichtigen") Kindern etwas unterkorrigiert zu lassen, ist tatsächlich so üblich. Grund dafür ist, dass es für Kinder "normal" ist, etwas hyperop zu sein, und gesunde junge Augen das auch mühelos durch Akkommodation ausgleichen können.

Allerdings wählt man heute ein kleineres Maß an Unterkorrektion als es früher üblich war. Beim Vorliegen von bestimmten Kriterien (z.B. eine verdeckte Neigung zum Innenschielen) wird die Hyperopie vollständig korrigiert, also keine Unterkorrektion belassen.

Sowohl die vollständige Korrektion wie auch die (absichtliche) leichte Unterkorrektion der Übersichtigkeit ermöglichen gleichermaßen einen sehr guten (Fern-)Visus, sofern die Gewöhnung an die Brille vollständig eingetreten ist.
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Bifokalbrillen kann man durchaus so herstellen, dass nur der Nahteil eine prismatische Korrektion besitzt.
Ob das allerdings bei deinem Sohn der richtige Weg wäre, erscheint mir zweifelhaft.
Mit welcher Methode wurde denn bei ihm der Schielwinkel für die Nähe gemessen?
Wurden bei ihm eigentlich schon mal Tests zur Bestimmung des räumlichen Sehens gemacht?

Viele Grüße,
Nitram

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Nitram,

wieso kannst Du behaupten, dass Lesen und Schreiben nur geringe Anforderungen an das räumliche Sehen stellen?

Die Abstände in der Nähe verlangen geradezu ständige Adaptation in Tiefe (Akkomodation) und Konvergenz, zudem erfordern die Blicksprünge beim Lesen, oder auch beim Schreiben mit Blick auf Vorlagen, permanentes Verharren und eben sprunghaftes fixieren in Höhe, Seite und in kontrollierten Rücksprüngen. Dies ist bei weitem aufwändiger als ein schweifender Fernblick bei relativ entlasteter Akkomodation. Bei unsauberer Fixation erscheinen Buchstaben (wie bei Stereotesten dem Betrachter eigentlich räumlich), was die Logik dem Sehen wieder verbieten will. Die Buchstaben gehören auf das Blatt.

Ich bin, ganz sicher auch nicht allein, zutiefst davon überzeugt, das präzise Nahsicht (gerade beim Lesen und Schreiben) höchste Binokularität abfordern, um die in der Nähe geforderten Ergebnisse in Schule, Beruf (EDV) zu bringen bzw. überhaupt bringen zu können. Gerade im dritten Schuljahr auftretende Probleme zeigen augenoptisch doch eindeutig auf Mängel im Sehen hin, dies ist doch nur zu typisch.

Die oben gemachten Aussagen schreien deshalb geradezu nach binokularer und damit auch räumlicher Korrektion im Sehen. Da wird der Augenarzt wohl kaum weiter helfen, wenn man nicht einen der sehr wenigen Spezialisten kennt und aufsucht.

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Nitram
Verbunden: 27. Februar 2011 - 12:52

Hallo Paul-Gerhard,

Deiner Aussage, dass eine bestmögliche binokulare Korrektion mit bestmöglichem räumlichen Sehen anzustreben ist, kann ich nur beipflichten. Es tut mir Leid, wenn mein Text diesbezüglich missverständlich war.

Ich möchte deshalb meine Aussage zu den Anforderungen an das räumliche Sehen im Zusammenhang mit dem Lesen und Schreiben nochmal anders und hoffentlich weniger missverständlich formulieren.

Lesen und Schreiben sind Tätigkeiten, die auch von Einäugigen (bzw. einäugig Amblyopen) beherrscht werden können. Und viele von ihnen können das sogar ziemlich gut.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du diesen monokularen Personen allein wegen ihrer guten Lese-Schreib-Fähigkeiten "höchste Binokularität" bescheinigen würdest.

Die Anforderungen an das Sehen sind beim Lesen und Schreiben sehr hoch, da sind wir uns zweifellos einig. Das kontrollierte Springen des Blicks zwischen Zeilenende und Zeilenbeginn oder von Vorlage zu Schreibtext und zurück stellt höchste Ansprüche an das perfekte Zusammenspiel der Motorik aller beteiligten Muskeln, einschließlich der Ziliarmuskeln.
Wie das oben genannte Beispiel verdeutlicht, ist das aber auch mit nur einem Auge durchaus beherrschbar. Auch der durchschnittliche Beidäugige kann das nach einer kurzen Gewöhnungsphase schon recht ordentlich mit einem geschlossenen Auge, wenn auch sicher nicht ganz so entspannt und flüssig, wie es der geübte Einäugige kann.

Hohe Anforderungen an die der Binokularität beim Lesen und Schreiben gibt es zweifellos, aber nicht in dem Sinne, dass für das Lesen Binokularität grundsätzlich zwingend nötig ist. Die höchsten Anforderungen an die Binokularität entstehen, weil diese nicht mit den hohen okulomotorischen Ansprüchen des Lesens/Schreibens in Konflikt geraten darf:
Wenn z.B. eines der beiden Augen Motilitätseinschränkungen aufweist, können (zumindest temporär / dynamische) Doppelbilder entstehen. Auch wenn diese nur für winzige Sekundenbruchteile bestehen, beeinträchtigt das die Texterkennung erheblich. Solche Patienten können dann eine gewisse Verbesserung beim Lesen und Schreiben erreichen, indem sie sich ein Auge abdecken, obwohl sie sich dadurch der Binokularität berauben und auch einen großen Teil ihrer räumlichen Wahrnehmung verlieren.
Es ist dann aber in Summe trotzdem eine Erleichterung für diese Patienten, eben weil die reduzierte räumliche Wahrnehmung dabei weniger störend ist als andere Wahrnehmungsaspekte.

Weil für praktisch alle Situationen räumliches Sehen sehr wichtig oder zumindest von erheblichem Vorteil ist (auch zum Lesen und Schreiben), würde ich deiner Aussage zur Wichtigkeit einer bestmöglichen binokularen Korrektion auf jeden Fall voll und ganz zustimmen. Wenn Du aus meinem Text herausgelesen hast, dass ich binokulare Probleme beim Lesen und Schreiben für nebensächlich halte, dann wäre das schon ein ziemliches Missverständnis gewesen. Eine gestörte Binokularität kann das Lesen massiv beeinträchtigen (obwohl man die Binokularität dafür nicht zwingend benötigt).

Viele Grüße,
Nitram

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Lieber Kollege Nitram,

dass beim "Einäugigen", Binokularsehen wegfällt, ist logisch. Aber dann fallen ganz sicher eben auch binokular verursachte Störungen weg. Entsprechendes gilt (allerdings eingeschränkt) bei Amblyopien (Sehschwächen auf einem Auge), nämlich dann, wenn die Amblyopie echte organische Ursachen hat. Sind Binokularstörungen die Ursache einer Amblyopie, ist diese nur aufgepfropft und ließe sich bei guter binokularer Korrektion ganz oder teilweise auflösen. Eine solche Amblyopie könnte sehr wohl noch erhebliche Probleme beim Lesen und Schreiben mit sich führen.

Der Umkehrschluss wird zwar teilweise gelehrt, bleibt trotzdem falsch. So ist es garnicht so selten, dass binokular bedingte Störungen schon bei monokularer Betrachtung des Probanten voll durchschlagen. Ich erfahre persönlich immer wieder über der monokularen Refraktion typisch gestörte Lese- oder Buchstabiermuster, welche ein "Scrolling etc." hervorrufen, welches binokular bedingt ist, aber sich schon monokular auswirkt. Dies hat dann glücklicherweise nichts mit MS, Trübungen oder Netzhautdefekten sonstiger Art zu tun, sondern belastet als binokulare Verarbeitungsstörung schon die monokulare Sehverarbeitung. In diesen Fällen löst Dein vorgeschlagener Test aber Fehlinterpretationen aus und verhindert vom Ansatz her eine saubere binokulare Aufbereitung der Sehfunktionen.

Noch krasser, aber selbst miterlebt:

Auch ich war überrascht, als ich erlebte und später hier und da hörte, dass im Schlaf Leute mit Schwindel und Kreislauf-schwächen in Form von stärkster Erschöpfung erwachen können, und erstmal gar nichts mehr geht. Später nach WF-Ausgleich kamen diese Attaken so aber garnicht mehr vor. Erklären kann ich mir das bis heute nicht, denn nachts hat man die Augen zu beim Schlaf! Allerdings findet die Sehverarbeitung größtenteils nicht mehr in den Augen statt, und dem visuellen Cortex und den Sehbahnen wird evtl. keine so lange Erholungspause geboten.

Update

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers HeikeS
Verbunden: 20. Mai 2012 - 11:22

Hallo Katja,

als Laie kann ich Dir zwar nichts fachlich Fundiertes zu Deinen Fragen schreiben, aber vielleicht helfen Dir meine persönlichen Erfahrungen auch ein wenig weiter.

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass man Probleme mit dem Lesen und vor allem Schreiben auch erst viel später bekommen kann - bei mir fing das mit 33 an. Seitdem schreibe ich extrem verkrampft und das Schriftbild ist auch sehr schlecht geworden, auch wenn ich noch nie besonders schön geschrieben habe und ich mich erinnere, dass man mir in der Schule zunächst sagte, ich schreibe zu groß und anschließend dann zu klein. Trotzdem hatte ich nach meinem eigenen Empfinden in der Schule und auch später im Studium keine Probleme mit dem Schreiben mit der Hand und konnte sehr schnell und sehr viel ohne große Anstrengung schreiben. Das ist heute für mich undenkbar, ich könnte keine Klausur mehr mit der Hand schreiben.

Ich merke, dass das verkrampfte Schreiben mit meinen Augen zusammen hängt, denn ich merke, dass mich die Bewegung des Schriftbildes - das Wort entsteht ja erst, während man schreibt - von den Augen her überfordert. Jedenfalls wurde bei mir (nach 8 Jahren, in denen ich keine Idee hatte, was mit mir los sein könnte, weil meine Augenärtzin mir stets versicherte, dass mit meinen Augen alles o.k. sei und auch die Sehschule nichts fand) eine WF festgestellt. Nach meinem Verständnis als Laie spricht die Tatsache, dass Dein Sohn in der ersten und zweiten Klasse keine auffallenden Probleme hatte, nicht zwingend gegen eine WF oder dagegen, dass es von den Augen kommt, wie Dir gesagt wurde. Eine WF kann sich auch erst später (richtig) zeigen, oder sehe ich das falsch, Paul-Gerhard?

Ich würde Dir jedenfalls empfehlen, eine Messung bei einem erfahrenen Optometristen durchführen zu lassen. Damit kannst Du u.U. Deinem Sohn viel ersparen.

Viele Grüße

HeikeS

Bild des Benutzers Pfeiffchen
Verbunden: 21. Oktober 2007 - 23:15

Hallo Heike,

ich möchte nicht die Pferde scheu machen oder Angst schüren- aber geh in deinem eigenen Interesse bitte zum Neurologen und lass abklären, dass sich dahinter keine schleichend beginnende Parkinson-Erkrankung verbirgt. Auch wenn die Diagnose ein Schock wäre, jedes halbe Jahr, wo die Erkrankung früher erkannt und behandelt wird, verbessert die Prognose, also zu erwartende verbleibende Lebensqualität erheblich.

Das Beschwerdebild- mit 33 nur noch äußerst verkrampft schreiben zu können, während es vorher ganz anders war- dürfte ausreichen für eine Abklärung.

Wir haben es gerade im Bekanntenkreis erfahren- nach „nur“ einem gebrochenen Arm war es bei Gipsentfernung kaum noch möglich zu schreiben- sehr zur Verwunderung der Ärzte und Therapeuten. Zum Glück wurde dem auf den Grund gegangen und bei der Diagnostik kam Parkinson heraus. Nach Medikamenteneinstellung hat die (ebenfalls relativ junge Frau- in den 40ern) nun ein fast beschwerdefreies Leben.

Entschuldigt, es gehört nicht zum ursprünglichen Thread, aber bei mir läuteten soeben alle Alarmglocken...

LG
Pfeiffchen

Bild des Benutzers Kugelblitz
Kugelblitz (nicht überprüft)

Hallo Katja,

leider kann ich zu den Beschwerden Deines Sohnes so nicht direkt etwas sagen. Ich möchte daher hier nur einige Anregungen geben.

Wenn nun ein Außenschielen diagnostiziert wurde, wäre es interessant zu erfahren, welcher Art es ist und mit welcher Methode es festgestellt wurde. An Deiner Stelle würde ich in der Praxis mir den Befund aushändigen lassen. Da Du ja auch einen Termin in einer Augenklinik hast, müsste ein entsprechender Bericht vom überweisenden Arzt ohnehin vorliegen.

Was die Weitsichtigkeit betrifft, könnte eine Vollkorrektur m.E. durchaus Entlastung schaffen. Es wäre einen Versuch wert. Der Visus sollte übrigens für Ferne und Nähe (Leseabstand) überprüft werden. Auch das bereits angesprochene räumliche Sehen muss geprüft werden.

Eine Bifokalbrille bei Kindern kommt meistens bei einem Konvergenzexzess als therapeutische Maßnahme in Frage, wenn die Augen eine „überschießende“ Bewegung nach innen machen. Das scheint bei Deinen Sohn nicht der Fall zu sein. Es gibt auch noch die Konvergenzinsuffizienz.

Eine prismatische Korrektur wäre je nach Schielform und bei Vorhandensein von Binokularsehen zu überprüfen. Bevor auf Winkelfehlsichtigkeit geprüft wird, würde ich beim Augenarzt auf jeden Fall abklären lassen, um welche Schielform es sich handelt. Gibt er Doppelbilder an?

Es sei noch angemerkt, dass ich kein Augenarzt bin, sondern betroffenes Elternteil eines nach innen schielenden Kindes. Die Vorgehensweise bei Außenschielern (was bei Deinem Sohn noch genauer geklärt werden sollte) ist eine andere, daher bin ich da nicht so bewandert.

Ich wünsche Euch jedenfalls alles Gute und dass die Vorstellung in der Augenklinik weitere Klarheit verschafft.

LG Kugelblitz

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Pfeiffchen,

besten Dank für Deinen Hinweis an Heike S. In Ihrem Part "Schwindel und Augenprobleme" sollten wir auch diesen Punkt beachten. In jedem Fall wurde eine WF inzwischen mit anderen Werten gemessen, und nach der Abgabe der Korrektion werden wir die Situation ganz sicher berichten. Ich bin jedenfalls froh über Deinen Beitrag, gerade davon lebt unser Forum.

 

Hallo Katja,

auch ich bin gespannt was der Termin in der Augenklinik für Dich erbringt. Melde Dich in jedem Fall wieder.

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers HeikeS
Verbunden: 20. Mai 2012 - 11:22

Hallo Pfeiffchen,

danke für Deine Antwort. Ich habe unter "Schwindel und Augenprobleme" darauf geantwortet.

Viele Grüße

HeikeS

Bild des Benutzers HeikeS
Verbunden: 20. Mai 2012 - 11:22

Hallo Paul-Gerhard,

zu Deinem Update in Deiner Antwort vom 20. Juni: Das finde ich sehr interessant, was Du über den Schwindel nachts schreibst, denn auch mir ist manchmal, wenn ich nachts oder gegen morgen aufwache, total schwindelig: wenn ich mich von einer auf die andere Seite drehe, dreht sich alles munter weiter (trotz Dunkelheit und geschlossenen Augen). U.a. deshalb dachte ich früher immer, mein Hauptproblem sei Schwindel und wäre nicht auf meine Augen gekommen. Und inzwischen, wo ich die Augen als Ursache vermute, habe ich mich gefragt, warum mir nachts schwindelig wird, wenn ich doch die Augen geschlossen habe und meine Augen eigentlich keinen Schwindel verursachen können.

Viele Grüße
HeikeS

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

 

Nur ganz schnell:

Liebe Lenja,

um auf Ihre Fragen zurückzukommen:

Kann man die Weitsichtigkeit voll ausgleichen ohne das der Visus für die Ferne sinkt?

Die Weitsichtigkeit wird immer unterkorrigiert. Um 0,50 dpt bis zu 0,75 dpt. Ich würde hier bei den Nahsehproblemen die Brille um 0,50 dpt auf jeden Fall verstärken.

Wenn man Weitsichtigkeiten voll korrigiert nebelt man den Brillenträger für die Ferne. Unsere Augen wollen einen gewissen Spielraum haben in der die Augenlinsen "arbeiten".

Wenn nein, würde es Sinn machen eine Bifokalbrille zu testen?

Bifokalbrillen mache Sinn bei Konvergenzexzessen und bei Hypoakkommodationen. Das letztere sollte man doch schon getestet haben, oder etwa nicht?

Kann man eine Bifokal-Brille fertigen bei der die prismatische Korrektur nur im Nahteil sitzt?

Das kann man z.B. als Franklin-Glas.  Bevor man aber so etwas ordiniert macht man üblicherweise einen Versuch mit Prismenfolien auf dem Glas.  

Wie "gering" sind 4°? ist das wirklich so wenig?

Ich finde das nicht wenig. Bei einer so deutlichen Nahschielstellung können massive Probleme beim Lesen und Schreiben auftreten.  Das sind immerhin 7cm/m.  Da ist sicher auch in der Ferne eine Exo-Stellung da.

Das Weggehen der Linien weißt zudem wirklich auf eine Akkommodationsstörung hin.

Ich hoffe, die Untersuchung in der Augenklinik läuft professioneller als in der Praxis ab und die dortige Orthoptistin weißt mehr Wissen auf als die letztere, die scheint keine Ahnung zu haben. 

Bitte berichten Sie uns davon.

 

Lg

 

A.M.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers Lenja03
Verbunden: 19. Juni 2012 - 10:45

Vielen Dank für Eure Antworten. Den Bericht vom Augenarzt soll unser Hausarzt bekommen, dann kann ich den Befund hier gerne schreiben.

Das Schielen in der Nähe hat sie nur festgestellt indem sie ihn auf ein Holzstäbchen mit Bildern schauen ließ und dabei die Augen abwechselnd abdeckte. Dann hat sie verschiedene Prismen vorgehalten und den Test wiederholt. Danach sprach sie dann von 4°, allerdings nur in der Nähe, angeblich nicht in der Ferne....Irgendwie glaube ich auch nicht so recht, dass das alles so richtig und vollständig gestestet war.

Wenn ich meinen Sohn jetzt danach frage, dann sieht er in der Nähe häufig Doppelbilder, bzw. kann diese provozieren oder unterdrücken. In der Ferne jedoch nicht. Deshlab meine Frage nach einer Bifokalbrille.

Sein räumliches Sehen wurde getestet mit solchen Karten auf denen versteckte Bilder zu sehen sind. Er konnte immer alle Bilder benennen.

Ich habe ihn nun mal, rein interessehalber, mit einem abgedeckten Auge schreiben lassen. Wenn ich das linke Auge abdecke, dann ändert sich am Schriftbild in der kurzen Zeit des Testes nichts, allerdings meint er es sei anstrengender als mit beiden Augen. Wenn ich aber das rechte Auge abdecke, dann kann man sofort eine deutliche Verbesserung sehen. Er schreibt dann sofort innerhalb der Linien, nicht mehr oben und unten drüber oder auch mal zu klein. Also scheint es tatsächlich so zu sein, das ihn das Bild des rechten Auges beim schreiben stört.

Eine Abschreibhausaufgabe habe ich ihn einmal ganz normal machen lassen und einen Tag später mit abgedecktem rechten Auge. Der Unterschied ist enorm. Er hat ca. 75% weniger Fehler gemacht. Mit beiden Augen hat er außerdem 3 Wörter komplett vergessen, mit abgedecktem Auge überhaupt keins. Diese Beobachtung werde ich dem Augenarzt in der Klinik am Mittwoch auf jeden Fall mitteilen. Ich werde berichten was sich dort ergibt.

 

Viele Grüße Katja

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Das weißt explizit auf Binokularprobleme hin. Bitte unbedingt anbklären lassen. Wenn die Augenärzte vor Ort inkompetent sein sollten dann sollte man sein Kind bei einem versierten Opometristen vorstellen. 

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Katja,

 

wie ging es denn weiter?

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Lenja03
Verbunden: 19. Juni 2012 - 10:45

Ich berichte gern wie es bei uns weiterging. Habe in der Zwischenzeit auch oft hier gelesen.

 

Also zunächst mal hat sich der Termin in der Augenklinik als Reinfall erwiesen. Es fing damit an, dass die Orthoptistin im Urlaub war, obwohl ich einen Termin mit Sehschule ausgemacht hatte. Bei einem so großen Kind kann das auch der Arzt, meinten sie dann. Ergebnis einer ca. 3 min. Untersuchung war dann, alles supi, Ihr Kind sieht doch großartig. Als ich dann darauf hinwies das die andere Orthoptistin ein Aussenschielen von 4° festgestellt hätte in der Nähe meinte er, da er ja auf den Täfelchen die 3-D Bilder sieht kann er ja gar nicht schielen. Er könnte mir anbieten nochmal wiederzukommen wenn die Orthoptistin da ist, aber schielen tut er nicht.

Super, und diese Praxis agenießt hier in der Gegend eine sehr guten Ruf.

Danach habe ich hilfe bei meinem Optiker gesucht und ihn nach einer, seiner Meinung nach kompetenten Adresse gefragt. Dort hat er mir einen Termin besorgt.

Also es sieht so aus. sein binokularsehen ist völlig normal. Bei seinem Aussenschielen handelt es sich um eine dekompensierte Heterophorie (wie ich mittlerweile im I-net recherchiert habe wohl das gleiche wie WF?). Als erste Maßnahme hat er die +Werte der Brille jetzt erstmal bis auf 0,5 dpt an die unter Tropfen ermittelten Werte angepasst und auch die Hornhautverkrümmung 100% korrigiert. Nun trägt unser Sohn seit ca. 6 Wochen 1dptr + mehr in der Brille. Und die Unterschiede sind enorm. Ich kann seine Handschrift wieder lesen. Er nimmt freiwillig Bücher in die Hand und er ist auch seid 3-4 Wochen insgesamt ausgeglichener und zufriedener. Allerdings sind auch Ferien, das will ich jetzt also nicht überbewerten.

Heute haben wir einen erneuten Termin bei dem geschaut wird ob zusätzlich eine Prismatische Korrektur hilft, da der Schielwinkel definitiv nur in der Nähe und nicht in der Ferne auftritt. Ich bin aber fest entschlossen zusätzlich einen Optiker aufzusuchen der ihn nach MKH untersucht bevor ich eine neue Brille anfertigen lasse. Ich werde weiter berichten wie es sich entwickelt.

Viele Grüße Katja

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Katja,

tolle Aussage vom AA - ein Kind kann nicht schielen, wenn es Stereosehen hat - so ein Blödsinn!!! Es kann sich nämlich um einen Strabismus divergens intermittens handeln, also ein intermittierendes Außenschielen. Diese Kinder können 1a Stereo sehen, weil die Augen ja auch oft parallel stehen. Und nicht selten haben sie einen Visus von 1.2 und mehr. Was Du beschreibst, klingt nach intermittierend, weil die Zeilen plötzlich nach unten wegrutschen oder übersprungen werden inkl. Wortauslassungen. Das Dumme: mehr Plus in der Brile kann es in der Nähe für Deinen Sohn erst mal schwierig machen, denn Plusgläser unterstützen das "Nach-Außen-Gehen" der Augen (also super bei Innenschielern mit Übersichtigkeit). Wenn nun Ferien sind, nutzt er den Nahbereich ja nicht so intensiv wie beim Hausaufgaben machen.

Habt ihr schon einen versierten MKH-Anwender gefunden?

Viele Grüße

Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!