Erfahrungsbericht
Hallo tolles, interessantes und meist lehrreiches Forum! Ich habe in den letzen Jahren viel gelesen und möchte jetzt auch meine Erfahrungen weitergeben:
Kurz, in Stichworten, zu meiner Geschichte:
- Zum Augenarzt bereits als Baby,weil ich mit den Augen nichts verfolgt habe.
- Visus rechts war sehr niedrig, rechts höher, aber auch nicht „gut“.
- Brille mit Plus-Werten erst mit sechs Jahren.
- Eine Okklusionstherapie wurde nie verschrieben).
- Wichsel des AA mit 10 Jahren, der mit mir so weit ich mich noch erinnern kann binokulare Tests durchführte.Neue Brille mit sehr niedrigen Spherichen Werten und leichem Astigmatismus.
Das links Auge war vermutlich schon immer das Führende. Die Korrekturwerte haben sich aber immer wieder gesteigert. Aktuell: Brille: -5, -0,75, 50 Grad. / Linse: -4,50, -0,75, 50 Grad.
Rechts alleine ging fast gar nichts. (Schielstellung nach unten links bei Anstrengung in der Nähe und Ferne. Aktuell: Brille: -2,50, -1,25, 130 Grad, Linse hat die selben Werte.
Habe in den letzten Jahren bemerkt, dass das linke Auge überlastet war, Visus hat auch abgenommen.
Juli 2009
Mein aktueller AA, der mich auch schon als Baby untersucht hat. diagnostizierte einen Nystagmus, dem früher keine Beachtung geschenkt wurde. Habe diesen AA bei einer Untersuchung auch auf eine Okklusionstherapie angesprochen, die er aber ablehnte.
Begründung:
Wenn beim beidseitigen Nystagmus ein Auge abgedeckt wird, verstärkt er sich. Auf meine Frage ob ich Kontaktlinsen tragen könnte, schrieb er mir ein Rezept, mit der Empfehlung damit langsam zu beginnen und Geduld zu haben.
Bin dann zu einem Optiker, den auch mein AA kennt und er hat mir weiche Probelinsen bestellt.
Der erste Trageversuch war nicht sehr erfolgreich, habe extrem auf das grelle Licht im Geschäft reagiert. Visuskontrolle war nicht gut. Da der Optiker (O) mich damals nicht kannte, musste ich ihm einiges erklären (Nystagmus).Ab diesen Zeitpunkt kontrollierte er mich wöchentlich, nach einigen Wochen riet er mir vom Linsen tragen ab und begründete dies mit dem ungleichen Visus beider Augen. Da es aber mein großer Wunsch war, Brille und Linsen abwechselnd zu tragen, und ich sie aus Physiologischer Sicht sehr gut vertrage, machten wir weiter. (Bis heute).
Bei einem dieser Besuche im Geschäft kam ich wieder auf die Okklussion zu sprechen. Meine Überlegung war:
Wenn ich das Führungsauge abdecke muss das sehschwächere Auge für kurze Zeit die ganze Arbeit übernehmen, und das andere kann sich erholen. Diese Theorie war für O klar und er bestellte eine lichtundurchlässige Okklusionsfolie.
Noch im Geschäft habe ich, nach dem Anpassen der Folie, die Brille ausprobiert. Noch heute (nach 14 Monaten, klopft mein Herz, wenn ich daran zurüchdenke.
Der Nystagmus war kaum zu bremsen und es war mir nicht möglich, die Brille für längere Zeit zu tragen.
Nach und nach wurde die Ziet der Okklusion aber immer länger.
Nach wenigen Tagen waren es zwei Stunden, zwei Monate später konnte ich die Brille mit Okklusionsfolie auf dem besseren Auge mehrere Stunden ohne Pause tragen.
Langsam merkte ich leichte Erfolge: Ich schaffte es, mit beiden Augen gleichzeitig Dinge oder Gesichter und Augen zu fixieren.
Fortletzung folgt.
Das Brennen im linken Auge verschwand schon nach wenigen Tagen der Okklussionsbrille.
Auch habe ich beim Stöbern in den Internet einige Augenübungen gefunden, die ich zum monokularen Augentraining, regelmäßig anwende. (vorwiegend Entspannungsübungen.)
Hallo Eisbaer,
das klingt ja sehr interessant! Ich bin als betroffener Laie selbst etwas zwiegespalten, was Okklusionstherapie betrifft.
Einerseits habe ich schon lange die (unbestaetigte, und vielleicht ja total irrige) Vermutung, dass das dauernde abwechselnde Abkleben in der Kindheit meine bereits damals bestehenden Doppelbilder verstaerkt haben koennte, also evtl. sogar zu meinem horror fusionis gefuehrt oder ihn zumindest beguenstigt hat.
Andererseits okkludiere ich heute auch mein gutes Auge manchmal noch fuer ein paar Stunden, damit es sich 'ausruhen' kann und das Schielauge mal ein bisschen was Vernuenftiges zu tun bekommt. Hier im Forum wurde zwar schon darauf hingewiesen, dass bei Erwachsenen keine Amblyopiegefahr mehr besteht (also dass die Sehkraft im Schielauge sich nicht mehr durch Nichtbenutzung verschlechtert, wie bei Kindern), aber monokulares Training scheint auch bei mir die Kontrolle ueber das Schielauge zu verbessern und den Nystagmus zu reduzieren.
Ich bin jedenfalls auf Deine Fortsetzung gespannt!
LG, doris
Hallo Doris,
freut mich, dass du dich auf meinen Bericht gemeldet hast!
Über Doppelbilder kann ich nicht diskutieren, da ich sie (zum Glück) nie hatte. Auch das Abkleben / Abdecken eines Auges ist mir als Kind erspart geblieben. Keine Ahnung, ob es mir etwas gebracht hätte. Zur Zeit jedenfalls stellen wir bei den Kontrollen immer wieder kleine, aber gute Fortschritte fest. Zum Beistiel schaffte ich beim letzten mal (Dienstag) mit dem schwächeren Auge, welches im Grundschulalter auf einen Visus von zwei, vielleicht drei Zehntel kam, jetzt schon sechs Zehntel.
Zum Nystagmus: Ich habe das Gefühl, dass er sich beim Binokularen Fixieren, das mir jetzt auch immer wieder gelinge,ruhiger „verhält. (mein empfinden).
Noch eine Frage zu dir: Wie oft und wie lange trägst du die Okklusion
Ich wünsche allen ein schönes Wochenende und freue mich schon über weitere Reaktionen auf meinen Bericht. Besonders gespannt sind wir (mein Optiker und ich) auf die Meinungen und Erfahrungen der Moderatoren im Forum.
Liebe Grülße an alle, besonders an
Doris! Eisbär
"Musik ist Arbeit, aber keine Mühsal." Sabine Mayer, Klarinettistin
Hallo Eisbaer,
ich hab Dir eine PN geschrieben, moechte hier niemanden zu u.U. kontraproduktiven Selbstexperimenten verleiten.
LG, doris
Hallo Forum und besonders Doris!
Danke für deinen Bericht! An einigen Stellen habe ich mich da auch wieder gefunden. Du könntest ihn ja vielleicht nach und nach, immer einen Teil davon ins Forum stellen? Ich finde ihn sehr interessante. Auch wünsche ich dir viel Glück bei der Suche nach jemandem, der dich bei deinen Übungen und Trainings unterstützen und kontrollieren kann. (Vielleicht so, wie mein O und ich das machen).
Hier nun aber der zweite Teil meiner Erfahrungen mit zwei so unterschiedlichen Augen wie es meine waren / sind:
Woran ich mich aus meiner frühesten Kindheit noch erinnern kann war, dass unsere Verwandten und Bekannten immer wieder von meinen Eltern zu hören bekamen, dass ICH einige Probleme mit den Augen habe, und auch nicht so nicht gut sehen kann.
Als ich dann mit ca. neun bis zehn Jahren verstanden hatte, dass mein rechtes Auge am Sehen fast gar nicht teilnahm, versuchte ich einmal -sehr vorsichtig - mein besseres Auge für einige Minuten abzudecken. Ergebnis: Ich sah zwar etwas, konnte mich in meinem Kinderzimmer aber überhaupt nicht orientieren. Ich fand diesen Versuch aber irgendwie „spannend“ und wiederholte diese kurzen Okklusionen immer wieder.
Heute frage ich mich immer wieder, ob mein rechtes Auge auch ohne dieser kurzen ,kindlichen Trainingsversuche zu seinem heutigen Visus gekommen wäre. Als Kind sah ich ca. ein bis zwei Zehntel auf diesem rechten Auge. Mit Korrektur war er kaum besser.
Auch ist mir nicht klar, warum nie eine Okklusionstherapie versucht wurde. Laut O, dem ich auch ein Kinderfoto von mir gezeigt habe, hätte ich auch schon als sehr kleines Kind eine Brille tragen müssen. Diese bekam ich aber erst mit SECHS Jahren verschrieben, und dann nur für anstrengende Tätigkeiten wie lesen, Fernsehen,...
Nach diesem kurzen Ausflug in meine Kindheit möchte ich jetzt aber näher auf mein Okklusiondtraining eingehen.
VORAUSSCHICKEND MÖCHTE ICH ABER BETONEN; DASS ICH AM ANFANG WÖCHENTLICH UND JETZT IMMER NOCH JEDE ZWEITE WOCHE BEI MEINEM O ZUR KONTROLLE BIN. !!! (Visuskontrolle und von mir selber nicht bemerkt, kontrolliert er auch Augenstellung Fixation und Akkomokation,...
Ich glaube, dass mein Rechtes Auge während der eigenlichen Entwicklung des Sehens keine Möglichkeit dazu bekam, da das Führungsauge viel stärker war. So habe ich seit Beginn der Therapie folgende Erfahrungen gesammelt und Theorien aufgestellt:
In den ersten Tagen mit Okklusionsfolie auf dem Besseren Auge hatte ich kein Zeitgefühl. Dieses entwickelte sich aber schon bald.
Das Farbewahrnehmung beider Augen war unterschiedlich. Auch das fällt mir jetzt nicht mehr auf.
Der Augenmuskel Rechts fühlte sich beim Bewegen der Augen schlaff, taub??? an. Mittlerweile ist er viel kräftiger geworden. Ich hatte aber auch Muskelkater!! durch das viele Bewegen und Kreisen der Augen.
Fixieren von kleinen Gegenständen und Augen: Es war mir nie möglich, Gesichter für längere Zeit zu fixieren. Auch fehlte mir manchmal der Mut dazu. Jetzt werde ich aber immer mutiger, und ich schaffe es jetzt auch manchmal unbewusst, jemanden oder etwas mit beiden Augen zu fixieren.
Zeit benötigt man für dieses Training, wie ich es durchführe, die ich im Sommer glücklicherweise für einige Wochen habe. (arbeite im Kindergarten). So habe ich Sommer 2009 ca. vier bis sechs Stunden am Vormittag abgeklebt. (War nicht sehr angenehm, hat aber viel gebracht).
Konzentration: Alle diese Entwicklungsfortschritte, die ein Baby unbewusst macht, sind bei mir bewusst verlaufen. Es ist aber Höchstleistung gefragt. Ohne Konzentration ist es nicht zu schaffen. Auch habe ich noch nie so viel geschlafen, wie in diesem Sommer.
Akkomodieren: Mein rechtes Auge wandert immer bei Anstrengung (Akkomodation) in der Nähe und Ferne nach innen. Also muss es auch das noch lernen. Monokular schafft es das bereits. Für die binokolare Akkomodation muss ich mich sehr stark konzentrieren, aber ich habe es wider vieler Studien schon einige male bei der Visuskontrolle geschafft.
Der Bericht ist jetzt schon wieder recht lang geworden. Ich kann aber noch einiges berichten, aber für dieses mal reicht es.
Ps: Alles in diesem Bericht geschriebene sind MEINE Erfahrungen und Theorien. Ich habe gelesen, dass vieles aus diesem Bericht nicht möglich ist. Ich habe die Okklusion auch nicht mit sehr hohen Erwartungen angefangen. Der Erfolg ist jetzt aber schon größer. Die Duskussion ist eröffnet.
Liebe Grüße und schönes Wochenende,
Eisbär
"Musik ist Arbeit, aber keine Mühsal." Sabine Mayer, Klarinettistin
Lieber Eisbaer,
interessant, was Du schreibst, und es klingt doch bisher alles sehr positiv! Meine Suche nach einem Visualtrainer war leider bisher erfolglos (fuer eine Anfrage steht die Antwort noch aus, aber ich bin nicht sehr optimistisch).
Deine Kindheitsversuche und -erfahrungen mit Okklusion erinnern mich an meine eigenen, nur dass ich mein gutes Auge damals nie freiwillig abgeklebt habe. Dem Plasterwechsel vom schlechten zum guten Auge sah ich immer mit ziemlichem Horror entgegen, da dies ausser unscharfem Sehen auch Orientierungsschwierigkeiten mit sich brachte. Die Welt sah irgendwie anders aus, je nachdem mit welchem Auge ich sie gerade sehen durfte. Dennoch haette ich ohne diese damalige Tortur heute vermutlich kein besonders gutes Sehvermoegen mehr auf meinem Schielauge, denke ich. Warum man das bei Dir nicht gemacht hat, weiss ich nicht... Als ich Kind war, liefen jedenfalls relativ viele junge Pflastertraeger durch die Gegend, soweit ich mich erinnere, und soweit ich weiss war (und ist?) Abkleben die uebliche erste Massnahme bei Schielkindern.
Ob man als Erwachsener die eigentliche Sehkraft bzw. Sehschaerfe trainieren kann, weiss ich nicht, aber die Augenmuskeln zu trainieren scheint ja durchaus moeglich zu sein. Zum Glueck habe ich berufsbedingt viel Anlass zum Augenrollen (z.B. beim Klausuren korrigieren)!
Viel Erfolg weiterhin und liebe Gruesse,
doris