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Bild des Benutzers Sauserl
Verbunden: 12. April 2006 - 0:00
Höhenprisma

Hallo,

ich habe ein paar Fragen zum Höhenprisma.

Ich hole kurz aus um meine Beschwerden zu schildern.

Seit Jahren habe ich einseitige Spannungskopfschmerzen, Nacken- und Schulterbeschwerden und Migräne, alles rechtsseitig. Nie wurden Ursachen dafür gefunden, es hieß stressbedingt, vererbt, so ist es eben. Irgendwann hab ich es aufgegeben und jahrelang nur mit Schmerzmitteln gearbeitet.
Im letzten Jahr bekam ich das Angebot, an einer speziellen Kopfschmerzgruppe in unserer Uniklinik teilzunehmen.

Bei einer neurologischen Routineuntersuchung wurden Doppelbilder beim Linksblick festgestellt.
Meine vorherige Wahrnehmung Beim Fernsehen im Liegen auf der rechten Seite musste ich ein Auge zukneifen, da ich sonst das Fernsehbild doppelt gesehen habe. Ist mir aber nie besonders aufgefallen, ich dachte das sei normal.

Nach der Untersuchung habe ich bewusst drauf geachtet und folgendes festgestellt

Wenn ich genau geradeaus schaue, habe ich ein Doppelbild.
Wenn ich Busfahre und aus dem linken Fenster schaue, kneife ich ein Auge zu.
Wenn ich mich unterhalte oder fernsehe, drehe ich den Kopf leicht nach links und richte dadurch die Augen nach rechts aus. Dann habe ich ein einfaches Bild.
Wenn ich auf der linken Seite liege beim Fernsehen, habe ich ein einfaches Bild.

Durch die Beobachtung, daß ich den Kopf häufig nach links gedreht halte, ein Gespräch mit einer Orthopädin, die in einem Nebensatz etwas über Triggerpunkte sagte und Internetrecherche bin ich auf den Zusammenhang zwischen meinen Kopfschmerzen und dem Doppelbild gekommen. Ein aktiver Triggerpunkt am Kopfansatz löst reproduzierbar exakt meine Kopfschmerzen aus.

Soweit. Meine Ärztin in der Kopfschmerzgruppe hat mich in die Augenkinik überwiesen, wo verschiedene Tests gemacht wurde. Daraufhin bekam ich ein Rezept über eine Prismenfolie mit der Stärke 4 Basis unten aufs rechte Auge. Es war die Rede von einer angeborenen Augenmuskelschwäche, wenn ich es richtig in Erinnerung habe.

Diese Folie habe ich nun seit einem halben Jahr. Der Effekt auf die Kopfschmerzen ist meiner Meinung nach klar zu erkennen, die Schmerzhäufigkeit ging von 25-30 Tagen auf 5-10 Tage zurück, Schmerzmittel sind nur noch an 3-5 Tagen nötig.
Wenn ich mit der Brille nachlässig bin, kommen an den Tagen danach verstärkt Kopfschmerzen.
Nach einem halben Jahr sind die schmerzhaften Punkte am Nacken nicht mehr dauerhaft schmerzend, allerdings noch druckempfindlich.Ich denke, daß noch unterstützende Maßnahmen nötig sind.

Im März war ich nochmals in der Augenklinik, um die Werte überprüfen zu lassen, dort wurde wieder ein Wert von 4 Basis unten gemessen.

Soweit die Vorgeschichte, nun meine Fragen.

Vereinzelt habe ich mit und auch ohne Brille unter dem rechten Auge ein "Gefühl", nicht direkt Schmerzen, eher wie ein leicht taubes, prickelndes Gefühl, so als ob beim Zahnarzt die Spritze nachlässt.

Sind das die Augenmuskeln, die angestengt sind ?

Was wird denn nun mit der Prismenbrille genau ausgeglichen?

Ich habe es so verstanden Ohne Brille versuchen die Augenmuskeln die Augen so auszurichten, daß ein "richtiges" Bild entsteht. Ist das denn beim Höhenprisma auch der Fall? Oder kann das Auge eine Höhenabweichung nicht ausgleichen?

Ich bin mit meinem Rezept zum Optiker gegangen um eine entsprechende Brille zu bestellen. Da hörte ich dann davon, daß üblicherweise das Prisma aufgeteilt wird, auf beide Augen.

Eine Nachfrage bei der Klinik ergab Bei Ihnen ist als verursachende Auge das rechte festegestellt worden, aber man könnte es auch aufteilen.

Also beim Optiker Testbrille mit einem aufgeteilten Prisma aufgesetzt, Sehen war in Ordnung, aber ich hatte den Eindruck eines Drückens um die Augen, Allerdings fand ich das Gewicht der Testbrille extrem unangenehm.

Welche Gründe gibt es ein Prisma aufzuteilen?
- Gewichtsverteilung
- sieht besser aus
- gleichen sich die Prismen gegenseitig aus, wenn man nicht mittig durch die Brille schaut? Das wäre ja ein wichtiges Argument dafür, sonst hat man den richtigen Wert ja nur, wenn man genau durch die Mitte schaut?

Welche Nachteile kann es geben?
Das rechte Auge kann ja nicht ganz "entspannt" sein, dafür ist das linke "angespannt"? Oder hab ich da einen Denkfehler drin, und es hat gar keine Auswirkungen auf die Augenmuskeln?

Gibt es auch sonst noch Argumente, die dagegen sprechen, den Wert aufzuteilen?

Mein Hauptanliegen ist ja die Kopfhaltung zu neutralisieren, ich will aber nicht zusätzliche Probleme schaffen, indem ich die Augenmuskeln belaste. Ich habe mittlerweile schon 4 mal beim Optiker umbestellt, die halten mich bald für blöd.

Ich habe übrigens einen kompletten Befundbericht der Augenklinik vorliegen, falls noch irgendwelche Fragen auftauchen sollten.

Ich bräuchte einfach etwas Entscheidungshilfe, ob ich den Wert aufteilen soll /kann oder besser nicht.

Vielen Dank
Silvia





Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo, Silvia

1) Auch bei einem Höhenprisma werden die Bilder beider Augen zueinanders "anders" in Position gebracht. In deinem Fall werden die Bilder auf einen Meter um 4 cm in der Höhe verschoben. Bei Basis unten (Rechtes Auge) wird das rechte Bild pro Meter um 4 cm höhergesetzt.

2) Dies lässt sich alternative auch durch eine leichte Kopfneigung kompensieren. Ebenfalls kann man statt dem rechten Bild, das linke Bild auch nach unten bringen oder den Korrektionswert verteilen. Bei einer Kopfzwangshaltung, sollte man zusehen, ob die Fehlhaltung damit jedenfalls gut korrigiert wird. Dies ist bei Höhenprismen nicht abhängig von der Aufteilung. (Wohl aber bei seitlichen Kopfzwangshaltungen!)Manchmal zeigt sich bei korrekter Kopfhaltung auch noch ein anderer (evtl. sogar deutlich) höherer Wert. Allerdings beeinflusst das Messverfahren viel gravierender das Ergebnis.

3) Restverspannungen dürften (nach der Eintragezeit) auf einen unkorrigierten Restfehler hinweisen. Nach meiner Meinung sollte hier jedenfalls sehr sorgfältig am sinnvollsten nach MKH neu gemessen werden.

4) Nicht verstanden habe ich die viermalige Umwandlung des Auftrages, weshalb? und mit welchem Ziel erfolgten dieselben.

5) Das bessere Sehen über eine Korrektion mittels Brillengläsern, sollte sich gegenüber einer Folienkorrektion allemal positiv auswirken. Einzige Voraussetzung der gemessene Wert wurde korrekt ermittelt.

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Sauserl
Verbunden: 12. April 2006 - 0:00

Danke für die Antwort. Ich bin leider immer noch unschlüssig ob in meinem Fall eine Aufteilung ok wäre.

Die Frage ist wie die Augenmuskeln davon betroffen sind. Wenn die Bilder der beiden Augen durch Prismen zur Deckung gebracht werden, nehmen dann die Muskeln die entspannteste Haltung ein, egal ob der Wert aufgeteilt wurde oder nur auf einer Seite ist? Oder habe ich dann auf dem rechten Auge nicht ganz die entspannte Haltung und dafür links eine Abweichung?

Ich habe ja schon immer meine Doppelbilder durch drehen (nicht neigen) des Kopfes nach links und richten der Augen nach rechts ausgeglichen. Meinst du das mit seitlicher Kopfzwangshaltung? Inwiefern ist da die Aufteilung entscheidend ?

Ich habe die Folie jetzt seit einem knappen halben Jahr. Ich kann mir sehr gut vorstellen, das eine Muskelbeeinträchtigung, die sich über so viele Jahre (Probleme habe ich seit 20 Jahren) aufgebaut hat, nicht einfach so weggeht, nur weil ich die Fehlhaltung beseitige. Da wird schon unterstützend noch etwas zu tun sein.

Ich hoffe im Verlauf des nächsten Jahre einen kompetenten Optiker oder Augenarzt zu finden, bei dem ich dann nochmals die Werte ermitteln lasse. Soweit bin ich mit dem Ergebnis schon sehr zufrieden.

Ehrlich gesagt fand ich das Sehen durch die Folie überraschend angenehm und klar. Ich hatte mir das viel schlimmer vorgestellt.

Den Auftrag habe ich umgewandelt, weil ich mich einfach nicht entscheiden kann ob ich den Wert aufteilen lasse oder nicht.


Grüße

Silvia


Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Silvia,

Die Muskel-Be-und Entlastung ist gleichwertig,
egal, ob die Prismen aufgeteilt werden oder nicht.

Was mich stört, ist die Tatsache, daß bei Blick nach links die Doppelbilder verstärkt auftreten. Hat man eventuell eine zu starke Wirkung des Oberen schrägen Muskels beim rechten Auge festgestellt bzw. eine Schwächung des linken unteren schrägen Muskels?
Und hast Du jetzt mit der Folie bei Blick nach rechts Einfachsehen oder kneifts Du dann auch gerne ein Auge zu?

Gruß
Eberhard

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Sauserl
Verbunden: 12. April 2006 - 0:00

Hallo Eberhard,

danke für die Antwort.

In meinem Befundbericht von der Augenklinik steht folgendes (u.a.)

Diagnose RA Strabismus Sursoadduktorius

Motilität RA Sursoadduktion, dezente Einschränkung im Bereich des M. obl. superior.

Beim Gespräch mit der Oberärztin fiel auch der Begriff Muskelschwäche, es wurden deswegen auch weitere Bluttests und neurologische Tests gemacht. Dabei wurde wohl festgestellt, daß es nichts "externes", also wohl keine Infektion oder sowas ist.

Wenn ich nach rechts blicke habe ich keine Doppelbilder bei Blick durch die Folie.


Grüße

Silvia

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Silvia,

deine letzte Mitteilung ist sehr wertvoll. Bei der genannten Diagnose gibt es im Fall einer benötigten OP eine gute Prognose. Dies sollte folglich auch bei einer Brillenkorrektion einen sehr positiven Einfluss bringen. Da es keine Funktionslähmung, sondern nur eine "Schwäche des Muskels obl. superior rechts" ist.

Es ist denkbar, dass der Brillenwert längerfristig noch idealer korrigiert werden kann, aber in dieser Grössenordnung scheidet ein Eingriff als Korrekturmassnahme wegen Geringfügigkeit jedenfalls aus.

Wobei oft nur der geringst benötigte Wert in eine Korrektion einfließt, damit der verbliebene Selbstausgleich voll gefordert wird. Ob dies auch der verträglichste Moment ist, muss sich in der Praxis erst bewähren und bleibt darüber hinaus der Erfahrung und der Messtechnik des Prüfers vorbehalten.

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Sauserl
Verbunden: 12. April 2006 - 0:00

Hallo,

Op war ja keine geplant, da der Wert so gering ist. Was ist denn der Unterschied zwischen einer Funktionslähmung, und einer "Schwäche des Muskels obl. superior rechts" ?

Kann ich also den Wert bedenkenlos aufteilen?

Wann kann man den Wert nicht aufteilen?

Danke
SIlvia

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Silvia,

Eine Parese (Lähmung), kann muskulär oder über die nervliche Ansteuerung ausgelöst sein. Dies wiederum kann viele teilweise auch sehr ernste Ursachen haben. Deshalb wurden so viele begleitende Untersuchungen bei Dir gemacht. Aber es wurde bei Dir ja nichts gefunden. Wenn kein Krankheitsbefund sonst vorliegt, spricht man von einer (in Deinem Fall sehr typisch ausgeprägten) Muskelschwäche. Was wohl auch die günstigste Variante aller infrage kommenden Ursachen darstellen dürfte.

Ich würde bei vier Prismen dieselben immer aufteilen, da dies außer den erhöhten Kosten sonst nur Vorteile bietet.
Besserer Gewichts- und Dickenausgleich der Gläser. Besseres Sehen durch geringere Glasstärke (Farbsäume könnten sonst auf der Prismaseite etwas stören, etc.)

Bei seitlicher Kopfzwangshaltung kann der Wert selbstverständlich auch aufgeteilt werden. Hier kann es aber zwecks günstigerer Kopfdrehung ausnahmsweise sinnvoll sein, asymetrisch aufzuteilen oder sogar einseitig zu korrigieren. Bei Deiner Kopfneigung wird dieselbe immer gleich positiv beeinflusst (unabhängig von einer Aufteilung).

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Sauserl
Verbunden: 12. April 2006 - 0:00

Vielen Dank für die vielen Informationen. Ich denke ich weiß erstmal was ich mache.

Falls noch weitere Fragen auftauchen melde ich mich wieder .

Grüße

Silvia

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Besten Dank für Deine Rückmeldung. Ein schönes Wochenende!

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Sauserl
Verbunden: 12. April 2006 - 0:00

Hallo,

seit etwa 2 Wochen habe ich meine neue Brille mit den aufgeteilten Prismenwerten. Der erste "Seheindruck" war sofort positiv, und auch nach 2 Wochen bin ich zufrieden. Ist auch ein ganz anderer Durchblick als durch die Folie.

Danke noch mal für die Ratschläge

Grüße

Silvia