Hallo,
ich bin auch neu im Forum und bin total verunsichert. Ich habe mit meinem Sohn Jakob, 5 1/2 Jahre, ebenfalls eine Odysse (Ergotherapie, 100 Augenärzte, Psychologen)hinter mir. Er schielte als Kleinkind, worauf er mit 2 J. eine Brille bekam. Mittlerweile sind es rechts +7 und links +5,5. Er schielt nicht mehr sichtbar, die Augenärztin bezeichnet es als Mikrostrabismus. Wir kleben ab, aber nur selten. Seine Sehleistungen sind nach Angaben der Ärztin stabil, wobei ich denke, dass er mittlerweile die Bilder auswendig kennt. Nun habe ich mich mit zwei Optikern und im Internet über Winkelfehlsichtigkeit informiert und muss sagen, die Symptome treffen 100% auf meinen Sohn zu wie Gleichgewichtsprobleme, verweigern von Malen, Puzzlen, Ballspielen usw., die ganze Bandbreite eben. Er sollte nächstes Jahr in die Schule kommen, was aber fraglich ist aus den beschriebenen Gründen (ganz zu Schweigen vom Sozialverhalten). Warum sagt mir dann die Augenärztin, dass das alles Quatsch ist und nur Geldmacherei wegen der teuren Gläser? Für mich ist das logisch und nachvollziehbar, aber die Ärzteschaft ist dagegen? Ich bin so unsicher und weiss einfach nicht, was ich machen soll. Ich habe in zwei Wochen einen Termin bei einer sehr renommierten Optomertistin. Ich möchte mich aber vorher noch umfassender informieren und wende mich desahlb an dieses Forum.
Vielen Dank, Christiane Streek
29. November 2004 - 10:48
#1
Warum wehren sich Augenärzt gegen Winkelfehlsichtigkeit?
Hallo Christiane,
schau mal unter "www.:wink:elfehlsichtigkeit.de". Diese Info-Seite betreibt ein Facharzt für Augenheilkunde (übrigens ist er auch Augenoptikermeister).
Es gibt durchaus andere Ärzte, die nicht in bekannter Weise argumentieren.
Richtig ist, dass die Berufspolitik des Berufsverbandes der "Augenärzte", kein Wohlwollen darüber empfindet, wenn Augenoptiker dem "eigenen Berufbild", speziell in der Augenglasbestimmung vollumfänglich entsprechen. Nur hier ist die Winkelfehlsichtigkeit (die sich übrigens von Krankheitsbegriffen sauber abgrenzt), integrierter Bestandteil der Messung und Versorgung.
Microstrabismus dagegen benennt einen Krankheitsbegriff, der lt. Definition in seiner Grundform nicht zu beheben ist, also therapieresistent bleiben muss.
Hier bliebe deshalb abzuwarten, ob eine reine WF (dann nicht therapieresistent); eine aufgepropfte WF (dann Teilerfolge erreichbar) oder ein echter Microstrabismus vorliegt. Dies wird jedenfalls nur über sauber geplante und ausgeführte Korrektionsschritte festgestellt werden können. Im Zweifelsfall sollte ein Facharzt für Augenheilkunde mit guter Kenntnis der MKH (Winkelfehlsichtigkeit) hinzugezogen werden.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Vielen Dank für die Antwort, welcher Augenarzt mit dieser Messmethode ist denn zu empfehlen?
Danke, Christiane
Hallo Kimmi,
es ist schon mal gut, daß die Diagnose Mikrostrabismus gestellt wurde, offensichtlich frühzeitig und rechtzeitig, wenn die Sehleistung jetzt mit wenig Abkleben stabil gehalten werden kann. Viele Betroffene haben eine gravierende Amblyopie (Schwachsichtigkeit), und sind praktisch einäugig!
Gut ist auch, daß der Sehfehler korrigiert ist. Den Erfolg siehst Du daran, daß (wie ich vermute) das Schielen ohne Brille sichtbar ist, und mit Brille nicht!
Der Mikrostrabismus ist wohl am ehesten eine angeborene und einfach andere Form der Beidäugigen Zusammenarbeit, und es ist teilweise sogar Stereopsis (die höchste Stufe der Beidäugigkeit) nachweisbar.
Jetzt ist es leider so, daß die Symptome, die auf eine "Winkelfehlsichtigkeit" hindeuten sollen, bei vielen anderen Defiziten (wie viele Formen des Schielens und z.B. auch ADHS) vorliegen können. Deshalb halte ich es für den falschen Weg, wenn man sich als betroffene Eltern nur auf diese Linie "einschwören" läßt.
Allerdings hast Du Dich offensichtlich wegen der Auffälligkeiten Deines Sohnen auch schon in anderer Richtung informiert, so daß ich denke, daß zunächst nichts dagegenspricht, wenn ihr mal die Mess- und Korrektionsmethode nach Haase (MKH) ausprobiert.
(Vorausgesetzt, Du hast Deinen Sohn auch schon in einer Sehschule/Orthoptik untersuchen lassen, und die Orthoptistin hat bestätigt, daß der Mikrostrabismus bestens "ausgeglichen" ist (manchmal besteht eine zusätzliche versteckte Schielabweichung, die Probleme machen kann))
Allerdings ist es bei dem Vorliegen eines Mikrostrabismus besonders wichtig, daß ein in der Methode kompetenter und erfahrer Augenarzt/Optiker sich Deines Sohnes annimmt!
Bin gespannt, ob Du über einen Erfolg berichten kannst.
Herzliche Grüße
L.
P.S. Nicht alle Augenärzte und Orthoptistinnen "verteufeln" die MKH
Hallo Linus,
recht hast Du mit Deinem p.s.
Viele Grüße
Eberhard
Viele Grüße
Eberhard
Vielen Dank für die ausführlichen Informationen. Obwohl ich ein studierter Mensch bin habe ich den Eindruck, bei den Augenärzten nichts zu kapieren. Endlich nimmt sich jemand die Zeit, z.B. das Problem Mikrostrabismus zu erklären. Das war mir alles neu.
Danke, Christiane