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Bild des Benutzers kebro
Verbunden: 15. Juni 2004 - 0:00
Prismenbrille oder OP???

Hallo zusammen!

Mir wurde diese Adresse genannt, um mir Infos zu Winkelfehlsichtigkeit bzw. Prozedere der Korrekturmöglichkeiten zu holen.

Kurz zu mir

Heute wurde von meinem Optiker eine Winkelfehlsichtigkeit von mindestens 20 Dioptrien festgestellt. 11 Dioptrien können per Prismenbrille korrigiert werden, mehr würden meine Augen auf Anhieb wohl nicht mitmachen.Ich bekam klar den Hinweis, daß eine Prismenbrille vielleicht die Winkelfehlsichtigkeit ausgleichen könne, es aber auch noch schlimmer werden könne und dann vielleicht eine OP in Erwägung zu ziehen sei...
Ich bin 36 und trage seit 1,5 Jahren eine Brille (Weitsichtig). Mit 21, nach einer Windpockenerkrankung, wurde mir von einem Augenarzt wohl mal gesagt, daß meine Augenmuskulatur am rechten Auge zu schwach sei und mir homöopathisches Zink aufgeschrieben. Da ich aber bis auf Kopfschmerzen keine spürbaren Symptome merkte, habe ich da nicht wieter nachgehakt. Erst beim Lesen des Infomaterials (u.a. Winkelfehlsichtigkeit von Dr. Uwe Wolff)wird mir die Tragweite dieser Diagnose klar.

Nun aber endlich meine Frage
Wie läuft so eine OP ab? Vollnarkose? Örtliche Betäubung? Was wird dort gemacht??? Wie lange dauert das? Wer macht sowas? Wie sieht man hinterher? Nebenwirkungen?

Prismengläser wären zwar möglich, sagt mein Optiker, wären aber wohl schon sehr dick am Rand...

Muß ich solch eine Prismenbrille unbedingt vor einer OP tragen??? Was kostet sowas? Übernimmt die Krankenkasse davon was? (Brille wahrscheinlich nicht , aber was ist mit der OP?)
Fragen über Fragen...
Danke, daß ich sie aussprechen durfte.

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Grüße Kebro

Bild des Benutzers Anna
Verbunden: 21. März 2003 - 0:00

Hallo Kebro,

20 Prismen sind in der Tat schon sehr viel, noch dazu bei einer Erstmessung, bei der sich oft noch nicht die gesamte Abweichung zeigt. Als Brille sieht das nicht mehr schön aus, obwohl man damit noch einigermaßen sehen kann.
Bevor du nun aber an eine OP denkst, würde ich zwei Sachen gründlich abklären

1. Ob du wirklich nur eine WF hast oder ob du durch die Windpocken etwa irgendetwas anderes mit den Augenmuskeln passiert ist. Dies müsste einE AugenärztIn untersuchen.

2. Welche Beschwerden die WF verursacht. Wenn du bisher keine nennenswerten Klagen hast, musst du keine Prismenbrille tragen! Möglicherweise zeigt aber erst ein Trageversuch, welche Beschwerden durch die WF verursacht wurden. Man denkt bei gelegentlichen Kopfschmerzen oder Schwummerigkeit ja nicht gleich an die Augen. Einen solchen Trageversuch kannst du jederzeit wieder abbrechen, ohne die Augen zu schädigen. Vielleicht kannst du auch mal ausprobieren, ob du dich nach anstrengenden Sehtätigkeiten auffallend unwohl fühlst.
Zu bedenken ist auch, dass eine WF, die sich jetzt ruhig verhält, durchaus später Beschwerden verursachen kann. Sei es, dass deine Muskelkraft altersbedingt nachlässt, sei es, dass du mal körperlich geschwächt bist oder unter Stress stehst.

Zu den übrigen Fragen findest du einige Antworten, wenn du hier im Archiv stöberst. Evt. mal unter "Suchen" den Begriff OP eingeben.

Die OP wird als Vollnarkose gemacht, zum Teil ambulant, zum Teil einige Tage stationär. Es wird an den Augenmuskeln herumgeschnippelt oder diese verlagert. Insgesamt eine risikoarme Sache. Danach sollten die Beschwerden weg sein, wenn der gesamte Winkel operiert werden konnte. Wie lange das dauert, scheint individuell unterschiedlich zu sein, manchmal sofort, manchmal nach einigen Wochen. Am besten ist der Erfolg anscheinend, wenn du vorher den gesamten Winkel mit Prismenbrille stabilisiet hast.

Falls du dich zu einer OP entschließt, wirst du um das Prismentragen wohl nicht herumkommen. Man operiert normalerweise erst, wenn der vollständige Winkel offenliegt und ein halbes Jahr stabil blieb. Es sei denn, der Winkel kletterte schnell über 30 Prismen, denn viel mehr als das kann man nicht auf einmal operieren (wohl aber später am zweiten Auge). Falls es soweit kommen sollte, dass dieser Winkel schon früh absehbar ist, müsstest du erst zwei Monate vor der OP eine Vollkorrektion tragen und das ginge dann auch mit einer sehr preiswerten Prismenfolie. Allerdings sind Unterkorrekturen meist nicht so gut verträglich.
Gesagt werden sollte auch, dass die Zeit, bis die endgültige Korrektion gefunden ist, mit einige Sehbeeinträchtigungen mit sich bringen kann. Das sollte man also nicht unbedingt kurz vor einem Examen oder einem Karrieresprung angehen, wenn es nicht drängt.

Die Kostenfrage ist ein anderes leidiges Thema. OP-Kosten mit allem drum+dran liegen bei um die 1000€, pro Glaspaar kannst du je nach Werten und Luxus ca. 200-600€ veranschlagen.
Von der Kasse bekommst du höchstens dann minimale Prismenglaszuschüsse, wenn du eine ärztliche Verordnung hast. Das ist nicht so einfach, da die AA der Sache sehr skeptisch gegenüberstehen und die Optiker-Messmethode ablehnen. Ohne diese scheint mir aber aus eigener Erfahrung jede Prismenverordnung reine Kaffeesatzleserei.

Die OP wird dir meist nur bezahlt, wenn du an eine Uniklinik gehst. Falls du vorher nach MKH (der Optikermethode) voll auskorrigiert wurdest, kann das nach einigen Erfahrungsberichten, die ich bisher gehört habe, anscheinend gut gehen. Mehr Infos dazu kannst du bei den ModeratorInnen oder mir oder der Selbsthilfegruppe (www.selbsthilfegruppe.de) per mail bekommen.
Auf jeden Fall solltest du jetzt schon einen Termin bei einem Operateur machen, denn die Wartezeiten auf einen ersten Termin betragen oft mehrere Monate, von der Wartezeit auf die OP ganz zu schweigen.

Ich hoffe, alles so erschlagend wie möglich beantwortet zu haben. Weitere Infos gibt es auf der o.g. homepage der SH und hier unter "Artikel". Falls du deine Kopfschmerzen wirklich loswerden möchtest, lass dich nicht entmutigen. Auch die dicke Brille ist für eine begrenzte Zeit erträglich - ansehen müssen sie ja nur die anderen . Man bekommt zwar nicht gerade Komplimente, aber es gab sogar schon Leute, die dachten, mein dicker Brillenrand müsste so sein, weil das eine Designerbrille sein müsste.

Grüße
Anna


Bild des Benutzers kerstinb
Verbunden: 19. Januar 2004 - 0:00

Hallo Anna,

auch wenn ich in dem Forum eigentlich nicht mehr antworten wollte.
hier klink ich mich kurz ein es können bei einer Strabismusoperation der horinzontalen Augenmuskeln eines Auges deutlich mehr Prismen beseitigt werden. Das Maximum befindet sich ca. bei 23° bis 25°, das entspricht ca. 45Prismen.
30Prismen sind nur 17°, das kann man locker an einem Auge operieren.
Weitere Antworten von mir zu anderen Themen, vor allem zur Diskussion WF und MKH sind aber bis auf weiteres von mir nicht zu erwarten.

Viele Grüße

Kerstin

Bild des Benutzers Anna
Verbunden: 21. März 2003 - 0:00

Hallo kerstinb

Zitates können bei einer Strabismusoperation der horinzontalen Augenmuskeln eines Auges deutlich mehr Prismen beseitigt werden. Das Maximum befindet sich ca. bei 23° bis 25°, das entspricht ca. 45Prismen.


Du beschreibst sicher die Praxis der Augenkliniken. Die Grenzwerte, die ich genannt habe, stammen von den MKH-Operateuren.
Soweit ich es verstanden habe, operieren sie nicht gerne soviel an einem Auge, weil es damit keine guten Erfahrungen gab.
Ich frage mich auch, ob das Auge bei so einer hohen Dosierung nicht in die Augenhöhle zurück gezogen wird. Wer nun Recht hat, kann ich nicht beurteilen.
Über eine Antwort von dir würde ich mich aber freuen, weil ich inzwischen auch bei um die 40 Prismen liege und nicht so ganz glücklich mit dem Gedanken bin, dass nach der OP noch was übrig bleiben wird.

Viele Grüße,
Anna

PS Schön, dass du dich doch wieder gemeldet hast .

PPS Kebro Woher kennt dein Optiker eigentlich dieses Forum? Finde ich sehr gut, dass er seine KundInnen drauf aufmerksam macht.


Bild des Benutzers kebro
Verbunden: 15. Juni 2004 - 0:00

Woher mein Optiker diese Adresse weiß, kann ich nicht sagen. Er hat mir nur nach der Untersuchung 2 Flyer und einen Zettel in die Hand gedrückt und mir empfohlen, im Internet mal in Ruhe nach zu lesen. Auf dem zettel standen jede Menge Adressen, pro und contra... Auch das Buch von H. Wolff wurde dort erwähnt.

Heute weiß ich, daß ich Glück habe, weil ich diesen Optiker gefunden habe. Mehr durch Zufall, denn mein Mann hat eine Retinitis Pigmentosa und braucht aufgrund dessen eine optimal angepaßte Brille um die Restsicht zu gewährleisten.

Bei mir wurde auch eine WF in der Höhe, nicht nur in der Ebene (entschuldigt, Fachbegriffe sind noch nicht in meinem Vokabular...) festgestellt.
Ich denke ernsthaft über eine OP nach, da ich die einzige in unserer Familie bin, die noch Auto fahren darf (mein Mann hat nur noch eine Restsicht von 30° und ist zu dem schon nachtblind)und wir auch noch im ländlichen Raum wohnen, wo man ohne Auto auf Dauer aufgeschmissen ist.
Es werden ja in dem Infomaterial anschaulich die Symptome beschrieben. Ich denke ich werde diese Untersuchung auch bei unserer Tochter machen lassen, denn sie ist jetzt schon oft unkonzentriert und ausweichend. Da sie im Sommer in die Schule kommt, wäre es wohl der richtige Zeitpunkt es zumindest abzugleichen. Sicher ist Sicher.

Meine Beschwerden sind schon spürbar. Neben Kopfschmerzen habe ich schon fast chhronische Nackenverspannungen, bin extrem lichtempfindlich (manchmal vergesse ich sogar die Sonnenbrille in den Räumen abzu setzen...einfach weil es angenehmer ist.) und ich sehe in der Regel alles entweder mit einer Korona (ähnlich wie früher die 3D-Bilder, wo alles mit Rot-Grün-Rändern versehen ist, nur nicht ganz so ausgeprägt, eher wie immer durch ne Doppelscheibe gesehen)oder seitlich versetzt - wie wenn 2 Bilder nicht deckungsgleich übereinander liegen.
Beim Lesen, trotz Brille, die die Sehschärfe korrekt ergänzt, kann ich Kleingedrucktes schlecht lesen und rate mehr, als das ich es weiß. Eben verschwommen.
Das Archiv werde ich mir nach und nach gönnen! Danke für die ausführlichen Antworten!

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Grüße Kebro

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo, auch von mir ein lieber Gruß in Richtung Kerstinb!

Auch Dr. Wulff und andere haben noch vor 15 Jahren bis 45 Prismen in einer OP erfasst. Es geht!
Aber da wir bei der MKH die "beidäugige Funktion" in den Vordergrund stellen, hat sich gezeigt, dass Nahtverwachsungen, zunehmende Tolleranzen im zu korrigierenden Wert, u.a. unverhältnismäßig zunehmen.
Dr. Wulff hat mir selbst gesagt, dass bei echten Schielern (kein Binokularsehen) auch der Wert von 45 Prismen noch keinen Maximalwert für eine OP darstellt.

Wichtig ist der gut reproduzierbare OP-Wert, und die erwartete Stabilisierung auf dem, um den OP-Wert reduzierten Level. Mit anderen Worten "Sicherheit inclusive!".
Aber auch heute gibt es immer noch WF-Operateure, die bis zu 45 Prismen in einem Eingriff wegschnippeln. Da ein Muskel rückgelagert wird und nur der Gegenmuskel verkürzt wird, erfolgt eine Drehung des Augapfels und kein Zurückziehen in die Augenhöhle.

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)