Hallo,
heute habe ich per Zufall erfahren, dass eine gute Freundin von mir seit über 7 Jahren Prismen trägt - und sie wusste es nicht mal.
Hintergrund sie ließ sich 1997 eine neue Brille anfertigen. Der Optiker machte eine Refraktion und einige "andere Tests". Darunter offensichtlich auch eine Vermessung nach MKH mit dem Polatest.
Heraus kamen 3 Prismen B. a., welche sie seitdem auch trägt. Eine erneute Messung erfolgte nicht.
Ich bin baff.
Auf die Frage, ob sie die typischen asthenopischen Beschwerdebilder zeige, antwortete sie mit nein. Einzig eine gewisse Unlust bei Nachtfahrten im Auto wurde bestätigt.
Ich ärgere mich, da Claudia (wird sich sicher auch noch hier melden) damals meine wichtigste Kommilitonin war und meine Probleme und Unlust, die plötzlich im Studium auftauchten, mitbekam.
Ich meine hätte (Konjunktiv ) der Optiker besser aufgeklärt, was er Claudia da "verpasst" hat, und warum, wer weiß, ich hätte vielleicht mein Studium viel zufriedener und besser beendet...und sie hätte sich nicht seit 7 Jahren latent gefragt, warum sie denn nun schielte...
ein sehr erstaunter Ralf.
PS klar, der mündige Kunde kann nachhaken, aber muss er, wenn er keine Beschwerden hat, nichtmal weiß, dass er Prismen eingeschliffen bekommt (ich habe heute dem Brillenpass von 1997 entnommen, dass Claudia je 1,5 Prismen pro Auge trägt)? Ich meine nein! Deshalb diesmal den schwarzen Peter an einen Kollegen aus Trier von Eberhard und Paul-Gerhard .
23. Mai 2004 - 22:41
#1
Aufklärung
Hi,
ist es denn nicht das Credo der Ivbv (intern. Vereinigung für binokulare Vollkorrektion), nur dann Prismen zu geben, wenn Beschwerden vorliegen?
Bei mir war es andersherum am Kreuztest wurde immer eine kleine Abweichung festgestellt, aber nie nach Beschwerden gefragt. Die hatte ich damals zwar schon, aber so diffus, dass ich sie nicht mit dem winzigen "Silberblick" in Verbindung gebracht hätte.
Fazit man sollte nicht nur ÄrztInnen, sondern auch OptikerInnen öfter mal wechseln - zumindest solange, bis man die richtigen gefunden hat...
Hallo Ralf und Anna*,
Augenoptik ist schon ein weitgefächertes Gebiet.
Seit 1978 darf ich Augen prüfen, und habe das auch seit der Zeit wer weiß wie oft getan. Monokular, Binokular alles nach den damals viel weiter verbreiteten Methoden als die MKH. Auch damit wurden Prismen gefunden und auch abgegeben, ohne immer großartig darüber zu sprechen, denn Prismen gehören zur Korrrektur, wie Sphäre und Zylinder. Es ist nicht trennbar, denn auch bei eigentlich nicht prismatischen Werten entstehen immer prismatische Nebenwirkungen. Es gab eigentlich keinen Grund, speziell über die Prismen zu reden.
Dann habe ich mit der MKH angefangen und bin auch in der IVBV. Wir haben uns nunmal verpflichtet, die Kunden aufzuklären, was wir da nun machen und hoffe, daß es auch in der Regel so geschieht. Es ist aber eine Verpflichtung innerhalb dieser Vereinigung. Es gibt viele Kollegen, die die MKH durchführen, auch gut, die sich aber nicht an die Statuten halten müssen.
So kann es passieren, daß jemand Prismen bekommt und es nicht weiß.
Das alles nicht falsch verstehen
Ich bin überzeugt davon, daß es nur mit Aufklärung Sinn macht. Wie sonst kann ich Nachkontrolltermine vereinbaren? Und Begründungen finden für die notwendigen Veränderungen.
In den letzten 5 Jahren ist viel Aufklärungsarbeit gemacht worden. Die MKH wird immer weiter verbreitet.
Gruß
Eberhard
Viele Grüße
Eberhard
Hallo Eberhard,
ich bin sicher, bzw. weiß es aus erster Hand, dass du deine KundInnen umfassend aufklärst, das ist also kein persönlicher Vorwurf.
Was ich mir wünsche, ist genau das
Wäre es nicht schön, wenn sich irgendwann alle MKHler verpflichten müssten, gewisse Qualitätsstandards einzuhalten, bevor sie MKH praktizieren dürfen? So wie auch bei MedizinerInnen, die zudem bestimmte Geräte nur benutzen dürfen, wenn sie entsprechende Praxiserfahrungen darin nachweisen können?
Für Ottilie Normalkundin, die noch nie etwas von MKH gehört hat, ist es schlichtweg unmöglich zu beurteilen, ob die MKH fachgerecht durchgeführt wird. Eine Mitgliedschaft der OptikerIn in der ivbv ist vielleicht ein Hinweis darauf, aber dazu muss Ottilie erstmal wissen, was die ivbv ist. Es mag OptikerInnen geben, die der ivbv aus anderen Gründen nicht beitreten wollen und solche, die mit ihrer Mitgliedschaft nicht werben, um von Seiten der AugenärztInnen keine Nachteile zu erfahren.
Hilfreiche finde ich da die Standards der Selbsthilfegruppe, anhand derer man die eigenen OptikerInnen beurteilen kann www.selbsthilfegruppe-:wink:elfehlsichtigkeit.de/pages_content/fehlsicht_standards.html
Viele Grüße,
Anna
Hallo Anna,
es ist bestimmt nicht möglich, alle Kollegen, die sich mit MKH beschäftigen, zu zwingen, sich bestimmten Regeln zu unterwerfen. Die MKH gehört zur Augenoptik wie die KL-Anpassung oder Low-Vision. Nicht jeder macht es, aber es gehört heute zur Meisterausbildung. Die KL - Anpassung zwingend seit 1977/78, die MKH nur nebenbei, Low-Vision unterschiedlich intensiv. Bei allem ist entscheidend, wie intensiv Weiterbildung betrieben wird.
Bei den Selbsthilfegruppen gibt es die Möglichkeit, schwarze Schafe von den weißen zu trennen, aber nur, wenn die Erfahrungen weitergegeben werden. Und nicht jedes schwarze Schaf bleibt schwarz. Was hilft da wirklich?
Viele Grüße
Eberhard
Viele Grüße
Eberhard
Hallo Eberhard,
Am einfachsten für mich als Kundin wäre es, wenn ich im Laden neben dem Meisterbrief Aushänge sehen könnte, auf denen die Teilnahme an diversen Weiterbildungen oder auch die Verpflichtungserklärung gegenüber der ivbv dokumentiert wäre. Vielleicht auch unabhängig davon eine Art Erklärung, welchen Gütekriterien sich dieser Laden freiwillig unterwirft. Allerdings werdet ihr sicher auch eure Gründe haben, das Thema MKH nicht so an die große Glocke zu hängen.
Da finde ich den Erfahrungsschatz der Selbsthilfegruppe sehr wertvoll.
Mir schwebt derzeit vor, vor Ort so etwas wie eine Anlaufstelle für Betroffene einzurichten, die z.B. beim hiesigen Gesundheitszentrum und verwandten Selbsthilfegruppen wie ADS bekannt ist. Da kann man u.a. die auch Erfahrungen mit schwarzen und weißen Schafen vor Ort sammeln und weitergeben, ohne es an die große Glocke hängen zu müssen und sich damit dem Verdacht der Schleichwerbung auszusetzen. Vielleicht würde es auch schon reichen, den Kriterienkatalog der Selbsthilfegruppe zusammen mit einer Liste der MKH-Anwendenden vor Ort bekannt zu machen. Das scheint mir jedenfalls eine relativ praktikable Alternative zu sein, solange es keine lokale SH gibt.
Vielleicht hat hier noch jemand Erfahrungen in der Hinsicht gesammelt?
Grüße,
Anna
Hallo Anja,
genau die Idee, die Du schilderst, setze ich hier in der Praxis um! Ich sammle alles an Info und Erfahrungsberichte und meine Liste der empfehlenswerten und weniger empfehlenswerten Anlaufstellen wächst. Ich darf alle Adressen als selbst Betroffene mit gutem Gewissen beim Kaffeeklatsch weiter geben, so nach dem MottoWie,bei XY wurde Dir nicht geholfen? - Du solltest mal zu z gehen und dort Dein Problem schildern.
Es geht ja nicht um Optiker und Augenärzte allein. Ich habe mich hier mehr den Kindern verschrieben und da spielen Ergotherapeuten, Kinderärzte und -psychologen, Kindergärten, Lehrer und Krankengymnasten eine sehr große Rolle! Und dort versuche ich, Aufklärung zu betreiben.
Liebe Grüße
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
Hallo Kerstin,
innerhalb der IVBV gibt es zur Zeit intensivere Diskussionen über Möglichkeiten für eine Art Qualitätssicherung. Allerdings fährt der Zug wohl eher in die Richtung, dass irgendwelche Zertifikate nicht weiterhelfen. Die Selbsthilfe-Gruppen (z.B. http://www.selbsthilfegruppe-:wink:elfehlsichtigkeit.de/) haben aber immerhin erheblich dazu beigetragen, dass das Problem jetzt "auf der Tagesordnung" ist.
Bei dem Treffen 22./23. August möchte ich vielleicht dabei sein. Ich schicke dir meine Email-Adresse.
J H
Hallo,
kurz zum Treffen im August. Ich kann am 21/22. August selbst nicht teilnehmen, aber wünsche dem Treffen ein gutes Gelingen!
Selbsthilfegruppen können bei der Empfehlung ganz anders vorgehen, wie berufsständische Vertretungen. Der Versuch einer Selbstverpflichtung auf Fortbildung existiert bei der VDC (Kontaktlinsen) intern seit einigen Jahren.
Die Schwierigkeit ist die "Meister-Befugnis", die grundsätzlich rechtlich alles schon regelt. Mehr will der Berufsstand selbst aber nicht integriert wissen - WIR sehen darin allerdings einen Rückschritt bzw. Fehler! Da etliche Grenzen völlig unscharf sind. Das gilt für Kontaktlinsen, Low Vision (Sehbehinderte), und auch für die MKH (Winkelfehlsichtigkeit).
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)