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In der Praxis stellt man immer wieder fest, dass sich die Handschrift nach MKH-Korrektion verbessert. Es ist aber gar nicht so einfach, die Veränderung der Qualität zu beurteilen. Und schon gar nicht einfach, die Veränderung in Zahlenwerten auszudrücken.
Das wäre aber notwendig, sofern man Studien durchführen wollte, um damit auch für andere Berufsgruppen die MKH-Erfolge nachvollziehbar zu machen.
In Lahnstein (IVBV-Tagung) habe ich am 17.6.06 einen Vortrag dazu gehalten und vorgeschlagen, mit einem einfachen Test Handschrift bewertbar zu machen. Dazu schreibt das Kind in einer Liniatur 10x das große \"G\" nach. Wie im Bild dargestellt gibt es 5 Punkte, wo der Buchstabe an die Linien reicht. Falls alle dieser Punkte genau eingehalten werden, gibt es 5 Punkte pro G, maximal also 50 Punkte.

Dazu ein paar Fragen und Anregungen, über die ich gern diskutieren möchte

Was wäre die häufigste Beobachtung wie schnell verändert sich die Handschrift bei Kindern nach Korrektion?
Was ist sozusagen der Standardfall?
Ist die Schreibdauer wichtig oder reicht es aus, nur die 10x schreiben zu lassen?

Gruß
Volkhard Schroth

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Bild des Benutzers Eberhard Luckas

Hallo Volkhardt,

bei meiner jüngsten Tochter, damals 10 oder 11 Jahre habe ich eine Veränderung von 1pdpt gehabt, von 0,5 aussen auf 0,5 innen Gesamtwirkung.
Ich konnte am Schulheft sehen, an welchem Tag die Brille zum ersten Mal mit dieser Änderung getragen wurde.
Auf einmal kein Durchstreichen, kein Schmieren, sondern eine sorgfältige, saubere Handschrift.

Ob das bei jedem Kind so krass ist, wag ich nicht zu beurteilen. Ich muß die Eltern mehr drängen, mir Proben mitzubringen, bzw. die Schriftproben hier durchführen, was ich bisher nicht getan habe.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch

Hallo, Volkhard

Dein Vortrag hatte mich echt geschockt.
Du sprachst von "Winkelrechtsichtigkeit" einer Sonderform der Winkelfehlsichtigkeit, die erst als Endzustand nach allen Korrektionsschritten der MKH mit Abweichung 0.0 cm/m übrig bleibt, ohne diese Überprüfung allerdings getätigt zu haben. Die Kreuz-Nullstellung in der Nähe ist nachweislich häufiger, gegenüber dem Test auf die Ferne, da in der Nähe der Blick viel dynamischer verriegelt wird. Aber selbst bei der Nullstellung am Kreuz in der Ferne haben wir es sehr häufig mit einer Winkelfehlsichtigkeit (WF) und längst nicht immer mit einer Winkelrechtsichtigkeit zu tun.

Anmerkung Volkhard Winkelrechtsichtigkeit ist nach Goersch (und so verstehe ich sie auch) die Binokulare Rechtsichtigkeit, also keine WF vorhanden, kein Bildlagefehler vorhanden. Da sind wir mit der Ansicht nah beieinander.
Warum habe ich den Nah-Kreuztest genommen 1.) weil er transportabel ist und in der Schule angewendet werden kann 2.) weil Haase selbst schreibt „Nahexophorien haben sich ... mit dem Zeiss Nahprüfgerät ... gefunden, ... immer dann, wenn eine noch nicht auskorrigierte Fern-Heterophorie mit FD und Hemmungen bestand.“

Winkelrechtsichtigkeit = Binokulare Rechtsichtigkeit(!) - Da darf es keine Variabilität in den Ansichten geben.

Die von Haase behandelten Nah-EXOS´ sind also in Wirklichkeit WF-Zustände unterschiedlichster Art, keineswegs aber so erkennbare echte(!) Exo-WF Werte. Dies wurde von Dir total vernachlässigt. Außerdem sprachst Du nie von "Wahrnehmungen einer Nah-Exo am Kreuz", sondern verallgemeinernd immer von einem Kind mit einer "Exophorie", das ist aber total falsch. Denn Deine Aussagen konnten nur eine (für die Korrektion nach MKH unwichtige) Exo-Tendenz-Stellung in der Nähe am Nahkreuz nachweisen. Sicher weißt Du selber von alternativen Prüfmethoden, welche bevorzugt die Nähe prüfen und hier evtl. sogar hohe EXO-Stellungen operativ korrigier(t)en, was Haase ein Greuel war und was zu dem Grundsatz der wesentlichen Dominanz einer Fernkorrektion "nach den Richtlinien der MKH" führte. In den ersten Jahren der IVBV war dies ein wesentlicher Bereinigungsfaktor unter den individuell eingefahrenen Korrektionswegen.

Noch gravierender war die Aussage zur EXO-WF, die Du aus den unkorrigiert erhaltenen Exo-Stellungen am Nahkreuz abgeleitet hast. Du weißt doch selber, dass hohe ESO-WF Werte häufig mit einem spontanen (höheren) Exo-Eindruck in der Nähe korrespondieren können. Hier hast Du meineserachtens so viele Dinge grundlegend durcheinander gewürfelt, dass mir Deine Schlussfolgerungen bei allem Bemühen unklar, ja falsch bleiben. Vorallem darf man doch feststehende Begriffe nicht so gewaltsam verbiegen.


Anmerkung Volkhard Hier liegt sicher ein Missverständnis vor, weil ich es im Vortrag sicher nicht so gesagt habe. Sondern Eine Nah-Exo spiegelt die Nicht-optimale Koppelung von Akk. und Vergenz wider. Ursache kann liegen in Fern-Exo, Fern-Eso, Fern-Höhe und weiterem. So habe ich es auch im Vortrag gebracht. Vermutlich stimmst Du mit mir überein, dass eine Nah-Orthoangabe bei großer Fern-WF extrem selten vorkommt. In meiner Pilotuntersuchung gab es zwei von 32 Kindern mit Nah-Orthoangabe .

s.o., wie beschrieben / übrigens sprichst Du erst hier in Deinem Kommentar von einer -NAH- Orthophorie, statt allgemein "zwei Kinder waren "orthophor" etc. und selbst im obrigen Kommentar übergehst Du die durchaus sehr wesentlichen kleinen WFs´, die durchaus sehr grosse Probleme (bei den Lese-Rechtschreibstörungen der von Dir ausgewählten Kinder) verursachen können, wieder. Unter diesen Hintergründen verliert aber Deine Pilot-Studie für mich komplett seine Grundlage. Deshalb lasse ich Deine weiteren Anmerkungen erstmal so stehen. VG Paul-Gerhard

Am Diskusionsbeitrag von Jan Dominiczak solltest Du dann aber spätestens bemerkt haben, dass auch der gewählte Testaufbau für die gemachten Aussagen zu simpel war.

Jan D. sollte hier seine eigenen langjährigen Erfahrungen selbst einbringen. In jedem Fall, ist eine genaue Anleitung, eine Übungsphase (gross und lang genug) und dann der Test selbst an den feineren Punkten (wo sieht übrigens ein visuell evtl. total überfordertes Kind überhaupt "Pfosten"?) Jan hat ein sehr ausgefeiltes Testblatt entwickelt, in dass er (auch bei der Mal- und Schreibprobe) Ermüdung, Abwechslung, und Orientierung sehr pädagogisch aufbauend ,eingebracht hat.


Anmerkung Volkhard Mich interessiert vor allem, auf welche Weise die Handschrift/ die Auge-Hand-Koordination gemessen werden kann - also in Zahlenwerten ausgedrückt werden könnte. Nur mit quantitativen Angaben wäre es möglich, zu vergleichen - oder hat jemand eine Idee zu Auswertungen, die unabhängig von Untersucher möglch wären??
Mir ist völlig klar, dass die zahlenmäßige Bewertung auch immer eine Informationsgehalt deutlich reduziert.

Zu Deiner ersten Frage (Wann sieht man...)
Wenn Du vor und nach der Augenglasbestimmung mit der Messbrillen (bzw. Brillen-)Korrektion das gleiche Blatt bearbeiten lässt, gibt es fast immer sehr positive Unterschiede. Diese sind im Fall von Statuskontrollen auch nach sechs Wochen noch immer sehr häufig abrufbar. Und auch nach 3-6 Monaten wird i.d.R. oft kein schlechterer Beleg dokumentiert.
Ich habe Jan die Arbeiten meiner Probanten in Kopie (zum Kongress über ein Jahr lang gesammelt) zur Verfügung gestellt.


Anmerkung Volkhard Ich habe im Vortrag zu Beginn die Frage aufgeworfen, warum die Ansichten von Kritikern und Befürwortern so weit auseinander liegen. Wo liegt sozusagen die "Wahrheit"? Die MKH-Kritiker sehen andere Dinge als wir MKH-Befürworter. Um miteinander diskutieren zu können, benötigen wir messbare, vergleichbare und zuverlässige Daten.

Mit dem Wilkins-Schroth-Lesetest habe festgestellt, dass die Fortschritte der korrigierten Kinder messbar und nachweisbar sind. Dann habe ich eine Kontrollgruppe genau untersucht und hier Fortschritte gefunden, die genau denen der korrigierten Kinder entsprachen. Die statistische Auswertung hat dann (an 797 Kindern geprüft) ein verblüffendes Ergebnis gezeigt. Entscheidend für die Fortschritte im Lesen ist nicht das Alter, sondern wie gut ein Kind beim ersten Mal gelesen hat. Schlecht Leser verbessern sich sehr stark, gut Leser weniger stark. Dies habe ich bisher nicht veröffentlicht. Immerhin könnte man sagen, dass die Prismenbrille kein Nachteil für die Entwicklung der Lesegeschwindigkeit von einfachen Wörtern darstellt.

Und die Frage in Bezug auf Handschrift ist für mich noch völlig offen Wie verändert sich die Handschrift von prismenkorrigierten Kindern im Vergleich zu unkorrigierten Kindern. Daher habe ich auch angeregt, Normdaten zu sammeln.

Zur zweiten Frage (Standardfall ...)
Der Standardfall bleibt eine Verbesserung, die aber altersbezogen und auch stressbezogen ist. Insofern war Deine Auswahl von Kindern mit grösseren Lese- Rechtschreibdefiziten auch nicht unproblematisch. Denn hier sind gravierende Schwankungen über lange Zeiträume normal und man hat nur über wirklich längere Zeiträume hinweg unter konsequenter Messung und Korrektion echte Stabilisierungseffekte.

Anmerkung Volkhard Ja, hier stimme ich Dir voll und ganz zu. War ja auch ein Pilotprojekt...

Zur Schreibdauer
Du weißt selbst, wie man Kurzzeitteste, auch gewisse Symbole (G,g) einüben kann ohne das wirklich es auch im Gesamtbild zu Verbesserungen kommt. Gerade hier zeigt ein gewisser Ermüdungsfaktor viel eindeutiger, ob es echte Steigerungen sind.

Ich selber habe früher jedes neue Schulheft mit Akribie zu Benutzen begonnen . Die ersten 1-3 Seiten zeigten grossen Erfolg!? Nur in der Heftmitte und am Ende waren meine Hefte immer sehr anspruchslos für Ihren Besitzer geworden. Dies kann bei nichtgefestigter neuer Form, auch mal bei Übungsblättern durchschlagen, wenn mein Prüfling keine Lust verspürt, die Bogen ordentlich zu Ende zu führen. Manchmal hat mich dann sogar die Mutter getröstet. Aber in der Schule schreibt er (Sie) jetzt wirklich viel ordentlicher! Ich durfte es glauben. Die Hefte konnten vorgelegt werden.

Anmerkung Volkhard Was meinst Du denn, welche Hypothese (Grundannahme, die in einer Überprüfung entweder bestätigt oder widerlegt werden kann) könnten wir zur Handschrift formulieren?
Viele Grüße Volkhard

Gruss

Paul-Gerhard

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Kerstin Harms

Hallo Volkhard,

ein einfacher Buchstabe scheint mir zu simpel. Ich habe ja selbst einen Sohn mit hoher exo-WF. Außerdem ist ein Kind in Testsituationen angespannt und nicht so, wie zuhause im Alltag. Manche Kinder stecken Testsituationen lockerer weg als andere (Prüfungsangst).

Ich könnte Dir seine Schulhefte vorlegen, da kann man genau erkennen, wann die Brille auf der Nase war, und wann nicht. Er hat generell eine sehr schöne Schrift, schreibt aber extrem langsam. Ohne Brille schreibt er winzig klein und vergisst Buchstaben (daher wohl anerkannter Legastheniker, obwohl ich überzeugt bin, es liegt an der WF, aber soll er doch die Anerkennung erst einmal haben...) und das Schriftbild ist ungleichmäßig. Auch Zahlen sehen ganz anders aus.

Je nach Tagesform (und die schwankt bei ihm gewaltig) schreibt er manchmal auch ohne Brille recht ordentlich und wenn er ganz schlecht drauf ist, schreibt er mit Brille schlechter als an guten Tagen ohne Brille....

Ich finde es zum Beispiel für so eine Testreihe auch wichtig, wie lange das Kind für die Abschreibprobe braucht - mit Brille und ohne Brille. Die Schreibdauer ist auch wichtig, denn ohne Prismenkorrektor tritt die Ermüdung schneller ein als mit. Das Kind müsste auch beim Schreiben beobachtet (vielleicht Videoaufzeichnung) werden hinsichtlich Kopfhaltung, Haltung generell, nimmt es einen Finger zuhilfe, um die Zeilen zu halten etc.

Dies nur so einige Gedanken von einer betroffenen Mutter.

Liebe Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Volkhard Schroth

Hallo Karin,
danke für Deine Beobachtungen.

Habe ich richtig verstanden Du kannst große Unterschiede bei Deinem Sohn sehen, ob er ohne Brille schreibt. Aber nicht immer?

Meine Idee war, die Einflussfaktoren zu sammeln, um irgendwann eine Hypothese zu bilden und diese dann zu untersuchen.

Einflussfaktoren außer WF
Testsituation, Prüfungsangst
Schreibgeschwindigkeit
Schreibdauer/ Testdauer
Tagesform
Kopfhaltung

Demnächst werde ich diese Liste weiter vervollständigen und freue mich auch hier auf Anmerkungen und Ergänzungen.

Volkhard

Bild des Benutzers Kerstin Harms

Hallo Volkhard,

Du fragtest nach den Schriftschwankungen meines Sohnes.
Da spielen so viele Faktoren eine Rolle

- Neues Heft wird erst mal blitzsauber begonnen, er pinselt geradezu und braucht ewig. Übrigens kann er fast alle Schriften perfekt nachmachen....was ist das nur?

- Ich denke, die Vorlagen aus der Grundschulzeit (vor allem das "G") haben ihn nicht zuletzt deshalb zur Verzweiflung gebracht, weil er es PERFEKT nachschreiben wollte und Unterschiede von einem Millimeter sofort erkannte. Dann wurde er immer frustrierter und die Buchstaben wurden fortlaufend schlechter.

- Tagesform (Frust, Streit oder Misserfolg aus der Schule) spielt eine große Rolle

- wenn er unter Zeitdruck ist und dabei auf die Uhr guckt, weil er z. B. um 1500 Uhr zum Spielen verabredet ist, aber noch nicht fertig ist, dann geht gar nichts mehr, weil er nur noch auf die Uhr guckt.

- er braucht ein ruhiges Umfeld für die Hausaufgaben.

- er hat von Natur aus Konzentrationsprobleme (ADS ohne Hyperaktivität) und bekommt 10 mg Ritalin täglich morgens, wenn nichts mehr geht, nach der Schule noch mal 5 mg. Danach schreibt er besser!

- Motivation ist ein sehr großer Faktor. Wenn z. b. eine Belohnung ausgesetzt wird (Schwimmbad gehen, Film gucken etc.), dann schreibt er besser. Hat er erst einmal Fernsehen angehabt, dann kann ich anschließend mit ihm weder lernen, noch schreibt er ordentlich. Fernsehen verträgt er gar nicht, daher nur abends und nur kurz.

Insofern denke ich, die Probanden bzw. deren Eltern sollten nach sonstigen Teilleistungsschwächen befragt werden, wie ADS, Wahrnehmungsstörungen im visuellen, auditiven oder taktilem Bereich. Es gibt auch Motorikstörungen (Auge-Hand Motorik). Viele Kinder sind ja bereits in Ergotherapie, ehe man auf die Idee kommt, es könnte auch an den Augen liegen. Ich war ja schon froh, wenn ich Ergotherapeuten antraf, die den Begriff Winkelfehlsichtigkeit kannten.

Viele Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch

Hallo, Kerstin

das mit dem Fernsehn ist gar nicht so selten. So hatte ich ein Kundenkind, welches vorher schon über ein Jahr Fernseh-Verbot erhalten hatte, da die Eltern sonst nicht mehr mit ihm fertig wurden. Die Brille veränderte alles, die Mutter (selbst Medizinerin) war total überrascht gewesen und hat damals einen Augenarztkollegen heißgemacht, doch ja die Verordnung zu erstellen, sonst ginge sie weiter. Leider greift die Versorgung nicht immer so spontan und ich denke, es gibt in diesem Bereich auch häufiger einander überlappende Ursachen und Störungen. Allerdings denke ich, dass das Sehen in jedem Fall eindeutig und oft wesentlich beteiligt ist.

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Volkhard Schroth

Hallo Paul-Gerhard,
hier noch einige Anmerkungen von mir. Zunächst würde ich Dich bitten, zuerst genau auf die Fragestellung zu achten, die ich mit meinem Beitrag angeregt habe.

Die Grundidee von Herrn Jens Haase, dass Kinder mit Winkelrechtsichtigkeit möglicherweise durch besonders gute Schulleistungen auffallen, fand ich prima. Und genau um diese Grundidee ging es mit einer solchen Arbeitshypothese lässt sich etwas anfangen.

Prima, dass Du die Annahmen von H.-J. Haase zur Wahrnehmung am Nahkreuztest aufgeschrieben hast. Die Diskussion um Exo-Wahrnehmungen am Nahkreuz gehört mit in das Thema. Aber eine ausführliche Abhandlung hätte den Rahmen meines 20miütigen IVBV-Vortrages mehr als gesprengt. Daher die Bitte an Dich, einen sachlichen (und am liebsten freundschaftlichen) Ton zu wahren.

Mir geht es darum, die vielen (meist positiven) Beobachtungen, die wir nach MKH-Korrektionen finden, auch einmal logisch nachvollziehbar zu machen und sich ihnen kritsch wissenschaftlich zu beschäftigen.
Das bedeutet, Annahmen zu formulieren (so wie die von Jens Haase), Methoden zu wählen und dann statistisch auszuwerten.

Warum finde ich dies wichtig? Ich habe bereits durch diese Art von Vorgehen herausgefunden, dass ein fundamentale Erfahrungstatsache (mit Prisma am Valenztest in beiden Richtungen genau Mittenposition erreichen) sich nicht bestätigen ließ.

Das bedeutet für mich, weiterhin neugierig zu sein und auch kritisch zu hinterfragen. Wenn es die ohnehin ausgewiesenen Kritiker tun, dann ist das Resümee vorhersehbar. Aber wir können nicht so tun, als wären alle unsere Beobachtungen und Regeln bewiesen. Ganz im Gegenteil, das meiste ist eben nicht bewiesen (im Sinne von auch objektiv und statstisch zuverlässig). Darin weiter zu gehen und die Grenzen auszuloten kann doch nur im Sinne von Hans-Joachim Haase sein, oder?

Zuletzt noch ein Buchtipp Christoph Bördlein "Das sochenfressende Monster in der Waschmaschine." ISBN 3-932710-34-7. Das ist einfach eine leicht lesbare Einführung in skeptisches Denken nach dem Motto Jder kann sich mal irren.

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch

Lieber Volkhard,

Du schreibst hier, Du habest herausgefunden, dass die Mittenstellung am Valenztest sich (Deiner Meinung nach) nicht bestätigen lässt. Dies war auch im e-mail Austausch im Januar mit Dein Thema. Aber Du weißt genau, dass gerade bei dieser Beurteilung die Frage der Fixation entscheidend wichtig ist. Wird wirklich der "Punkt" anfixiert? Gerade Deine gemachte persönliche Erfahrung aber, zerstört beträchtlich die Aufgabenstellung in der sauberen Fernfixation. Dessen bist Du Dir sicher bewusst. Damit ist aber niemals die Stereoisovalenz in Frage zu stellen, sondern Dein gemachtes und propagiertes Erfahrungsbild. Mir sagte im Januar jemand, das er in gleicher Art Überlegungen angestellt hatte und das er erst aufgrund der Widersprüche zu der Lehrmethodik seine eigenen Überlegungen korrigieren musste, da er erkannte, dass er die Grundlage der Testanordnung und Bestimmung total verlassen hatte.
Fixiere ich zeitweise in der Nähe (aufzeichnen/ malen), kann ich alle Beobachtungen am Valenztest für die Ferne bei fusionsreizfreiem Umfeld vergessen. Es gibt gerade dadurch keine korrekten Empfehlungen mehr!

Ein ähnliches Resultat erkenne ich bei Dir unter dem obrigen Thema.
Unter Lese-Rechtschreibschwachen Kindern erwarte ich nicht zwei, sondern evtl. 20- 25% hohe WFs´, unter denen einige sogar einen mehrfachen Eingriff benötigen.

Wie versiert bist Du dies auch bei spontan nur gering erscheinenden Werten zu erkennen, und dann aber Korrektionen bis zur Beschwerdefreiheit durchzuführen. Wie oft schickst Du zur OP, wie korrigierst Du anschließend nach MKH weiter.

Fehlen Dir jedoch hier entsprechende Erfahrungsmuster, ist Deine Studie schon deswegen nicht mehr repäsentant. Du schreibst anderorts, hohe WF´ nicht zu korrigieren, um nicht für eine OP verantwortlich gemacht werden zu können. Verstehst Du, dass mir schon aus dieser Perspektive heraus, Bedenken zu Deiner Studie kommen müssen?

Lieber Volkhard,

Du gehst in meinen Augen sehr eigenmächtig mit wesentlichen Lehrinhalten der MKH um. Dann aber kritisierst Du nicht Dich, sondern eine fünfzig Jahre bewährte Messmethodik. Deshalb müssen Deine Ergebnisse dies auch widerspiegeln und Dich zutiefst selbst verunsichern. Bitte glaube mir, ich will mich Dir gegenüber wirklich nicht überheben, sondern schreibe dies besorgt und freundschaftlich.

Korrigiere auch sehr hohe WFs´ selbst und viele Fragen werden sich Dir erübrigen. Die Aussagen eines Jens Haase aber werden dann zur beobachtbaren Praxis, auch wenn Du sie nicht ganz so schnell in einer Studie widerspiegeln kannst.

Dein

Paul-Gerhard

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)