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Bild des Benutzers Rolf
Verbunden: 18. April 2001 - 0:00
Visual Training

Hallo,
mein Sohn (9 Jahre) schielt seit seinem 1. Lebensjahr. Wir haben schon das übliche Programm abgespult abkleben eines Auges, usw. .
Seit 1/2 Jahr sind wir bei einem Optiker zum Visualtraining. Er macht schon Fortschritte, kann beide Augen gleichzeitig ansteuern.

Frage 1 Hat jemand mit seinem KInd (oder er selber) schon an einem Schiel-Visualtraining teilgenommen und kann darüber berichten ??

Frage 2 Was kann eine Prosmenbrille bei Schielenden bewirken ?

MfG

Rolf

Bild des Benutzers Carsten
Verbunden: 31. März 2001 - 0:00

Hallo Rolf!
Bin kinderlos, kann also sofort zur Frage 2 übergehen.
Stellen wir uns einmal vor, jemand sieht auf ein weit entferntes Objekt, lass die Distanz 50 m sein. Es liegt keine Fehlsichtigkeit (Kurz-, oder Weitsichtigkeit) vor und die Motorik des Augenpaares ist voll in Ordnung. Das Augenpaar muß nun keine Entfernungseinstellung (Akkommodation) vornehmen ist also "entspannt" (akkommodationslos). In dieser Situation richten die Augenmuskeln die Augäpfel so aus, daß beide optischen Achsen der Einzelaugen sich in dem entfernten Objekt treffen würden. Man würde keinen Fehler machen, wenn man bei dieser Entfernung von einen parallelen Ausrichtung sprechen würde.
Sehen sich jetzt diese Augen ein Objekt in der Nähe an, müssen sich die Augen um einen bestimmten Winkel nach innen drehen.
Jeder Objektentfernung ist also ein bestimmter Betrag dieser Drehbewegung zugeordnet, damit von dem angeblickten Objekt in beiden Einzelaugen ein Bild genau in der Stelle des schärfsten Sehens (Fovea) auf der Netzhaut entsteht. Dies ist die Grundvoraussetzung für beidäugiges, räumliches Sehen.
Ist nun der Bewegungsapparat des Augenpaares gestört, schneiden sich die Fixierlinien der Einzelaugen nicht mehr im angeblickten Objekt. Ein Auge liegt also um einen bestimmten Winkel neben der "Ideallage". In diesem Auge entsteht das Bild also nicht mehr in der Fovea, sondern, je nach Schielfehler irgendwo daneben. In diesem Moment würden für diese Person Doppelbilder entstehen, die für ordentliche Verwirrung sorgen. Nun ist das Gehirn aber so schlau, in den meisten Fällen radikal ein Seheindruck "auszuschalten" (suppresionieren) und sofort hat man wieder ein "Einfachbild", allerdings ist mir dem räumlichen Sehen auf jeden Fall Feierabend und durch das "Abschalten" wird dieses Auge nicht mehr gefordert und kann sich gerade bei Kindern nicht entsprechend dem Anspruch entwickeln.
Die Prismenbrille lenkt in diesem Fall die Lichtstrahlen, die vom Objekt kommen, so ab, daß beide Augen wieder ein zentrales Netzhautbild haben, welches das Gehirn dann wieder zu einem ordentlichen, einfachen und im Idealfall auch räumlichen Seheindruck verschmilzt.


Tschüß



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Carsten Einsiedel
...viel zum Sehen