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Liebe VTler, MKHler und AgnesMaria,

wer kann mir noch Tipps und Infos geben?

Fallbeschreibung
Weibliche Kundin ca. 60 Jahre alt. Sie hat vor ca 5 Jahren eine perforierende Augenverletzung erlitten, bei der in zwei Operationen zuerst die Augenlinse entfernt wurde (Intralinse konnte nicht eingesetzt werden) und sie dann eine Spenderhornhaut erhielt. Danach war sie ca 3,5 Jahre auf dem betroffenen Auge unkorrigiert und aphak. 2006 wurde sie von ihrem behandelnden Augenarzt an meine Kollegin überwiesen zur Anpassung einer Kontaktlinse auf dem aphaken Auge. Diese trägt sie nun seit ca. 8 Monaten, (18,0 dpt) einerseits begeistert (jetzt Vcc 0,4+), andererseits hat sie damit Doppelbilder, die sie bisher vermutlich wegen mangelnder Sehleistung nicht bemerkt hat.
Der Augenarzt hatte dies schon geprüft, eine Korrektur der Diplopie aber wegen hoher Stärke der Prismen verworfen. Eine Schiel-OP wurde in Erwägung gezogen, jedoch wegen der Unsicherheit des Ergebnisses bisher nicht angegangen.
So hat meine Kollegin sie nun mir vorgestellt, um diese Doppelbikder zu beseitigen, falls möglich.

Idee MKH und Prismenbrille über vorhandene Linse.
Doch leider war mit Linse eine Korrektur völlig unmöglich, da das unscharfe Bild des betroffenen Auges sich stark bewegt (diagonal von unten nach oben -> entsprechend der Linsenbewegung von oben nach unten) und nie zur Deckung kam.
2. Idee Weg mit der Linse und MKH mit Brillenkorrektur.
In der Probierbrille befand sich so
R +1,0 -0,75 A20 (Vcc 1,0)
L +13,0 -0,75 A140 (Vcc 0,3-)
24^Basis innen & 3^ B.obenLinks
Die Bildbewegung war jetzt geringer. Durch Prismen kommten die Bilder angenähert werden, aber es blieb auch jetzt eine zu grosse Dynamik. Ein zwei mal gelang es die Bilder der Testfläche übereinander zu schieben, aber das linke Bild war wesenlich grösser (logisch), zum Parallelogramm verzogen und eine Fusion fand nicht statt. Die Bewegungen des Bildes konnten auch jetzt kaum nachvollzogen werden, der Gläserwechsel war zu umständlich.
3. Idee Alles in den Phoropter und mit dem Prismenkompensator das Bild \"einfangen\"
Hier wurde mit R 20^B.innen, Links 7^B.innen & 6,5^Basis oben eine relative Annäherung erreicht (die Kompensatoren wurden allerdings ständig nachgeführt). Ohne Trenner beim Blick auf das grosse D (=V 0,1) hatte die Kundin zeitweilig den Eindruck zu fusionieren, das \"D\" war einfach zu sehen,während der schwarze Kreis zweifach blieb. Auch am Hakentest senkrecht hatte die Kundin das Gefühl zeitweilig den Punkt zu fusionieren \"Jetzt ist der unscharfe Punkt weg! Jetzt steht er wieder da!\". Allerdings nur für ganz kurze Momente. Suppressionskontrolle Beim Einschalten des Trenners vor das rechte Auge (rechte Hakenhälfte schwarz) blieb diel linke Hälfte in grau sichtbar.
Meine Idee Mittels geeigneter Teste am Bernell\'O Skope oder ähnlich aus dem Fundus des VT ein Fusionstraining durchführen, anschliessend die MKH Messung ohne und mit KL wiederholen und prüfen, ob sich dieser Weg so öffnet (ggf. mit weniger beweglicher Linse - falls physiologisch vertretbar).

Frage Gibt es so was wie \"verlorene Fusion\" bei Erwachsenen? (Dachte bisher, das setzt immer sofort wieder ein - oder spuckt mir hier das viel zu grosse (auch mit KL zu grosse!) und schiefe Bild in die Suppe?)? Welche VT Teste sind hier am besten geeignet? Die Objekte müssen wohl relativ klein sein (Bildgrössendifferenz) und gleichzeitig einen starken Fusionsreiz bieten.
Hat jemand schon mal was ähnliches erlebt? Wenn ja, wie gelöst?

Vielen Dank für Eure Infos

LG
Ritter Rost

Bild des Benutzers Eberhard Luckas

Hallo Ritter Rost,

ich glaube mit Dir, daß der Bildgrößenunterschied einiges zu der komplexen Geschichte beiträgt. Hast Du mal versucht, mit einem Aniseikonieglas rechts die Bildgröße zu erhöhen?
Das ist natürlich mit zusätzlichen Prismen schwer zu erhalten, oder? Wobei die Mittendicke bei einem Prisma ja schon mal höher ist. Wink

Lasse uns noch etwas Zeit zum Überlegen.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Georg Scheuerer

Hallo Ritter Rost,

naja die vielen Antworten zeigen schon auf - so ganz einfach ist das nicht!
Aber wenns denn einfach wäre - hättest du ja nicht gepostet!!

Ich hab schon nach OP's leute erlebt wo ein Auge lange occludiert war dass hier das bin. Sehen flöten ging, obwohl Visus ziemlich gleich gut. Ich denke dass sind aber eher die Ausnahmen - da war wahrscheinlich vorher schon was im Busch oder die Verletzung hat etwas dazu beigetragen?!

Ich hatte schon Fälle wo kein bin. Sehen vorlag am Polatest, aber Cheiroskopie und "Retinale Rivalität" etc. am Bernell'o'Scope ging. Anschließend war auf einmal an anderen Teste auch was zu holen! Das waren aber meist jüngere Kunden mit gleichem Visus R+L (auch wenn meist etwas reduziert).
Dein Fall ist sicher anders gelagert - wieviel Prozent beträgt denn die Aniseikonie?
Ist auch eine mit Kl vorhanden (wenn ja wieviel Prozent - wahrscheinlich aber nicht!)

Liegt auch ein Strabismus vor - was passier beim Cover/Uncover?

Naja tut mir leid dass ich keine große Hilfe war bzw. bin!

trotzdem viel Erfolg - die Kundin merkt aber du versuchst alles was möglich ist. Ein anderer bekommt es sicher nicht besser hin.

Grüße
Georg

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch

Hallo, miteinander,

zuerst würde ich hier einmal an Mini-Scleral-Linsen denken, um eine Stabilisierung des KL-Sitzes zu erreichen. Weichlinsen beim Transplantat wären mir zu kritisch.

Ob hier nicht jemand bereit wäre eine Vorderkammerlinse einzubauen, sollte auch nochmal sehr gründlich abgeklärt werden.

Ohne eine dieser beiden Maßnahmen sehe ich kaum Aussicht auf einen dauerhaften Erfolg für eine beidäugig stimmige Versorgung. Dies vor allem deshalb, weil neben der Anisometropie durch die Jahre der Unversorgung die Kopplung der Seheindrücke beider Augen bestimmt vom Sehsinn erstmal negiert wird. Schon dieser Punkt allein könnte einen Erfolg in Frage stellen. Es müssen deshalb für dies Ziel beste Voraussetzungen geschaffen werden.

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Ernst H. Rupp

Hallo an Alle,

vielen Dank für Eure Beiträge. Dankenswerter Weise hat AgnesMaria mir in einer PN noch den Tipp gegeben, die Netzhaut zu beachten (Vernarbungen etc). Da ist leider auch noch ein Befund da, der bisher ohne Beachtung blieb. Nächste Woche werde ich zunächst mal versuchen zu klären (mit einer Planlinse) woher die ganzen Bildunterschiede kommen. Wenn das postiv ist, wird es sicherlich in Richtung ander KL (ob Miniscleral weiss ich noch nicht, könnte aber sein) oder nochmals Rücksprache mit Augenarzt wegen Implantat gehen. Aber erst mal sehen, was mit der Planlinse passiert.
@ Georg Ich kann leider die Aniseikonie nur mit dem Hakentest abschätzen - und der hat nicht funktioniert ... Aber das Bild war auch mit KL deutlich grösser, soviel konnte die Kundin sagen.
Strabismus liegt quasi vor, das betroffene Auge wandert ganz klar ab und stellt beim monokularen Fixieren wieder ein (sonst gäb es ja keine Doppelbilder), aber wohl keine ARK oder ähnlich (soweit abschätzbar).
@ Eberhard Aniseikoniegläser fehlen mir leider in der Sammlung (wir lösen diese Probleme sonst immer mit KL Wink )
Ich werde Euch gerne wieder informieren und freue mich über weitere Ideen.
Einen grossen Dank, auch im Namen meiner Kundin an Euch alle (inkl Agnes Maria)

Viele Grüsse
Ritter Rost

Bild des Benutzers Ernst H. Rupp

Hallo an Alle,

also, hier der neueste Stand
Nach Einsetzen einer Planlinse waren die Bildunterschieder deutlich besser. Es blieb natürlichb eine extreme Anisometropie (so ca 10!! Strichbreiten des Hakentestes), aber die Bilder waren deutlich gleichförmiger (Der Kreis wurde nicht mehr zur Ellipse, der Haken war nur geringfügig ein Parallelogramm).
Zweiter Versuch war eine steiler angepasste nahezu vollkorrigierende Hartlinse. Mit dem eifachen Spiegelstereoskop konnte die Kundin so selbst die Bilder zur Deckung bringen und sogar Stereopsis erreichen. Am Polatest gelang das nicht, da hier die Linsenbewegung wieder zu gross war (das kann sie am Spiegelstereoskop gut selbst ausgleichen).
Sie wird jetzt zu hause mit dem Spiegelstereoskopetwas über (macht ihr ungeheuer Spass mal wieder binokular zu sehen), ich werde mit ihrem Augenarzt reden, was er meint und dann werden wir überlegen, wie es weiter geht.

Viele Grüsse
Ritter Rost

Bild des Benutzers Eberhard Luckas

Hallo Ernst,

na das ist doch schon ein Erfolg. Da zeigt es sich mal wieder, daß man nichts unversucht lassen sollte.

Viele Grüße

Eberhard