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Gast (nicht überprüft)
Prismen bei Kindern

Wir sind Prismen "Neulinge" seit ca. 6 Monaten. Nach anfänglicher Euphorie habe ich mich versucht,schlau zu machen, und bin mittlerweile sehr nachdenklich geworden, zumal mein Augenarzt mir viele Nachteile aufzeigte. Die Prismen selbst wurden von einem darauf spezialisierten, sehr euphorischem, Optiker eingemessen. Mein Sohn, 8 Jahre, wird horizontal korrigiert (sieht 90 cm versetzt auf 10 m), seine Zwillingsschwester horizontal (30 cm auf 10 m) und vertikal (5 cm nach oben). Ich selber horizontal (60 cm auf 10 m) und vertikal (2,5 cm auf 10 m).

Mein Sohn lehnte die Brille auch nach 4 Wochen noch ab, ich gab ihm wieder seine alte Brille; Tochter ist begeistert, ich selber, nachdem ich eine Woche lang nur Beulen gesehen habe, möchte die Brille nicht mehr missen, da meine Dauerkopfschmerzen weg sind, ebenso meine "Schusseligkeit" (überall gegenstoßen, alles umwerfen) und ich am PC keine Zeilen mehr auslasse.

Nun erfuhr ich, dass Prismengläser bei der Behandlung von Außenschielern (Sohn!) extremen Schaden anrichten - gut, dass ich nach Instinkt gehandelt habe !?! Ferner soll die Korrektur bei Kindern sehr umstritten sein und u. U. zwangsläufig zu einer OP führen (Tochter schielt nach innen, ich wohl auch, was früher nie entdeckt wurde). Da meine Zwillinge Extremfühchen sind, und auch motorische Probleme haben, hoffte ich, in den Prismengläsern des Rätsels ultimative Lösung gefunden zu haben, zumal es mir selber mit der Brille so gut geht.

Ich fürchte nun, bei den Kindern eventuell mehr Schaden als Nutzen anzurichten und suche kompetente Ansprechpartner hier im Norden Deutschlands.

Letztendlich möchte ich noch sagen, dass meine Tochter sehr gerne liest (1. Klasse), allerdings b und d kaum unterscheiden kann, was die Winkelfehlsichtigkeit wohl untermauert. Sohnemann klagt über Kopfschmerzen, aber ich weiß nicht, ob ich ihn länger zum Tragen der Prismenbrille "zwingen" soll, zumal er auch nach 4 Wochen Tragens noch Beulen gesehen hat.

Soll ich meinem Instinkt vertrauen? Führen Prismengläser zwangsläufig zur Schiel - OP? Für Erfahrungsberichte wäre ich sehr dankbar.

Freundliche Grüße
Kerstin Harms

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Gast (nicht überprüft)

Liebe Kerstin
Du wirst Antworten finden unter ivbv.org.

Vieles, was Augenärzte behauptet, ist Unsinn. So gibt Dr. Wulff, der wohl die weitreichensden Erfahrungen mit der Winkelfehlsichtigkeit und deren Operationen hat, an, etwa 5% der bei ihm vorgestellten Patienten würden operiert. Und das doch auch nur, wenn vorher durch die Prismenbrillen eine deutliche Verbesserung der Problematik beobachtet wurde und ein stabilder Winkel bestand.
Wenn ich bedenke, wie euphorisch die Werbetrommel gerührt wird für die wahrlich komplikationsbehafteten operativen Kurz- und Weitsichtigkeits-Laser-Operationen von den gleichen Augenärzten, dann komme ich zu dem Schluß, dass es bei der allgemeinen augenärztlichen Winkelfehlsichtigkeits-Verunsicherung nicht um fachliche, sondern um reines Konkurrenzgehabe geht.

Aber...Dem euphorischen Optiker sei geraten, seine Erfahrungshaltung sachlicher zu vermitteln. Ob die Korrektion einer richtig gemessenen Winkelfehlsichtigkeit wirklich sinnvoll ist und weitergeführt werden sollte, entscheidet meist die Erfahrung mit der ersten Prismenbrille. Hat sich mit dieser keine Verbesserung ergaben, erfolgt der Abbruch der Prismenkorrektion. Wird dennoch ein Zusammenhang angenommen, dann sollte ein erfahrenerer Experte in Sachen Winkelfehlsichtigkeit aufgesucht werden, zumal, wenn es sich nicht um Winkelfehlsichtigkeit, sondern um Aussenschielen handelt? Eine Brille (egal oder mit oder ohne Prismen), die nicht hilft, sollte nie gezwungenermaßen getragen werden. Entweder hilft sie oder sie ist nicht richtig.

Viele Grüsse Diethard

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Hallo Diethard,

danke für Deine Antwort und den Hinweis auf die IVBV. War gestern im Optikerladen bei uns und habe den Chef persönlich gesprochen. Der Optikermeister, der uns damals vermessen hat, ist von der Bildfläche verschwunden.

Ich hatte ein interessantes Gespräch und kann mich Dir nur anschließen, dass da viel Konkurrenzgerangel zwischen Optikern und Ärzten herrscht. Ist wohl auch ein Politikum.

Was für mich wichtig zu erfahren war, ist, dass ein Optiker nicht tropfen darf. Und Kinder haben die Fähigkeit, ihre Linse durch Anstrengung zu biegen - das können sie beim getropften Auge nicht mehr. Ich denke, mein Sohn hat die falschen Prismen bekommen, weil er sich bei der Untersuchung irgendwie zu sehr anstrengte... Ich werde ihn nun beim nächsten Augenarzttermin auch tropfen lassen und genau untersuchen lassen. Fakt ist, daß der Knirps ewig Kopfschmerzen hat, teilweise unausstehlich ist und heute, bei einem speziellen Testverfahren in der Sprechstunde für Fühgeborene sich herausstellte, dass er Probleme in der Auge-Hand-Koordination hat. Das war mir eigentlich auch schon durch seine Ergotherapeutin bekannt.

Sei es, wie es sei, je mehr ich mich schlau mache, um so mehr kann ich wieder hinter Prismengläsern auch bei Kindern stehen, zumal meine Tochter geradezu süchtig nach ihrer Brille ist, diese freiwillig aufsetzt (egal, wie verschmiert das Teil ist..), wenn sie sich ein Buch schnappt und Lesen übt (sie ist in der ersten Klasse und liest freiwillig Bücher, obwohl sie noch gar nicht alle Buchstaben gelernt hat).

Mir persönlich geht es, wie gesagt, super, seit ich diese Brille habe. Ich trug sie in der letzten Woche nicht, weil ich Urlaub habe und die extremen Probleme nur beim Lesen und Schreiben am PC auftreten - aber ich habe wieder den ganzen Tag über Kopfschmerzen, renne wieder gegen halboffen stehende Türen und fege Kaffeetassen vom Tisch (sehr zur Belustigung aller und zum Leid meines Kopfes und meiner Fußzehen).

Ich hoffe nur, bei meinem Augenarzt auf ein offenes Ohr zu stoßen, ansonsten wäre ich nach wie vor dankbar, wenn mir jemand einen Augenarzt hier in Norddeutschland nennen könnte der PRO-Prismengläser bei Kinder eingestellt ist.

Viele Grüße
Kerstin

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Verbunden: 26. November 2001 - 0:00

Liebe Kerstin,

bitte schau unter ivbv.org, klicke die Anwenderliste an und Deutschland, dann wähle die erste Zahl deiner Postleitzahl und du findest bestimmt einen Augenarzt in Norddeutschland.

Franziska Kubsch
Selbsthilfegruppe Winkelfehlsichtigkeit
Tel. 07033-42492

Bild des Benutzers Schery
Verbunden: 12. April 2002 - 0:00

Guten Tag Diethard

(...auch ich kämpfe mich schon seit ein paar monaten durch das thema prismen-korrektur durch. habe momentag eine prismatische korrektur die nach innen korrigiert, weil meine augen nach aussen zeigen..)

Auf der Suche nach einem grösseren Wissen wüsste ich gerne von Dir, was denn der Unterschied ist zwischen Winkelfehlsichtigkeit und Aussenschielen?

Bist Du Arzt, Optiker oder selbst "Patient"?

Mit freundlichem Gruss
Marc Schaerer

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der optimist glaubt, wir leben in der besten
aller möglichen welten; der pessimist, sagt
man, befürchtet, dem sei tatsächlich so.

amartya sen
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Bild des Benutzers Gast
Gast (nicht überprüft)

Schery,

Schielen ist sichtbar, d.h. ein Auge steht in anderer Richtung. Hält man hierbei das fixierende Auge zu, dann macht das andere sofort eine Blickbewegung aus der Schielstellung und übernimmt die Fixation
(=Zudecktest), während das zugedeckte nun schielt.
Wird jedoch Schielen durch den eigenen Körper kompensiert, dann ist es latentes Schielen. Hier ist beim Zudecken natürlich keine Einstellbewegung zu beobachten.

Wird dieses latente oder kompensierte Schielen nach der Mess- und Korrektionsmethodik nach H.-J. Haase (MKH) gemessen, dann erhält man die Winkelfehlsichtigkeit.

Es gibt noch andere Verfahren, um latente Schielfehler zu messen; doch die haben sich als völlig ungenügend erwiesen und liefern teilweise sogar falsche Messwerte. Nur die Werte der Winkelfehlsichtigkeit ergeben zuverlässige und in mind. 80% auch helfende Prismen-Korrektionswerte.

Ich bin selbst langjährig durch die Mühlen der Berufspolitiker gemahlener Patient, der dann erst durch die MKH Kopfwehfrei wurde und dessen Kinder eben nicht erst motorische Entwicklungsrückstände bekommen müssen, weil kein Aas einem etwas verrät, sondern rechtzeitig die notwendigen Prismenbrillen bekommen haben.

Viele Grüsse
Diethard

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Verbunden: 26. April 2002 - 0:00

Hallo,

vielleicht kann ich euch noch ein wenig weiter helfen. Mit dem Kompetenzgerangel bezüglich der Prismenkorrektion zw. AA und AO habt ihr nicht ganz unrecht. Vielleicht liegt liegt es auch daran, dass die MKH, die Meß- und Korrektionsmethode nach Haase eben nicht durch einen Augenarzt sondern durch einen Augenoptiker entwickelt wurde.

Zum Unterschied zw. Schielen und WF (Winkelfehlsichtigkeit) Grunfsätzlich und in aller Regel kann man sagen, dass bei einem echten entwickelten Schieler KEIN binokulares Einfachsehen zustande kommt. Der sieht also nicht mit beiden Augen gleichzeitig, sondern bestenfalls abwechselnd. Hat dagegen jemand eine WF, wird der Ruhestellungsfehler der Augen motorisch oder sensorisch oder durch beides kompensiert. Dadurch wird binokulares Einfachsehen möglich, wenn das Ganze auch mit individuell sehr unterschiedlichen Anstrengungsbeschwerden verbunden ist. (Man geht davon aus, das die Augen in Ruhestellung sind, wenn sie bei Blick geradeaus in die Ferne einen Punkt anstrengungsfrei und ohne zusätzliche motor. bzw. sensor. Kompensation ansehen können)

Kinder sind insofern problematisch, als das das binok. Sehen noch nicht voll entwicklet ist. Haben sie einen Ruhestellungsfehler, kann es sein, dass das stärker belastete Auge sich wegdreht, dabei um Doppelbilder zu vermeiden zuerst Hemmungen aufbaut, später das Auge ganz abschaltet. Ab da kann man davon sprechen, dass es im eigentlichen Sinne schielt. Wird nicht eingergriffen, ist das binok. Sehen für immer futsch. Beschwerden verursacht die Kompensation durch Motorik. Ist die Schielstellung erst manifestiert, tritt keine motorische Belastung mehr auf.

Was das Tropfen der Augen angeht, dass wir Augenoptiker nicht machen dürfen Hiedurch wird die Akkommodation des Kindes gelähmt um z. B. eine latente (verborgene) Hyperopie (Weitsichtigkeit) aufzudecken. Es wäre der Traum jedes Optikers und sicher auch Augenarztes, wenn dadurch das Augenpaar in seine Ruhestellung gehen würde. Wie einfach wären dann Prismenkorrekturen! Nur - leider ist das (meines Wissens) nicht der Fall.

Gruß,
Daniel

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Danke für das bisherige Echo von allen Seiten. Leider konnte ich keinen Augenarzt hier in Norddeutschland ausfindig machen.

War heute mit Sohnemann zum Nachmessen. Habe auch "meinen" Optiker wieder aufgespürt (dank ivbv!). Lukas vertrug die Brille nicht, weil nicht die Prismenstärke eingebaut wurde, die er eigentlich bräuchte. Seine Werte sind so stark (vor 7 Monaten 9,0, heute gar 16,0 horizontal), dass er mit prismatischer Vollkorrektur schillernde Farben an den Seiten sehen würde. Mir bleibt als Anlaufstelle wohl nur Dr. Wulff aus Berlin.

Da mein Sohn im Lesen, Schreiben und Rechnen bisher recht gut ist (1. Klasse), obwohl er die typischen Symptome eines :wink:elfehlsichtigen Kindes hat, wie z. b. Verwechseln von b und d, sehr langsam schreibt und motorisch sehr ungeschickt ist (kein Schleifenbinden, im Sport recht tapsig bei Ballspielen), werde ich wohl mit der OP warten. Denn er müsste erst operiert werden, um dann eine Prismenbrille zu erhalten, die ihn nicht irritieren würde. Ich werde allerdings seine Lehrerin auf die Problematik ansprechen, denn sie hat viele Kinder wie Lukas (deshalb schwimmt er wohl leistungsmäßig noch im oberen Drittel mit...). Sobald er jedoch wieder über Kopfschmerzen klagt (ist im Moment nicht mehr) oder anderweitig beim Lesen, Schreiben, Rechnen Probleme entwickelt, werde ich nach Berlin fahren. Ich weiß, dass ich ihn sportlich einiger Möglichkeiten beraube, bin ja selbst betroffen, aber ich habe in jungen Jahren alles durch gewissen Ehrgeiz ausgleichen können, war sogar gut in der Schule und auch im Sport - nur das räumliche Sehen fehlt mir halt und hat mir den Berufswunsch "versaut". Es hat ja auch nicht jeder :wink:elfehlsichtige Mensch gleich enorme Leistungseinbußen, die meisten ja sogar gar keine Beschwerden.

Da Lukas aufgrund seines Außenschielens eh schon ein Grenzfall für eine Schiel - OP ist (wir mauscheln immer haarscharf daran vorbei), würde ich diese OP dann in Berlin machen lassen. Vielleicht habe ich dann auch Glück mit der Krankenkasse hinsichtlich Kostenübernahme.

Bin jetzt sogar am Überlegen, ob ich hier in Norddeutschland eine Selbsthilfegruppe gründen soll, denn der Informationsbedarf scheint ja recht groß zu sein. Will vorher aber selber noch mehr über WKF lernen.

Ich würde mich auch freuen, mal jemanden im Chat anzutreffen zwecks Erfahrungsaustausch!?!

Bis dahin

viele Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

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Verbunden: 15. März 2002 - 0:00

... aber 16cm/m lassen sich aber gut gefertigt doch noch recht gut tragen. man sollte nur keine zu hochbrechenden materialen (dünn) nutzen, sonst dauert´s wegen der stärkeren farbsäume mit der gewöhnung länger, wenngleich viele das nur ein paar tage bemerken

franz

Bild des Benutzers dabri
Verbunden: 26. April 2002 - 0:00

Hallo Kerstin,

meines Wissens operiert ein AA aber erst, wenn die Prismenkorrektion eine gweisse Zeit getragen wurde und sich bestätigt hat. !6 Prismen sind nicht wenig, aber wereden sie rechts/links gleichmäßig verteilt kompensieren sich die Farbsäume sofern beide Augen halbwegs gleichmäßig am Sehen beteiligt sind. Eine Alternative zu de Prismengläsern sind Prismenfolien. Diese sind zwar ziemlich Kontrastmindernd, auch nicht grade besonders unauffällig, aber als Übergangslösung akzeptabel.

Gruß,
Daniel