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Bild des Benutzers Alfi
Verbunden: 19. Mai 2012 - 12:31
Kopfschmerzen, "nahdekompensierende Exophorie", Konvergenz-Insuffizienz, was habe ich eigentlich und wer kann mir helfen?

Hallo liebes Forum,

ich bitte euch um Rat und beschreibe einmal, was bislang in meinem Leben passiert ist, auch Dinge, die evtl. nichts mit dem Schielen zu tun haben:

Ich (m, geboren 1989) habe seit der späten Schulzeit (ca. 2004) täglich Kopfweh im Verlauf des Tages zunehmend. Bereits seit meinem 6. Lebensjahr trug ich eine gewöhnliche Brille. Ein Augenarzt hatte meiner Mutter einmal gesagt, dass ich später evtl. Probleme mit dem räumlichen Sehen bekommen werde. Mehr ist nicht bekannt. Für das Kopfweh wurde keine wirkliche Ursache bekannt. Mit 10 Jahren (2000) bin ich einmal aus 2 Meter Höhe gestürzt und habe einen schweren Gegenstand auf den Kopf bekommen, der evtl. meine HWS gestaucht hat.
Während dem Studium, mit 20 Jahren (2009) wurde das Kopfweh immer mehr. Mein Augenarzt fand nichts, auch eine Untersuchung (MRT) an der HWS und am Schädel ergab nichts. Ein Optiker fand dann aber, dass etwas mit dem Binokularen sehen nicht stimmt und schickte mich erneut zu meinem Augenarzt, weil er mir aus rechtlichen Gründen nicht helfen darf (hoch lebe Deutschland...). Dieser gab mir ein schwarzes Messgerät in die Hand (Name vergessen), welches das eine Auge auf eine Skala leitete, das andere auf einen Pfeil. Der Pfeil hörte kaum auf zu wandern und pendelte sich dann bei über 20 ein. Ich hatte aber bis dato nie Doppelbilder o.ä. gehabt. Ratlos schickte er mich zur Augenklinik, die mir auch eher ratlos erschien. Ich erhielt die Diagnose "nahdekompensierende Exophorie" und eine Prismenbrille mit 8 Prismen zum lesen. Damit kam ich jedoch nicht gut klar und mein Kopfweh verbesserte sich nicht.

Erst ab der Untersuchung durch den Optiker fiel mir auf, dass ich, wenn ich meine Muskulatur im Kopf bewusst entspanne, Doppelbilder bekomme, dies aber nur im Nahbereich. Bei Fernsicht gelang mir eine Dekompensation durch Entspannung nicht. Auch fiel mir da erstmals auf, dass ich die Welt subjektiv gefühlt durch das rechte Auge betrachte, das linke Auge tritt wie in den Hintergrund.

Im Jahr 2011 bin ich in die Schweiz ausgewandert und bekam starkes Bauchweh, welches in der Diagnose Zöliakie endete. Anfänglich hoffte ich, dass eine konsequente Diät auch das bei Zöliakie oft genannte Symptom Kopfweh beseitigen würde. Dies war nicht der Fall.
Im Jahr 2013 wurden zunächst optometrische Untersuchungen durchgeführt und ich sollte die Prismenbrille mit den 8 Prismen komplett tragen. Dies funktionierte auch, ich konnte ohne Doppelbilder sehen und nach zwei Wochen wurde zusätzliche Prismen aufgeklebt und wieder gemessen. Dennoch gelang mir nach wie vor die Dekompensation im Nahbereich durch Entspannung. Im Jahr 2013 wurde eine Augenmuskeloperation durchgeführt und darauf hin die Brille weggelassen. Mein Kopfweh wurde etwas weniger aber ging nicht weg.

Im Jahr 2014 besuchte ich einen Augenarzt, der einen Polatest benutzte, um nach der Methode von Haas eine Winkelfehlsichtigkeit zu bestimmen. Er verordnete mir dann eine neue Brille mit Prismen, diesmal auch vertikal. Das Kopfweh ging dennoch nicht weg. Bei einem erneuten Besuch des Arztes wurden dann erneut andere Werte gemessen, auch dies schaffte keine Abhilfe.

Jetzt schreiben wir das Jahr 2015. Vor 1 Monat wurde durch einen Chiropraktiker mehrmals meine HWS manipuliert, wodurch mein Kopfweh spürbar weniger wurde, es ist aber nicht weg und ich habe das Gefühl, es wird wieder langsam mehr. Der Chiropraktiker bestätigte meine Vermutung auch, dass ich meinen Kopf leicht schräg halte. Ich vermute weiter, dass dies durch ein vertikales Schielen bedingt sein kann.

Vor einem Monat machte ich dann einen Selbstversuch, ich schaute auf einen Gegenstand in mittlerer Distanz, entspannte mich und schaute, was die Doppelbilder beim hoch- und herunterklappen der Brille machen: Sie springen aneinander vorbei, d.h. die bestehende Brille könnte überkompensieren. Messungen bei dem selben Optiker wie im Jahr 2015, diesmal mit dem 3D-Messsystem PasKal bestätigen die Überkorrektur für die Ferne und eine Unterkorrektur für die Nähe.

Nun ist aber unklar, was ich noch machen soll. Ich habe gerade das Buch "Fixing my gaze" von Susan R. Barry gelesen und kam auf den Begriff "convergence insufficiency" - Konvergenz-Insuffizienz. Auch der Optiker meinte, dass meine Augen im Nahbereich nicht genügend konvergieren, auch wenn ich keine Doppelbilder sehe. Das würde ja bedeuten, dass mein Gehirn die Bilder falsch zusammenführt, ohne, dass beide in der Fovea liegen?

Kann man mit einem Augenmuskeltraining und/oder Okklusion die Konvergenz verbessern? Kann dadurch das Kopfweh verringert werden? Nach was für einem Therapeuten muss ich konkret suchen (die klassische medizinische Meinung ist ja eher, dass man da nichts tun kann und muss - ein ähnlicher Beitrag http://optometrieonline.de/comment/67465#comment-67465)

Gibt es einen Experten in der Schweiz, in der Nähe von Zug, Zürich, Luzern?

Besten Dank für jeden Hinweis und Ratschlag.

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Moin,
Augenmuskeltraining wird nicht auf Dauer funktionieren und Occlusion würde das noch vorhandene binokulare Sehen total vernichten.
Den Experten suche bitte unter www.ivbs.org

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Alfi
Verbunden: 19. Mai 2012 - 12:31

Hallo Eberhard,

vielen Dank für deine Rückmeldung. Der Augenarzt, den ich 2014 zweimal besuchte ist Mitglied von IVBS, ich habe Ihn extra deshalb ausgesucht. Leider haben beide Brillen nicht wirklich geholfen. Es funktioniert entweder im Nahbereich oder im Fernbereich besser, je nach Brille. Wie kann so etwas überhaupt sein?

An Occlusion dachte ich nur, weil ja ein Auge bei mir immer das dominante Auge ist. Wenn man dieses abdeckt, dann müsste sich doch das andere Auge verbessern?

Wieso genau würde Augenmuskeltraining nicht auf Dauer funktionieren? Vielleicht verstehe ich das besser, wenn ich verstehe, was genau die Ursache für meine Beschwerden sind. Ist es ein äusserer Augenmuskel, der zu kurz ist?

Ich würde mich sehr über weitere Hinweise oder Erklärungen freuen.

Liebe Grüsse, Michael

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Moin Michael,

es gibt Fälle, in denen Ferne und Nähe mit unterschiedlichen Prismen versehen werden müssen.
Meist ist das aber nach einiger Zeit nicht mehr nötig und es stabilisiert sich.

Wenn durch Training eine Verbesserung erreicht wird, musst Du ständig trainieren, niemals damit aufhören, tagein, tagaus usw. Da das niemand so regelmäßig macht, gibt es nur Erfolge, wenn gleichzeitig die Prismen korrekt gemessen und auch vertragen werden.
Kannst Du mir schreiben, welches Schielen vorliegt, oder habe ich das überlesen?

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Burkhard Schlinkmann
Verbunden: 7. November 2000 - 0:00

Hallo zusammen

Schön waere es, wenn du mal die gesamten Daten hier rein schreibst, damit man sich einen Überblick verschaffen kann.
So kann ich jetzt nur eine ExoWF mit Höhe hier rauslesen.

viele Grüße

Burkhard

Bild des Benutzers Alfi
Verbunden: 19. Mai 2012 - 12:31

Hallo,

vielen Dank, dass Ihr euch die Zeit nehmt.

Zur Zeit kann ich nur die Daten meiner aktuellen Brille liefern (Fielmann-Brillenpass), verschrieben durch den Augenarzt(CH):
R: F +0.00 -0.75 112° P 2.02/210H 19.0
L: V +0.25 -0.75 56° P 2.15/ 36H 19.0

Zu dieser Brille kann ich sagen (1/2 Jahr getragen):
- in der Ferne (horizontaler Anteil der) Prismen scheinbar überkorrigiert
- in der Nähe viel zu wenig

Am Freitag gehe ich nochmals zu dem Optiker, der zuerst feststellte, dass da etwas faul ist. Es ist am Freitag dann die dritte Messung bei Ihm innerhalb von 1 Woche. Diese Werte kann ich dann auch mit hier hereinschreiben. Er ist auch so freundlich und erkundigt sich selbst noch bei anderen Fachkollegen, was man tun könnte.

Aktuell kann ich folgendes feststellen: Wenn ich auf den Bildschirm schaue (50cm entfernt) und mich entspanne, dann haben die Doppelbilder einen Versatz von ca. 8 - 10 cm. Wenn ich mich aber bemühe, dann fusionieren die Bilder. Ich bemühe mich sozusagen automatisch den ganzen Tag und damit nimmt mein Kopfbrummen tagsüber zu.

Nochmals möchte ich gern meine Bitte um Erklärung stellen, wie die Differenzen im Nah- und Fernbereich zu Stande kommen könnten. Sind es Augenmuskeln mit falscher Länge, die zwar im Fernbereich das Auge noch easy in Position bringen können, im Nahbereich dann aber nur mit Mühe schaffen, die Augen nach innen zu ziehen?

viele Grüsse,
Michael

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Moin,

Du hast keine Korrektion für ein Außenschielen, sondern Innenschielen. Es sind gesamt 3,5 cm/m B Außen und 2,25 cm/m R B unten oder L B oben.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Olimla
Verbunden: 1. September 2015 - 14:10

Hallo,

ich habe sehr ähnliche Probleme. Ich kann aber ohne Prismenbrille und auf schlechtem Kontrast meine Augen so entspannen, dass mein linkes Auge nicht mehr am Sehprozess teilnimmt, was meine Kopfschmerzen reduziert, da sich meine Augen dann wohl nicht mehr um die Fusion bemühen und ich nur mein rechtes Auge zum Sehen nutze.
Deswegen konnte ich ohne Prismenbrille auf Papier und Displays (Herstellung vor 2011-2012) recht gut arbeiten. Ich würde hier zwar einschränkend sagen, dass schon Konzentrationsmängel vorlagen aber es entstanden keine/kaum Kopfschmerzen. Ich las z.B. ohne Prismenbrille quasi nur quer (Wort für Wort lesen ist für mich mit sehr starker Anstrengung verbunden und daher tat ich mich auch mit dem Vorlesen erstaunlich lange schwer) und Klausuren, die über 2 Stunden gingen, waren besonders ab der zweiten Stunde eher schwierig, denn da war meine Konzentrationsfähig trotz alles möglichen Tricks (kurze Pausen, genug Essen und Trinken) einfach weg. Zum Glück hatte ich im Studium nur dreistündige Klausuren, die auch mit guter Vorbereitung in 2 Stunden erfolgreich zu schaffen waren.
Seit 2011 habe ich aber immer mehr das Problem, dass ich auf neuen sehr kontrastreichen und scharfen Displays zur Fusion angeregt werde - so wie du das auch beschreibst - was bei mir dann auch zu starken Kopfschmerzen führt. Wahrscheinlich waren bei dir aber immer eher beide Augen „fusionswillig“, sodass du recht früh unter Kopfschmerzen gelitten hast.

Mein momentaner Stand seit 4,5 Monaten mit Prismenbrillen (momentan die 2.) (28.10.16) PDF/JPG

Fragen:
1. Ist ein Prismentest mit etwas weniger Sehschärfe sinnvoll, da mein Auge dann nicht zur „künstlichen Fusion“, die Fusion, die zu Kopfschmerzen führt, neigt und die Prismen bei enspannteren Augen ausgemessen werden können?
a. Lässt das die Augen schneller entspannen?
i. Ich habe bei schlechtem Kontrast/Dunkelheit eher Doppelbilder, also entspanntere Augen?
b. Bisher wurden meine Prismenwerte immer erst nach der Einstellung der optimalen Sehschärfe der einzelnen Augen gemessen.

Update: Augen PDF jetzt richtig Smile

Bild des Benutzers Olimla
Verbunden: 1. September 2015 - 14:10

Bitte löschen

Bild des Benutzers Alfi
Verbunden: 19. Mai 2012 - 12:31

Hallo Olimla,

es ist schön zu hören, dass es noch jemanden gibt, der ein ähnliches Problem hat. Darf ich dich aber bitten, deine Fragen dennoch in einem neuen Thread zu erstellen, damit es nicht zu einem Durcheinander kommt? Ich werde deinen Thread sicher auch aufmerksam verfolgen, weil ich da auch neue Anhaltspunkte erhalten kann.

Lieber Eberhard,

danke für die Klarstellung. Ich bin mir eben nicht ganz sicher, was da nun genau passiert ist. Auf jeden Fall ist es im Nahbereich so, dass im Fall von Doppelbildern das linke Bild vom rechten Auge stammt und das rechte Bild vom linken Auge. D.h. im Nahbereich ist es auf jeden Fall eine Exophorie. Im Fernbereich kann ich keine Selbstdiagnose durchführen, weil mir eine Dekompensation da nicht gelingt.

Beste Grüsse,
Michael

Bild des Benutzers Olimla
Verbunden: 1. September 2015 - 14:10

Ja, kein Thema. Ich hatte sie eh eher für dich hier rein geschrieben und wollte hier auch keine weiteren Fragen stellen, da ich Eberhard nächste Woche persönlich sehe.

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Moin Alexander,

Du hast in der PDF wohl die Basis nicht richtig aufgeschrieben. Es kann nicht sein, dass rechts und links die gleiche Basis ist.

Hallo Michael,

auf jeden Fall ist die Brille dann nicht für die Nähe geeignet, lasse das bitte nochmal prüfen, ob Prisma Basis außen wirklich richtig ist.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Burkhard Schlinkmann
Verbunden: 7. November 2000 - 0:00

"Auch der Optiker meinte, dass meine Augen im Nahbereich nicht genügend konvergieren, auch wenn ich keine Doppelbilder sehe. Das würde ja bedeuten, dass mein Gehirn die Bilder falsch zusammenführt, ohne, dass beide in der Fovea liegen?"

Hallo Michael

Eberhard hat recht. Du solltest das nochmals von jemanden überprüfen lassen. Vllt sind die Rezeptdaten nur falsch in die Brille umgesetzt worden. Basis außen(wie bei deiner Brille) gibt man dann, wenn man einen Konvergenzüberschuss hat.

Gruss Burkhard

Bild des Benutzers Burkhard Schlinkmann
Verbunden: 7. November 2000 - 0:00

"Auch der Optiker meinte, dass meine Augen im Nahbereich nicht genügend konvergieren, auch wenn ich keine Doppelbilder sehe. Das würde ja bedeuten, dass mein Gehirn die Bilder falsch zusammenführt, ohne, dass beide in der Fovea liegen?"

Hallo Michael

Eberhard hat recht. Du solltest das nochmals von jemanden überprüfen lassen. Vllt sind die Rezeptdaten nur falsch in die Brille umgesetzt worden. Basis außen(wie bei deiner Brille) gibt man dann, wenn man einen Konvergenzüberschuss hat.

Gruss Burkhard

Bild des Benutzers Alfi
Verbunden: 19. Mai 2012 - 12:31

Vielen Dank für eure Informationen. Ich werde mich ggf. wieder hier melden, falls weitere Fragen auftauchen.