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Im Artikel von Stollenwerk \"Phoriebestimmung und Binok. Abgleich in richtiger Reihenfolge\" heisste es zu der Frage, ob man bei monokularen refraktiven Änderungen - die sich am \"Ende\" der Wf-Bestimmung am Cowen oder Kreuztest durch Schwärzungsunterschiede angezeigen - die Prismen aus der Messbrille nehmen soll oder nicht
...Farbsäume machen sich erst ab 4 pdpt Monokular störend bemerkbar. Es gibt aber auch Fälle, die trotz erheblicher höherer prismatischer Wirkungen eine monokulare Feinbestimmung erlauben. Dies liegt dann an einer günstigen Basislage, die die Abbildungsfehler einer prismatischen Augenlinse kompensiert, so dass mit dem monokularem Prisma sogar besser gesehen wird als ohne.

Diese Prismatische Augenlinse wirft bei mir folgende Fragen auf

Bei Winkelfehlsichtigkeiten weicht doch ein Auge oder beide von dem Fixierten Objekt durch eine leichte Fehlstellung (aufgrund von Muskelungleichgewicht oder ungleiche Innervation der Augenmuskeln) ab. Dies kann durch Muskelarbeit und/oder sensorische Vorgänge auch wieder zum Teil ausgeglichen werden, was aber die Muskeln anstrengt. Mit Vollkorrigierenden Prismen wird nun Bizentrale Abbildung erzeugt und die Augen können in eine entspannte, also unangestrengte Ruhestellung gehen.

Ist aber nun z. B. in einem Auge die Augenlinse leicht dezentriert, wird in diesem Auge das Bild nicht zentral abgebildet. Angenommen, im anderen Auge findet zentrale Abbildung statt wird evtl. folgendes im Binokularsehen passieren (wenn sonst kein Augenmuskelungleichgewicht oder ungleiche Augenmuskelinnervation vorliegt)
Der leichte Bildversatz in dem einen Auge kann durch Vergenz verkleinert werden, dafür wird aber im Anderen Auge dann nicht mehr zentral abgebildet. Da die Vergenz nie zu einer idealen Bildlage in beiden Augen führen kann und damit das Problem nur \"verlagert\" wird, könnte sich möglicherweise ein Mikrostrabismus entwickeln?

In einem solchen Fall wäre es dann auch verständlich, warum sich durch Prismen keine Verbesserungen ergeben würden (weil zwar die Vergenz durch Prismen aufgehoben werden würde, aber dann wieder der ursächliche Bildlagefehler vorhanden ist)

Sind diese Überlegungen schlüssig?

Gruß, Klaus

Bild des Benutzers Eberhard Luckas

Hallo Klaus,

ein Mikrostrabismus entsteht nicht unbedingt nur durch eine dezentrierte Augenlinse.

Die Auswirkungen, die Du aber beschreibst, sind tatsächlich die eines Mikrostrabismusses. Du korrigierst den Anteil der WF und hast scheinbar bizentrale Fixation, aber nach kurzer Zeit nutzt das abweichende Auge wieder die "alte" Fixation und der Zustand ist der gleiche, wie vor der Korrektion.

Zur anderen Frage, ob bei monokularer Änderung nach dem Cowentest die Prismen raus sollen oder nicht
Wenn Du wirklich nochmal monokular messen willst, ja, denn monokular wird immer zentral fixiert und diese Fixation streben wir ja mit der prismatischen Korrektion an.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Klaus2

mit dem "Anteil der WF" meinst Du den Vergenzanteil, der durch die falsche Bildlage und den daraus entstehenden Muskelausgleich entsteht?

wenn also dieser Vergenzanteil ausgeglichen ist und danach wieder die Ausgangssituation besteht, würde man bei der nächsten Messung feststellen, das die Prismen erhöht werden müssen, oder?

In diesem Fall müsste sich eigentlich nach dem ersten Korrekturversuch durch MKH am Kreuztest (nach dem Rücklauf) ein nicht zu beseitigender Schwärzenunterschied zeigen? Würde man diesen bei dem graueren Seheindruck mit Minus versuchen auf gleiche Schärze zu bekommen, würde wieder das Vergenzsystem durch Koppelung der Vergenz an die Akkommodation (die aus dem einseitig vorgehaltenem Minus entsteht) die Vergenz ändern und man hätte am Valenztest dann wieder Prävalenz?

Bild des Benutzers Eberhard Luckas

Hallo Klaus,

so würde ich das sehen.
Wichtig ist Mikrostrabismus ist mit MKH nicht beizukommen. Da sind eher Teste wie Schober und Co. gefragt, und das verträglichste Prisma ist das richtige, da kenne ich Leute, die auf 0,25 cm/m reagieren.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch

Hallo, Klaus,

immer erst mit "PLUS" monokular abgleichen,
Versuche es auf beiden Augen, da durch die Binokularmessung oft anschließend deutlich entkrampftere Verhältnisse vorliegen. Man staunt anfangs. wie häufig noch zusätzlich Plus angenommen wird und hinterher binokular trotzem alles stimmt (z.B. keine schwächere ESO). Später bleibt man dann anfangs länger und hartnäckiger bei der monokularen Überprüfung, ehe man auf die MKH-Teste geht.

Das Lehrbuchwissen hat hier noch viele Lücken, und die Kopplung des ACA-Quozienten ist weit lockerer, als vielfach beschworen, so meine Erfahrung.

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers AgnesMaria

Wenn ich nach Pola am Cowen noch mal abgleiche, dann mit Prisma. Es ist doch ein binokularer Vergleich. Wenn ich dagegen die Refraktion monokular nochmals bestimmen will, selbstverständlich ohne Prismen.

Dezentrierte Augenlinsen hat man eher bei einem Marfan-Syndrom. Oder nach der Cat-OP sitzt die IOL nicht im Kapselsack sondern Sulkus und schon haben wir hier Höhe und Seite. Aber das hat nichts mit WF oder Muskelinnervation zu tun. Das ist eine rein optische Geschichte. Da geht man wiederum ganz anders ran. Daraus entwickelt sich kein Mikrostrabismus. Wink

Die Entstehung dieser Sache (Mikrotropie) ist wiederum anders gelagert.

LG

A.M.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant