Forum

2 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
Bild des Benutzers Gast
Gast (nicht überprüft)
Ableben eines Auges bei Kindern?

Unser knapp dreijähriges Kind schielt. Behandlungen beim Augenarzt Abkleben eines Auges Angekündigte Operation im Alter von 6
Wir haben gehört Das könnte ganz falsch sein.
Wer hat Rat für uns? Sind für Hilfe dankbar!

Bild des Benutzers Andreas Polzer
Verbunden: 1. März 2000 - 0:00

Hallo Herr Beutlhauser,

leider gibt es auf diesem Gebiet immer noch sehr viele Missverständnisse.

"Schielen" ist keine Krankheit und kann folglich auch nicht "geheilt" werden. Es ist ein Muskelungleichgewicht der äusseren Augenmuskeln das anatomisch bedingt ist.
Dieser Zustand beeinflusst das beidäugige Sehen, da sehr viel Muskelenergie aufgewendet werden muss, um die Augen in die Parallelstellung zu bringen (nur so ist die Verschmelzung der beiden Seheindrücke möglich). Die Folge sind Kopfschmerzen, Migräne, Unkonzentiertheit, usw.
Man nennt diesen Zustand, in dem der Körper noch in der Lage ist, das Schielen auszugleichen "verdecktes Schielen" oder "Heterophorie".

Ist der Körper aufgrund des grossen Ungleichgewichts nicht mehr in der Lage dies auszugleichen, spricht man von "offenem Schielen", "Strabismus" oder "Heterotropie". In diesem Zustand ist KEIN beidäugiges Simultansehen mehr möglich.

Das Binokularsehen entwickelt sich bei Kindern in der Zeit bis zu ca. 10. Lebensjahr. Wird hierbei ein Auge abgeklebt (Occlusionstherapie), tritt zwangsläufig eine Entwicklungsstörung im beidäugigen Sehen auf. Die Kinder "sehen" zwar, aber sie nehmen die dreidimensionalität des Raumes nie richtig wahr. Leider wird dies vielzu spät bemerkt weil ja immer ein gewisser Teilerfolg sichtbar ist, denn das Auge scheint nach der Occlusionsbehandlung ja nicht mehr zu schielen.

Leider ist dies ein Trugschluss, denn es wurde nur der Muskel gestärkt, um die Parallelstellung der Augen besser zu bewerkstelligen. Der eigentliche Schielfehler (ungleiche Länge der Augenmuskeln) bleibt bestehen! Das offene Schielen ist lediglich in deas verdeckte Schielen übergegangen. (mit allen negativen Eigenschaften, d.h. Anstrengungsbeschwerden)

Die einzige wirkliche Alternative ist eine Prismenkorrektion in der Brille für den Zeitraum der Entwicklung des Sehen und, wenn das Auge ausgewachsen ist, eine Schieloperation (allerdings nur bei sehr grossen Schielfehlern)
In den meisten Fällen ist die prismatische Korrektion voll und ganz ausreichend!

Zu beachten ist nur, das sie von einem Spezialisten für Kinderoptometrie nach der sog. MKH (Mess-und Korrektionsmethode nach Haase) am "Polatest" durchgeführt wird. Andere Korrektionsmethoden bringen zwar Teilerfolge, korrigieren aber lediglich den motorischen teil der Heterophorie aus.

Viele Grüsse,

Andreas Polzer